Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im Kaufrecht

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1 Schriften zum Kunst- und Kulturrecht 11 Annamaria Hachmeister Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im Kaufrecht Nationales, internationales und Einheitskaufrecht Nomos

2 Schriften zum Kunst- und Kulturrecht Herausgegeben von Prof. Dr. Barbara Grunewald, Universität Köln Prof. Dr. Burkhard Hess, Universität Heidelberg Prof. Dr. iur. Dr. phil. h.c. Peter Michael Lynen, Hochschule für Musik und Tanz Köln Prof. Dr. Kerstin Odendahl, Universität Kiel Prof. Dr. Janbernd Oebbecke, Universität Münster Prof. Dr. Rainer J. Schweizer, Universität St. Gallen Prof. Dr. Armin Stolz, Universität Graz Band 11 unterstützt durch

3 Annamaria Hachmeister Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im Kaufrecht Nationales, internationales und Einheitskaufrecht Nomos

4 Die Arbeit wurde von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) unter dem Titel: Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im nationalen und internationalen Kaufrecht sowie im Einheitskaufrecht als Dissertation angenommen. Erster Berichterstatter: Zweiter Berichterstatter: Prof. Dr. Dieter Martiny Prof. Dr. Michael Stürner Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Zugl.: Frankfurt (Oder), Rechtswissenschaftliche Fakultät, Diss., 2010/2011 ISBN ISBN ISBN (Nomos Verlag, Baden-Baden) (Dike Verlag, Zürich/St. Gallen) (facultas.wuv Verlag, Wien) D 6 1. Auflage 2012 Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der photomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

5 Inhaltsverzeichnis Teil I: Grundlagen 1 Einleitung 25 A. Einführung in die Thematik der Arbeit 25 B. Gang der Untersuchung 30 C. Terminologie 31 I. Kunstraub Beutekunst Raubkunst Entartete Kunst 34 II. Illegaler Export 34 III. Illegaler Kulturgüterverkehr 34 D. Einstiegsfälle aus der internationalen Rechtsprechung 35 I. Menzel v. List Sachverhalt Entscheidungsgründe Stellenwert der Entscheidung in der USamerikanischen und deutschen Gerichtspraxis und Literatur 41 II. Kunstsammlungen zu Weimar v. Elicofon Sachverhalt Entscheidungsgründe Stellenwert der Entscheidung in der USamerikanischen und deutschen Gerichtspraxis und Literatur 48 III. Schlussfolgerungen 49 2 Sonderrecht zur Regelung des Kulturgüterverkehrs Handelsbeschränkungen 51 A. Internationales und Europäisches Sonderrecht 51 I. Einführung 51 II. Grundzüge des Sonderrechts Internationale Staatsverträge 56 a) UNESCO-Konvention von 1970 zum Kulturgüterschutz 57 aa) Maßgebliche Regelungen 58 bb) Wirkung der UNESCO-Konvention 60 7

6 b) UNIDROIT-Übereinkommen von 1995 über gestohlene oder rechtswidrig ausgeführte Kulturgüter 64 aa) Inhalt 66 bb) Rückgabe gestohlener Kulturgüter 67 cc) Rückführung rechtswidrig ausgeführter Kulturgüter 70 dd) Resümee 72 ee) Standpunkt der Bundesrepublik Deutschland zum UNIDROIT-Übereinkommen Unionsrecht 75 a) Verordnung 116/2009 des Rates vom 18. Dezember 2008 über die Ausfuhr von Kulturgütern 77 aa) Ausfuhrgenehmigung 77 bb) Zuständigkeit für die Erteilung der Genehmigung 78 cc) Maßgeblicher Zeitpunkt 79 dd) Auswirkungen der Verordnung 79 b) Richtlinie 93/7 vom 15. März 1993 über die Rückgabe von unrechtmäßig verbrachten Kulturgütern 80 aa) Sachlicher und zeitlicher Anwendungsbereich 81 bb) Unrechtmäßiges Verbringen 81 cc) Aktivlegitimation 81 dd) Rückgabeschuldner 82 ee) Verjährung 83 ff) Entschädigungsanspruch 83 gg) Zwischenergebnis 84 c) Auswirkungen der Unionsinstrumente auf das nationale Recht 84 aa) Einführung eines einklagbaren Rückgabeanspruchs 84 bb) Eigentumsverhältnisse an dem Kulturgut nach erfolgter Rückgabe 85 cc) Anspruchskonkurrenz 86 dd) Auswirkungen auf den Kunsthandel 88 d) Stellungnahme 88 3 Nationales Recht 89 A. Kulturgutschutzgesetz 90 I. Anwendungsbereich 91 II. Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes 91 III. Rechtswirkungen der Eintragung: Genehmigungspflicht 93 IV. Genehmigung zur Ausfuhr 93 8

7 V. Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen das KultgSchG 94 B. Kulturgüterrückgabegesetz 94 I. Rückgabeanspruch für geschütztes deutsches Kulturgut 95 II. Rückgabeansprüche anderer Staaten Unionsrechtlicher Rückgabeanspruch Völkerrechtlicher Rückgabeanspruch Rückgabeschuldner / Rückgabegläubiger Exkurs: Sachenrechtliche Grundsätze Beurteilung der Eigentumsverhältnisse Entschädigungsregelung Verjährung und Erlöschen des Rückgabeanspruchs Rückgabeverfahren Rückgabeklage Anspruchskonkurrenz 106 III. Einfuhrgenehmigung 106 IV. Aufzeichnungspflichten für den Kunst- und Antiquitätenhandel 107 C. Resümee 107 D. Exkurs: Res sacrae und res extra commercium Kulturgüterrechtliche Besonderheiten einiger ausgewählter Rechtsordnungen 109 A. Frankreich 110 I. Grundlagen: Internationale Konventionen 110 II. Einführung in den französischen Kulturgüterschutz: Code du Patrimoine 111 III. Nationale Schätze 114 IV. Sonstige Besonderheiten im nationalen Recht 115 B. Italien 116 I. Grundlagen und Internationale Konventionen 116 II. Codice dei Beni culturali e del paesaggio 117 III. Ausfuhrbeschränkungen 119 IV. Vorkaufsrecht des Staates und res extra commercium 122 C. Vereinigtes Königreich 124 I. Grundlagen: Internationale Konventionen 124 II. Exportbeschränkungen 125 III. Vorkaufsrecht 129 IV. Sonstige Besonderheiten im nationalen Recht 129 D. USA 130 I. Einführung 130 II. Internationale Konventionen und multilaterale Staatsverträge 130 III. Besonderheiten im nationalen Recht 132 9

8 E. Kanada 134 I. UNESCO-Konvention 134 II. Das UNIDROIT-Übereinkommen 137 F. Resümee Kunstwerk Kulturgut: Abgrenzung und Begriffsklärung 142 A. Multilaterale Staatsverträge 143 I. UNESCO-Konvention 143 II. UNIDROIT-Übereinkommen 144 III. Zwischenergebnis 145 B. Unionsrecht 145 I. Kulturgut im Sinn des Art. 36 AEUV 145 II. Die Verordnung 116/ III. Die Richtlinie 93/7 147 C. Innerstaatliches Recht 147 I. Kulturgutschutzgesetz 147 II. Kulturgüterrückgabegesetz 148 D. Zwischenergebnis Resümee 150 Teil II: Vertragsrecht Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im Kaufrecht 1 Internationales Einheitsrecht 155 A. Einführung 155 B. Verhältnis des Einheitsrechts zur Rom I-VO 159 C. Das CISG im internationalen Kunsthandel 161 I. Einführung 161 II. Anwendungsvoraussetzungen und Anwendungsbereich des CISG Die autonomen Anwendungsvoraussetzungen 163 a) Sachlicher Anwendungsbereich 163 aa) Einführung 163 bb) Kaufvertrag 165 cc) Kunstwerke als Ware im Sinne des CISG 166 b) Räumlich-persönlicher Anwendungsbereich Die kollisionsrechtlichen Anwendungsvoraussetzungen Ausschlusstatbestände 172 a) Verbrauchsgüterkauf 172 aa) Art. 2 lit. a CISG 172 bb) Gruber-Urteil des EuGH 174 cc) Stellungnahme

9 b) Versteigerungen 179 III. Zwischenergebnis 181 IV. Vom CISG nicht erfasste Fragen 181 V. Inhalt des Kaufvertrages, Rechte und Pflichten der Parteien Verkäuferpflichten Käuferpflichten 189 VI. Vertragsstörungen / Gewährleistungsansprüche Problemstellung Wesentliche Vertragsverletzung als zentraler Begriff des Leistungsstörungsrechts 192 a) Der Mangelbegriff im CISG 193 aa) Begriff des Sachmangels 193 (1) Rechtsprechung des BGH zum Lebensmittelrecht 194 (a) Lieferung cadmiumbelasteter Muscheln 194 (b) Stellungnahme 196 (c) Dioxin belastetes Schweinefleisch 197 (d) Stellungnahme 199 (2) Ausländische Rechtsprechung 200 (3) Resümee 203 bb) Rechtsmangel Typische Vertragsverletzungen des Verkäufers beim Verkauf gestohlener, geraubter oder illegal exportierter Ware 204 a) Nichtlieferung des Kunstwerkes oder der betreffenden Dokumente 204 b) Exportverbote als wesentliche Vertragsverletzung 205 aa) Einführung/Grundlagen 205 bb) Öffentlich-rechtliche Beschränkungen der Sache als Sach- oder Rechtsmangel 206 (1) Abgrenzung nach 434, 435 BGB 207 (2) Schlussfolgerung für das BGB 211 (3) Schlussfolgerung für das CISG 214 cc) Stellungnahme/Resümee: Exportverbote als Sachmangel 216 dd) Haftungsausschluss bei Kenntnis des Käufers vom Mangel, Art. 35 Abs. 3 CISG 222 ee) Untersuchungs- und Rügeobliegenheit 224 c) Zwischenergebnis 225 d) Behandlung spezifischer Rechtsmängel 225 aa) Grundlagen

10 bb) Verkauf gestohlener oder geraubter Kunstwerke 225 cc) Belastung des Kunstwerkes mit einem Herausgabe- oder Rückgabeanspruch 227 dd) Rügeobliegenheit gem. Art. 43 CISG 228 e) Resümee Rechtsbehelfe des Käufers 230 a) Überblick 230 b) Anspruch auf Erfüllung, Art. 46 CISG 230 c) Minderung gem. Art. 50 CISG 232 d) Vertragsaufhebung 234 e) Schadensersatz Haftungsbefreiung des Verkäufers 240 a) Grundsätze der Haftungsbefreiung 240 b) Gesetzliche Haftungsbefreiung bei Exportverboten 242 c) Gesetzliche Haftungsbefreiung bei Rechtsmängeln 244 D. Resümee Kollisionsrecht 246 A. Ausgangspunkt 246 B. Die Rom I Verordnung 247 I. Überführung des EVÜ in eine EU Verordnung 248 II. Der Anwendungsbereich der Rom I-VO 251 C. Das Vertragsstatut 252 I. Rechtswahl gemäß Art. 3 Rom I-VO 253 II. Verbraucherverträge 255 III. Objektive Anknüpfung gem. Art. 4 Rom I-VO Art. 4 Abs. 1 lit. a Rom I-VO Begriff des gewöhnlichen Aufenthalts, Art. 19 Rom I- VO Art. 4 Abs. 1 lit. g Rom I-VO Bestehen einer engeren Verbindung, Art. 4 Abs. 3 Rom I-VO 262 IV. Zwischenergebnis 264 V. Korrektur des nach Art. 3, 4 Rom I-VO aufgefundenen Rechts aufgrund zwingenden Rechts Grundlagen: Begriff und Art von Eingriffsnormen 265 a) Eingriffsnormen der lex causae, der lex fori und drittstaatliche Eingriffsnormen 267 b) Zwingender Charakter der Eingriffsnorm Durchsetzung der Eingriffsnormen aus dem Bereich des Kulturgüterrechts 270 a) Einleitung

11 b) Zwingendes Recht und Staatsverträge 271 c) Beachtung deutscher Kulturgutschutzbestimmungen 272 aa) Art. 9 Abs. 2 Rom I-VO: Grundlagen 272 bb) Bestimmungen des deutschen Rechts 272 cc) Normzweck Anwendungswille der Norm 273 dd) Enge Verbindung: Inlandsbezug 274 ee) Rechtsfolge des Art. 9 Abs. 2 Rom I-VO 275 d) Zwischenergebnis 277 e) Beachtung ausländischer Kulturgutschutzbestimmungen 278 aa) Grundlagen 278 bb) Problemstellung: Territorialitätsgrundsatz 280 (1) AG of New Zealand v. Ortiz 281 (2) Stellungnahme 282 (3) Iran v. Berend 283 (4) Stellungnahme 285 (5) Union de l Inde c. Crédit Agricole Indosuez (Suisse) SA 287 (6) Stellungnahme 292 cc) Schlussfolgerungen 294 dd) Art. 9 Abs. 3 Rom I-VO 296 (1) Grundsätze des englischen Kollisionsrechts und Ralli Bros 298 (2) Inhaltliche Kritik an Ralli Bros. 303 (3) Funktionsweise und Umfang des Art. 9 Abs. 3 Rom I VO 303 (4) Stellungnahme 309 ee) Legitimität der Theorien über die Beachtung der zwingenden Normen des Vertragsstatuts unter Rom I-VO 312 (1) Die Schuldstatutstheorie 313 (2) Die Datum - Theorie 315 (3) Die Machttheorie 315 (4) Positiver ordre public 317 (5) Die Sonderanknüpfung 317 (6) Die Kombinationslösung 318 ff) Zwischenergebnis 319 gg) Über Art. 9 Abs. 3 hinausgehende Möglichkeiten der Berücksichtigung drittstaatlicher Eingriffsnormen 319 (1) Grundlagen 319 (2) Die materiell-rechtliche Berücksichtigung

12 (aa) Sittenwidrigkeit, 138 BGB 322 (bb) Unmöglichkeit 324 (cc) Störung der Geschäftsgrundlage, 313 BGB 324 (dd) Vorliegen eines Mangels 325 (3) Rechtsfolgen der Anwendung des Eingriffsrechts nach der materiellrechtlichen Theorie Stellungnahme Berücksichtigung ausländischer Kulturgüterschutznormen aufgrund des Einflusses der UNESCO-Konvention 327 a) Iran v. Barakat 327 b) Eigene Stellungnahme 332 c) KG Berlin 333 d) Stellungnahme 335 VI. Fazit Auswirkungen des Sonderrechts für gestohlene oder unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter auf den Kaufvertrag nach 433 BGB 339 A. Einführung 339 B. Primäransprüche beim Kaufvertrag gem. 433 BGB 339 C. Wirksamkeit des Kaufvertrages 340 I. Nichtigkeit des Kaufvertrages gem. 134 BGB Einführung Der Begriff des Verbotsgesetzes 341 a) Verbots gesetz 341 b) Verbots gesetz Export- und Importverbote als Verbotsgesetze 346 a) 1 Abs. 4 KultgSchG 346 aa) Genehmigungsvorbehalt der Vorschrift 346 bb) Verbringen als tatsächliche Handlung 347 cc) Umgehungsabsicht / Subjektive Komponente 349 b) Zwischenergebnis 351 c) 4 KultgSchG als Verbotsgesetz i.s.v. 134 BGB 351 d) Art. 2 der Verordnung 116/2009 als Verbotsgesetz 352 e) Art. 3 der Verordnung 1210/2003 als Verbotsgesetz 353 f) Art. 3 der UNESCO-Konvention als Verbotsgesetz 354 g) 14 Abs. 1 KultGüRückG als Verbotsgesetz Rechtsfolgen der Verletzung eines Verbotsgesetzes 356 II. Resümee 357 III. Nichtigkeit des Kaufvertrages nach 138 BGB

13 1. Normzweck und Abgrenzung Das Rechtsgeschäft als Gegenstand der Regelung Die guten Sitten als Maßstab Subjektive Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit Maßgeblicher Zeitpunkt der Sittenwidrigkeit Rechtsfolgen des 138 BGB 367 IV. Resümee 368 D. Zwischenergebnis 369 E. Rechte des Käufers beim wirksamen Kaufvertrag 370 I. Die Rechtsbehelfe des 437 BGB Nacherfüllung gem. 437 Nr. 1, 439 BGB Nr. 2 BGB: Rücktritt oder Minderung 376 a) Das Rücktrittsrecht des Käufers 376 aa) Voraussetzungen des Rücktritts 377 bb) Rechtsfolgen des Rücktritts 378 b) Die Minderung Nr. 3 BGB: Schadensersatz oder Aufwendungsersatz 381 a) Der Schadensersatzanspruch 381 aa) Schadensersatz statt der Leistung 381 bb) Schadensersatz neben der Leistung 384 cc) Vertretenmüssen 386 b) Aufwendungsersatz 389 II. Ausschluss und Verjährung der Mängelrechte Vertraglich vereinbarter Haftungsausschluss Gesetzlicher Haftungsausschluss Verjährung der Gewährleistungsansprüche 393 III. Verhältnis der Gewährleistungsansprüche zu anderen Rechtsbehelfen 394 IV. Resümee 401 Teil III Zusammenfassung und Gesamtergebnis A. Internationales, europäisches und nationales Kulturgüterschutzrecht 405 B. Beachtung drittstaalicher Exportverbote 408 C. Sachrechtliche Ebene 410 D. Bewertung und Ausblick 414 Literaturverzeichnis 417 Register