Risikofaktoren für und Schutzmechanismen gegen eine niedrige Rente im Alter
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- Jutta Günther
- vor 7 Jahren
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1 Risikofaktoren für und Schutzmechanismen gegen eine niedrige Rente im Alter Einkommensungleichheit und Armut in Deutschland Messung, Befunde und Maßnahmen Statistik-Tage Bamberg Fürth Dr. Martin Brussig Lina Zink Dominik Postels Bamberg,
2 Agenda Altersarmut? Niedrige Rente? Das Projekt Daten und Definitionen Wer bezieht niedrige Renten? Risikofaktoren und Schutzmechanismen Fazit 2
3 ALTERSARMUT? NIEDRIGE RENTE? DAS PROJEKT 3
4 Ausgangslage Diskussion um Altersarmut Rentenreformen: Absenkung des Sicherungszieles und des Leistungsniveaus in der GRV Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: Ausweitung von Niedriglohn- Beschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit, nicht versicherter Beschäftigung, steigende Frauenerwerbstätigkeit Legitimität der GRV hängt auch davon ab, inwieweit sie (unter bestimmten Bedingungen) eine Leistung oberhalb der Grundsicherung erreicht 4
5 Fragen Projektfragen: Wer ist (nicht) vor niedrigen Renten geschützt? Was sind Determinanten von niedrigen Renten trotz vieljähriger Versicherung? Welche Versicherungsverläufe führen in niedrige Renten? Heute: Welche Risikofaktoren für und Schutzmechanismen gegen eine niedrige Altersrente sind zu identifizieren? Was ist daraus für die Verhinderung niedriger Renten abzuleiten? 5
6 DATEN UND DEFINITIONEN 6
7 Datengrundlage: BASiD Biografiedaten ausgewählter Sozialversicherungsträger in Deutschland (BASiD) (2007) Versichertenkontenstichprobe (VSKT) der GRV Stichprobe aller RV-Versichertenkonten zwischen 30 und 67 Jahren Variabler Datenteil: Versicherungsverläufe (Höhe und Grund monatlicher Entgeltpunkte, rentenrechtliche Zeiten) Fixer Datenteil: Geschlecht, Alter, ggf. Art des Rentenbezugs, Rentenberechnung, Gesamtleistungsbewertung Integrierte Erwerbsbiographien (IEB) der BA Erwerbsbiographie, Arbeitszeit Betriebs-Historik-Panel (BHP) der BA Wirtschaftszweig, Betriebsgröße, Beschäftigtenstruktur 7
8 Langjährige Versicherung und Niedrige Rente Langjährige Versicherung: Mind. 30 Jahre rentenrechtliche Zeiten Alle Personen in BASiD-Daten Altersrentner*innen Niedrige Rente: Orientierung an Existenzminimum, Abstand 10%, für 2014: 766 Alle Altersrentner*innen < 30 Jahre rentenrechtliche Zeiten Teilrenten Ungeklärte Konten FRG-Zeiten Knappschaftszeiten Unverständliche Summen Unplausible Zustände nach Renteneintritt Quelle: BASiD 2007, eigene Darstellung. 8
9 WER BEZIEHT NIEDRIGE RENTEN? 9
10 Gesamt: 22% Renten bis 766 n=4110 n=4237 Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, gewichtet. 10
11 Gesamt: 22% Renten bis 766 n=4110 n=3816 n=4237 Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, gewichtet. 11
12 RISIKOFAKTOREN UND SCHUTZMECHANISMEN 12
13 Überlegungen zum Regressionsmodell Geschlecht Region Kinder/ Pflege Minijob Sonstige Ausbildung Soziodemographie Rentenrechtliche Zeiten Selbstständigkeit Arbeitslosigkeit Wirtschaftszweig EM-Rentenbezug Svp Beschäftigung Krankheit Betriebsgröße Betriebliche Faktoren Niedrige Renten j/n Arbeitszeit Zu- oder Abschläge aus Versorgungsausgleich Weitere Rentenrechtliche Faktoren Zu- oder Abschläge je nach Renteneintrittsalter Einkommen 13
14 Risiko niedriger Renten (Logit-Modelle) Model 0 Model 4 Model 5 Model 6 Geschlecht (Ref. Frau) *** *** ** West/Ostdeutschl. (Ref. West) 0.461* 0.706*** 0.584* Ohne Berufausbildung 1.350*** 1.320*** 0.605* Universität / FH *** *** Kinderberücksichtigungszeiten ** * Kindererziehungszeiten *** *** *** Pflegezeiten * *** *** Krankheitszeiten *** *** *** Minijobzeiten Arbeitslos: Alhi/Alg II ** * Arbeitslos: Alg *** *** *** Arbeitslos (AZ) Selbständigkeit *** *** *** Freiwillige Beiträge/ Sonst. AZ *** *** *** EM-Rentenbezug *** *** *** Svp Beschäftigung *** *** *** Abschläge *** *** *** Versorgungsausgleich *** *** *** Arbeitszeitskala (zentriert) *** ** Relative Einkommensposition *** Konstante *** 11.77*** 12.51*** 28.98*** N Pseudo R Anm.: *** p<0.001, ** p<0.01, * p<0.05. Kontrolliert wurde zudem auf Betriebsgröße und Wirtschaftszweig, Interaktion zu Versorgungsausgleich*Geschlecht. 14
15 FAZIT 15
16 Fazit Der grundsätzlichen Logik der GRV folgend, sind Zeiten in der Rentenversicherung risikosenkend. Allerdings ist die Schutzwirkung einiger Zustände - vor allem von Alg II/Alhi nicht ausreichend. Die Verhinderung früher Renteneintritte durch Abschläge funktioniert bei Beziehenden (dann) niedriger Renten nicht. Faktoren der Erwerbstätigkeit (Arbeitszeit/Einkommen) sind wichtige Ansatzpunkte zur Verhinderung niedriger Renten, die nicht das Rentenrecht betreffen. Beziehende niedriger Renten sind nicht vornehmlich erwerbsferne Personen. Hinter niedrigen Renten stehende Rentenbiografien sind verschieden. Eine Lösung für alle ist nicht möglich. 16
17 Danke! 17
18 ANHANG 18
19 Verteilung der unabhängigen Variablen der Regressionsanalysen (Teil 1) Variable Kein Niedrigrentenbezubezug Niedrigrenten- Gesamt Weiblich Männlich West Ost Ohne Berufsausbildung Mit Berufsausbildung FH/Universität Betriebsgröße <=19 Beschäftigte Betriebsgröße Betriebsgröße Betriebsgröße Betriebsgröße >= Baugewerbe Handel, Gastgewerbe und Verkehr Finanzierung, Vermietung und UnternehmensDL Öffentl. und priv. DL Produzierendes Gewerbe Landwirtschaft
20 Verteilung der unabhängigen Variablen der Regressionsanalysen (Teil 2) Bezieher höherer Renten Bezieher niedriger Renten Std. Variable Obs. MW Std. Dev. Min Max Obs. MW Dev. Min Max Kinderberücksichtigungszeiten ,70 30, ,95 62, Kindererziehungszeiten ,91 11, ,34 15, Pflegezeiten ,76 7, ,54 20, Krankheitszeiten ,07 9, ,94 8, Minijobzeiten ,70 5, ,85 13, Alhialgii ,86 7, ,84 11, aloalg ,07 22, ,33 25, aloaz ,22 11, ,07 27, Zeiten in Selbstständigkeit ,55 19, ,50 12, Sonstige Zeiten ,22 35, ,96 63, Zeiten in EMRente ,91 37, ,26 36, SVP Beschäftigung ,19 81, ,48 102, Zu- und Abschläge ,82 20, ,54 22,14-12,00 60 Versorgungsausgleich ,11 3,46-29,42 40, ,13 1,85-18,91 14,13 Interaktion Vers.*Geschlecht ,40 2,20-29,42 8, ,11 1,11-18,91 1,53 Arbeitszeitskala (zentriert) ,11 0,29-1,75 0, ,31 0,55-1,745 0,25 Rel. Einkommensposition ,79 32,14 16,28 198, ,70 19,30 14,65 171,81 20
21 Arbeitszeitumfang und Einkommenshöhe Arbeitszeit-Skala: Monate kurze TZ *1 + Monate lange TZ *2 + Monate VZ *3 (Monate kurze TZ + Monate lange TZ + Monate VZ ) Relative Einkommensposition: 1 n n Monatl. EP svp Beschäftigung i=1 i *12 1 EP *100 n = Monate svp Beschäftigung 1 EP = durchschnittliches Einkommen pro Jahr 21
22 Quintile Quintile Quintile Quintile Anteil der eigenen GRV-Rente am persönlichen Gesamteinkommen nach GRV-Einkommensquintilen (2007) Westdeutsche Männer Westdeutsche Frauen % % 82% % % % % % % % Ostdeutsche Männer Ostdeutsche Frauen % % % % % % 94% 96% 95% 91% Quelle: Frommert/Himmelreicher 2013, S. 147,149 u. 151f. ASID
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