Interaktive Fallstudienarbeit
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- Eva Jaeger
- vor 8 Jahren
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1 Prof. Dr. Ulrike Hellert / Christian Damke (M.Sc.-Psych) Didaktische Ausarbeitung: Prof. Dr. S. Fichtner-Rosada (KCD) Fallstudie zur Innovativen Arbeitszeitgestaltung TIMELESS-IT Software Beratungsunternehmen GmbH Lernziel der Fallstudie Mit der Fallstudie sollen die Anwender ein Verständnis dafür erlangen, wie Texte konzipiert werden, um kompetenzorientiertes Problemlösen mit Studierenden zu trainieren. Ziel ist es, die Studierenden betriebswirtschaftliche Implikationen am Beispiel der Arbeitszeitgestaltung in Gruppenarbeit gemäß des Problem Based Learning-Ansatzes (PBL) reflektieren, simulieren und ein lösungsorientiertes Konzept entwickeln zu lassen. Dabei ist in dieser Fallstudie offen, in welcher konkreten Fachdisziplin vertieft werden soll. Die Anwender sind Coachs, die auf die beruflichen Interessen ihrer Studierenden eingehen und die Fachlichkeit der Fallstudie entsprechend anpassen. Wesentlich ist dabei die Beachtung der modulspezifischen Lernergebnisse im Hinblick auf fachliche und personale Anforderungen der Studierenden. Im Text sind Markierungen und Nummerierungen eingefügt, die mögliche Aufgabenstellungen und Schnittstellen zu Fachgebieten unter Angabe der Kompetenzstufe auf dem Anlagenblatt (Bearbeitungshinweise) formulieren. Benutzen Sie bitte diese oder weitere Anknüpfungspunkte in der Fallstudie, um sich den Text ganz konkret als Lehrmaterial für eine eigene Veranstaltung zu gestalten. Planen Sie dabei bitte sorgfältig den Umfang, die Organisation der Gruppenarbeit sowie die Modalitäten der Präsentation der Ergebnisse. Hinweise hierzu können den Unterlagen zur Didaktik im Online Campus entnommen werden ( Prof. Dr. Ulrike Hellert Christian Damke, M.Sc. Prof. Dr. Sabine Fichtner-Rosada 1
2 1. Ausgangslage Innovative flexible Arbeitszeiten können einen wichtigen Beitrag leisten, um den Herausforderungen des demografischen Wandels erfolgreich zu begegnen. Flexible Arbeitszeiten sind in dynamischen Märkten aufgrund der vielfältigen Ausstrahlungseffekte von großer Bedeutung. So kann die Arbeitszeitgestaltung 1 beispielsweise dazu beitragen, personelle Ressourcen im Unternehmen optimal zu nutzen, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern und die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern². Des Weiteren kann mit flexiblen Arbeitszeitmodellen besser auf z.b. schwankende Auftragsvolumen reagiert werden. Somit fungieren flexible Zeitmodelle auch als betriebliche Ressource, die u.a. psychische Belastungen durch hohen betrieblichen und privaten Termin- und Leistungsdruck mindern können. Nicht zuletzt werden hiermit förderliche Bedingungen für alle Interessensgruppen geschaffen: Zufriedene Beschäftigte haben i.d.r. eine höhere Bindung zum Unternehmen, sind motivierter, leistungsfähiger und gesünder. Eine entsprechend hohe Arbeitszufriedenheit wirkt sich ebenfalls positiv auf das Privatleben aus (Work-Life-Balance). Hiermit sind gute Voraussetzungen für sowohl Wettbewerbsfähigkeit, Mitarbeiterbindung und Fachkräftegewinnung der Unternehmen 3 geschaffen, die direkt zum gewünschten Unternehmenserfolg als auch der Kundenzufriedenheit beitragen. Arbeitszeitgestaltung kann auch als sog. Win-Win-Strategie 4 betrachtet werden, bei dem sich häufig diverse Interessenslagen ergeben können, die es durch faire und transparente Gestaltungsmaßnahmen auszugleichen gilt. Am Ende steht ein Arbeitszeitmodell von dem alle Beteiligten profitieren. 2. Das Unternehmen Das mittelständische Unternehmen TIMELESS-IT 5 wurde im Jahr 1989 in Süddeutschland gegründet. Es entwickelt für seine Kunden in der Dienstleitungsbranche maßgeschneiderte Softwarelösungen 6 zur Gestaltung von Abrechnungsprozessen und bietet in diesem Bereich auch IT-Beratung an. Der Firmengründer, Klaus Becker, ist Geschäftsführer des Unternehmens. Er versteht sich als Pionier und Visionär mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und erwartet andererseits hohes Engagement und qualitativ hochwertige Leistungen von seinem Personal. Das IT-Unternehmen ist durch erfolgreiches Wachstum in den letzten zehn Jahren vielen organisatorischen Veränderungen ausgesetzt. Arbeitsstrukturen, wie die Arbeitszeitregelungen wurden beispielsweise kontinuierlich an die jeweilige Situation angepasst. Im Unterschied zu Großunternehmen fehlt der Geschäftsführung zur Unterstützung jedoch eine eigene Stelle 7, die sich mit wichtigen aktuellen Themen wie dem Gesundheitsmanagement, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der wettbewerbs- und mitarbeiterorientierten Arbeitszeitgestaltung beschäftigt. Die Arbeitszeitkontrolle obliegt den jeweiligen Vorgesetzten im Team und der Personalleiterin, Frau Schmidt, die sich allerdings primär um das klassische Personalwesen kümmert und keine strategischen Aufgaben wahrnimmt. 2
3 Bei TIMELESS-IT 8 sind heute 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, der Frauenanteil beträgt 25 %. Überwiegend sind dies Softwareentwicklerinnen und entwickler, die meist ein Informatikstudium absolviert haben. Ein weiterer Teil des Personals ist in der Beratung tätig. Sie unterstützen die Kunden bei der Einführung und Anwendung der TIMELESS- IT Software im jeweiligen Unternehmen. TIMELESS-IT bietet seinen Kunden eine Telefonhotline an, die Montag Freitag von 8 Uhr bis 18 Uhr besetzt ist. In dringenden Fällen ist zusätzlich eine Hotline für Anwender eingerichtet, wobei die zeitliche Erreichbarkeit nicht festgelegt ist. TIMELESS-IT ist nicht tarifgebunden, hat aber einen Betriebsrat, dessen Vorsitzender Herr Fass ist. Der Anteil an Teilzeitbeschäftigten im Unternehmen liegt bei 5%. 3. Die Wettbewerbssituation Die Informations- und Telekommunikationsbranche 9 zählt zu den zukunftsreichsten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Zum einen ist dies an der führenden Rolle in der Bruttowertschöpfung zu erkennen, aber auch an der Funktion als bedeutender Arbeitgeber. Aufgrund der aktuellen guten Auftragslage werden auch bei TIMELESS-IT zusätzliche Fachkräfte benötigt, die jedoch derzeit sehr schwer zu rekrutieren sind. Der Sicherung des Personalvermögens (als Produkt aus allen Qualifikationen und Motivationen des Personals) kommt im Kontext des demografischen Wandels eine zentrale Aufgabe zu. Leistungs- und Termindruck führen bei gleichzeitigem Personalengpass nicht selten zu hoher Beanspruchung bei den IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und beeinträchtigen somit nicht zuletzt die Handlungsfähigkeit und Servicequalität des Unternehmens. 4. Das Arbeitszeitmodell Gemeinsam mit dem Betriebsrat wurde vor zehn Jahren für das Unternehmen ein klassisches Gleitzeitmodell eingeführt. Der Gleitzeitrahmen umfasst die Zeit von 7:30 18:00 Uhr mit einer Kernarbeitszeit von 9:00 15:00 Uhr, allerdings hat sich die starre Kernarbeitszeit als besonders hinderlich insbesondere für den eigenen Handlungsrahmen erwiesen. Aktuell wird überlegt, dieses Modell durch ein flexibleres innovatives Arbeitszeitmodell zu ersetzen, um mehr Zeit- und Handlungsautonomie zu schaffen. Der Geschäftsführer, Herr Becker, ist dem Rat seiner Personalleiterin gefolgt und hat bei einem internen Meeting das Thema Arbeitszeitgestaltung zur Diskussion gestellt. Sowohl die Führungskräfte als auch der Betriebsratsvorsitzende Herr Fass halten eine Neugestaltung der Arbeitszeiten 10 für sehr wichtig. Die Teamleiterin Frau Kraft ist ebenfalls für eine längst überfällige Neugestaltung der Arbeitszeitregelung. Da sie als Teilzeitmitarbeiterin in einer Führungsrolle tätig ist, legt sie besonderen Wert auf einen ausreichenden Handlungsspielraum bei der Arbeitszeitverteilung. 3
4 Erste Überlegungen im Team mittels Brain Storming ergaben folgende für das Unternehmen interessante Ziele 11, die durch das neue Arbeitszeitmodell gefördert werden sollten: Akquise neuer Aufträge Ausbau des Beratungsangebotes per Telefon und Hotline Verbesserung der Unternehmensreputation Vorteile im Personalrecruiting Alternsgerechtes Arbeiten Bessere Work-Life-Balance Abbau des hohen Überstundensaldos Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes. 5. Mögliche Fragestellungen an die Studierenden (in Übereinstimmung mit den Vorgaben im Fachmodul) 1. Systematisieren 12 Sie als externer/e Arbeitszeitberater/in 13 die Problemstellung und mögliche Lösungsansätze. 2. Entwickeln Sie darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für die Gestaltung eines Arbeitszeitmodells, das die betrieblichen Ziele im Brain Storming 14 berücksichtigt. 3. Definieren Sie Indikatoren 15 (=messbare Kriterien), anhand derer Sie sowohl den derzeitigen Stand als auch die beabsichtigten Veränderungen nach entsprechenden Maßnahmen evaluieren können. 4. Bereiten Sie eine Präsentation 16 für die Personalleiterin Frau Schmidt vor für die Geschäftsführung für den Gesamtbetriebsrat für einen Vortrag im Rahmen einer Demografie-Tagung bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. 4
5 Hinweise zur fach- & themenspezifischen Ausrichtung der Fallstudie An 16 Stellen der Arbeitszeit-Fallstudie finden Sie nummerierte Bearbeitungshinweise zur Adaptation der Fallstudie. Diese entsprechen den unten aufgelisteten Kommentaren und leiten Sie an, die Fallstudie thematisch der jeweiligen Zielgruppe (Studierende versch. Fachbereiche) bzw. Ihren Unterrichtseinheiten und Schwerpunkten anzupassen. Markierung Nr.: 1. Recherchieren und bewerten Sie Formen der Arbeitszeitgestaltung und stellen Sie einen Bezug zu Ihrem Unternehmen her (Problem Based Learning= PBL, Schritte: 1-3; siehe Anhang 2, u.a. Seite 13) 2. Fachliche Weichenstellung hier bereits möglich: Arbeitszeitgestaltung i.s.v. 1. Personalen Ressourcen: Controlling, RW. 2. Arbeitgeberattraktivität: HR, Marketing. 3. Gesundheit: Betriebliches Health Care Management. 4. Rechtliche Regelungen. 3. Recherchieren Sie die Auswirkungen des demografischen Wandels in Ihrer Branche. (Nr. 1-3). Analysieren Sie die Auswirkungen des demografischen Wandels in Ihrem Unternehmen (PBL: 4). 4. Recherchieren Sie den spieltheoretischen Begriff Win-Win-Strategie und leisten Sie den Transfer auf die Arbeitszeitgestaltung mit Bsp. aus Ihrem Unternehmen. (PBL: 1-4) 5. Schnittstelle zu Management in KMU (Abgrenzungen, bes. Merkmale etc.. Hier kann alternativer Branchenbezug hergestellt werden. 6. Systematisieren Sie grundsätzliche Strategietypen und ordnen Sie die TIMELESS-IT unter Annahme treffender Bedingungen in einen Ansatz ein (PBL: 1-2). 7. Systematisieren Sie alternative Organisationskonzepte und bewerten Sie sie mit Vor- und Nachteilen. Übertragen Sie dann diese Erkenntnisse auf Ihr Unternehmen (PBL: 4-6). 8. Alternative Unternehmensdaten und fachliche Ausrichtung möglich. 9. Branchenanalyse (PEST, Porter etc.) gesamtwirtschaftlich/regional (weitgespannter Anspruch möglich; PBL: 1-6) 10. Rechtliche Regelungen der Arbeitszeitgestaltung in KMU (PBL: 1-3) 11. Hier Ausrichtung auf spezifische Fachinhalte (KZ, Org., HR, Kosten, Unternehmensführung u.a.) 12. Methodenkompetenz (Issue Tree, Problem Based Learning - PBL). 13. Alternative Rollen der Studierenden: Geschäftsführung, Betriebsrat, Mitarbeiter/in u.a. 14. Kritische Reflexion gegebener Informationen und eigenständige Anpassung/Entwicklung. Fachund Personale Kompetenz (Eigenständigkeit, Kritikfähigkeit) (Nr. 5-6) 15. Fachkompetenz Kern-BWL (Nr. 3-6) 16. Zielgruppen-spezifische Kommunikationskompetenz; Aufteilung der Zielgruppen auf versch. Gruppenarbeiten 5
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