Soziologie der Liebe. Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2012/13 PD Dr. phil. habil. Udo Thiedeke
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- Ursula Kranz
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1 Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2012/13 PD Dr. phil. habil. Udo Thiedeke 1) Was interessiert die Soziologie? 2) 3) Überblick über die Themen der Vorlesung
2 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 1 - Frech und froh Liebesqual verschmäht mein Herz, Sanften Jammer, süßen Schmerz; Nur vom Tüchtgen will ich wissen, Heißem Äugeln, derben Küssen. Sei ein armer Hund erfrischt Von der Lust, mit Pein gemischt! Mädchen, gib der frischen Brust Nichts von Pein und alle Lust! Johann Wolfgang von Goethe
3 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 2 Klaus Feldmann versucht z.b in seinem Buch die Frage, was moderne Soziologie ist mit einem,rundumschlag zu beantworten: Die wissenschaftlich kontrollierte Betrachtung und Analyse des Zusammenlebens vieler Menschen, der Gesellschaft, des sozialen Handelns, der Interaktion und Kommunikation, der Institutionen und der eigenartigen Perspektiven, die von Soziologen eingenommen werden. (Soziologie kompakt: Eine Einführung, Wiesbaden, S. 10)
4 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 3 Will die Soziologie eine eigenständige Wissenschaft sein, so muss sie eine eigene Fragestellung verfolgen, die nicht nur ein Teilproblem der sozialen Wirklichkeit erfasst und die nur von der Soziologie bearbeitet werden kann.
5 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 4 Der 1998 verstorbene Soziologe Niklas Luhmann hat 1981 interessanten Vorschlag gemacht, davon auszugehen, grundsätzlich nach den Möglichkeiten für das Zustandekommen des Sozialen zu fragen. Soziologie fragt nach Luhmann deshalb grundsätzlich nicht zuerst nach Menschen, Intentionen oder Institutionen, sondern danach: wie soziale Ordnung möglich ist. (Gesellschaftsstruktur und Semantik. Bd. 2, Frankfurt/M. 1981: 195)
6 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 5 Die Soziologie interessiert sich dafür, wie Sozialität möglich ist, wobei mit Sozialität jede Form des Miteinanderseins, angefangen von der flüchtigen Interaktion, über die Zweierbeziehung, Familie, Gruppen, Organisationen, Funktionssysteme bis hin zur Gesellschaft gemeint ist, in der es um soziale Sinnunterscheidungen geht.
7 2) Folie 6 Grundsätzlich kann man sich fragen, was die Soziologie überhaupt zum Thema Liebe zu sagen hat? Als Wissenschaft von der Möglichkeit der Sozialität scheint sie zunächst nicht gerade für romantische Gefühle zuständig.
8 2) Folie 7 Allerdings fällt bereits im Alltäglichen auf, dass Liebe nicht nur Privatangelegenheit der Verliebten bleibt. So wissen scheinbar alle, was es bedeutet, sich zu verlieben, was man dann sagen oder tun muss und woran man Verliebtsein und Verliebte erkennt. Es gibt also ein gesellschaftliches Wissen über Liebe, Liebeskommunikation und Liebeshandeln.
9 2) Folie 8 Betrachtet man dieses Wissen gesellschaftshistorisch, so fällt auf, dass sich die Meinung dazu, was Liebe ist, anscheinend mit der Entwicklung der Gesellschaft verändert. So scheint sich der Stellenwert der Liebe, als sozialem Mechanismus der Partnerwahl und Partnerbindung, über die Jahrzehnte und Jahrhunderte verändert zu haben. Herr Konrad v. Altstetten bei minniglicher Beschäftigung
10 2) Folie 9 Damit wird zugleich deutlich, dass Liebe soziologisch betrachtet etwas damit zu tun hat, wie Sozialität und zwar eine bestimmte Erscheinungsform der Sozialität auftritt und wie diese Erscheinungsform bewertet wird.
11 2) Folie 10 Grundsätzlich ist die Sozialität, die mit Liebe möglich wird, von einer ausgeprägten Exklusivität und großen Bindungskraft der Liebenden geprägt. Wer liebt, der oder die begibt sich erwartbar in eine überaus enge Beziehungskonstellation von zumeist zwei wechselseitig aufeinander bezogenen Individuen.
12 2) Folie 11 Es fällt weiter auf, dass die Betonung und Überbetonung von Gemeinsamkeit hier eine Grundlage der Vergemeinschaftung darstellt, die scharf gegenüber den Nichtgemeinsamkeiten mit anderen diskriminiert.
13 2) Folie 12 Liebe lässt demzufolge ein Sozialsystem entstehen, dessen Vergemeinschaftung auf Intimität basiert, die als wesentlichen Bestandteil auch die Intimität sexueller Körperlichkeit umfasst und durch sympathetische oder antipathetische Attraktion oder Aversion in Anbahnung, Entfaltung und Auflösung gesteuert wird.
14 2) Folie 13a Die Soziologie der Liebe fragt demnach weniger nach dem schönen, ausschließlichen, schmerzlichen oder leidenschaftlichen Gefühl als solchem oder nach der Bewertung eines erstrebenswerten Verhaltens. Sie fragt vielmehr nach: - der Eigendynamik der Vergemeinschaftung durch Liebe;
15 2) Folie 13b Die Soziologie der Liebe fragt demnach weniger nach dem schönen, ausschließlichen, schmerzlichen oder leidenschaftlichen Gefühl als solchem oder nach der Bewertung eines erstrebenswerten Verhaltens geht. Sie fragt vielmehr nach: - der Eigendynamik der Vergemeinschaftung durch Liebe; - der Sozialisation von Liebeswissen;
16 2) Folie 13c Die Soziologie der Liebe fragt demnach weniger nach dem schönen, ausschließlichen, schmerzlichen oder leidenschaftlichen Gefühl als solchem oder nach der Bewertung eines erstrebenswerten Verhaltens geht. Sie fragt vielmehr nach: - der Eigendynamik der Vergemeinschaftung durch Liebe; - der Sozialisation von Liebeswissen; - der gesellschaftlichen Evolution der Liebe
17 2) Folie 13d Die Soziologie der Liebe fragt demnach weniger nach dem schönen, ausschließlichen, schmerzlichen oder leidenschaftlichen Gefühl als solchem oder nach der Bewertung eines erstrebenswerten Verhaltens geht. Sie fragt vielmehr nach: - der Eigendynamik der Vergemeinschaftung durch Liebe; - der Sozialisation von Liebeswissen; - der gesellschaftlichen Evolution der Liebe; - der kulturellen Bewertung und Einbindung elementarer menschlicher Gefühle.
18 3) Überblick über die Themen der Vorlesung Folie 14 Vorlesungsprogramm Einführung/ Organisation Das soll Liebe sein? Wollen wir Freunde bleiben? Die Liebe der Gesellschaft Exkurs I: Was sind Medien? Exkurs II: Soziologie der Medien Liebe als Medium Liebe als Ideal Liebe der Unvernunft Liebe und Sex Liebe als Passion Liebe und weiter? Abschlussklausur
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