Paradiesische Früchte

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1 1 TAFELÄPFEL Paradiesische Früchte 2 Tafeläpfel sind nach wie vor Klassiker im Garten. Dr. Lothar Wurm hat Wissenswertes für Sie zusammengefasst, damit Sie ihre Kunden optimal beraten können. Plus Download S. 58 SERIE OBST Teil 5: Tafeläpfel Der Trend zu gesundem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten geht auch am Landschaftsbau nicht spurlos vorbei. Schließlich ist der Landschaftsgärtner Berater und muss zumindest die Obstgehölze ins Gesamtkonzept integrieren. In einer lockeren Serie wollen wir deshalb die wichtigsten Obstgehölze und ihre Besonderheiten vorstellen, wie hier im 5. Teil die Tafeläpfel. Alle bisher veröffentlichten Beiträge: siehe Webcode dega2527. Der Begriff Tafelapfel stammt noch aus einer Zeit, als das Mahl an einer Tafel, einem großen, massiven Tisch, eingenommen, also sprichwörtlich getafelt wurde. Heute gilt der Apfel nicht mehr so sehr als Genussprodukt, sondern eher als Snack mit hohem Gesundheitswert. Im weltweiten Anbau werden jährlich etwa 70 Mio. Tonnen produziert. Dabei lässt sich eine starke Konzentration auf wenige Sorten feststellen, die eine hohe Festigkeit, gute Lagerfähigkeit, gute Transportfähigkeit und eher süßen Geschmack aufweisen sollen. Die Apfelproduktion in der EU ist durch hohe Pflegeintensität gekennzeichnet und auf Exporte angewiesen. Das ist eine Situation, die bei Wegbrechen eines Marktes, wie im Herbst 2014 das des russischen, zu schmerzlichen Preiseinbrüchen führen kann. Im Liebhaberanbau oder im Garten geht es beschaulicher zu: Neben den Marktsorten der Obstproduzenten, die meisten Golden Delicious -Kreuzungen, findet man auch noch altbewährte, oft säurebetontere Sorten wie Cox Orange, Roter Berlepsch oder Roter Boskoop meist auf stärkeren Unterlagen veredelt, nicht als Schlanke Spindel, sondern als Halb- oder Hochstamm erzogen und extensiv gepflegt. Aber auch Neuzüchtungen, wie der schorfresistente Topaz, halten in die Gärten Einzug. 58 3/2015

2 3 Dazu meint... SARAH SPIESS OBST IST UNSERE LEIDENSCHAFT Unsere persönlichen Lieblingssorten sind die Hessische Tiefenblüte und dieses Jahr auch der Finkenwerder Herbstprinz. Die Geschmacksnote des Apfels variiert jedes Jahr, je nach Versorgung der Baumes, etwa durch Wasser oder Sonneneinstrahlung. Hessische Tiefenblüte (siehe Seite 5): Pflückreife: Mitte Oktober Genussreife: November bis Januar (März) Verwendung: fester, saftiger und süßsäuerlicher Wirtschafts- und Tafelapfel. Hintergrund: Seit 1930, vermutlich schon früher, wurden Bäume dieser Sorte in den damaligen Baumschulen in Lippoldsberg bei Bad Karlshafen/Weser herangezogen und im Raum Oberweser Höxter verbreitet. Die Sorte ist starkwüchsig, beginnt spät mit dem Ertrag und ist nicht als Pollenspender geeignet. Die Apfelsorte hat nur einen regionalen Bekanntheitsgrad und wird in der gängigen Obstliteratur nicht erwähnt. Sie ist nicht identisch mit der Westfälischen Tiefblüte. Bezugsmöglichkeit: Baumschule Spiess, Wahlsburg-Lippoldsberg. Autor dieser Beschreibung ist der Pomologe Hans Joachim Bannier. Sarah Spieß Spieß Baumschule, Wahlsburg/Lippoldsberg Die Vielfalt der Gattung Malus und der aus dem Kaukasusgebiet stammenden Art Kulturapfel ist enorm. Es werden etwa 55 Arten, Tausende Sorten und von vielen Sorten zahlreiche Klone, meist stärker rot färbende Varianten einer Sorte, unterschieden und laufend kommen durch Neuzüchtung Sorten dazu. Deshalb sind Kriterien zur Sortengruppenbildung hilfreich, um die Übersicht zu bewahren. Die wichtigsten Einteilungskriterien sind: Die Reifezeit und Lagerfähigkeit: Sommersorten sind am wenigsten lange lagerfähig, reifen in den Sommermonaten Juli/ August und müssen so bald als möglich verzehrt werden (zum Beispiel Klarapfel, James Grieve, Gravensteiner oder die neueren Sorten Summerred oder Delbarestival ). Herbstsorten reifen im Herbst und sind einige Zeit lagerfähig, können aber auch gleich nach der Ernte verzehrt werden (zum Beispiel Cox Orange, Mc Intosh oder Gala und Elstar ). Wintersorten reifen im Laufe des Monats Oktober und müssen für opti- malen Genuss einige Zeit gelagert gert werden (beispielsweise Kanadarenette e oder die Marktsorten Idared und Braeburn ). Das Alter der Sorten: Häufig wird schen alten und neuen Sorten zwi- unterschie- den. Meist umfasst der Begriff Neue ten die Gruppe der Äpfel mit wirtschaftli- Sorcher Bedeutung. So sind zum Beispiel den Delicious und Granny Smith schon Gol- lange bekannt, sie werden aber meist nicht zu den Alten Sorten gezählt. Die klassischen Alten Sorten sind Sorten, die früher im Anbau bedeutsam waren, heute aber meist nur noch auf Streuobstwiesen zu finden sind (etwa Gravensteiner, Goldparmäne, Boskoop oder Maschanzker ). Klarer ist da schon die Einteilung in Neuzüchtungen. In diese Gruppe fallen alle Sorten, die aus den vielen Zuchtprogrammen weltweit stammen und aufgrund guter Eigenschaften als potenzielle Marktsorten herausgegeben werden. Interessante Neuzüchtungen sind beispielsweise Pink Lady, Evelina (Klon von Pinova ) oder Kiku 8 (Klon von Fuji ). 4 1 Die Geschmacksnote der Sorte Finkenwerder Herbstprinz variiert jedes Jahr, je nach Versorgung der Baumes. 2 Blüten der Sorte Boskoop 3 Eine Schlanke Spindel fruchtet früh und reichlich, benötigt aber intensive Pflege und eine Unterstützung. 4 Remo ist eine mehrfachresistente Sommersorte. Schwab Rollrasen - wir bieten mehr! perfekte, preiswerte Spitzenqualität über 300 Rasenvariationen erhältlich auch mit flexiblem Verlegeservice Horst Schwab GmbH Haid am Rain 3, Waidhofen Tel Fax Qualität seit 40 Jahren Lieferung innerhalb von 24 Stunden komplette Produktion in Deutschland jetzt auch als Wildblumenrasen 3/

3 Dazu meint ROBERT SCHREIBER PFLÜCKREIFE BEI WINTERÄPFELN Von den alten Sorten haben bei uns Gravensteiner, Cox Orange, Kronprinz Rudolf und Roter Boskoop die meisten Liebhaber. Ich würde im Hausgarten nur mehr robuste, schorfresistente Sorten pflanzen. Als merapfel schmeckt mir Allegro am besten, Som- als Herbstapfel kann ich Teser, der dem Jonagold sehr ähnlich, aber robuster ist, empfehlen. Als Winterapfel ist mein Favorit Topaz mit seinem würzigen Aroma. Mein Tipp: Bei Winteräpfeln ist die reife oft einige Wochen vor der Genussreife. Pflück- Darum muss man, wenn man sie lange gern will, rechtzeitig laernten. 5 Roter Boskoop, eine robuste säurebetonte alte Sorte Robert Schreiber Obstbaumschule Schreiber, Poysdorf/A Dazu meint... JOHANN UNTERKIRCHER RESISTENTE SORTEN EMPFEHLEN Unsere Empfehlung hinsichtlich Tafeläpfeln geht dahin, dass der Privatgartenbesitzer sich möglichst wenig um die Schädlingsbekämpfung an seinen Bäumen kümmern 6 6 Resistente beziehungsweise widerstandsfähige Sorten wie Gravensteiner sind im Privatgarten empfehlenswert. muss. Somit werden im Privatgartenbereich möglichst resistente beziehungsweise widerstandsfähige Sorten empfohlen, wie zum Beispiel: Gravensteiner Elstar Pinova Florina Topaz Jonagold Mit diesen Sorten deckt der Privatgartenbesitzer alles ab, beginnend bei den Frühsorten bis hin zu Lageräpfeln, somit kann man möglichst lange Äpfel aus dem eigenen Garten genießen. Zudem handelt es sich hier um sehr geschmackvolle Sorten. Johann Unterkircher Baumschule Putzerhof, Schabs/Südtirol 5 Die Wuchsform und Internodienlänge: Abgesehen von der Möglichkeit, die Apfelsorten nach ihrer Wuchsstärke in schwachbis starkwachsend einzuteilen, wird vom Normaltyp der durch spontane Mutation entstandene Spurtyp einer Sorte unterschieden. Spurtypen weisen verkürzte Internodien auf, spielen aber im Gegensatz zum sogenannten CAT (Columnar Apple Tree = Säulenbaum = Ballerinabaum = Minitree usw.) kaum eine Rolle. Diese durch extreme Internodienverkürzung gekennzeichneten Sorten (wie Suncat, Redcat, Malini Säulenapfelbäume oder Maloni Zwergapfelbäume) erfreuen sich wegen ihres geringen Platzbedarfs zunehmender Beliebtheit und können als Topfpflanzen kultiviert werden. Das Resistenzverhalten: Bei den meisten Organisationen, die Züchtung betreiben, wird in den letzten Jahren auf eine Einkreuzung von Resistenzen geachtet. Es gibt schon zahlreiche schorfresistente Sorten, die das Vf-Gen eingekreuzt haben. Diese sind also monogen resistent. Achtung: Monogene Schorfresistenz, etwa die der Sorte Topaz, ist bei völlig fungizidlosem Anbau keine dauerhafte Eigenschaft, während wenig schorfanfällige Sorten wie Boskoop auf Dauer robust bleiben. Sinnvoller ist es daher, mehrere Resistenzgene in eine Sorte einzukreuzen oder Mehrfachresistenzen (bei- 60 3/2015

4 Dazu meint... DR. NORERT KLEINZ UROBSTKONZEPT 7 Prinz Albrecht Von Preussen ist eine sehr pflegeleichte Sorte mit süßsäuerlichen und sehr aromatischen Früchten. 7 Allgemein versuchen wir bei Ahornblatt, auch bei den Äpfeln Sorten zu finden, die sich für unser Urobstkonzept eignen. Das heißt Sorten, die wurzelecht, praktisch pflegefrei sind und wie Wildgehölze behandelt werden können. Diese wurzelechten Apfelsorten werden dann schnittfrei ihrem natürlichen Wuchs entsprechend als Strauchbäume gezogen (zunächst als Strauch wachsend, im Alter mit kurzem Stamm). Der Wildapfel Geising ist ein Fund von dem gleichnamigen Berg in Sachsen und wurde in der Obstgenbank Dresden-Pillnitz kultiviert. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Holzäpfeln (Malus silvestris) sind die Früchte nicht holzig und auch nicht zusammenziehend bitter, sondern eignen sich durchaus für den Rohverzehr. Die Früchte sind klein bis mittelgroß, grün, in der Reife leicht rot überlaufen und reifen im Oktober. Das Fruchtfleisch ist herbsüß mit der besonderen Geschmacksnote des Wildapfels und verheißt die geballten Vitalstoffe einer Wildfrucht. Wir bieten die Pflanzen unveredelt auf eigener Wurzel an und empfehlen den Verzicht auf Düngung und Schnitt. Dr. Norbert Kleinz Ahornblatt GmbH Die Naturgarten-Spezialisten, Mainz spielsweise gegen Schorf und Feuerbrand) in einer Sorte zu vereinen. Bekannte mehrfachresistente Sorten sind etwa die Pillnitzer Re-Sorten Remo, Rewena oder Rebella des Julius Kühn Instituts. Die Fruchtfleischfarbe: Seit Kurzem werden auch rotfleischige Apfelsorten angeboten. Weirouge oder PomVital etwa sind wegen des hohen Säuregehalts eher für Verarbeitung gedacht, während Baya Marisa oder die Sorten der Redlove-Serie ( Era, Calypso ) harmonischer schmecken und auch frisch genossen werden können. So groß die Sortenvielfalt bei Äpfeln, so umfangreich sind auch die Möglichkeiten, verschiedene Baum- und Kronenformen auf unterschiedlichsten Unterlagen zu erziehen. Dabei kommen Äpfel auch mit suboptimalen Bodenverhältnissen ganz gut zurecht. Da beim Apfel der sorteneigene Pollen unfruchtbar ist, sollte im Garten mindestens ein weiterer Apfelbaum einer anderen Sor- Dazu meint... STEFANIE PETERS GUT FÜR ALLERGIKER Für unsere Region empfehlen wir die Sorten Cox Orange, Gravensteiner und Elstar. Cox Orange ist eine alte Sorte und daher oft für Allergiker zum Verzehr geeignet. Die Sorte ist zudem sehr lange lagerfähig. Bei entsprechenden Temperaturen (2 bis 5 C und hoher Luftfeuchtigkeit) kann er bis März gelagert werden. Gravensteiner ist ebenfalls eine sehr alte Sorte und gut für Allergiker geeignet. Er ist ein ausgezeichneter Tafel- und Wirtschaftsapfel und vielseitig verwendbar. Der reife Apfel hat einen sehr angenehmen und kräftigen Geruch, das Fruchtfleisch ist sehr saftig. Elstar hat seinen Bekanntheitsgrad der knackigen Frucht und dem wohlschmeckenden Fruchtfleisch zu verdanken. Er ist ein guter Pollenspender, aufgrund der ren Blüte kann er späte- jedoch früher hende Sorten nicht blübestäuben. ben. Stefanie e Peters Baumschule Horstmann, Hohenaspe 8 Cox Orange gilt als geschmacklich hervorragende, alte Sorte. 8 Horst Schwab GmbH Haid am Rain 3, Waidhofen Belastbar bis150 to/m 2 3/

5 Dazu meint ANDREAS PACHALI HOCHSTAMM FÜR DIE LANDSCHAFT Für das kontinentale Klima Brandenburgs empfehle ich gerne die Sorte Auralia. Die Frucht ist goldgelb und sonnenseits rot behaucht, süßsäuerlich, saftig, ab circa Anfang Oktober reif, direkt vom Baum wohlschmeckend und bis Februar im Naturlager lagerbar. Der Baum ist sehr wüchsig und bringt hohe und regelmäßige Erträge. Sollte ein kleinwüchsiger Baum gewünscht sein, empfehlen wir hier die Unterlage MM 111. Meine persönliche Lieblingssorte ist Schöner von Nordhausen. Als ein Elternteil von Auralia ist sie dieser in den meisten Eigenschaften ähnlich. Sie zeichnet sich durch einen besonderen Wohlgeschmack aus und ist sehr lange lagerbar. Da die Früchte zur Reifezeit nicht windanfällig sind, ist diese Sorte als Hochstamm besonders für die Landschaft und Streuobstwiesen geeignet. Andreas Pachali Barnimer Baumschulen Biesenthal, TIPP Apfelbaumschnitt Beim Schnitt eines fertig erzogenen Apfelbaums geht einem Laien der Blick für die anzustrebende Kronenform vor lauter Ästen und Trieben leicht verloren. Folgende Grundsätze können helfen, den Durchblick zu bewahren: Auslichten statt herumzwicken : Einzelne Äste ganz herauszunehmen schafft eine bessere Kronenbelichtung, damit kräftigere Knospen und geringeren Krankheitsdruck und bremst unerwünscht starkes Triebwachstum. Triebe eines Fruchtastes und Äste eines Leitastes sollten sich nicht überkreuzen oder zu knapp übereinanderstehen. Nicht zu stark schneiden: Apfel fruchtet terminal an Kurztrieben. Starkes Wachstum führt zu starkem Langtriebwachstum. Langtriebe setzten kaum Blütenknospen an. Ein schwach blühender Baum wiederum setzt kaum Früchte an, die den Wuchs bremsen könnten, ein Teufelskreis, der häufig an Bäumen schnittbesessener Apfelliebhaber zu beobachten ist. Alte abgetragene Fruchtastbereiche auf über die Waagrechte stehende Triebe aufschneiden. Damit wird für neue vitale Fruchttriebe gesorgt. Berlepsch, bekannte schorfresistene Sorten Topaz, Florina oder die Re-Sorten aus Pillnitz. Auch bei Mehltau gibt es große Unterschiede in der Sortenanfälligkeit, selbst anfällige Sorten wie Idared können aber auch ohne Pflanzenschutz einigermaßen gesund erhalten werden, wenn im Winter konsequent alle mehltaubefallenen Triebe weggeschnitten werden. Die gefährlichsten Schädlinge sind speziell für junge Bäume die mehlige Apfelblattlaus und der Apfelwickler. Befall durch mehlige Apfelblattlaus führt zu verkrüppelten Jungbäumen und kleinen, deformierten Früchten. Nützlingsförderung ist immer vorteilhaft. Bis Schwebfliegen-, Marienkäferlarven und Co. aber die Blattlauskolonien verputzt haben, ist der Schaden meist schon passiert. Wer eine Bekämpfung mit synthetischen Blattlausinsektiziden ablehnt, kann auch die im Bioanbau erlaubten Öl- und Seifenpräparate oder noch besser die effizienten Azadirachtinpräparate nutzen. Bei Apfelwickler ist bei Verzicht auf Insektizide die Sache schon schwieriger, da die im Bioanbau erlaubten Pheromondispenser nur großflächig eingesetzt werden können und Granuloseviruspräparate nur bei circa wöchentlicher Behandlung von Ende Juni bis Anfang September halbwegs gut wirken. Oder man lebt mit dem Wurm, eigentlich eine Raupe, im Apfel und schneidet die befallenen Fruchtbereiche vor dem Verzehr oder der Verarbeitung weg. te stehen. Andere Sorten in der Nachbarschaft reichen ebenfalls enfa aus. Der Standardbaum im Erwerbsapfelanbau und eine Option für kleine Gärten ist eine Schlanke Spindel auf der schwachwüchsi- gen Unterlage M9 mit einer Stammhöhe von circa 80 cm, circa 3m Baumhöhe, einem Meter Kronendurchmesser und der typischen pyramidalen Rundkrone. Bäume auf schwachen Unterlagen wie M9 fruchten ab dem zweiten Standjahr, sind aber nicht standfest und benötigen zeitlebens eine Unterstützung. Bäume auf starkwüchsigen standfesten Unterlagen, etwa Apfelsämling, A2 oder MM111, können als Spalier an einer Mauer, als Hecke oder Rundkrone mit Stammhöhen von 60 cm bis 2 m erzogen werden. Bei der Hochstammerziehung dauert es circa 10 Jahre, bis das endgültige Kronenvolumen und erste nennenswerte Erträge erreicht werden. Der Kronendurchmesser beträgt dann etwa 8 m, der Platzbedarf für einen Baum also circa 50 m². Die wichtigsten Apfelkrankheiten sind der bakterielle Feuerbrand sowie die Pilzkrankheiten Schorf und Mehltau. Feuerbrand kann anfällige Sorten in wenigen Wochen umbringen und ist nur zu beherrschen, wenn Befall rasch erkannt wird und befallene Astpartien sofort entfernt werden. Wenig feuerbrandempfindlich sind beispielsweise Boskoop, Florina oder Remo. Die Marktsorten Gala, Golden Delicious, Jonagold und Braeburn sind sehr, Elstar und Idared mittelmäßig schorfanfällig und sollten daher in Gebieten mit feuchtem Klima von April bis Juni nur gepflanzt werden, wenn intensiver Pflanzenschutz angedacht ist. Schorftolerante alte Sorten sind Boskoop, Goldparmäne oder TEXT: Dr. Lothar Wurm, Klosterneuburg/A BILDER: Wurm (4), Baumschule Horstmann (3), Wendebourg (1) DER AUTOR Dr. Lothar Wurm unterrichtet an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg (HBLA) das Fach Obstbau und leitet das Institut für Obstbau mit dem Versuchsgut Haschhof. Schwerpunkte seiner Versuchstätigkeit sind Apfel-, Birnen- und Marillenanbau, seltene Obstarten, Wildobstarten sowie die Erhaltung alter Obstsorten. lothar.wurm@weinobst.at 62 3/2015