Intimität & Tabu. Sexualität trotz demenz. Braincare Institut für seelische Gesundheit. Doris Bach
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- Monica Lorentz
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Transkript
1 Intimität & Tabu Sexualität trotz demenz Doris Bach Braincare Institut für seelische Gesundheit
2 Der Unterschied zwischen Tod und Sex ist, dass man das mit dem Tod alleine ausmachen kann und keiner sich über einen lustig macht. W. Allen
3 Sexualität Ist eine Grunddimension des Menschseins und ist als Teil der Menschenwürde und menschlichen Freiheit durch das Grundgesetz geschützt. Die sexuellen Menschenrechte gelten auch für Demenzkranke! (1999) Sexualität kann eine wichtige erhalten gebliebene Insel von Gesundheit sein, in einem Meer zunehmender kranker Anteile!
4 Fakten Wenig beforschtes Thema, daher wenig systematisches Wissen! Studien beziehen sich hauptsächlich auf jüngere ältere Menschen und auf Menschen, die in ihrer natürlichen Umgebung leben! Primär Bezug zu Geschlechtsverkehr, andere sexuelle Aktivitäten wenig beforscht! Kaum Forschung zur Sexualität von Bewohnern in Seniorenheimen und Langzeitpflegeinstitutionen! Wenig Studien zu Erfahrungen, Einstellungen des Pflegepersonals in Seniorenheimen!
5 Tabuthema Sexualität im Alter Patienten leiden zwar häufig unter sexuellen Störungen, sprechen dies jedoch im Rahmen der medizinischen Untersuchung selten oder gar nicht an. Bei einer Umfrage von 2000 Personen gaben 83,4 % der Befragten an, mit dem Arzt nicht über sexuelle Probleme gesprochen zu haben. (CMSHC, Can J Urol, 2001)
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8 Das Geschlecht prägt die Kommunikation! Patientinnen kommunizieren ihre Beschwerden eher auf der psychosozialen Ebene! (Rhoades et al. 2001, Roter et al. 2002) Ärztinnen kommunizieren interaktions- und patientenzentriert und richten ihre Aufmerksamkeit auch auf psycho-soziale Faktoren! (Meeuwesen et al. 1991, Hall et al. 1994a, Hall et al. 1994b,Street 2002) Patienten und Ärzte neigen zu einem direktivem und instrumentellem Kommunikationsverhalten! (Athenstaedt et al. 2004, Rhoades et al. 2001)
9 Erkrankungen und Sexualität Krankheiten: Diabetes Hypertonie Prostata (OPs!) Alkoholabusus Depression Inkontinenz Morbus Parkinson Arthrose/Rheuma Begleiterscheinungen Erektile Dysfunktion Dyspareunie Lustlosigkeit Sensibilitätsstörungen Antriebslosigkeit Schmerzen Eingeschränkte Bewegungen
10 Einstellung alter Menschen zur Sexualität im Alter eher negative Einstellungen zur Sexualität und zur eigenen Sexualität im Alter. Prägungen aus Kindheit und Jugend werden in die Gegenwart übernommen. Wenig Reden über Thematik; großes Tabu Oft sich zurückgestoßen Fühlen durch Freizügigkeit jüngerer Generationen Irrglaube: Sexualität primär für die Fortpflanzung Einstellung hängt stark ab von der Möglichkeit Sexualität auszuüben Kleiner Prozentsatz entwickelt im Alter liberalere Einstellung zur Sexualität (Gott & Hichliff, 2003)
11 Sexuelle Einstellungen, Interessen und Aktivitäten im Alter hängen ab von: Geschlecht (Männer: >) Religiosität (nicht religiös Gebundene: >) Gesundheitsstatus (Gesündere: >) Partnerstatus (Mit Partner: >)
12 Studienergebnisse zur Sexualität im Alter (Bucher et al, 2001) Bei beiden Geschlechtern nimmt mit steigendem Alter sowohl das sexuelle Interesse als auch die sexuelle Aktivität ab Sexuelle Aktivität und sexuelles Interesse sind bei Männern im gesamten Lebensverlauf stärker ausgeprägt als bei Frauen Zärtlichkeitsaustausch stellt den größten Anteil sexueller Aktivität im Alter dar
13 Befragung in Schweden (Beckmann, 2008) 70-jährige in Schweden erleben Sexualität von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer zufrieden stellender! Auch die Häufigkeit nahm zu! Krankheiten können die Verwirklichung von Sexualität erschweren.
14 Von der Gesellschaft wird Sexualität im Alter verleugnet, alte Kranke seien asexuell. (Grond, 2001)
15 Sexualität in Seniorenheimen Reduktion nach Übersiedelung in ein Seniorenheim Institutionelle Restriktionen, Mehrbettzimmer, Heimordnung und fehlende Privatsphäre (Sdun, 2001) körperliche Einschränkungen und schlechte Gesundheit (Pangman & Seguire, 2000) Fehlen eines Partners (Ginsberg et al., 2005; Kessel, 2001) Reduktion des sexuellen Interesses (Ginsberg et al., 2005; Wasow & Loeb, 1979) 75 Jährige (Ginsberg et al., 2005) Häufig: Küssen, Umarmen und Händchenhalten, Mastrubation Weniger oft: Petting Selten: Geschlechtsverkehr 15
16 Konfrontation mit Sexualität von Klienten im Rahmen der intramuralen Altenpflege Klienten werden bei sexuellen Handlungen erwischt (mangelnde Privatsphäre?!) Ungewollte sexuelle Erregungen der Klienten bei pflegerischen Tätigkeiten (z.b. Intimpflege) Provozierende sexuelle Äußerungen & Handlungen von Klienten ( Pflegeperson als Objekt der Begierde ) Sexuelle Verhaltensweisen und Äußerungen im Zuge dementiell bedingter Enthemmungen
17 Die Schwierigkeit zu reden!!! Ärzte und Pflegekräften fällt offene Umgang mit diesem Thema schwer erschwert Patienten, Beratung einzufordern und Fragen zu stellen!! DOPPELTE SPRACHLOSIGKEIT
18 Primäre und sekundäre Gefühle (Damasio, 2002) Primäre Gefühle Sekundäre Gefühle angeboren Mandelkern Mimik Angst, Wut, Freude, Trauer, Überraschung, Ekel Verlegenheit, Eifersucht, Schuld, Scham Stolz u.a.
19 Wahrung der Intimsphäre * Anklopfen und Abwarten * Sprache * Sichtschutz /Kleider/Decken * Bitte nicht stören - Schilder * Raum zum Allein-Sein geben * Akzeptanz der individuellen Grenzen
20 Ent-tabuisierung! Gegenseitiger Austausch, Teamgespräch oder Supervision sind notwendig um die gegebenen Situationen zu reflektieren, die eigene Einstellung zur Sexualität zu überprüfen und damit konkrete Lösungsschritte zu suchen.
21 Perspektivenwechsel! Unsere Einstellung entscheidet mit darüber, ob etwas zum Drama oder zum Märchen wird!
22 Faktoren bei Gesprächen unbedingt beachtet werden sollten.. Positive Grundhaltung! Gegenseitige Achtung! Zeit und Raum Wertschätzung für den Anderen! Verstehen von Zusammenhängen! Verständliche Kommunikation! Persönliche Grenzen akzeptieren! Vermittlung des Gefühls des Sich- Aufgehoben-Fühlens! Verständnis statt Ignoranz! Erneutes Ansprechen!
23 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
24 Kontakt Dr. Doris BACH BrainCare Institut für seelische Gesundheit Gonzagagasse 5/9 A 1010 Wien Tel: d.bach@braincare.at doris.bach@univie.ac.at
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