Deutschland: Freihandel für alle wichtig Dr. Stefan Mütze Tel.: 69/ Nach dem etwas schwächeren dritten Quartal hat die deutsche Wirtschaftsl
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- Bernhard Maier
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1 Helaba Volkswirtschaft/Research KONJUNKTUR KOMPAKT 6. März 217 REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 69/ HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str Frankfurt am Main Telefon: 69/ Telefax: 69/ Die Welt im Blick... 1 Deutschland: Freihandel für alle wichtig... 2 USA: Erwartungsblase?... 3 China: Der wahre Weltmeister... 4 Frankreich: Politische Verunsicherung... 5 Polen: Das neue Normal?... 6 Prognoseübersicht... 7 Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 69/ Die Welt im Blick Europäischer Einzelhandel Aufschwung mit Fragezeichen Reale Einzelhandelsumsätze (Eurostat), 21 = Frankreich Großbritannien Deutschland Belgien Niederlande Italien Spanien Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research 75 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone konnten im vergangenen Jahr deutlich zulegen, wenn auch in den einzelnen Ländern in recht unterschiedlichem Ausmaß. Die Branche partizipierte damit an der erfreulichen Entwicklung des privaten Konsums, der zum maßgeblichen Treiber des gesamtwirtschaftlichen Wachstums geworden ist. Überraschenderweise fiel in Großbritannien das Plus bei den realen Einzelhandelsumsätzen im Gesamtjahr trotz Brexit-Referendum höher aus als in den großen Flächenländern der Eurozone. Unter diesen schnitt Spanien am besten ab nach zuvor jahrelanger Talfahrt befindet sich die Branche hier in einem nunmehr drei Jahre andauernden Aufholprozess, der durch ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum gespeist wird. Nur schwach legten die Umsätze dagegen in Italien zu, in Belgien war sogar ein Rückgang zu verzeichnen. Der Ausblick für 217 könnte durch die Rückkehr der Inflation getrübt werden, da bei weiterhin solidem Wirtschaftswachstum die Realeinkommen nun deutlich weniger zulegen werden. Der kräftige Rückgang der Einzelhandelsumsätze in Großbritannien im Dezember und die im Januar ausgebliebene Gegenbewegung könnten ein erstes Signal dafür sein, dass der bevorstehende Brexit doch den dortigen Konsumenten allmählich Bauchschmerzen bereitet. HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 1
2 Deutschland: Freihandel für alle wichtig Dr. Stefan Mütze Tel.: 69/ Nach dem etwas schwächeren dritten Quartal hat die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Vierteljahr mit real,4 % gegenüber den drei Monaten zuvor wieder stärker zugelegt. Dieses Tempo dürfte 217 in etwa gehalten werden. Damit würde das kalenderbereinigte Wirtschaftswachstum dieses Jahr mit 1,5 % leicht schwächer ausfallen als im Vorjahr (1,8 %). Ein wesentlicher Grund hierfür ist die höhere Inflationsrate, die den Anstieg der verfügbaren Einkommen in realer Rechnung bremst. Die Verbraucherpreise dürften 217 mit 1,7 % über einen Prozentpunkt stärker zulegen als im vergangenen Jahr. Für die privaten Konsumausgaben bedeutet dies, dass bei einer nahezu unveränderten Sparquote nur noch ein Zuwachs von rund 1,5 % (216: 2 %) zu erwarten ist. Bei den öffentlichen Ausgaben kann trotz weiterhin steigender Steuereinnahmen nicht erneut mit einem Zuwachs von 4 % gerechnet werden. Bereits im Verlauf von 216 hat der, auch flüchtlingsbedingt höhere Staatskonsum, an Fahrt verloren. Prognoseübersicht Deutschland Steigende Importpreise verbessern Außenbeitrag Realer Wachstumsbeitrag des Außenhandels, Importdeflator gg. Vj., % BIP*, real % gg. Vj. 1,5 1,8 1,5 1,4 Budgetsaldo % des BIP,7,8,3,3 Leistungsbilanzsaldo % des BIP 8,3 8,5 8,2 8,1 Arbeitslosenquote % 6,4 6,1 6, 5,9 Inflationsrate % gg. Vj.,3,5 1,7 1,6 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research *kalenderbereinigt p=prognose Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Mehr Dynamik sollte 217 von der Investitionstätigkeit ausgehen. Die Ausrüstungsinvestitionen sind in im vierten Quartal zum dritten Mal in Folge gesunken. Damit stiegen sie 216 um nur 1,1 %. Die hohe politische Unsicherheit (Brexit, Trump, Wahlen in Europa) hat zu der Zurückhaltung der Unternehmen beigetragen. In diesem Jahr sollte diese nur langsam nachlassen und damit die Investitionen weiterhin belasten. Allerdings hat sich die konjunkturelle Lage in der Industrie seit dem vierten Quartal verbessert; die Kapazitätsauslastung ist gestiegen. Dies dürfte die Ausrüstungen etwas beleben, so dass 217 ein Zuwachs von 4 % möglich erscheint. Die Bauinvestitionen dürften mit 2,5 % kaum weniger stark expandieren als im Vorjahr (3 %). Zwar wird der Wohnungsbau den extrem starken Zuwachs voraussichtlich nicht wiederholen. Die Auftragseingänge deuten aber für den Nichtwohnungsbau auf eine stärkere Dynamik hin. Protektionismus ist für alle Beteiligte schädlich Die deutsche Wirtschaftsentwicklung wird damit erneut von der Binnennachfrage getragen. Der Außenhandel dürfte 217 zum zweiten Mal in Folge einen leicht negativen Wachstumsbeitrag liefern, zumal die positiven Effekte des schwachen Euro allmählich abnehmen. Eine weitere Abwertung der Gemeinschaftswährung ist nicht zu erwarten. Zwar steigen die Exporte moderat, doch die Einfuhren wiesen zuletzt in konstanten Preisen höhere Zuwächse auf. In laufenden Preisen war es umgekehrt. Dies resultiert aus der Tatsache, dass die Einfuhrpreise nicht nur wegen niedriger Energiekosten stärker fielen als die Exportpreise. Die entsprechenden Deflatoren werden genommen, um reale Werte zu berechnen. Sinkende Einfuhrpreise führen mittelfristig zu mengenmäßig höheren Einfuhren. Mittlerweile steigen die Einfuhrpreise wieder, was sich ab dem ersten Quartal auch im Deflator bemerkbar machen wird. Dies dürfte zu einer tendenziellen Verbesserung des deutschen Außenbeitrags führen. Zu einer starken Belastung könnten aber protektionistische Tendenzen werden. Immerhin sind die deutschen Exportunternehmen gut aufgestellt. So gehört Deutschland zu den Ländern mit der höchsten regionalen Diversifizierung. Hinzukommen müssen verstärkte Anstrengungen, durch Innovationen deutsche Produkte noch attraktiver zu gestalten. Damit werden sie weniger verzichtbar. Die Wirtschaftspolitik sollte u.a. mit Freihandelsabkommen für den freien Handel werben und dessen gegenseitigen Nutzen betonen. HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 2
3 USA: Erwartungsblase? Patrick Franke Tel.: 69/ Trotz der Euphorie bei manchen Stimmungsbarometern und an den Finanzmärkten bleibt die US- Wirtschaft auf ihrem moderaten Expansionskurs. Nachdem das Wachstum im Sommer 216 auf 3,5 % (annualisierte Vorquartalsrate) angezogen hatte, legte das reale BIP im Jahresendquartal nur noch um 1,9 % zu. Einem neuerlichen kräftigen Plus beim privaten Konsum (3 % gegenüber Vorquartal), dem positiven Impuls vom Lager und einem leichten Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen nach vier Minusquartalen stand ein massiv negativer Wachstumsbeitrag vom Außenhandel (-1,7 Prozentpunkte) gegenüber. Für das Gesamtjahr 216 hat es damit trotz des höheren Schwungs im zweiten Halbjahr lediglich für einen Zuwachs beim realen BIP von 1,6 % gereicht. Für die kommenden Quartale rechnen wir im Schnitt mit Wachstumsraten im Rahmen des Potenzials von ca. 2 %. Passend zu den gestiegenen Stimmungsindikatoren wie den ISM-Einkaufsmanagerindizes wird die Vorjahresrate beim BIP bis Q2 217 anziehen. Wie es danach weitergeht, hängt unter anderem davon ab, ob und wieviel fiskalischer Stimulus verabschiedet wird. Prognoseübersicht USA BIP, real % gg. Vj. 2,6 1,6 2,2 2, Budgetsaldo* % des BIP -3,3-3,3-4,2-4,7 Leistungsbilanzsaldo % des BIP -2,6-2,6-2,8-2,8 Arbeitslosenquote % 5,3 4,9 4,6 4,6 Inflationsrate % gg. Vj.,1 1,3 2,6 2,2 * Bundesebene einschl. Sozialversicherungen (NIPA-Basis) p=prognose Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Wachstum: Kein Ausbruch nach oben Reales Bruttoinlandsprodukt (BIP), Veränderung in % (ab Q1 217 Prognose) Trend gg. Vq. (Jahresrate) gg. Vj Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research In dieser Frage sind wir auch gut einen Monat nach der Amtseinführung von Präsident Trump nicht schlauer. Sein Finanzminister hat in ersten Einlassungen zu diesem Thema die Erwartungen auf eine schnelle Wirkung erst einmal gedämpft. Einen Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 218 (ab Oktober 217) will man bis Mitte März vorlegen. Danach kann es aber trotz der Mehrheit der Republikaner noch länger dauern, bis sich beide Kammern des Kongresses auf eine endgültige Fassung geeinigt haben. Wahrscheinlich werden merkliche Entlastungen bei der persönlichen Einkommensteuer und bei der Körperschaftsteuer erst 218 wirksam. Auch das viel diskutierte Infrastrukturprogramm wird sich nicht von heute auf morgen in spürbarem Umfang in der Gesamtnachfrage widerspiegeln. Diese Projekte brauchen Zeit und sind wenn überhaupt primär mittelfristig wachstumsstützend. Gleichzeitig schwebt wie ein Damoklesschwert das Risiko einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und Mexiko bzw. China (und in geringerem Maße auch Deutschland) über den internationalen Beziehungen. Hohe Zölle oder andere Handelshemmnisse würden nicht nur viele US-Unternehmen belasten, sondern auch einen neuerlichen Preisschub für die Endverbraucher, nicht zuletzt in den unteren Einkommensschichten, bringen. Inflationsprognose 217 nach oben angepasst Die Kernteuerung bewegt sich derzeit weiterhin im Rahmen unserer Prognosen. Ohne Energie und Nahrungsmittel steigen die Preise seit geraumer Zeit im Bereich von 2 % bis 2,3 %. Daran dürfte sich zunächst nicht viel ändern, auch wenn wegen Handelshemmnissen steigende Importpreise ein nicht zu vernachlässigendes Risiko sind. Auf Basis unserer geänderten Ölpreisprognose rechnen wir nun mit einer Gesamtteuerung von 2,6 % im Schnitt des Jahres 217 (bisher: 2,2 %). Dabei werden in den kommenden Monaten voraussichtlich Monatswerte von fast 3 % erreicht. Dies dürfte ausreichen, um die Notenbank zu einer etwas schnelleren Rücknahme des extremen Expansionsgrads der Geldpolitik zu bewegen. Wir erwarten bis Ende des Jahres nun zwei Zinsschritte der Fed. Selbst dann wird der Realzins aber noch immer negativ sein. HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 3
4 China: Der wahre Weltmeister Patrick Franke Tel.: 69/ In den ersten Wochen dieses Jahres tauchte in verschiedenen deutschen Medien plötzlich wieder die Aussage Deutschland ist Exportweltmeister! auf. Dass dies Humbug ist, zeigt ein schneller Blick auf die Zahlen. Gemessen an den Warenexporten lagen die Exporte Chinas 216 bei über 2 Bio. Dollar, mit weitem Abstand vor denen Deutschlands. Bei den Dienstleistungsexporten führen die USA wohl bis auf weiteres uneinholbar. Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion war eine Studie des ifo-instituts, nach der für das Jahr 216 die Kapitalexporte (also der Überschuss in der Leistungsbilanz) Deutschlands in US-Dollar die weltweit Höchsten waren. Schon beim echten Exportweltmeistertitel stellt sich allerdings die Frage, ob dieser außer für Anhänger veralteter merkantilistischer Theorien wirklich erstrebenswert ist. Die Nettoexporte sind hingegen auf jeden Fall ein zweischneidiges Schwert, schließlich fallen die negativ in Rechnung gestellten Importe bei einem Boom der Binnennachfrage tendenziell höher aus. Das Problem wird noch deutlicher, wenn man die Deutschen (wie es das ifo-institut korrekterweise tut) als Kapitalexportmeister bezeichnet. Ob ein Rekord beim Verleihen/Investieren von Kapital im Ausland wirklich ein Grund zum Feiern ist, hängt entscheidend von der Werthaltigkeit und Rendite dieser Kapitalexporte ab. Er lässt sich zudem auch als Negativvotum über die inländischen Investitionsbedingungen bzw. Renditeperspektiven interpretieren. Weltmeister geht anders. Prognoseübersicht China BIP, real % gg. Vj. 7,2 6,7 6,3 5,8 Budgetsaldo % des BIP -2,7-3, -4,5-5, Leistungsbilanzsaldo % des BIP 3, 1,9 2,6 2,5 Arbeitslosenquote % 4, 4, 4, 4, Inflationsrate % gg. Vj. 1,5 2,1 2, 2, China: So sehen Weltmeister aus! Warenexporte in Mrd. US-Dollar, Jahreswerte USA China Deutschland Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research p=prognose Daten des IWF; 216 mit Q4 als Schätzwert auf Basis nationaler Statistiken Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Der jüngste Knick bei den chinesischen Exporten war wohl in erster Linie wechselkursbedingt (im Jahr 216 war der Yuan gegenüber dem Dollar im Schnitt rund 5 % schwächer). Konjunkturell läuft es in China nicht nur im Außenhandel aktuell wieder rund(er). Angesichts des positiven Jahresausklangs 216 haben wir unsere Prognose für das Wachstum 217 nach oben angepasst. Im vierten Quartal 216 lag die Vorjahresrate bei 6,9 % und damit trotz des zeitweiligen Hyperventilierens über die Aussichten für die chinesische Konjunktur im abgelaufenen Jahr fast am oberen Rand des Gesamtjahresziels der Regierung von 6,5 % bis 7 %. Höhere Wachstumsprognose für 217 Die neue US-Regierung hat zudem zumindest zum Auftakt der Amtszeit von Präsident Trump die direkte Konfrontation mit dem wichtigsten Handelspartner und Weltmeister beim bilateralen Handelsbilanzüberschuss gescheut. Diese gegenüber China relativ zurückhaltende Position gibt Anlass zu Optimismus, dass auf kurze Sicht ein für China sehr belastender Handelskrieg mit den USA nicht ansteht. Zwar bleibt die mögliche Einführung einer big border tax auf chinesische Importe auf der Agenda. Sie wird aber, selbst wenn sie schon in der zweiten Jahreshälfte 217 wirksam würde, das Wachstum in China im laufenden Jahr nicht deutlich reduzieren. Wir rechnen nun für 217 mit einem Plus des realen Bruttoinlandsprodukt von 6,3 % (bisher: 5,8 %). Trotz der zuletzt recht guten Stimmungsindikatoren zeigen harte Daten wie die Industrieproduktion eher eine Stabilisierung als eine Beschleunigung an. Nach dem Parteikongress im Herbst dürfte die Regierung zudem ihre 216 erheblich erhöhten Stimulusanstrengungen zurückfahren. Im Jahresschnitt 218 sollte das Wachstum daher mit 5,8 % niedriger ausfallen. Mittelfristig bewegt sich das Trendwachstum in Richtung 5 %. HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 4
5 Frankreich: Politische Verunsicherung Dr. Stefan Mütze Tel.: 69/ Frankreich steht vor der Präsidentschaftswahl am 23. April (Stichwahl: 7. Mai) und der Parlamentswahl am 7. bzw. 11. Juni 217. Auch wenn ein Sieg der Kandidatin des Front National Marine Le Pen aus jetziger Sicht eher unwahrscheinlich ist, hat deren Programm bereits zu einer großen Verunsicherung an den Finanzmärkten geführt. So ist die Zinsdifferenz der zehnjährigen Staatsanleihen Frankreichs gegenüber Deutschland zeitweise auf über,7 Prozentpunkte gestiegen. Ursache ist u.a. die Abstimmung über den Verbleib in der EU und damit im Euro, die die Kandidatin versprochen hat. Ein Austritt Frankreichs wäre allerdings selbst bei einem Sieg von Le Pen wenig wahrscheinlich. Es müsste in diesem Fall mit einer Kohabitation, also keiner eigenen Mehrheit im Parlament, gerechnet werden. Zudem baut die französische Verfassung Hürden für einen EU-Austritt auf, die überwunden werden müssten. Sollten es trotzdem zu einer Volksabstimmung kommen, ist eine Zustimmung nicht der wahrscheinlichste Fall. Sowohl Unternehmen als auch Konsumenten reagierten auf die anstehenden Wahlen bislang kaum. Geschäfts- und Konsumklima haben sich kontinuierlich verbessert. Prognoseübersicht Frankreich Es geht allmählich aufwärts Umfrageergebnisse BIP, real % gg. Vj. 1,2 1,1 1,2 1,3 Budgetsaldo % des BIP -3,5-3,3-3,2-2,9 Leistungsbilanzsaldo % des BIP -,2-1,2-1, -,9 Arbeitslosenquote % 1,4 1, 9,5 9, Inflationsrate % gg. Vj.,1,3 1,6 1,4 Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research p=prognose Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Wenig Dynamik in den vergangenen Jahren Das Wirtschaftswachstum ist in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zu Deutschland deutlich schwächer ausgefallen. So stieg das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit 211 um nur,8 % p.a., während Deutschland 1,2 % erreichte. Die Dynamik hat nicht ausgereicht, die Arbeitslosigkeit zu senken, ein Grund für die verbreitete Unzufriedenheit der Franzosen mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Arbeitslosenquote lag 216 mit 1 % sogar über dem Wert von 211 (9,2 %). Die Jugendarbeitslosigkeit (15 bis 24 Jahre) betrug zuletzt nahezu 25 %. Zuletzt hat die französische Wirtschaft etwas an Schwung gewonnen. So legte das BIP im vierten Quartal immerhin um,4 % gegenüber den drei Monaten zuvor zu. Auch steht das Wachstum seit vergangenem Jahr auf mehreren Beinen. Zum Wirtschaftswachstum von 1,1 % im letzten Jahr haben nicht nur die privaten (1,8 %) und öffentlichen (1,5 %) Konsumausgaben beigetragen. Erstmals seit vier Jahren stiegen die Bauinvestitionen (1,1 %). Die Dynamik ging vom Nichtwohnungsbau aus, der Wohnungsbau schloss mit einer schwarzen Null ab. An Fahrt gewonnen haben die Ausrüstungsinvestitionen (5,9 %). Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels war 216 trotz des schwachen Euro erneut negativ. 217 dürfte das Wirtschaftswachstum mit 1,2 % kaum höher ausfallen, da eine deutlich höhere Inflation von 1,6 % den Konsum etwas bremst. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung dürften 216 zu der lebhafteren Investitionstätigkeit beigetragen haben. So sind die Rahmenbedingungen für die Unternehmen durch die Senkung von Sozialbeiträgen und Steuern sowie temporären Abschreibungsmöglichkeiten verbessert worden. Dieser Weg der Reformen sollte nach der Wahl fortgesetzt werden. Insbesondere gilt es, die zu hohen Staatsausgaben zu reduzieren, um Raum für Steuersenkungen zu schaffen. Die Gesamtausgaben des französischen Staates liegen bei 57 % des BIP und damit 13 Prozentpunkte höher als in Deutschland. HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 5
6 Polen: Das neue Normal? Marion Dezenter Tel.: 69/ Mit einer leichten Beschleunigung der Konjunktur im Schlussquartal 216 ist die Basis für ein Wirtschaftswachstum von 3, % in 217 gelegt. Dabei bleibt der Konsum ein wichtiger Pfeiler des Wachstums. Denn mit diversen fiskalpolitischen Maßnahmen, wie dem im April 216 gestarteten Förderprogramm Familie 5plus, spendiert die seit Ende 215 regierende rechtskonservative PiS zusätzliches Einkommen und trägt so zur positiven Grundstimmung der Konsumenten bei. Dies spiegelt sich im Aufwärtstrend der Einzelhandelsumsätze, die seit Ende 215 an Fahrt aufgenommen haben. Als Wachstumstreiber gewinnt 217 aber auch eine andere BIP-Komponente wieder an Bedeutung: Während die Investitionen 216 noch das Wachstum gedrückt haben, dürften sie im Lauf dieses Jahres Auftrieb bekommen, da Projekte im Rahmen des EU-Förderprogramms ins Rollen kommen. Einkaufsmanagerindex und Auftragseingänge sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Die Nettoexporte hingegen dürften auch weiterhin begrenzt werden von der gestiegenen Importnachfrage. Ob sich der hohe Wachstumsbeitrag der Lagerhaltung im gleichen Ausmaß wiederholt (gut ein Drittel des BIP-Wachstums), ist indes fraglich. Insgesamt bleibt die Konjunktur auch 217 deutlich schwungvoller als im EU-Durchschnitt. Prognoseübersicht Polen Einzelhandelsumsätze beschleunigt OECD Einzelhandelsumsätze, saisonbereinigt, Index, 21 = 1 BIP, real % gg. Vj. 3,9 2,8 3, 3,2 Budgetsaldo % des BIP -2,6-2,7-3, -3, Leistungsbilanzsaldo % des BIP -,6 -,5-1, -1,5 Arbeitslosenquote % 1,5 9, 8,4 8, Inflationsrate % gg. Vj. -,9 -,6 2,2 1,8 Quellen: EIU, MB, Helaba Volkswirtschaft/Research p=prognose Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Inflation ist mit den gestiegenen Ölpreisen auch in Polen wieder zurückgekehrt. Für 217 ist mit einem Plus von jahresdurchschnittlich gut 2 % zu rechnen. Von Bedeutung ist insbesondere der Zuwachs bei den Löhnen: Die Arbeitslosigkeit ist 216 deutlich auf 9 % zurückgegangen. Für 217 zeichnet sich ein weiterer, wenn auch verlangsamter Rückgang ab. Mancherorts macht sich bereits bemerkbar, dass die benötigten Fachkräfte nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Die Folge sind spürbare Lohnsteigerungen von rund 4 % im letzten Jahr. Das Einhalten des Zentralbankziels einer Inflation von 2,5 % ist allerdings noch kein Problem. Bei ihrer Zinssitzung im Februar bekräftigte die Nationalbank denn auch, das aktuelle Zinsniveau sei weiterhin geeignet, um ein nachhaltiges, ausgewogenes Wachstum der polnischen Wirtschaft zu gewährleisten. Insbesondere bei der Vorbereitung einer Zinswende wird es auf eine transparente Kommunikation ankommen, damit die Geldpolitik für die Finanzmärkte nachvollziehbar und berechenbar bleibt. Der von Präsident Duda Mitte 216 kurz nach seiner Amtsübernahme berufene regierungsnahe Zentralbankpräsident Glapinski wird sich bei der aktuell anziehenden Teuerung zwischen den Wünschen nach einer konjunkturfreundlichen Zinspolitik und einer stabilitätsorientierten Haltung positionieren müssen. In der internationalen Berichterstattung macht Polen zwar immer wieder negative Schlagzeilen durch Eingriffe in die Souveränität des Verfassungsgerichts und in die Pressefreiheit sowie durch das derzeit schwierige Verhältnis zur EU. Für Investoren scheinen das weit über dem EU-Durchschnitt liegende Wachstum und die Renditeaussichten allerdings zu verlockend, um sich davon abschrecken zu lassen. 1 1 Für eine ausführlichere Analyse Polens siehe Helaba Länderfokus vom HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 6
7 Prognoseübersicht Bruttoinlandsprodukt Euroland 1,9 1,7 1,4 1,4,,2 1,6 1,5 Deutschland 1,5 1,8 1,5 1,4,3,5 1,7 1,6 Frankreich 1,2 1,1 1,2 1,3,1,3 1,6 1,4 Italien,7 1, 1,1 1,2,1 -,1 1,4 1,3 Spanien 3,2 3,2 2,5 2,1 -,6 -,3 2,2 1,5 Niederlande 2, 2,1 1,9 1,5,2,1 1,3 1,5 Österreich 1, 1,5 1,7 1,7,9,9 2, 2, Griechenland -,2, 1,3 1,7-1,1, 1, 1,5 Portugal 1,6 1,1 1,1 1,4,5,7 1,1 1,4 Irland 26,3 4,5 3, 3,2, -,2,7 1,5 Großbritannien 2,2 1,8 1,3 1,,1,6 2,5 2,2 Schw eiz,8 1,3 1,1 1,3-1,1 -,4,3,7 Schw eden 4,1 3,3 2,6 2,5, 1, 1,5 1,7 Norw egen 1,6 1, 1,5 1,7 2,1 3,6 2,1 2,2 Polen 3,9 2,8 3, 3,2 -,9 -,6 2,2 1,8 Ungarn 3,1 2, 2,8 2,7 -,1,4 2,1 2,4 Tschechien 4,5 2,3 2,6 2,5,3,7 2,3 2,2 Russland -3, -,5,8 1,3 15,5 7,1 5, 4,5 USA 2,6 1,6 2,2 2,,1 1,3 2,6 2,2 Japan 1,3 1,,8,5,8 -,1,7,5 Asien ohne Japan 5,4 5,1 5, 4,7 2,5 2,8 3, 3, China 7,2 6,7 6,3 5,8 1,5 2,1 2, 2, Indien 7,5 6,8 6,9 6,9 4,9 5,5 5,1 5, Lateinamerika,2 -,7 1,6 2,5 12,6 17, 14, 12,5 Brasilien -3,8-3,5,8 1,5 9, 8,5 5,5 5, Welt 3,1 2,8 3,1 3, 3, 3,4 3,7 3,4 p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % HELABA VO L KSW IRT SCHAFT / RESEARCH 6. MÄRZ 2 17 HEL ABA 7
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