Abstract. Allgemeines
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- Hanna Wagner
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1 Abstract Allgemeines Es ist nicht zu übersehen, dass sich in den letzten Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen in Europa und auf der ganzen Welt vollzogen haben. Der Zusammenbruch des Warschauer Paktes, die nicht sehr stabile Lage in Südosteuropa und Osteuropa als direkte Auswirkung des Zerfalls dieses Bündnisses, die Etablierung der Europäischen Union, sei es im wirtschaftlichen, politischen sowie militärischen Bereich, die Erweiterung der NATO und viele andere Faktoren haben ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen. Österreich befindet sich im Herzen des europäischen Kontinents und ist daher auch nicht von diesen Veränderungen verschont geblieben. Seit 1995 Mitglied in der Europäischen Union leistet Österreich seinen Beitrag zu den wirtschaftlichen, politischen und militärischen Integrationsbestrebungen Europas. Unser Land hat die Möglichkeit, direkt an der weiteren Entwicklung der Europäischen Union mitzuarbeiten und sich darin zu verwirklichen. Zudem hat es im ersten Halbjahr 2006 den Vorsitz der Europäischen Union inne. Ein wichtiger, sich aber erst in den Anfängen befindlicher Bereich ist die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie die Europäische Verfassung, die auch einen sehr großen Einfluss auf die Republik Österreich haben werden. All diese Aspekte und Neuerungen machen es notwendig, sich über die Position, welche Österreich mittlerweile eingenommen hat, Gedanken zu machen. Die dramatischen Veränderungen in der Weltpolitik sind nicht ohne Auswirkung auf die Menschen selbst. Sie haben plötzlich mit neuen Denkweisen, Religionen, Kulturen und Wertvorstellungen zu tun. Die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft bedingt daher eine Neuorientierung der gesellschaftlichen Werte und Normen. Man spricht im Allgemeinen vom Wertewandel, Werteverlust oder der Änderung der Rangordnung der Werte. 1 Sowohl die Streitkräfte als auch ihre Angehörigen erleben denselben Wandel, was nicht selten zu Problemen führt. Meistens sind Werte in einer Armee lange gewachsen und werden nur 1 Siehe Kapitel 6: Die Veränderung der Werte
2 schwer aufgegeben, insbesondere in einem Land wie Österreich, in dem traditionelle Werte und Normen innerhalb des Bundesheeres einen hohen Stellenwert einnehmen. Vor allem der Berufstand des Offiziers ist davon besonders betroffen ist er es doch, der die Werte und Tugenden aufrechterhalten und verkörpern soll und zudem auch an künftige Soldatengenerationen weitergeben soll. Fragestellung Die Kernthese die sich in dieser Arbeit stellt lautet: Durch die neue sicherheitspolitische Lage Österreichs und dem Wandel der Werte ist das bisherige Leitbild des Offiziers überholt. Eine Veränderung des Offiziersleitbildes ist dadurch notwendig geworden. Um dieses Problem umfassend zu analysieren wurden folgende forschungsleitenden Fragen erstellt: In welchem sicherheitspolitischen Umfeld befindet sich Österreich und inwieweit hat sich dieses verändert? Welche neuen Einsatzszenarien für das Österreichische Bundesheer ergeben sich daraus? Welche soldatischen Werte sind noch immer gültig beziehungsweise welche sind einem Wandel unterworfen? Wie sieht der Wandel der Werte aus? Wie werden Werte im Österreichischen Bundesheer vermittelt? Wie sieht das aktuelle Offiziersleitbild aus? Ist es notwendig, es aufgrund der neuen Situation zu ändern? Wenn eine Veränderung des Leitbildes nötig ist, in welchem Ausmaß müsste dies geschehen und wie würde es neu zu definieren sein? Aufbau und Methodik Um die gestellten Fragen zu beantworten, wurde der hermeneutisch-kritische Theorietyp unter Verwendung des historisch-genetischen Forschungsansatzes gewählt, der die Entstehung des
3 heutigen Europas und der damit verbundenen Wertegesellschaft untersucht. Die in dieser Abhandlung verwendete Fachliteratur stammt aus den Bereich der Pädagogik, Philosophie, Anthropologie und der Geschichte. Zusätzlich wurden Verträge, Gesetzestexte, Erlässe, Texte aus Fachzeitschriften, Veröffentlichungen von Organisationen und Institutionen, sowie Quellen aus dem Internet herangezogen. Durch die Methode der Hermeneutik wurden die einzelnen Erkenntnisse zu einem Gesamtverständnis zusammengefügt. Die Arbeit ist in drei große Abschnitte mit mehreren Kapiteln gegliedert. Im ersten Abschnitt soll Österreich in seinem geopolitischen Umfeld beleuchtet werden. Hierzu soll im speziellen auf Österreich und seine Mitgliedschaft in der Europäischen Union sowie als Mitglied der Partnerschaft für den Frieden der NATO eingegangen werden. Im Hinblick auf die Europäische Union soll ein kurzer Abriss über die bisherige Entwicklung gegeben werden, um dann vor allem die Auswirkung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf Österreich zu untersuchen. Der Abschnitt über die NATO soll das Wirken Österreichs in der Partnerschaft für den Frieden darstellen und einen Exkurs über die Möglichkeit eines NATO-Beitritts geben. Des Weiteren soll im ersten Abschnitt ein Überblick über die neuen Gefahren für Österreich gegeben werden. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit soldatischen Werten und Tugenden und dem Wertewandel, welcher sich in der Gesellschaft vollzieht. Der allgemeine Begriff des Wertes sowie ausgesuchte soldatische Tugenden sollen definiert werden. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, wie deren Vermittlung im Österreichischen Bundesheer erfolgt. Im Einzelnen werden hier die typischen soldatischen Tugenden wie Disziplin, Gehorsam, Treue, Tapferkeit und Kameradschaft behandelt. Der Wertewandel wird anhand der drei Wertewandeltheorien erklärt und auf das Bundesheer übertragen. Darüber hinaus wird auf die dem Wandel unterworfen Tugenden wie Vaterlandsliebe, Solidarität und Wahrhaftigkeit eingegangen. Im dritten und letzten Abschnitt soll das Leitbild des Offiziers dargelegt werden, und dieses mit den Anforderungen, die sich aus den zwei vorangegangenen Abschnitten ergeben haben, verglichen werden. Danach soll falls notwendig ein neues Offiziersleitbild kreiert werden, dass den heutigen Anforderungen entspricht.
4 Erklärung und Resümee Aus den drastischen weltpolitischen Veränderungen der letzten Decaden und dem Ziel Österreichs, den neuen Bedrohungsszenarien zusammen mit anderen Staaten gemeinsam gegenüberzutreten, ergibt sich eine Veränderung im Bereich des Offizierleitbildes. Das Bild des Soldaten als Schützer, Helfer und Kämpfer ist zwar immer noch sehr wichtig, doch müssen heute die Aufgaben des Schützers und des Helfers hintangestellt werden und primär der Kämpfer im Vordergrund stehen. Die beiden anderen Aspekte sind aber natürlich auf keinen Fall zu vergessen, stellen sie weiterhin wichtige Aufgaben des Österreichischen Bundesheeres dar. Nicht nur die globale sicherheitspolitische Lage hat sich in den vergangen Jahrzehnten maßgeblich verändert. Auch der Wertewandel, der in den verschiedenen Wertesystemen vonstatten ging, trug einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung des Offiziersleitbildes bei. Werte und Tugenden haben beim Militär einen großen Stellenwert und eine lange Tradition, mit der nicht leicht gebrochen werden kann. Trotzdem ist es notwendig, das Leitbild des österreichischen Offiziers immer wieder den neuen Situationen anzupassen, um einen modernen Offizier, der in der Gesellschaft anerkannt und die gleichen Wertevorstellungen wie die Gesellschaft hat, zu erhalten. Der Wandel der Werte ist ein natürlicher Prozess, der in den verschiedenen Gesellschaften vorkommt und unterschiedliche Ausprägungen besitzt. Dennoch befasst man sich erst seit den sechziger Jahren intensiv mit diesem Phänomen. Seitdem haben sich insbesondere drei Theorien des Wertewandels die postmaterialistische Wertewandeltheorie von Inglehart, die Theorie des Werteverfalls von Noelle-Neumann und die Theorie der Wertesynthese von Klages durchgesetzt. Diesem Wertewandel muss ein Offiziersleitbild, will es Anspruch auf Aktualität erheben, entsprechen und sich anpassen. Es gibt eine große Anzahl von Werten und Tugenden, die sich in den letzten Jahrzehnten gar nicht beziehungsweise nur sehr wenig geändert haben, und ohne die ein Soldat nicht auskommen kann. Tapferkeit, Gehorsam, Disziplin, Treue oder Kameradschaft sind einige dieser Tugenden, die heute wie damals ihre Gültigkeit besitzen. Anders verhält sich dies zum Beispiel mit Patriotismus, Solidarität oder Wahrhaftigkeit. Diese Werte haben sich sehr wohl verändert und erzwingen eine Veränderung im bisherigen Leitbild.
5 Schlussfolgernd ergibt sich, dass das Offiziersleitbild in vielen Punkten den aktuellen Anforderungen entspricht, aber dennoch zumindest zwei Erweiterungen benötigt. Erstens die Unterstreichung und Voranstellung der Kompetenz des Kämpfers, und zweitens die Erweiterung um die Kompetenz des Weltenbürgers. Somit hat sich die Kernthese dieser Arbeit, der Annahme, dass das Offiziersleitbild nicht mehr den modernen Anforderungen entspricht und einer Überarbeitung bedarf, bestätigt.
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