I N F O R M A T I O N
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- Valentin Lorenz
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Sozial-Landesrat Josef Ackerl am 30. Jänner 2008 zum Thema "Gütezeichen für die Schuldnerberatungen in Oberösterreich sowie Trends aus der Beratungsbilanz 2007" Weitere Gesprächsteilnehmer: Mag. Thomas Berghuber, Geschäftsführer Schuldnerberatung OÖ Mag.(FH) Ferdinand Herndler, Geschäftsführer Schuldner-Hilfe OÖ - Verein für prophylaktische Sozialarbeit
2 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 2 Mit der Integration der Schuldnerberatung in das 1998 beschlossene Oberösterreichische Sozialhilfegesetz wurde die Finanzierung der Schuldnerberatung langfristig sichergestellt. Sie erfolgt seither mit Mitteln des oberösterreichischen Sozialressorts und geringeren Beiträgen des AMS und des Familienministeriums. Das war und ist ein wesentlicher Beitrag zur Entlastung der regionalen Sozialhilfeträger bei der Verhinderung von Armut und der daraus entstehenden Folgekosten waren 2,111 Millionen Euro für die Schuldnerberatungen budgetiert, für das Jahr 2008 sind im Budget des oö. Sozialressorts rund 2,213 Millionen Euro veranschlagt. Aufbau der Schuldnerberatung in Oberösterreich Die Beratung der oberösterreichischen Schuldner/innen leisten in Oberösterreich die "Schuldner-Hilfe" des Vereins für prophylaktische Sozialarbeit und die Schuldnerberatung Oberösterreich. Mit Ausnahme von Linz - wo beide Vereine tätig sind decken die Berater/innen der beiden Vereine unterschiedliche Regionen ab. Während die Mitarbeiter/innen der Schuldner-Hilfe teils mit überregionalen Sprechstunden - Klient/innen aus den Bezirken Rohrbach, Perg, Freistadt und Kirchdorf betreuen, übernehmen dies für die Bezirke Vöcklabruck, Ried, Steyr, Wels, Bad Ischl, Braunau, Schärding und Gmunden die Berater/innen der Schuldnerberatung Oberösterreich. Oberösterreich kann heute auf sieben Beratungsstellen (zwei mal Linz, Vöcklabruck, Ried, Steyr, Wels und Rohrbach) und sieben regelmäßige Sprechtage (Bad Ischl, Braunau, Schärding, Gmunden, Perg, Freistadt, Kirchdorf) verweisen. Staatliches Gütezeichen für die Schuldnerberatungen in Oberösterreich In den letzten Jahren war selbst Oberösterreich trotz der flächendeckenden Versorgung mit im öffentlichen Auftrag handelnden Schuldnerberatungsstellen Ziel privater, teils unseriöser, vor allem aber kostenpflichtiger Anbieter im Bereich der Schuldnerberatung. Um den Hilfe suchenden Menschen mehr Sicherheit im Hinblick auf das vorhandene Beratungsangebot zu geben und staatlich anerkannte und geförderte (und daher kostenlose)
3 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 3 Schuldnerberatungen von anderen Anbietern unterscheidbar zu machen, wurde den "bevorrechteten" unentgeltlich tätigen Schuldnerberatungsstellen am 22. Jänner 2008 ein eigenes Gütezeichen gewidmet und übergeben, das sie von nun an als "staatlich anerkannte" Schuldnerberatungen kennzeichnen soll. Aktuelle Trends in der oberösterreichischen Schuldnerberatung "Betreuungsrekord" setzt sich fort erstmals über Klient/innen Mit beratenen bzw. betreuten Klientinnen und Klienten erreichten die oberösterreichischen Schuldnerberatungsstellen auch im abgelaufenen Jahr eine neue "Rekordmarke" und durchbrachen erstmals die Grenze von Klienten/innen. Die Neuzugänge sind im Gegensatz zu 2006, in dem es erstmals seit Jahren eine rückläufige Entwicklung gab, im Vorjahr wieder um 4,5 Prozent auf Personen gestiegen. In noch stärkerem Ausmaß ist die Zahl jener Klienten/innen gestiegen, die bereits seit dem Vorjahr in Beratung sind (plus 6,6 Prozent). Auch die Zahl der Beratungsgespräche ("face to face") ist im abgelaufenen Jahr gestiegen, und zwar um rund 7 Prozent. Über die letzten fünf Jahre haben sich alle Kennzahlen stark nach oben entwickelt. Natürlich sagt das nicht nur etwas über eine steigende Verschuldung in den oberösterreichischen
4 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 4 Haushalten aus! meint Ackerl. Die Beratungsangebote werden immer bekannter und entsprechend öfter in Anspruch genommen! Zahl der Neuzugänge Klienten/innen aus dem Vorjahr in Beratung Gesamtzahl der Klienten/innen Anzahl der Beratungsgespräche ("face to face") Veränderung zum Vorjahr in Prozent Zahl der Neuzugänge 5,0% 1,8% 4,7% -2,3% 4,5% 14,2% Klienten/innen aus dem Vorjahr in Beratung 14,5% 1,9% 13,0% 14,4% 6,6% 60,8% Gesamtzahl der Klienten/innen 9,2% 1,9% 8,6% 5,8% 5,6% 35,1% Anzahl der Beratungsgespräche ("face to face") 7,8% 8,4% 11,5% 8,0% 7,0% 50,7% Altersverteilung der Neuzugänge Wie in den Jahren zuvor bleibt die besorgniserregende Tatsache bestehen, dass rund jede/r fünfte neue Klient/in der Schuldnerberatung nicht älter als 25 Jahre ist. Altersverteilung der Neuzugänge 11% 4% 4% 16% 22% 17% bis 20 Jahre 21 bis 25 Jahre 26 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre über 60 Jahre 26%
5 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 5 Lebenssituation Besonders bedenklich stimmt der kontinuierliche Anstieg des Anteils der Familien (Personen mit Kindern) unter den Klienten/innen der Schuldnerberatung in den letzten fünf Jahren, von 23,6 Prozent im Jahr 2002 auf 37 Prozent im Vorjahr. Das bereits vielfach diagnostizierte höhere Armutsrisiko von Familien wächst also nach wie vor stetig! so Sozial- Landesrat Josef Ackerl. "Für mich nur ein Nachweis, dass die Familienpolitik der letzten Bundesregierung versagt hat und die jetzige dringenden Handlungsbedarf hat!! Lebenssituation der Neuzugänge 9% 1% 37% 33% Alleinstehend In Lebensgemeinschaft Familie (mit Kindern) Sonstige Unbekannt 20% Verschuldensursache Nur 2003 war die "mangelnde Budgetplanung" die Hauptursache für die persönliche Verschuldung und in weiterer Folge für die Inanspruchnahme der Schuldnerberatungen. All die anderen Jahre seit 2002 stand und steht die "unverschuldete Verschlechterung der Einkommenssituation" (z.b. durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit) unangefochten an der Spitze.
6 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 6 Ursachen der Verschuldung mangelnde Budgetplanung/Konsumverhalten 3% 13% 21% Selbständige Tätigkeit Scheidung/Trennung Bürgschaft/Mithaftung 24% 13% Wohnungskauf, -ausstattung, Hausbau Einkommensverschlechterung (Arbeitslosigkeit, Krankheit, usw.) 10% Autokauf/Leasing 9% 7% Sonstige Ergebnisse aus den Beratungen Die Hälfte der im Jahr 2007 durchgeführten Beratungen (49,9 Prozent) hatten grundlegende Auskünfte, rechtliche Abklärungen und allgemeine Informationen zum Privatkonkurs zum Inhalt (2006: 48,3 Prozent). Bei rund jedem fünften Gespräch (19,5 Prozent) wurden Schuldenstandserhebungen und Haushaltsanalysen durchgeführt (2006: 18,3 Prozent). 15,2 Prozent der Beratungen behandelten die konkrete Durchführung oder die Nachbetreuung eines Privatkonkurses (2006: 13,9 Prozent). "Insgesamt ist die Zahl der Beratungen um rund 7 Prozent gestiegen jene, die sich um die konkrete Durchführung oder Nachbetreuung eines Privatkonkurses drehten, haben sich um 16,4 Prozent gesteigert!" weiß Landesrat Josef Ackerl. "Der Privatkonkurs bewährt sich nach wie vor als wirkungsvolles Instrument, um hoch verschuldeten privaten Haushalten einen finanziellen Neustart ermöglichen!" Die Anträge auf Eröffnung eines Privatkonkursverfahrens sind von im Jahr 2006 um rund 11,9 Prozent auf im Jahr 2007 gestiegen.
7 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 7 4% 4% Ergebnisse aus den Beratungen 3% 5% Information über Privatkonkurs Auskunft, rechtliche Abklärung, Privatkonkurse (Durchführung/Nachbetreuung) Schuldenstandserhebung und Haushaltsanalysen 19% 50% Vergleiche Neue Vereinbarungen Existenzielle Absicherung 15% Anderes (inkl. Klärung fam. Konflikte im Zusammenhang mit Geld) Resümee Zusammenfassend steht fest: Die Kennzahlen der Schuldnerberatungen gehen kontinuierlich nach oben. Dies ist aber nicht nur negativ im Sinne steigender Verschuldung zu interpretieren, sondern ist auch Ausdruck des wachsenden Bekanntheitsgrades der Einrichtungen und der sinkenden Hemmschwellen, Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Zukunft gehört jedenfalls der Prävention, und Oberösterreich kann stolz darauf sein, dass beide Schuldnerberatungseinrichtungen innovativ und wissenschaftlich basiert in der Prävention tätig sind: - Die von der Schuldnerberatung Oberösterreich gemeinsam mit der Fachhochschule erstellte Jugendverschuldensstudie bildet eine gute wissenschaftliche Grundlage für die Präventionsangebote - Der Schuldenkoffer der Schuldnerberatung Oberösterreich ist bereits einige Zeit bekannt und erfreut sich auch im Internet großer Nachfrage, Näheres unter www. schuldenkoffer.at
8 LR Josef Ackerl: Schuldnerberatungen-Bilanz 2007 Seite 8 - Der Finanzführerschein der Schuldner-Hilfe erfreut sich einer ungebrochen hohen Nachfrage; um diese Nachfrage künftig besser bewältigen zu können, startet im März 2008 der erste "Lehrgang zum Finanzcoach im Schulbereich" für Lehrkräfte. Nähere Infos unter Wesentliche Forderungen der Schuldnerberatungsstellen: All die Bemühungen in Oberösterreich reichen aber nicht aus, die Verschuldensproblematik nachhaltig in den Griff zu bekommen, wenn manche Rahmenbedingungen nach wie vor nicht stimmig sind. Daher bleiben die Forderungen der Schuldnerberatungen, denen sich Sozial-Landesrat Josef Ackerl inhaltlich anschließt, aufrecht: Recht auf ein Girokonto auf Haben-Basis Personen, denen ein Girokonto verwehrt wird haben massive Probleme am Arbeitsmarkt und sind im Zahlungsverkehr finanziell massiv benachteiligt. Verbot des Kontoüberzuges und Kredites für Jugendliche Jugendliche sollen überhaupt keine Möglichkeit des Kontoüberzuges und Kredites haben, da aus Erfahrungen der Schuldnerberatungen die Schuldenkarriere bei den meisten Klient/innen schon in der Jugend begonnen hat. Jugendliche dürfen nicht daran gewöhnt werden mit Schulden zu leben. Entschärfung der Exekutionsordnung: Entlastung der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen als Drittschuldner; Möglichkeit der Berücksichtigung des Partners einer Lebensgemeinschaft bei der Berechnung des Existenzminimums Verbesserungen im Schuldenregulierungsverfahren Wegfall der 10 % - Mindestquote im Abschöpfungsverfahren Verkürzung der Dauer des Schuldenregulierungsverfahrens Erhöhung des Existenzminimums von derzeit 747 auf Euro
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