Einführung in die Philosophie
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- Waltraud Dörte Reuter
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 in die Philosophie Wissen und Entscheiden Wintersemester // bei Moritz Schulz
2 Plan Rückblick 1 Rückblick 2 3 4
3 Was ist Wissen? Rückblick Die Grundfrage im Theätet lautete: Was ist Wissen? Dabei ist nach einer Analyse des Wissensbegriffs gefragt, der seine Natur in voller Allgemeinheit offen legt. Dazu bedarf der Angabe von notwendigen Bedingungen für Wissen, die zusammengenommen auch hinreichend sind.
4 Wissen und wahre Meinung Zwei notwendige Bedingungen: Wissen und Meinung Wenn eine Person weiß, dass p, dann ist sie der Meinung, dass p. Wissen und Wahrheit Wenn eine Person weiß, dass p, dann ist es wahr, dass p.
5 Wahre Meinung ohne Wissen Wahre Meinung scheint allerdings nicht hinreichend für Wissen: Mehmet glaubt, dass er die Lotterie gewinnen wird, nachdem ihm ein Wahrsager eine glückliche Fügung seines Schicksals in naher Zukunft prophezeit hat. Wie es der Zufall will, wird Mehmet tatsächlich die Lotterie gewinnen. Es gilt daher: Mehmet ist der wahren Meinung, dass er die Lotterie gewinnen wird. Es gilt aber nicht: Mehmet weiß, dass er die Lotterie gewinnen wird.
6 Wissen und gute Gründe Im Theätet wird daher die folgende Wissensanalyse vorgestellt: Wissen und Begründung Wissen ist wahre Meinung verbunden mit einer guten Begründung (/Erklärung).
7 Was ist tugendhaft? Lässt es sich lehren? Im Menon geht es vordergründig nicht um Wissen, sondern um die Frage, was eine Tugend ausmacht und ob sich tugendhaftes Handeln lehren lässt. Etwas moderner gesagt, geht es um die Frage, ob und wie sich ethisches Handeln vermitteln lässt. Wissen kommt indirekt ins Spiel: tugendhaftes Handeln wird als Handeln aus Einsicht vorgestellt.
8 Ein Kuriosum: Wissen als Erinnerung Der Menon ist berüchtigt für ein fragwürdiges Paradoxon mit einem noch fragwürdigeren Lösungsvorschlag. Das Problem soll darin bestehen, dass sich Wissen nicht lernen ließe: (a) Wenn wir eine Aussage bereits wüssten, dann können wir sie nicht mehr lernen und (b) wenn wir eine Aussage nicht wüssten, dann wüssten wir ja nicht, wonach wir überhaupt suchen sollten. Die Lösung besteht dann darin, eine unsterbliche und allwissenden Seele zu postulieren, die sich jeweils nur noch zu erinnern braucht.
9 Wozu ist Wissen gut? Systematisch interessiert mich der Menon wegen der Frage, wozu Wissen eigentlich gut ist. Was nützt es uns, etwas zu wissen?
10 Information und Handeln Informationen sind für unser Handeln wichtig: sie geben Aufschluss darüber, auf welchem Weg wir unsere Ziele am besten erreichen können. Handeln wir auf der Basis von wahren anstatt von falschen Meinungen, ist es wahrscheinlicher, dass wir Erfolg haben werden. Beispiel Theaterbesuch: Liegen wir richtig damit, wann das Stück beginnt, so macht dies wahrscheinlicher, dass es uns gelingen wird, das Stück zu sehen.
11 Wissen und Handeln Streben nach Wissen hat einen praktischen Bezug: Wissen ermöglicht uns, bessere Entscheidungen zu treffen. Man könnte vermuten, dass dies (insbesondere evolutionär) der primäre Grund ist, warum wir nach Wissen streben (sollten). Natürlich kann Wissen auch intrinsischen Wert haben.
12 Wissen oder (bloß) Wahrheit? Wahre Meinung scheint ähnliche Handlungsvorteile zu bieten wie Wissen: Macht es einen Unterschied, ob wir uns auf der Basis von wahren Meinungen oder von Wissen entscheiden? Anders gefragt: Bietet Wissen gegenüber wahrer Meinung praktische Vorteile?
13 Kein Unterschied Die Aquivalenzthese Wissen ist in praktischer Hinsicht genauso vorteilhaft wie wahre Meinung.
14 Worauf es ankommt Vergleichen sie zwei Personen A und B, die beide nach Larissa wollen. A weiß, wie man nach Larissa kommt. B hat anstelle dessen lediglich eine wahre Meinungen. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Personen nicht. Hat A bessere Chancen, in Larissa anzukommen?
15 Die These begründen Wie ließe sich die Äquivalenzthese begründen. Ein Versuch wäre: Da beide Personen dieselben Überzeugungen haben, werden sie dieselben Entscheidungen treffen. Da dieselben Überzeugungen beider Personen wahr sind, werden sie mit ihrer Entscheidung gleich gute Chancen haben.
16 Ein Fehler Menons? Menon scheint einen Fehler zu machen, wenn er zunächst behauptet, wahre Meinungen würden mal zu Erfolg führen, mal nicht. Es hat den Anschein, dass er hier bloße Meinungen mit wahren Meinungen verwechselt hat. Womöglich lässt sich seiner Aussage aber noch eine methodologisch Pointe abgewinnen: die Art von Gründen, auf denen wahre Meinungen beruhen, sind oft so, dass sie nur mit geringer Wahrscheinlichkeit mit der Wahrheit der resultierenden Meinung korrelieren.
17 Wahrheit und Methode Ein Beispiel: Mehmet gründet einige seiner Meinungen auf Wahrsagerei. Dies ist eine Methode, die nur selten wahre Meinungen produziert, auch wenn ein Wahrsager im Einzelfall richtig liegen kann bzw. der Rezipient durch die Wahrsagung zu einer wahren Meinung gelangen kann.
18 Erfolg und Methode Methoden des Meinungserwerbes sind praktisch relevant: Mehmet auf dem Weg nach Larissa Mehmet hat eine wahre Meinung bezüglich des Weges nach Larissa. Auf halbem Weg begegnet ihm ein Wahrsager, der ihm sagt, auf linkem Wege liege sein Glück. Mehmet schlussfolgert, dass es links herum nach Larissa geht. Er liegt falsch und landet in Tricca.
19 Wissen und Stabilität Sokrates verweist auf einen weiteren Unterschied zwischen wahrer Meinung und Wissen. Wissen sei stabiler als wahre Meinung, weil die Meinungen durch Gründe gebunden wären. Was genau ist damit gemeint?
20 Eine dynamische Perspektive Stabile Meinungen Stabilität können wir so verstehen, dass eine stabile Meinung mit einer vergleichsweise hohen Wahrscheinlichkeit erhalten bleibt, wenn das Subjekt neue Informationen erhält. Es geht hier darum, wie sich das Meinungssystem eines Subjekts über die Zeit unter der Hinzunahme von neuen Informationen entwickelt.
21 Wissen behalten Rückblick Warum sollte Wissen (vergleichsweise) stabil sein? Da es wohlbegründet ist, so der Gedanke Sokrates, wird sich das Subjekt weniger leicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Stabilität könnte praktisch relevant sein: Jemand mit stabilen (und wahren) Meinungen lässt sich weniger leicht von dem eingeschlagenen Weg abbringen.
22 Beispiel Larissa Rückblick Vergleichen wir noch einmal die Personen A und B. Nehmen wir dabei an, dass B nicht weiß, wie der Weg nach Larissa verläuft, weil B eine Kinderzeichnung auf einem Landschaftsbild als Karte interpretiert hat. Zufälligerweise zeigte die Zeichnung aber einen Verlauf, der mit dem Weg nach Larissa übereinstimmt. A hingegen kennt den Weg, da sie ihn bereits mehrmals gegangen ist. Wie werden A und B reagieren, wenn Ihnen jemand einen falschen Tipp gibt, wie sie am besten nach Larissa kommen? Es den Eindruck macht, sie wären auf dem falschen Weg, weil sie länger brauchen, als gedacht? Der Weg versperrt ist und sie einen Umweg gehen müssen?
23 Fazit Rückblick Neben einer Analyse von Wissen, ist es auch eine wichtige Frage, was der Wert von Wissen, im Vergleich zur wahren Meinung, ist. Wieso sollten wir nach Wissen streben und nicht bloß nach wahrer Meinung? (Oder kann man nur nach wahrer Meinung streben, wenn man gleichzeitig nach Wissen strebt?) Wissen-generierende Methoden sind sicherlich praktisch relevant: sie stellen sicher, dass wir neue Informationen gut verarbeiten. Es scheint darüber hinaus möglich, dass Wissen stabiler ist als wahre Meinung und dadurch praktische Vorteile bietet.
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