Gleiches Recht für Alle?
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- Harald Esser
- vor 6 Jahren
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1 Gleiches Recht für Alle? Naturethische Positionen zum Verhältnis von Wildtier und Mensch Thomas Kirchhoff Vortrag auf dem 6. Denzlinger Wildtierforum, Bilder: Wikimedia Commons; l.: Aconcagua; m.: Daniel Schwen; r.: Don Camillo; Hintergrund: Reinhold Möller
2 0. Einleitung Bisherige Vorträge: Beschreibung von Tatsachen Thema meines Vortrags: Bewertung von Tatsachen Welche Beeinträchtigungen von Wildtieren durch Freizeitaktivitäten sind gerechtfertigt? Welche Beschränkungen von Freizeitaktivitäten zum Wildtierschutz sind gerechtfertigt? Ansatz: nicht moralisch, sondern ethisch 1. Klassifikation von Positionen nach Zuschreibung von Eigenrechten 2. Klassifikation von Werten von Natur
3 1. Welche Dinge haben Eigenrechte? Anthropozentrismus (von griech. anthropos = Mensch) ausschließlich Menschen Physiozentrismus (physis = Natur) auch natürliche Dinge a) pathozentrisch: alle empfindungsfähigen Wesen (pathos = Leid) b) biozentrisch: alle einzelnen Lebewesen (bios = Leben) c) ökozentrisch: individuelle Ökosysteme (oikos = Hausgemeinschaft) d) radikal physiozentrisch: alle individuellen Naturphänomene
4 2. Welche Werte hat Natur? Nutzwert Selbstwert Eigenwert Nutzwert (= instrumenteller Wert) Natur hat relationalen Wert als Mittel zu menschlichen Zwecken Selbstwert Natur hat absoluten Wert unabhängig vom Menschen! Eigenrechte Eigenwert ( Eigenrechte) Natur hat relationalen Wert, weil Menschen eine emotionale, ästhetische und/oder symbolische Beziehung zu ihr haben
5 3. Wildtierschutz wegen Eigenrechten? Vorbemerkung: Was ist mit dem Ausdruck Wildtiere gemeint? Pathozentrismus Freizeitaktivitäten dürfen weder unmittelbar noch mittelbar zu quälendem Leid von Wildtieren zufügen Biozentrismus + radikaler Physiozentrismus kein weitergehender Schutz, da nicht begründbar, warum Schutz gerade von Wildtieren Ökozentrismus kein weitergehender Schutz, weil Prämissen (Ökosysteme = Superorganismen) fragwürdig
6 4. Wildtierschutz wegen Eigenwerten? Eigenwerte von Wildtieren verpflichten Menschen nicht gegenüber Wildtieren, sondern gegenüber anderen Menschen Freizeitsportler Rücksichtnahme Wildtierliebhaber Interesse / Eigenwert Wildtier! Abwägung konkurrierender menschlicher Interessen Interesse an Freizeitaktivitäten in der Natur Interesse an Existenz / Erleben von Wildtieren
7 4. Wildtierschutz wegen Eigenwerten? Ethische / Naturethische Grundsätze für die Abwägung 1. Rücksichtnahme auf Menschen mit anderen Interessen 2. Sportler haben Interessen von Wildtierliebhaber zu berücksichtigen! Vermeidungsgebot! Nachrangigkeit Sport (a) wenn Natur nur Kulisse, (b) in Gebieten mit besonderen Wildtierbestände 3. Verhältnismäßigkeitsprinzip: Je stärker Sportaktivitäten das Erleben von Wildtieren beeinträchtigen, desto stärker dürfen sie reguliert werden. 4. Aber: Impliziert nicht, dass störungsempfindliche Wildtierart überall zu schützen und störende Sportaktivitäten immer nachrangig sind. 5. Verstoß gegen Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn Freizeitsport wegen Wildtieren verboten, aber Jagd auf diese erlaubt?! Nur dann sicher nicht, wenn Jagd notwendig zur Wildregulation.
8 5. Zum Schluss drei Thesen 1. Durch Berufung auf Eigenrechte / Selbstwerte von Wildtieren ist deren Schutz nur sehr begrenzt allgemeinverbindlich begründbar. 2. Aus Eigenwerten von Wildtieren für Menschen ist jedoch ein relativ weitgehender allgemeinverbindlicher Schutz ableitbar. 3. Beim Thema Wildtiere & Freizeitaktivitäten geht es letztlich nicht um Konflikte zwischen dem Menschen & der Natur, sondern um Konflikte zwischen Menschen, die dasselbe Gebiet zu unterschiedlichen Zwecken (i.w.s.) nutzen wollen.
9 6. Literatur zum Thema Eser, U. 2016: Naturschutz, Kommunikation und Ethik: Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis. Bonn, Bundesamt für Naturschutz. Kirchhoff, T./Karafyllis, N.C. et al. (Hg.) 2017: Naturphilosophie. Ein Lehr- und Studienbuch. Tübingen, UTB/Mohr Siebeck. Kirchhoff, T. 2016: Unsere Sehnsucht nach Natur liegt in unserer Kultur. Impu!se 93 (4): 3-4. Kirchhoff, T./Vicenzotti, V./Voigt, A. (Hg.) 2012: Sehnsucht nach Natur. Über den Drang nach draußen in der heutigen Freizeitkultur. Bielefeld, transcript. Kirchhoff, T. 2011: Naturethik, Ökologie und Naturästhetik. Eine kritische Analyse des Ökozentrismus und seiner kulturellen Basis. In: Forschungsstätte der Evangelische Studiengemeinschaft (FEST) e.v. (Hg.): FEST-Jahresbericht Heidelberg: Kirchhoff, T./Trepl, L. (Hg.) 2009: Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis und Ökosystem als kulturgeschichtliche Phänomene. Bielefeld, Transcript. Krebs, A. (Hg.) 1997: Naturethik. Grundtexte der gegenwärtigen tier- und ökoethischen Diskussion. Frankfurt/M., Suhrkamp: Ott, K. 2010: Umweltethik zur Einführung. Hamburg, Junius.
10 7. Bildquellen links: Wikimedia Commons - ermell / Reinhold Möller, Buchenwald zwischen Streitberg und Muggendorf in der Fränkischen Schweiz, , commons.wikimedia.org/wiki/file:streitberg-muggendorf-wald ps.jpg Mitte links: Wikimedia Commons - Aconcagua, Europäische Wildkatze in einem Freigehege im Nationalpark Bayerischer Wald, , wiki/datei:european_wildcat_nationalpark_bayerischer_wald_02.jpg Mitte rechts: Wikimedia Commons - Daniel Schwen, Vogelbeobachtung im New Yorker Central Park, , File:Birdwatching.jpg rechts: Wikimedia Commons - Don Camillo, Nachtaufnahme mit dem Mountainbike im Odenwald. 20sec. Belichtungszeit mit 4 Systemblitzen, , commons.wikimedia.org/wiki/file:nachtaufnahme_mountainbike_lichtspur.jpg
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