BREMEN ALS WACHSENDE STADT? - HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN EINER ZUWANDERUNG -
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- Clemens Linden
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1 BREMEN ALS WACHSENDE STADT? - HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN EINER ZUWANDERUNG - Dr. Guido Nischwitz & René Böhme (Verena Andreas, Fabian Fortmann, Jens Holtermann) Bremen, 29. Mai 2017
2 A) Anlass und Zielsetzung Projekt im Auftrag der Arbeitnehmerkammer: Bremen als wachsende Stadt? Hintergrund Bevölkerungswachstum in vielen Großstädten seit Mitte/Ende der 2000er Auch die Stadt Bremen wächst seit 2011 wieder Leitbild Wachsende Stadt im 6-Punkte Papier von Bürgermeister Carsten Sieling und im Koalitionsvertrag 2015 (s.u. S. 8) Zielsetzung Analyse und Einordnung der Wachstumsprozesse Ableitung von Handlungserfordernissen
3 A) Pressespiegel Wachsende Stadt
4 A) Wissenschaftliche Debatte Wirtschaftl. Strukturwandel Wissensökonomie Veränderte Standortpräferenzen Wohnen, Kultur, kurze Wege Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Bildungswanderer Treiber von Reurbanisierung Demographischer Wandel Auslandszuwanderung Revitalisierungspolitiken Attraktivität der Stadt (siehe u.a. Siedentop 2008; Brake 2012; Gorning, Mundelius 2012; Kabisch, Steinführer, Haase 2012)
5 B) Datenanalyse - Bevölkerung ( ) Moderates Bevölkerungswachstum der Stadt Bremen auf rd Einwohner (2015) Aber: im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittliches Wachstum Dieses Wachstum basiert weiterhin auf Wanderungsüberschüssen Auf Ortsteilebene zeigen sich in Bremen deutliche Unterschiede 15 größten deutsche Städte im Vergleich relativer Zuwachs der Einwohnerzahl in Prozent (jeweils ) 10,0% 9,0% 8,0% 7,0% 6,0% 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% Quelle: Statistische Ämter der jeweiligen Großstädte 2016
6 B) Datenanalyse - Wanderungen Die Wanderungsdynamik der Stadt Bremen hat sich seit 2010 grundlegend verändert: Steigende Wanderungsgewinne aus Auslandswanderungen (v.a. aus EU-28 Staaten/Osteuropa, aus europäischen Nicht-EU-Staaten und aus nicht europäischen Asylherkunftsstaaten). Verluste bei Binnenfernwanderungen (starke Verringerung der Zugewinne von 18- bis 25-jährigen Bildungswanderern, v.a. aus dem restlichen Nds.) Wieder verstärkte Suburbanisierung (zunehmender Verlust bei 30- bis 50- Jährigen v. a. ins Umland).
7 B) Datenanalyse - Wanderungen Saldo Wanderungssaldo der Stadt Bremen nach Herkunfts- und Zielgebieten ( ) Trendbruch Phase 1 Phase 2 Phase 3? Umlandwanderungen Auslandswanderungen Binnenfernwanderungen Quelle: StaLa Bremen 2016, eigene Berechnung iaw
8 B) Datenanalyse Bevölkerung und Wanderungen Wanderungssalden nach Altergruppen Saldo Wanderungssalden der 18 bis 25 Jährigen in der Stadt Bremen nach Herkunfts- und Zielgebieten ( ) insgesamt Umlandwanderungen Binnenfernwanderungen Auslandswanderungen
9 B) Datenanalyse Bevölkerung und Wanderungen Wanderungssalden nach Altergruppen Saldo Wanderungssalden der 30 bis 50 Jährigen in der Stadt Bremen nach Herkunfts- und Zielgebieten ( ) insgesamt Umlandwanderungen Binnenfernwanderungen Auslandswanderungen
10 B) Datenanalyse Arbeitsmarkt Deutlicher Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) in der Stadt Bremen: SVB am Arbeitsort (6,7%). Aber: die Entwicklung ist im Vgl. zum Bund (SVB AO +7,4%) unterdurchschnittlich. Das gilt auch für 2016! Stellenwachstum im Dienstleistungsbereich ( Stellen), das produzierende Gewerbe schrumpfte ( Stellen) Deutlicher Zuwachs der wissensintensiven Dienstleistungen in Bremen: Aber: im Städtevergleich 2015 deutlich unter dem Durchschnitt (21,4% vs. 30,9% der SVB); das gilt auch für die Entwicklungsdynamik Durchschnittlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit in Bremen (-1,2%) Aber: Diskrepanz zwischen Deutschen (-10,7%) und Ausländern (+28,9%) Quelle: Bundesagentur für Arbeit
11 B) Datenanalyse Wohnungsmarkt Zielmarke der Hansestadt Bremen Bündnis für Wohnen : neue Wohnungen pro Jahr ( ) Baufertigstellungen und -genehmigungen von Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden 2013 bis 2015 Baufertigstellungen Baugenehmigungen Mittelwert Baufertigstellungen ab 2015: neue Wohnungen pro Jahr Forderungen nach Erhöhung des jährlichen Neubauziels 2017 (HK: 2.500) Quelle: StaLa Bremen 2016, eigene Berechnung iaw
12 B) Datenanalyse Wohnungsmarkt Zahl der Wohnungen in Stadt und Umland ist deutlich gestiegen: Wohnungen in Stadt und Umland, davon in der Stadt Bremen. Größeres Wachstum von 4 & 5 Raum-Wohnungen (Häuser) im Umland Angebotspreise (100qm Wohnungen Miete, Eigentum) liegen im Mittel in Bremen ca. 30 bis 50% höher als in ausgewählten Umlandgemeinden (z.b. Achim, Weyhe) Quelle: StaLa Bremen 2016; LSN 2016, eigene Berechnung iaw, Kartengrundlage: Bundesamt für Kartografie und Geodäsie 2015 (Stand ) (eigene Darstellung iaw 2016)
13 C) Referenzstädte Wanderungen Wanderungen im Städtevergleich ( ) Innerdeutsche Wanderungsgewinne finden v. a. mit dem näheren Umfeld statt. Bremen hat dabei zuletzt auffällig hohe Wanderungsverluste mit dem angrenzenden Bundesland. Hintergrund sind die im Vergleich 2014/2015 höchsten Wanderungsverluste bei der deutschen Bevölkerung, die im Gegensatz zu einigen anderen Großstädten nicht durch Binnenfernwanderung von Ausländern kompensiert werden können. Für alle Großstädte gilt: Deutliche Zunahme der Auslandszuwanderung Geburtenanstieg in allen Großstädten, in Bremen aber im Vgl. hohes Geburtendefizit
14 C) Referenzstädte Bevölkerung und Wanderungen Binnenfernwanderungssalden ausgewählter Großstädte mit dem übrigen Bundesgebiet im Vergleich Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2016
15 C) Referenzstädte Bevölkerung und Wanderungen Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2016
16 C) Referenzstädte Wanderungssaldo Wanderungssalden ausgewählter Großstädte mit dem angrenzenden Bundesland im Vergleich Bremen Dortmund Nürnberg Leipzig Oldenburg Hannover Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2016, eigene Berechnung iaw)
17 C) Referenzstädte - Wanderungssaldo Wanderungssalden von Bremen und Hannover mit Niedersachsen im Vergleich* Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2016, eigene Berechnung iaw) * inklusive Umlandwanderung
18 C) Referenzstädte - Wanderungssaldo Wanderungssalden von Bremen und Oldenburg mit Niedersachsen im Vergleich* Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2016, eigene Berechnung iaw) * inklusive Umlandwanderung
19 C) Referenzstädte - Arbeits- und Wohnungsmarkt Arbeitsmarkt im Städtevgl. ( ) Unterdurchschnittliche Zunahme der SVB am Arbeitsort in Bremen Überdurchschnittliche Zunahme der Zahl der arbeitslosen Ausländer in Bremen Wohnraumentwicklung im Städtevgl. ( ) Leicht überdurchschnittliche Leerstandsquote in Bremen Durchschnittliche Zahl der Baufertigstellungen/Baugenehmigungen Bremer Besonderheiten am Wohnungsmarkt Seit Jahren auffällig hohes Preisgefälle zum Umland Höchste Eigentümerquote im Vergleich der 15 größten Städte Vergleichsweise geringer Anteil an 3- und 4-Raum-Wohnungen starke Zunahme 1-Raum-Wohnungen seit 2011 Kein Absinken der Wohnfläche/Wohnräume pro Einwohner
20 D) Wanderungsmotive Beteiligung an der Mieterumfrage der AnK (2016) Stichprobe mit gültigem n = (ca. 50% Arbeitnehmer) Keine Repräsentativität, nur Mieter, Zuzug ab 2010 überrepräsentiert, Ausländer vor allem mit Zuzug vor 2000) Hinweise auf mögliche Motivlagen differenziert n. soziodemograf. Merkmalen Bedarf für regelmäßige, repräsentative Befragung
21 E) Motivbefragung - Zuzugsgründe Zuzugsgründe, Mehrfachnennung, n= Quelle: nicht repräsentative Mieterbefragung der Arbeitnehmerkammer Bremen 2016
22 D) Motivbefragung - Umzugspläne und Umzugsziel Umzug geplant n=2.119 Umzugsziel n=803 60% 53,1% 50% 46,9% 10,0% 14,1% 20,8% 40% 20,4% 34,7% 30% 20% 10% Innerhalb Bremens Umland (30km) 0% ja nein Niedersachsen Ausland Deutschland Quelle: nicht repräsentative Mieterbefragung der Arbeitnehmerkammer Bremen 2016
23 D) Motivbefragung - Fortzugsgründe Fortzugsgründe Mehrfachnennung, n= Quelle: nicht repräsentative Mieterbefragung der Arbeitnehmerkammer Bremen 2016
24 F) Expertengespräche (03-05/2017) Wohnen Diversifizierung des Angebots! Auslands- Zuwanderung integrieren Image und Profilbildung stärken Politische Federführung Zieldefinition Umsetzung Wirtschaft Stärkung der Wissensökonomie Offensive Flächenentwicklungspolitik Investitionsfreundliches Klima Funktionierende Stadt Soziale Infrastruktur (Bildung, Betreuung, ) Leistungsfähige Verwaltung Integrierte Stadtentwicklung
25 G) Denkanstöße Führung einer strategisch orientierten Debatte über das Ziel Wachsende Stadt Bremen! Es braucht konkrete und überprüfbare Ziele! Verantwortlichkeiten benennen Entscheidungen treffen zeitnahe Umsetzung! Rahmensetzung und Strukturen zielorientiert anpassen sowie erforderliche Ressourcen bereitstellen! Alle Zielgruppen ernst nehmen und berücksichtigen (von Geflüchteten bis zu Hochqualifizierten)!
26 G) Denkanstöße Erste Ansatzpunkte Fundierte, zielgruppenspezifische Analysen u.a. der Wanderungsmotive Differenzierte und umsetzungsorientierte Strategie und Programmatik Zielorientierte Flächenentwicklungspolitik: Diversifizierung im Wohnraumangebot (Bildungswanderer, Mittelschichtsfamilien, Zuwanderer), Gewerbe, Erholung, Arbeitsmarktangebote für Gering- und Hochqualifizierte Innovationsorientierte und thematisch fokussierte Wirtschaftspolitik (u.a. Wissensökonomie) Standortmarketing / Profilierung des Wirtschaftsstandortes, Arbeits- und Lebensortes Bremen (Image und weiche Standortfaktoren) Weiterentwicklung der regionalen Kooperation
27 Wer Bremen nur aus Erzählungen kennt, hält es vielleicht für abgerissen und runtergewohnt. Wer länger bleibt, fängt irgendwann an, ein tieferes Gefühl zu entwickeln für diese Stadt, die aus wenig viel machen möchte und in besseren Momenten auch kann. (Süddeutsche Zeitung v. 27./28. Mai 2017, S.3) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt Dr. Guido Nischwitz Universität Bremen Institut Arbeit und Wirtschaft, iaw Tel.:
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