Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Arbeitslosigkeit. Volker Meier Universität München
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1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Arbeitslosigkeit Volker Meier Universität München
2 Fragen Wie wirkt die Änderung des Volumens des Arbeitsangebots auf die Arbeitslosigkeit? Wie wirkt die Alterung des Erwerbspersonenpotenzials auf die Arbeitslosigkeit?
3 Demografischer Wandel und Volumen des Arbeitsangebots Zunächst Erhöhung über Erwerbsbeteiligung von Frauen Später Absenkung aufgrund kleinerer nachrückender Jahrgänge Entwicklung kann antizipiert werden, Volumeneffekt quantitativ ähnlich bedeutend wie Migrationsschock (lokal)
4 Theorie: Grundlagen Neoklassisches Modell: Steigende Löhne, keine Wirkung auf Arbeitslosigkeit Starre Löhne: Abnehmende Arbeitslosigkeit bei Rückgang des Arbeitsangebots, sinkende ALQ Mischfälle mit teilflexiblen Löhnen und uneindeutiger Wirkung auf ALQ
5 Theorie: Erweiterungen Limitationale Produktionsfunktion: Verringerung eines knappen Faktors kann Arbeitslosigkeit erhöhen Außenhandelsmodelle: Restrukturierung der Produktion zugunsten kapitalintensiver Sektoren ohne Wirkungen auf Preise und ALQ
6 Dämpfende Effekte Rückgang des Arbeitsangebots antizipierbar, Auswirkungen auf Investitionstätigkeit Auffüllung von Engpässen durch Immigranten => Gesamteindruck: kein systematischer Zusammenhang zwischen Angebotsvolumen und ALQ
7 Empirie: Volumen und ALQ Kein systematischer Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und ALQ (Krueger und Pischke, 1997; Batey und Madden, 1999), ferner: umgekehrte Kausalität
8 Empirie: Jahrgänge und ALQ Starke Jahrgänge weisen kein erhöhtes Risiko der Arbeitslosigkeit auf (Schmidt, 1993, auf Basis des deutschen Arbeitsmarktes, )
9 Migration und ALQ Bei nicht antizipierten Migrationswellen tendenziell kurzfristig Wirkung auf ALQ, vor allem auf lokalen Märkten und in direkt konkurrierenden und komplementären Segmenten, sonst insignifikant (Card 1990, Hunt, 1992, Velling, 1995, Pischke und Velling 1997, Borjas et al., 1997)
10 Alterung Höherer Anteil von Alten, geringerer Anteil von Kindern, höheres Durchschnittsalter der Erwerbstätigen Wirkung über geänderte Produktivität Wirkung über Variation der Abgaben
11 Alterung und Produktivität Bei gegebenem Lohn führt niedrigere Produktivität zu höherer ALQ Mincer-Kurve (Mincer, 1974) deutet auf sinkende Produktivität in höherem Alter Empirischer Befund: kein systematischer Zusammenhang zwischen Alter und Produktivität in der Industrie (Börsch-Supan und Weiss, 2008)
12 Altersspezifische ALQ Hohe ALQ unter Älteren mit längerer Dauer, daneben Jugendarbeitslosigkeit Ursachen der hohen ALQ von Älteren: Übergangsregelungen in Ruhestand, Privilegien in Arbeitslosenversicherung, geringer Investitionsanreiz, längere Suche wg Senioritätsentlohnung
13 Senioritätsentlohnung Löhne zunächst unterhalb, dann oberhalb der Produktivität, setzt Leistungsanreize (Lazear, 1979, 1981) Finanzierung des Schemas wird erschwert durch Alterung der Belegschaft => Ausweg: flacheres Entlohnungsprofil
14 Seniorität und ALQ Höherer Anteil alter AN bedroht deren Beschäftigung => geringere Verhandlungsmacht => Verhandlungen über Löhne und Beschäftigung junger und alter AN führt zu geringeren Löhnen und höherer Beschäftigung (Pissarides, 1989)
15 Alterung, Abgaben, ALQ Alterung führt zu höheren Abgaben in Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, geringere Steuerlast für Bildungsfinanzierung Höhere Abgaben führen in Verhandlungen über Löhne zu höheren Arbeitskosten => Anstieg der Arbeitslosigkeit
16 Abgaben und ALQ: Empirie Makroökonometrische Studien: Konjunkturbereinigte ALQ regressiert auf institutionelle Variablen in Längsschnittanalyse für OECD-Länder Höhere Abgaben auf Arbeit erhöhen ALQ (Nickell und Layard, 1999; Blanchard und Wolfers, 2000; Belot und Van Ours, 2001)
17 Ergebnis Wirkungen eines verringerten Angebotsvolumens auf ALQ gering; nur lokal, in spezifischen Segmenten und temporär Alterung wirkt kaum über Produktivität, Erhöhung der ALQ aufgrund höherer Besteuerung von Löhnen
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