INFORMATION. zur Pressekonferenz. mit. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. am 9. September zum Thema
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- Leander Friedrich
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1 INFORMATION zur Pressekonferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer am 9. September 2010 zum Thema "Oberösterreich steht vor beachtlichem Lehrlings- und Facharbeiterrückgang Demographie schlägt Wirtschaftskrise" Weiterer Gesprächsteilnehmer: Dr. Ernst Fürst, Leiter der Abteilung Statistik
2 Seite 2 Oberösterreich steht vor großen Herausforderungen Die Zusammenfassung Oberösterreich ist das Lehrlingsland Nummer 1 dennoch: Namhafte Wirtschaftsexperten sind sich darüber einig, dass nur dann Wachstum und damit Wohlstand und Arbeitsplätze langfristig abgesichert werden kann, wenn es gelingt, uns als attraktiven Produktions- und Dienstleistungsstandort auf international gefordertem Niveau zu erhalten bzw. zu stärken. Die besten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten nützen wenig bis gar nichts, wenn wir nicht in der Lage sind, aus guten Ideen auch international wettbewerbsfähige Produkte zu erzeugen. Oberösterreich bildet nach wie vor die meisten Lehrlinge aus. Repliziert auf den Geburtsjahrgang haben jedoch die westlichen Bundesländer inzwischen höhere Lehrlingsanteile. Hier werden vor allem im Tourismusbereich ausländische Lehrlinge angeworben. Bemerkenswert ist in Oberösterreich auch die wachsende Lehrstellenkluft gegenüber dem Bundesschnitt. Die Wirtschaftskrise hat Oberösterreich in diesem Bereich stärker getroffen als andere Bundesländer. Die Zukunftsprognosen infolge des demografische Wandels verschärfen das Bild: Die Geburtsjahrgangsstärke der 15- bzw. 16 Jährigen wird bis 2015 um beinahe 15 Prozent zurückgehen, was natürlich Auswirkungen auf die Lehranfängerzahl hat. Die entscheidende Frage ist, wer die Hauptlast des Rückganges der Jugendlichenzahl zu tragen hat der Lehrlingsbereich (Facharbeiterausbildung) oder die mittleren bzw. höheren Schulen. Eines ist klar: vor uns liegt ein starker Rückgang an Lehrlingen und somit an Facharbeiterinnen und Facharbeitern in Oberösterreich, wobei das Delta zwischen minus 20 bis minus 42 Prozent und somit zwischen einem Minus von und Lehrlingen in nur zehn Jahren liegt.
3 Seite 3 Analyse der Lehrlingszahlen Oberösterreich ist unangefochten Lehrlingsland Nummer 1 Bis Anfang September 2010 wurden in Oberösterreich alleine im heurigen Jahr über Lehrverträge angemeldet. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2,6 Prozent. Ein Blick auf die Anzahl der Lehrlinge in den Bundesländern der letzten zehn Jahre zeigt, dass Oberösterreich unangefochten die Nummer Eins ist Lehrlinge in den Bundesländern OÖ NÖ Stmk Wien Tirol Sbg Ktn Vbg Bgld... jedoch beim Anteil der Lehrlinge am Jahrgang inzwischen Tirol und Vorarlberg höhere Anteile als Oberösterreich vorzuweisen haben. In beiden Bundesländern ist der Anteil der ausländischen Lehrlinge (insbesondere aus der Bundesrepublik Deutschland) doppelt so hoch als in Oberösterreich. Lehrlingsanteil an den 15- bis 17-Jährigen in den Bundesländern ,0 50,0 53,2 51,4 50,5 50,0 47,0 46,2 44,0 40,0 37,4 33,4 32,3 30,0 20,0 10,0 0,0 Sbg Tirol OÖ Vbg Stmk Ktn Wien NÖ Bgld Öst.
4 Seite 4 In Oberösterreich ist der Anteil der Lehrlinge aus Ex-Jugoslawien zurückgegangen, jener aus Deutschland auf niedrigem Niveau gestiegen. 700 OÖ Lehrlinge nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft Bosnien- Herzegowina Kroatien sonst. Jugoslawien Deutschland Türkei Sonstige Der Anteil der Lehranfänger im Jahr 2009 liegt in Oberösterreich zwar noch deutlich über dem Österreichschnitt, jedoch unter dem der westlichen Bundesländer. 60,0 Lehranfängeranteil an den 15-Jährigen in den Bundesländern ,0 40,0 47,8 47,4 45,4 43,2 43,2 42,2 38,7 40,5 30,0 30,8 29,5 20,0 10,0 0,0 Tirol Sbg Vbg Stmk OÖ Ktn Wien NÖ Bgld Öst. Wirtschaftskrise hat Oberösterreichs Lehrstellenmarkt getroffen Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist in den Jahren der Vollbeschäftigung zurückgegangen, im Krisenjahr 2009 wieder angestiegen. Die Zahl der offenen Lehrstellen ist 2009 gesunken, im Jahr 2010 gibt es noch keine Trendwende.
5 Seite 5 Lehrstellensuchende und offene Lehrstellen in OÖ 2004 bis 2009 Lehrstellensuchende offene Lehrstellen Die Megaherausforderung steht uns noch bevor "Demographie schlägt Wirtschaftskrise" Die Wirtschaftskrise hat ihre Spuren hinterlassen, die Megaherausforderung der Zukunft wird jedoch vielmehr die demografische Entwicklung sein: Berechnungen und Prognosen zeigen, dass die Jahrgangsstärke der 15- Jährigen in Oberösterreich seit 2008 von bis auf im Jahr 2015 sinken werden. Dies entspricht einem minus von 19 Prozent. Dieses Minus wird bis 2020 noch zunehmen. 24 Geburtsjahrgangsstärke der 15-Jährigen in Oberösterreich Personen in ,4 17, ,2 18,1 18,2 18,6 18,6 18,2 17,5 17,2 16,8 16,1 15,4 15,1 14,9 14,8 14,8 14,7 14, Quelle: Land OÖ, Abt. Statistik, Statistik Austria Jahr
6 Seite 6 Die Entwicklung der Bildungsbeteiligung der 16-Jährigen zeigt folgendes Bild: Der Anteil an Berufsschüler/innen ist im Schuljahr 2008/09 wieder angestiegen Der Anteil an Jugendlichen ohne weitere Ausbildung sinkt Die Schüleranteile an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) und Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) stagnieren Der Schüleranteil an Allgemein Höheren Schulen (AHS) steigt Veränderung der Bildungsquoten der 16-Jährigen in OÖ 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 9,8 7,5 8,2 8,8 6,3 11,4 10,3 11,1 11,1 10,8 15,6 14,4 13,7 15,5 15,9 21,7 26,3 25,3 25,6 25,3 1,1 1,9 1,8 1,6 1,3 40,3 39,4 38,0 37,2 40,2 keine APS BS BMS AHS B u. LHS Quelle: Land OÖ, Abt. Statistik, Statistik Austria 1995/ / / / /09 Drei Thesen drei mal Rückgänge Mit drei unterschiedlichen Annahmen und daher drei unterschiedlichen Variantenberechnungen zeigt ein Blick in die Zukunft drei unterschiedliche Szenarien: Szenario 1: Annahme: Die Berufsschülerquoten bleiben auf Basis der Zahlen aus dem Jahr 2009 konstant Ergebnis: Die Schülerzahlen in BMS, AHS und BHS sinken ebenfalls erheblich Der Rückgang der Jugendlichenzahl ohne Ausbildung sinkt von auf 800 bis ins Jahr Die Zahl der Lehranfänger sinkt von auf bis 2015 (minus 15 Prozent) und sinkt weiter auf im Jahr Die Gesamtzahl der Lehrlinge sinkt von auf bis 2015 (minus 18,5 Prozent) und weiter auf bis 2020 (minus 20 Prozent)
7 Seite 7 Szenario 2: Annahme: Die Schulanfängerzahl in AHS und BHS bleiben auf Basis der Zahlen aus dem Jahr 2009 konstant Ergebnis: Konstante Schulanfängerzahl in AHS bedeutet AHS-Anteil am Jahrgang steigt von 14,8 auf 18,2 Prozent Konstante Schulanfängerzahl in BHS bedeutet BHS-Anteil am Jahrgang steigt von 25,8 auf 31,8 Prozent Der Berufsschüleranteil sinkt von 40 Prozent auf 35,5 Prozent BMS-Anteil sinkt von 10,5 auf 8 Prozent Die Lehrlingszahl sinkt unter dieser Annahme auf bis zum Jahr 2015 (minus 23 Prozent) und weiter bis 2020 auf (minus 26 Prozent) Szenario 3: Annahme: Die Schulanfängerzahl in AHS und BHS sind weiter leicht steigend Ergebnis: Der BMS-Schüleranteil sinkt auf sieben Prozent Der AHS-Schüleranteil steigt von 14 auf 22 Prozent bis zum Jahr 2020 Der BHS-Schüleranteil steigt von 25 Prozent auf 35 Prozent Der Lehranfängeranteil sinkt von 40 Prozent auf 28,5 Prozent Die Gesamtzahl der Lehrlinge sinkt unter dieser Annahme von auf in Jahr 2015 (minus 30 Prozent) und auf bis 2020 (minus 42 Prozent) Zusammenfassung Die dargstellten Prognosen bzw. die drei Ergebnisse ergeben dennoch ein klares Bild: vor uns liegt ein Rückgang an Lehrlingen und somit an Facharbeiterinnen und Facharbeitern in Oberösterreich. Das Delta liegt zwischen minus 20 bis minus 42 Prozent bzw. zwischen einem Minus von und Lehrlingen in nur zehn Jahren.
8 Seite 8 Die Auswirkungen dieser Situation werden uns nachhaltig zu schaffen machen Wenn man diese demographische Entwicklung betrachtet, könnte der Eindruck entstehen, dass damit auch das Thema fehlende Lehrstellen gelöst ist. Nachvollziehbar und logisch ist es aber, dass es dadurch in Oberösterreich auch viel weniger Lehrstellensuchende geben wird. Damit nicht gelöst ist auch nicht die Erwartung und der Anspruch, mehr lernleistungsstärkere Lehranwärter zu bekommen, um qualifizierte Fachkräfte ausbilden zu können. Weniger Lehrabgänger bedeutet weniger Fachkräfte für die Wirtschaft, die mehr und mehr zum Engpass werden. Die größten Forschungsbemühungen und Entwicklungsergebnisse nützen dem Produktionsstandort Oberösterreich und insbesondere dem Arbeitsmarkt nur wenig, wenn diese nicht in den Unternehmen als wettbewerbsfähige Produkte erzeugt und auf den Weltmärkten verkauft werden können. Deshalb benötigen wir neben hochgradigen Akademikern/innen nach wie vor auch manuell tätige Fachkräfte aus dem Bereich der Lehrlingsausbildung. Wenn wir aufgrund fehlender Facharbeiterinnen und Facharbeiter keine produktionswettbewerbsfähige Unternehmen im Lande erhalten bzw. aufund ausbauen können, benötigen wir auf Sicht auch weniger Planungs- und Managementpersonal, welches vorwiegend aus den schulischen Bildungsbereichen kommt.
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