Allgemeine Pädagogik. Georg Feuser
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- Anneliese Weber
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1 Allgemeine Pädagogik Georg Feuser
2 Gliederung 1. Das Konzept der Allgemeinen Pädagogik 2. Entwicklungslogische Didaktik Feusers 3. Baummodell 4. Kooperative Tätigkeit 5. Der Gemeinsame Gegenstand 6. Innere Differenzierung und Individualisierung
3 1. Das Konzept der Allgemeinen Pädagogik Als integrativ bezeichne ich eine Allgemeine (kindzentrierte und basale) Pa dagogik, in der alle Kinder und Schu ler in Kooperation miteinander, auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau, nach Maßgabe ihrer momentanen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskompetenzen, in Orientierung auf die,na chste Zone ihrer Entwicklung, an und mit einem,gemeinsamen Gegenstand spielen, lernen und arbeiten. (Feuser 1995, S. 168)
4 Allgemeine Pädagogik: Georg Feuser (*29. Jan 1941) deutscher Erziehungswissenschaftler u. Gründer der Allgemeinen Pädagogik Beruht auf die entwicklungslogische Didaktik Bis heute eins der angemessebsten Konzepte für die Realisierung inklusiver Bildung 1980 entwickelt 1989 in seinem Werk Allgemeine Pädagogik und entwicklungslogische Didaktik begründet Begriff der Inklusion wird nicht direkt genannt, dennoch ist das Konzept als inklusiv zu betrachten
5 Allgemeine Pädagogik als eine Art Überbegriff für den inklusiven Unterricht Konzept enthält Theorien der Behindertenpädagogik und Allgemeinbildungskonzeptionen nach Wolfgang Klafki Wiederherstellung gemeinsamer Lebens Lernfelder für behinderte und nicht behinderte Menschen Ziel: Schaffung der Kultur einer inklusiven Gesellschaft
6 Feuser fordert, dass Kindergärten und Schulen für ALLE so gestaltet werden, dass jedes Kind/jede/r Schüler/in ohne sozialen Ausschluss und persönliche Etikettierung als: o Defekt o Abweichend o Behindert bezeichnet wird.
7 Und (gemäß) seinen/ihren individuellen Voraussetzungen unterrichtet wird Kindern und Jugendlichen wird dadurch die uneingeschränkte Teilhabe am: o Sozialen Leben o Gesellschaft o Kultur o Bildung zugesichert
8 Feuser fordert eine Abschaffung des gegliederten, segregierenden Schulssystems kein Sitzenbleiben mehr Denn: jeder SuS sollte seine Zeit bekommen, die er individuell braucht Feuser ist eine Befürworter der inneren Differenzierung u. individuellen Förderung Lehnt aber das individualisierte u. differenzierte Curriculum ab
9 Offener und Fächerübergreifender Unterricht/ Projekte Ein solcher Unterricht ermöglicht, dass sich jedes Kind wahrnehmend und handelnd in das Geschehen einbringen kann, das Tun des einen, das des anderen beeinflusst und mit bedingt, wodurch jedes Kind, jeder Schu ler, jede/r Lernende fu r jede/n anderen Bedeutung gewinnen kann und sich alle Lernenden subjektiv als kompetent und wichtig fu r die Gemeinschaft erfahren ko nnen, d.h. eine Identitaẗ mit dem Anderen aufzubauen, am DU zum ICH zu werden (Buber, vgl. Feuser 1995, S. 175)
10 Feuser stellt das Individuum und dessen personelle Entwicklung in den Mittelpunkt des pädagogischen Handelns Verbindung von Regel und Sonderschulpädagogik Ziel: Erkenntnisse u. Wissen der Sonderschulpädagogik soll in das Wissen der Allgemeinen Pädagogik einfließen Bereicherung
11 Vier Prinzipien für das Konzept der Allgemeinen Pädagogik als Voraussetzung für integrative sowie inklusive Erziehungs u. Unterrichtspraxis 1. Prinzip der Regionalisierung: Kindergarten o. Schule im unmittelbaren Lebensfeld sein 2. Prinzip der Dezentralisierung: materielle u. personelle Hilfen sollen im besten Fall direjt am Lebens- bzw. Lernort integriert werden 3. Prinzip des Kompetenztransfers: beteiligten Akteure sollen sich gegenseitig kooperativ austauschen (Lehrer, I-Hilfe etc.) 4. Prinzip der integrierten Therapie: therapeutische Maßnahmen sollen von Anfang an berücksichtigt und in den Unterricht integriert werden
12 2. Entwicklungslogische Didaktik Psychische Entwicklung des Menschen u. sein Lernen sind in zwei Begriffe unterteilt: 1. Assimilation = handelnde Anpassung an die Welt 2. Akkommodation = Aneignung der Welt durch das aktiv Tätige
13 Dies funktioniert nur, wenn der Mensch sich direkt dialogisch mit seiner personellen und dinglichen Umwelt auseinandersetzt Psychische Funktionen (einfache Erkenntnis bis zu vielschichtigen Emotionen des Individuums) als Ergebnis und zugleich als dessen Leistung zu verstehen
14 3. Baummodell Baumstamm: Projekteinheit/Rahmenbedingung Innere des Stamms: Gemeinsamer Gegenstand als Kern des Projekts Wurzelwerk: jeweils möglicher Erkenntnisstand de entfaltenden Wissenschaften zu den einselnen Sachgebieten Äste/Zweige: Mannigfaltigkeit der diversen Handlungsmöglochkeiten bzgl. Des Gemeinsamen Gegenstandes Ziel: Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand in dem didakt. Feld der Allgemeinen Päd. U. ihre didaktische Struktur versinnbildlichen
15 Bildung der entwicklungslogischen Didaktik Kooperative Tätigkeit Gemeinsamer Gegenstand Innere Differenzierung Individualisierung
16 Lernen findet auschließlich in der Zone der nächsten Entwicklung an einem Gemeinsamen Gegenstand statt Ziel für Lehrende: entwicklungslogische Didaktik bestmöglich im Unterricht umzusetzen Entwicklung der Kinder u. der Unterricht können nicht getrennt von einander betrachtet werden LuL sollen den SuS bei Erschließung der Welt untertsützend zur Seite stehen Jedes Kind muss gewertschätzt und anerkannt werden
17 4. Kooperative Tätigkeit Entwicklung ist ein wechselseitiger Austausch zwischen zwei oder mehr Subjekten Kooperation weiteres Schlüsselelement der Allgemeinen Pädagogik Austausch nicht wetteifernd, sondern kooperativ Erschließung der erfahrenen Welt findet statt Kooperation ist ein wesentliches Element der Entwicklung
18 Stillt das natürliche Verlangen des Subjekts nach Anerkennung Reziproke Kommunikation in Form eines Dialogs Kooperative Tätigkeit: intentional Wird am Gemeinsamen Gegenstand intentional vollzogen Kooperative Tätigkeit bereichert den Unterricht automatisch, da sich jeder an ihr mit seinen individuellen Fähigkeiten beteiligen kann
19 5. Gemeinsamer Gegenstand Sollte nach dem demokratischen Prinzip ausgewählt werden muss für alle beteiligten Personen frei und uneingeschränkt im Unterricht zugänglich sein An dem Gegenstand sollen SuS die kooperative Tätigkeit erlernen Steht für kooperative Interaktion der Lernenden Beispiel: jahrgangsübergreifende Mehrstufenklassen altersübergreifend wird am Gemeinsamen Gegenstand gearbeitet Fernglas/Mikroskop: Individuum kann sein Sehvermögen erweitern vergrößert das Erkenntnisfeld der sichtbaren Welt für sich
20 Beispiel: Projekt Ernährung Wenn im Projekt Ernaḧrung sich Kinder und Schu ler eine Mahlzeit zubereiten, ist der Gemeinsame Gegenstand weder das [...] besorgte Rohgemu se, (...) und dann der fertige (...) Gemu seeintopf, sondern der Prozeß, der vom ersten zum zweiten Zustand fuḧrt das Kochen, (...) ja die Gesetze der Thermodynamik!" (Feuser 1989, S. 32)
21 Zusammengefasst: Gemeinsamer Gegenstand NICHT als konkreter, fassbarer Gegenstand zu verstehen Sondern: als Prozess der kooperativen Tätigkeit, der allen Kindern (altersunabhängig, unabhängig vom Entwicklungsniveau) zugänglich gemacht wird
22 6. Innere Differenzierung und Individualisierung Macht sich die bestehende Heterogenität zu Nutzen will von ihr profitieren Unterricht soll für alle zugänglich gemacht werden Fokus: Unterricht als Ganzes nicht nur auf den beeinträchtigten oder leistungsstarken SuS Jeder SuS hat die Chance am Gemeinsamen Gegenstand mit seinen individuellen Möglichkeiten teilzunehmen (Bsp: Wochenplan, zugeschnittenes Curriculum )
23 Feuser lehnt diese Art von innerer Differenzierung jedoch hab Besser: inner Differenzierung, die sich Entwicklungsbiografisch und niveaubezogen auf die Individualisierung stützt Feuser möchte einen interkulturellen u. jahrgangsübergreifenden Unterricht
24 Aufgabe der Lehrkraft Muss individuelle Lernziele herstellen Können am gleichen Unterrichtsinhalt mit differenzierten Methoden u. Materialien stattfinden müssen individuell auf die Kinder zugeschnitten werden Positiver Nebeneffekt: individuelel Lernerfolge
25 Deskriptives Fallbeispiel Ein Schu ler, der sehr langsam liest, bekommt immer wieder denselben Text wie sein Banknachbar, der sehr schnell liest. Dabei wird er nie in der vorgegebenen Zeit fertig. Die Folge ist, dass er am Unterrichtsgeschehen nicht gut teilnehmen kann und irgendwann demotiviert ist. Daraus resultiert ein Abfall der Noten und daraus weitere Demotivation. Dieser Kreislauf wiederholt sich so lange, bis er entweder nicht versetzt wird oder die Schule verlassen muss. Jedoch hat die Lehrkraft die Chance, dem entgegenzuwirken, indem sie den Text fu r den betreffenden Schüler kürzt. Somit fuḧlt er sich gleichauf mit seinem Banknachbarn und kann motiviert dem Unterrichtsgeschehen folgen. Seine Leistung wird somit gewürdigt und er fuḧlt sich wertgeschätzt.
26 Zusammengefasst Zugänge u. Lernziele sollen differenziert werden ABER: nicht der Unterrichtsinhalt als solcher. Innere Differenzierung geht mit der entwicklungsniveaubezogenen Individualisierung einher LuL fungiert als Hilfe muss richtige Impulse setzen u. soziale Exklusion verhindern
27 Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit? Habt ihr noch Fragen?
28 Quellen: Feuser, Georg (1989): Allgemeine integrative Pa dagogik und entwicklungslogische Didaktik. In: Behindertenpa dagogik 28 (1), S Feuser, Georg (1995): Behinderte Kinder und Jugendliche. Zwischen Integration und Aussonderung. Darmstadt: Wiss. Buchges. Feuser, G. (1999): Integration eine Frage der Didaktik einer Allgemeinen Pa dagogik. In: Behinderte 1/99, S Feuser, Georg (2001): Prinzipien einer inklusiven Pa dagogik. "Gemeinsame Erziehung, Bildung und Unterrichtung behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher in Kindergarten und Schule (Integration)". In: Verein "1% fu r behinderte Kinder und Jugendliche" (Hg.): Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft, 2/ Graz: Reha Druck, S Online verfu gbar unter [Datum der Recherche: ] Feuser, G. (2009). Momente entwicklungslogischer Didaktik einer Allgemeinen (integ- rativen) Pa dagogik. In H. Eberwein & S. Knauer (Hrsg.), Handbuch Integrations- pa dagogik Kinder mit und ohne Beeintra chtigung lernen gemeinsam (7. Aufl., S ). Weinheim: Beltz. Feuser, Georg (2012): THESEN zu: Gemeinsame Erziehung, Bildung und Unterrichtung behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher in Kindergarten und Schule. (von der Segregation durch Integration zur Inklusion). Online verfu gbar unter _Thesen_Integration_04_2012.pdf [Datum der Recherche ] Feuser, Georg (2013): Die "Kooperation am Gemeinsamen Gegestand" - ein Entwicklungs induziertes Lernen. In: Georg Feuser, Joachim Kutscher, Wolfgang Jantzen, Iris Beck und Peter Wachtel (Hg.): Entwicklung und Lernen. 1. Aufl. s.l.: Kohlhammer Verlag, S Feuser, Georg (2013): Entwicklungslogische Didaktik. In: Astrid Kaiser, Ditmar Schmetz, Peter Wachtel und Birgit Werner (Hg.): Didaktik und Unterricht. 1. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer (Behinderung, Bildung, Partizipation, 4), S Feuser, Georg; Kutscher, Joachim; Jantzen, Wolfgang; Beck, Iris; Wachtel, Peter (Hg.) (2013): Entwicklung und Lernen. 1. Aufl. s.l.: Kohlhammer Verlag.
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