1 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Programm: 1 ) Vorbemerkung 2) Die Sozial psychologie der I nteraktion 3) Vom ' Ich'
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- Heinz Kalb
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1 Sommersemester 07 Zusammenfassung zur Vorlesung: "Soziale I nteraktion" PD Dr. Udo Thiedeke Vom ' Ich' zum ' Man'
2 1 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Programm: 1 ) Vorbemerkung 2) Die Sozial psychologie der I nteraktion 3) Vom ' Ich' zum ' Man' 4) Zusammenfassung 1 ) Vorbemerkung - Bisher war in Bezug zur Problematik, wie das Subjekt mit der Welt und damit auch mit den anderen, bzw. der Sozial ität verbunden sei, i mmer die subjektive Si nndi mension betont worden. - Über typisierende Verei nfachung oder praktische Handlungsrelevanzen wurde dabei ei ne Synchrionisation dieser subjektiven Si nndi mensionen angenommen. - Ungeklärt blei bt hier jedoch, wie aufgrund dessen ei ne gemei nsame, wechselwi rkende "soziale" I nteraktion als synchronisiertes Verhalten zu Stande kommen kann. - Die I nteragierenden selbst müssten in der Interaktion in der Lage sein Vermittlungsinstanzen der Kordi nation aufzurufen und zu i nterpretieren? - Dieser Fragestel lung ist der ameri kanische Sozial psychologe und Sozial behavioris George Herbert Mead grundsätzlich nachgegangen. 2) Die Sozial psychologie der I nteraktion - George Herbert Mead ( ) wurde bereits früh in seiner Ausbildung am Oberlin College in Ohio mit dem Spannungsverhältnis von religiöser Weltdeutung und der naturwissenschaftl ichen Evolutionslehre Charles Darwi ns konfrontiert studiert er daher zunächst in Harvard bei Josiah Royce Philiosophie, der eine christl ich i nspi rierte Geschichtsphi losophie lehrte. Schon wechselt Mead al lerdi ngs das Fach und wendet sich der physiologischen Psychologie zu. - Ein Deutschlandaufenthalt von bringt ihn in Kontakt mit Wlhelm Wundts "Völ kerpsychologie", der Vorläuferi n der Sozial psychologie. - Ab lehrt Mead an der University of Michigan in Ann Arbor Psychologie von wo ihn der pragmaristische Philosoph John Dewey an die University of Chicago holt. - Mead kann so als Tei l der sog. "Chicago School of Sociology" angesehen werden.
3 2 - Meads Bedeutung ist dari n zu sehen, dass er der Psychologie der sozialen Wechselwi rkung ei ne naturwissenschaftl iche Anthropologie zu Grunde legt und dass er das I ndividuum als sozial durch I nteraktionen geformtes "Gruppenwesen" begreift. - Mead folgt dabei ei ner behavioristischen Grundorientierung. Anders als i m Behaviorismus, der auf Broadus Watson ( ) zurückgeht, erweitert er aber das dortige Reiz-Reaktions-Schema (auch: Si mulus-response-model l) zu ei nem Reiz-Reaktions-Reiz-Schema. D. h., die Reaktion ei nes I ndividuums auf ei nen Reiz, ist für ei n anderes I ndividuum als Reiz wieder Auslöser ei ner Reaktion. [siehe hierzu schematisch Folie 1 ] - Wie Charles Morris, der Herausgeber von Meads wichtigsten Vorlesungen (1 968 erstmals auf Deutsch unter dem Titel "Geist, Identität und Gesel lschaft" erschienen) festhält, erweitert Mead den Behaviorismus so zum Sozial behaiviorismus. - Mead selbst hat im Übrigen keine Artikel oder Bücher verfasst. Was wir von ihm wissen, wissen wir aus den Aufzeichnungen seiner Schüler. - Auf dieser Grundlage stellt sich für Mead die Frage, wie der Zusammenhang der I n- terpretation von Sozial ität ("Geist") und i ndividuel ler Haltung zur Sozial ität ("Identität") zu denken ist. - Mead geht hier von den biologischen Grundlagen des Menschen zur I nteraktion aus, die sich evol utionär so entwickelt haben, dass der Mensch i n den I nteraktionen "Lautgesten" (Sprache) für die Steuerung von Reizen und Reaktionen verwendet. - Sprache erlaubt es die I nteraktionen reflexiv zu symbolisieren und zwar nicht nur indem man etwas sagt, sondern auch indem man sich selbst sprechen hört und so als Sprechende oder Sprechenden wahrni mmt. Mead wi rd i n "Geist, Identität und Gesel lschaft dazu wie folgt zitiert: "Wir können uns selbst nicht sehen, wenn unser Gesicht einen bestimmten Ausdruck annimmt. Aber wir hören uns selbst sprechen und sind daher zur Aufmerksamkeit fähig. Man hört sich sel bst, wenn man durch ei nen i rritierenden Ton, den man hören läßt, i rritiert wi rd: man erwischt sich sozusagen sel bst. Bei m i rritierenden Gesichtsausdruck aber löst der Reiz keinen Ausdruck im I ndividuum selbst aus, sondern nur bei den anderen. Weit eher fängt und kontrolliert man sich in der vokalen Geste als im Mienenspiel. " (1 975: 1 05) - Das I nteragieren mittels Sprache erlaubt es den Menschen somit ei ne genaue Repräsentation der I nteraktionssituation zu erzeugen und sich dabei als I ndividuum i n ei ner sozialen Situation sel bst zu reflektieren. [Siehe schematisch Fol ie 2]
4 3 3) Vom ' Ich' zum ' Man' - Die symbol isch aufgeladene I nteraktion mittels Sprache erzeugt den sozialen Geist im Subjekt und gibt diesem damit eine interpretierbare soziale Identität. - Das Entstehen ei ner sozialen I dentiät geschieht laut Mead durch I nteriorisierung (Herei nnahme) und I nternal isierung (Veri nnerl ichung) der vokalen Gesten und der damit mögl ichen symbol ischen (Sel bst-)reflexion. - Da Mead sei ne Sozial psychologie physiologisch/anthropologisch fundiert, sieht er hierbei ei ne psychogenetischen Prozess ablaufen. I n dessen Verlauf eignet sich das I ndividuum die Sprachfähigkeit an und wird so in seiner Identität zunehmend sozialisiert. - Bei dieser sozialen Formung der Sel bstidentität enwickelt sich diese Identität vom "I " (dem "Ich") zum "me" (dem gesellschaftlichen "man" - ich folge hier nicht der von Hans Joas eingeführten Übersetzung "ICH", da es sich nicht einfach um eine Vergrösserung, sondern um ei ne soziale Transformation des "Ich" i ns Überi ndividuele handelt). - Das "Ich" ist dabei der basalen Sel bstwahrnehmung des eigenen Körpers, der eigenen Emotionen etc. zugeordnet. Hier ni mmt man sich sel bst als "signifi kanten anderen" wahr. - Das "man" mei nt die darüber hi nausgehende, veral lgemei nerte Sel bstrepräsentation der sozialen Sel bstreflexion. Man ni mmt sich hier zuerst als Gesel lschaftsmitgl ied wahr, d. h., als "general isierten anderen". - Typischerweise verändern sich i n diesem Sozial isationsprozess auch die I nteraktonsformen, die zur Ausprägung der veränderten Sel bstreflexionen führen. Die Reflexion als "signifi kanten anderen" beruht auf dem, um sich sel bst kreisenden, "play" (etwa mit "Ki nderspiel " zu übersetzen). - Die Reflexion als "general isierten anderen" basiert hi ngegen auf dem regelgeleiteten Spiel mit den anderen, auf dem "game" (hier mit "Gesel lschaftsspiel " übersetzt und nicht, wie i n der Literatur meist zu fi nden, als "Wettkampf", da nicht al len Spielen in der Gesellschaft Wettbewerb zu Grunde liegt). - I m Übergang vom "I " zum "me" und in dessen ständiger Balance konkretisiert sich demnach das "self" (das "sel bst" oder besser: die "Sel bstidentität"). [siehe schematisch zum Sozial isationsprozess Fol ie 3] 4) Zusammenfassung - Für Mead ist der Mensch in seiner Identität grundsätzlich ein sozial gefomtes Wesen, das sich selbst symbolisch wahrnimt und so auch in I nteraktionen vermittelt. [siehe auch zu den wichtigsten Grundannahmen Meads Fol ie 4] Literatur George Herbert Mead, 1 975: Geist, Identität und Gesel lschaft aus der Sicht des Sozial behaviorismus. Mit ei ner Ei nl. hrsg. v. Charles W. Morris. 2. Aufl. Frankfurt/M.
5 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Folie 1 Unterscheidung von Behaviorismus (Watson) und Sozial behaviorismus (Mead) Behaviorismus Reaktion Reiz (i ntervenierende Variablen) des i ndividuel len Organismus Sozialbehaviorismus Reaktion Reaktion Reiz des i ndividuel len Reiz des i ndividuel len Organismus Organismus
6 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Folie 2 Situative Wahrnehmung und Sel bstwahrnehmung sprachl ich vermittelter I nteraktion
7 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Folie 3 Die Entwicklung des 'Selbst' im Übergang vom ' Ich' zum ' Man' nach George Herbert Mead ' Ich' ["I "] ' Man' ["me"] symbol ische Di mension: Signifi kanz General isierung I nteraktionsbezug: Körper Gruppe Aneigungsverhalten: Spiel ["play"] Gesel lschaftsspiel ["game"] Selbst ["self"] gesel lschaftl ich geformte I dentität
8 Vorlesung: "Soziale I nteraktion" Vom ' Ich' zum ' Man' Folie 4 Meads Grundannahmen zur ' i nteraktionistischen' Sozial isation 1 ) Sozial isation verläuft als psychogenetischer Prozess. 2) Das Erlernen der Sprache erlaubt die Reflexion der anderen am eigenen Handel n. 3) I m Zuge der sozialen Reflexion entwickelt sich das signifi kante "Ich" ("I ") zum general isierten "man" ("me") weiter. 4) Die symbol ische I ntegration dieser Entwicklung i n der Rol lenübernahme führt zur Ausprägung des "sel bst" ("self"). 5) Die sozialen Rollen des "selbst" werden als symbolische Universalien in I nteraktion mit anderen vermittelt und i nterpretiert.
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