Resilienz und Prävention psychischer Störungen: Was hält die Psyche gesund?
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- Gerda Richter
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1 Resilienz und Prävention psychischer Störungen: Was hält die Psyche gesund? Dipl.-Psych. Lisa Lyssenko Prof. Dr. Martin Bohus Gliederung Resilienz und Salutogenese Geschichte der Resilienzforschung Definition Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit Prävention und Gesundheitsförderung Stufen der Prävention Beispiele Aaron Antonovsky ( ) Modell der Salutogenese Kontinuum von Gesundheit und Krankheit Generalisierte Widerstandsressourcen Kohärenzsinn Verstehbarkeit Bewältigbarkeit Sinnhaftigkeit [Antonovsky, 1972, 1979] 1
2 Emmy Werner (*1929) Pionierin der Resilienzforschung Längsschnittstudie an 698 Kindern auf der Hawaiinsel Kauai über 32 Jahre Ein Drittel der Hochrisikokinder entwickelte sich zu gesunden Erwachsenen [Werner & Smith, 1977] Definition von Resilienz Psychische Widerstandskraft angesichts belastender Lebensereignisse und chronischem Stress Lateinisch resilire : zurückspringen, abprallen Englisch resilience : Spannkraft, Elastizität, Strapazierfähigkeit Flexibilität Anforderungen aus der Umwelt [4] Anforderungen aus der Umwelt Individuum Entwicklungsgefährdungen : Risikoindex, in dem organische und psychosoziale Belastungen kombiniert werden potentiell traumatische Ereignisse (PTE) chronische Stressoren Krankheiten [Bengel & Lyssenko, 2012] 2
3 Resilienz als Ergebnis Schutzfaktoren Anforderungen aus der Umwelt Individuum Belastungsverarbeitung Was ist ein resilientes Ergebnis? Resistenz Regenerierung Rekonfiguration Resilienz Störung Identifikation von protektiven Faktoren Protektive Faktoren Anforderungen aus der Umwelt (Epi)genetik Soziale Umwelt Lernerfahrungen Denkmuster Belastungsverarbeitung Emotionale Reaktionen Verhalten Neurobiologische und physiologische Reaktionen Resilienz Störung Empirisch belegte soziale Schutzfaktoren im Kindes- und Jugendalter Tagesstruktur und familiäre Rituale sichere Bindung autoritativer Erziehungsstil positive Beziehung zu einem Erwachsenen außerhalb der Familie Kontakt zu prosozialen Gleichaltrigen Qualität der Bildungsinstitutionen 3
4 Zentrale Schutzfaktoren im Erwachsenenalter Selbstregulations- und Emotionsregulationsfertigkeiten flexible Problemlöse-und Bewältigungsfertigkeiten hohe Selbstwirksamkeitserwartung, internale Kontrollüberzeugung, optimistische Lebenseinstellung Sinnerleben Positive Wahrnehmung der eigenen Person Soziale Eingebundenheit Sport und Bewegung Merkmale von Schutzfaktoren Dynamisch: prozesshafte Entwicklung im zeitlichen Verlauf und im Kontext der Mensch-Umwelt-Interaktion. Zeitlich variabel: Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens relativ resilient sind, können zu anderen Zeitpunkten wesentlich vulnerabler erscheinen. Situationsspezifisch: verschiedene Reaktionen auf verschiedene Stressoren. Multidimensional: unterschiedliche Bewältigungsleistung in verschiedenen Lebensbereichen. [Lyssenko, Rottmann & Bengel, 2010] Prävention psychischer Störungen Bedeutung 38.2% der europäischen Bevölkerung erkranken pro Jahr [Wittchen et al., 2011, Eur Neuropsychopharm] verantwortlich für 10.9% der DALYs in Europa [WHO, 2014] geschätzte Kosten von 418 Billionen in Europa jährlich [Gustavsson et al., 2010, Eur Neuropsychopharm] Mental disorders represent not only an immense psychological, social and economic burden to society, but also increase the risk of physical illnesses. Given the current limitations in effectiveness of treatment modalities for decreasing disability due to mental and behavioural disorders, the only sustainable method for reducing the burden caused by these disorders is prevention. 4
5 Stufen der Prävention in der Medizin Primärprävention/Universelle Prävention Nicht selektierte Stichproben Sekundärprävention Selektive Prävention (Risikopopulation) Indizierte Prävention (subsyndromale Symptome) Tertiärprävention Rückfallprophylaxe Verhinderung von Verschlechterung Primär/Sekundärprävention Beispiel Achtsam dem Leben und sich selbst begegnen Umgang mit Stolpersteinen Selbstfürsorge Sich auf den Weg machen Werte bewusst machen Soziales Netz pflegen Lebe Balance: Vermittlung von Schutzfaktoren Achtsamkeitsbasiertes Vorgehen in Anlehnung an ACT und DBT Soziale Netzwerkanalyse, Kommunikationsskills Aufbau gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen Schutzfaktor Verstehbarkeit/ Metakognitive Kompetenz Handhabbarkeit/ Selbstwirksamkeit Sinnhaftigkeit Selbstachtung Soziale Unterstützung Kursinhalt Achtsamkeit, Fähigkeit zu wohlwollender Distanz Abstand nehmen Problemlösen, situationsangepasstes aktives Bewältigen oder Annehmen der Situation Werteorientiertes Handeln Selbstakzeptanz, Selbstmitgefühl, wohlwollender Begleiter Soziale Netzwerkanalyse, Kommunikationsskills 5
6 Lebe Balance: Soziodemographie und initiale Belastung Soziodemographische Merkmale 83% weiblich Ø 49,5 Jahre 44% Realschulabschluss 60% verheiratet Initiale Belastung 5,46% 34,14% 26,86% 33,48% no case mild case moderate case severe case Lebe Balance Ergebnisse I Lebe Balance Ergebnisse II 6
7 Lebe Balance Ergebnisse III 0,25 NNT=15,58 0,2 19,80% 0,15 0,1 13,40% Kontrollen Lebe Balance 0,05 0 Beginn 6 Monate 1 Jahr Indizierte Sekundärprävention bei Depressionen Meta-Analyse über N = 32 RCTs, vorwiegend kognitivverhaltenstherapeutischer Interventionen IRR = 0.79 NNT = 20 [van Zoonen et al., 2014, Int J Epidemiol] Körperliches Trainings als Sekundärprävention und Therapie Meta-Analyse über N = 25 RCTs, d = 1,13 moderate und intensive Belastung effektiver als leichte Belastung Bessere Ergebnisse unter der Leitung ausgebildeter Sport- oder Physio- Therapeuten [Schuch et al., 2016, J. Psych. Res.] 7
8 Einfluss von Sport während Stammzelltransplantation auf Fatigue und Depression [Wiskemann et al., 2011] Signifikant weniger Fatique (28% vs. 12%) Signifikant bessere globale Fitness Signifikant weniger depressive Symptomatik Einfluss von Sport während Stammzelltransplantation auf Überlebensraten [Wiskemann et al., 2015] 28% 12% Tertiärprävention bei psychischen Erkrankungen Menschen mit psychischen Erkrankungen haben eine Lebenszeitverkürzung von Jahren [de Hert et al., 2011] Kardiale und Metabolische Erkrankungen (Typ 2) Rauchen Bewegungsmangel Ernährung 8
9 Depression und Schlaganfallrisiko Framinghamstudie (Stroke, 2007): n=4120; 8 J follow up; Pat.< 65J relatives Risiko: 4,21 Wer ist verantwortlich? Hausarzt? Psychiater? Leitlinien (de Hert et al. European Psychiatry, 2009) Zu seinen Aufgaben gehört auch die sorgfältige und regelmäßige Dokumentation von Risikoindikatoren wie BMI, Taillenumfang, Nüchternblutzucker oder blutfetten 9
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