Medizintechnik: Regulatorische Rahmenbedingungen I
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- Andreas Straub
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1 Management im Gesundheitswesen III Industrie Medizintechnik: Regulatorische Rahmenbedingungen I Prof. Dr. med Reinhard Busse FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin (WHO Collaborating Centre for Health Systems Research and Management) & European Observatory on Health Systems and Policies 1
2 Datum Inhalt der Lehrveranstaltung Einführungsveranstaltung Medizintechnik-Industrie Marktentwicklung Regulatorische Rahmenbedingungen I Regulatorische Rahmenbedingungen II Kundenmanagement Telemedizin und e-health Pharmazeutische Industrie Marktentwicklung Regulatorische Rahmenbedingungen I Regulatorische Rahmenbedingungen II Preisbildung Evaluation und Pharmakoökonomie Kundenmanagement Vorbereitung schriftlicher Test Schriftlicher Test 2
3 Definition: Medizinprodukte ( 3 MPG) Medizinprodukte sind alle einzeln oder miteinander verbunden verwendeten Instrumente, Apparate, Vorrichtungen [ ], die vom Hersteller zur Anwendung für Menschen mittels ihrer Funktionen zum Zwecke der a) der Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten b) der Erkennung, Überwachung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen, c) der Untersuchung, der Ersetzung oder der Veränderung des anatomischen Aufbaus oder eines physiologischen Vorgangs oder d) der Empfängnisregelung zu dienen bestimmt sind [ ] und die im Gegensatz zu Arzneimitteln ihre Hauptwirkung nicht auf pharmakologischem, immunologischem oder metabolischem Wege hervorbringen. 3
4 Exkurs Richtlinien vs. Verordnungen Beides = Gesetze (im Ggs. zur nationalen Terminologie) Europäische (EU) Richtlinien (engl. Directives ) Dienen der Rechtsangleichung Erarbeitung unter Beteiligung der EU-Mitgliedsländer und der EWR Staaten Umsetzung in nationales Recht durch Länder innerhalb einer vorgegebenen Frist Länder bestimmen Form und Mittel der Zielerreichung Europäische (EU) Verordnungen (engl. Regulation ) Dienen der Rechtsvereinheitlichung Erlass durch EU-Kommission in Brüssel ohne direkte Zustimmung der Länderparlamente Allgemeine Geltung/ in allen Teilen verbindlich Anwendung erfolgt innerhalb einer vorgegebenen Frist als europäisches, übernationales Recht 4
5 Inverkehrbringung von Medizinprodukten Voraussetzung für Medizinprodukt, das Inverkehrbringen dessen Betrieb (Marktzulassung): von CE-Kennzeichnung einer Stromquelle oder einer Anbringung der CE-Kennzeichnung Ausnahme der direkt erfordert: vom menschlichen Körper oder durch die - Erfüllung der grundlegenden Anforderungen durch Anwendung von Normen Schwerkraft erzeugten Energie) - Durchführung vorgeschriebener Konformitätsbewertungsverfahren ALT: verbindliche RL für MP: - 90/385/EWG (aktive implantierbare Medizinprodukte) (AIMD) - 98/79/EWG (In-vitro-Diagnostika) (IVD) - 93/42/EWG (sonstige Medizinprodukte) (MDD) In-vitro-Diagnostikum (IVD) ist jedes Medizinprodukt, das als Reagenz, Reagenzprodukt, Kalibriermaterial, Kontrollmaterial, Kit, Instrument, Apparat, Gerät oder System einzeln oder in Verbindung miteinander nach der vom Hersteller festgelegten Zweckbestimmung zur In-vitro-Untersuchung von aus dem Körper stammenden Proben, einschließlich Blut- und Gewebespenden, verwendet wird und ausschließlich oder hauptsächlich dazu dient, Informationen zu liefern: - über physiologische oder pathologische Zustände oder - über angeborene Anomalien oder - zur Prüfung auf Unbedenklichkeit und Verträglichkeit bei den potentiellen Empfängern oder -zur Überwachung therapeutischer Maßnahmen. Ein Aktives Medizinprodukt ist ein anderen Energiequelle (mit abhängig ist. CAVE: In-vivo-Diagnostika (z.b. Kontrastmittel) fallen in Deutschland unter das Arzneimittelgesetz! 5
6 Inverkehrbringung von Medizinprodukten Voraussetzung für das Inverkehrbringen (Marktzulassung): CE-Kennzeichnung Anbringung der CE-Kennzeichnung erfordert: - Erfüllung der grundlegenden Anforderungen durch Anwendung von Normen - Durchführung vorgeschriebener Konformitätsbewertungsverfahren ALT: verbindliche RL für MP: - 90/385/EWG (aktive implantierbare Medizinprodukte) (AIMD) - 98/79/EWG (In-vitro-Diagnostika) (IVD) - 93/42/EWG (sonstige Medizinprodukte) (MDD) NEU (April 2017) 90/385/EWG + 93/42/EWG Medical Device Regulation (MDR) 98/79/EWG In-Vitro Diagnostic Medical Devices Regulation (IVDR) haben als Verordnungen direkten Gesetzescharakter, d.h. deutsche MPG ist für viele Bereich dann nicht mehr nötig! 6
7 Inverkehrbringung von Medizinprodukten Art des Konformitätsbewertungsverfahren sowie den Umfang der Beteiligung einer unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsstelle (Benannte Stelle) ist vom potenziellen (Gesundheits-)Risiko der Produkte nicht von ihrer Wirksamkeit abhängig (Logik des Binnenmarktes!) aktive implantierbare Medizinprodukte (90/385/EWG): keine weitere Unterscheidung nach Risikogesichtspunkten MP nach RL 93/42/EWG: Produktdifferenzierung nach festgelegten Kriterien in Klassen In-vitro-Diagnostika (98/79/EG): Einteilung in Gruppen Konformitätsbewertungsverfahren sowie deren Durchführung sind in der dt. Verordnung über Medizinprodukte (MPV)* geregelt. Diese verweist auf entsprechende Anhänge der europäischen Richtlinien (* Achtung: diese darf nicht mit der neuen europ. Medizinprodukte-Verordnung verwechselt werden!) 7
8 Marktzulassung von Medizinprodukten einheitliches Zulassungsverfahren in Europa wird jeweils von Benannten Stellen (Zertifizierungsstellen) durchgeführt in Deutschland derzeit 10, z. B. TÜV, Materialprüfstellen, BerlinCert (an der TUB) in der EU insgesamt ca. 50 (in vielen Ländern nur 1 oder gar keine) Benennende Behörden der Benannten Stellen in Dtl: Benennung und Überwachung der Zertifizierungsstellen ZLG - Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten: nichtaktive Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika ZLS - Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik: aktive Medizinprodukte Ziel: Risiko für den Verbraucher bzw. den Patienten zu minimieren 3 Hersteller muss Produktsicherheit und medizinisch-technische Leistungsfähigkeit nachweisen Zulassung basiert auf Überprüfung der Qualität und der Qualitätssicherungsmaßnahmen 8
9 Benannten Stellen 9
10 Benannten Stellen durch ZLG 10
11 Benannten Stellen nach 15 MPG RL 93/42/EWG 11
12 Ausschnitte des Geltungsbereiches Berlin Cert 12
13 Klassifizierung von Medizinprodukten nach Richtlinie 93/42/EWG Wozu? zur Abschätzung des potentiellen Risikos Wie? durch die Einteilung in Risikoklassen (I, IIa, IIb, III) Wonach? Anwendung der 18 Regeln im Anhang IX der Richtlinie (93/42/EWG) unter Berücksichtigung aller Charakteristika des MP Zweckbestimmung Angewandte Technologie (aktiv, nicht aktiv...) Anwendungsart, -dauer (<1h, <30d, >30d), -ort 13
14 Zunehmendes Gefährdungspotenzial des Medizinproduktes Klassen von Medizinprodukten nach Richtlinie 93/42/EWG Einteilung der Medizinprodukte nach Art in Klassen: I Produkte mit niedrigem Risiko, die meisten nicht-invasiven Produkte und wiederverwendbare chirurgische Instrumente (z.b. Stethoskope, Spatel) IIa nicht aktive Produkte mit mittlerem Risiko, invasive und nichtinvasive Produkte für kurzzeitige Benutzung (z.b. Kanülen) IIb aktive Produkte mit mittlerem Risiko, die Substanzen oder Energie mit potentiellem Risiko emittieren (z.b. Röntgengeräte), und Produkte für längere Nutzung III Produkte mit hohem Risiko und solche, die mit dem Gefäßsystem oder dem zentralen Nervensystem in Kontakt kommen (z.b. Gefäßtransplantate) 14
15 Klassifizierungsregeln Anhang IX der RL 93/42/EWG Klassifizierungsregeln Nicht invasive Produkte Invasive Produkte Zusätzliche Regeln für aktive Produkte Besondere Regeln Regel 1-4 Regel 5-8 Regel 9-12 Regel
16 Wesentliche Klassifizierungsmerkmale von nicht-invasiven Medizinprodukten Regel 1: alle nicht invasiven Produkte, für die keine andere Regel zutrifft: Klasse I Regel 2: Produkte zur Durchleitung von Blut oder zur Aufbewahrung von Blut etc., oder Einsatz mit Produkten der Klasse IIa oder höher: Klasse IIa Regel 3: Produkte zur Veränderung der biologischen und chemischen Zusammensetzung des Blutes, wenn in den Körper perfundiert: Klasse IIb Regel 4: Produkte, die in Berührung mit verletzter Haut kommen als mechanische Barriere: Klasse IIa - mit Beeinflussung der Mikroumgebung einer Wunde: Klasse IIa - bei Durchtrennung der Dermis: Klasse IIb 16
17 17
18 Wesentliche Klassifizierungsmerkmale von invasiven Medizinprodukten I Regel 5: Produkte (außer chirurgisch-invasiven) für - vorübergehende Anwendung: Klasse I - kurzzeitige Anwendung und bei Verwendung zusammen mit aktiven Produkten der Klasse IIa oder höher: Klasse IIb Regel 6: - Wiederverwendbare chirurgische Instrumente: Klasse I - chirurgisch-invasive Produkte für die vorübergehende Anwendung: Klasse IIa - Produkte zur Energieabgabe (ionisierende Strahlung): Klasse IIb - Produkte mit biologischer Wirkung: Klasse IIb - Produkte zur Verabreichung von Arzneimitteln mit potentieller Gefährdung: Klasse IIb - Produkte, die resorbiert werden: Klasse IIb - Produkte für den Einsatz am Herzen oder am zentralen Kreislaufsystem: Klasse III 18
19 Wesentliche Klassifizierungsmerkmale von invasiven Medizinprodukten II Regel 7: - Chirurgisch-invasive Produkte für kurzzeitige Anwendung: Klasse IIa - Produkte zur Energieabgabe (ionisierende Strahlung) und zur Abgabe von Arzneimitteln: Klasse IIb - Produkte für den Einsatz am Herzen oder am zentralen Kreislaufsystem: Klasse III - Produkte in Kontakt mit dem zentralen Nervensystem: Klasse III - Produkte mit biologischer Wirkung oder Resorption: Klasse III Regel 8: - Produkte zur Implantierung in Zähne: Klasse IIa - alle implantierbaren Produkte und chirurgisch-invasiven Produkte zur langzeitigen Anwendung, wenn keine andere Regel zutrifft: Klasse IIb - Produkte für den Einsatz am Herzen oder am zentralen Kreislaufsystem: Klasse III - Produkte in Kontakt mit dem zentralen Nervensystem: Klasse III - Produkte mit biologischer Wirkung oder Resorption: Klasse III - Produkte zur Abgabe von Arzneimitteln: Klasse III 19
20 Zusatzregeln für aktive (energiebetriebene) Produkte Hierzu gehört auch eigenständige Software! Regel 9 (aktive therapeutische Produkte, um biologische Funktionen oder Strukturen im Zusammenhang mit der Behandlung oder Linderung einer Krankheit, Verwundung oder Behinderung zu erhalten, zu verändern, zu ersetzen oder wiederherzustellen ): - grundsätzlich :Klasse IIa - bei potentieller Gefährdung: Klasse Iib - zur Leistungssteuerung oder Leistungskontrolle von aktiven therapeutischen Produkten: Klasse IIb Regel 10 (aktive diagnostische Produkte, um eine direkte Diagnose oder Kontrolle von vitalen Körperfunktionen zu ermöglichen ): - grundsätzlich: Klasse IIa - mit potentieller Gefährdung (z. B. Änderung der Herzfunktion, der Atmung oder der Aktivität des zentralen Nervensystems): Klasse IIb - zur Aussendung ionisierender Strahlung und Produkte zur Steuerung oder Kontrolle solcher Produkte: Klasse IIb Regel 11 (aktiven Produkte zur Abgabe von Arzneimitteln, Körperflüssigkeiten und anderen Stoffen an den Körper oder/und für deren Entfernung): - grundsätzlich: Klasse IIa - bei potentieller Gefährdung: Klasse IIb Regel 12: alle anderen aktiven Produkte: Klasse I 20
21 Besondere Regeln Regel 13: Produkte zu deren Bestandteil ein Stoff gehört, der bei gesonderter Verwendung als Arzneimittel angesehen werden kann: Klasse III Regel 14: - Produkte zur Empfängnisverhütung und zum Schutz vor der Übertragung sexuell übertragbaren Krankheiten: IIb - Produkte zur Empfängnisverhütung und zum Schutz vor der Übertragung sexuell übertragbaren Krankheiten,wenn diese implantiert werden oder wenn es sich um invasive Produkte zur langzeitigen Anwendung handelt: Klasse III Regel 15: - Produkte speziell zur Desinfektion von Produkten: Klasse IIa (Desinfektionsmittel für invasive MP: IIb) - Produkte zur Desinfektion, Reinigung, Spülung und zum Hydratisieren von Kontaktlinsen: Klasse IIb Regel 16: Nicht-aktive Produkte zur Aufzeichnung von Röntgendiagnosebildern: Klasse IIa (digitaler Röntgenbildempfänger: IIb) Regel 17: Produkte, die unter Verwendung von tierischen Geweben oder Folgeerzeugnissen hergestellt werden: Klasse III Regel 18: Blutbeutel: Klasse IIb 21
22 Klassifizierung eines Medizinproduktes Beispiel Gehhilfe 1. Welche Richtlinie gilt? Ausschlussverfahren - Eine Gehhilfe ist kein aktives implantierbares Medizinprodukt (keine Energiequelle, keine Implantation) 90/385/EWG ist nicht anwendbar - Eine Gehhilfe ist kein in vitro Diagnostikum 98/79/EG ist nicht anwendbar - Nach dem Ausschlussverfahren ist die Richtlinie 93/42/EWG anzuwenden 2. Klassifizierung? Überprüfen der Klassifizierungsregeln - Gemäß den Klassifizierungsregeln des Anhangs IX der Richtlinie 93/42/EWG ist eine Gehhilfe ein Produkt der Klasse I, denn - Regel 1: alle nicht invasiven Produkte gehören der Klasse I an, es sei denn, es findet eine der folgenden Regeln Anwendung - Regel 2: nicht invasives MP dient der Durchleitung oder Aufbewahrung von Körperflüssigkeiten... IIa trifft nicht zu - Regel 3: nicht invasives MP zur Veränderung der biologischen oder chemischen Zusammensetzung des Blutes... IIa trifft nicht zu - Regel 4: Nicht invasive MP die mit verletzter Haut in Berührung kommen... IIa, IIb trifft nicht zu 22
23 Einige konkrete Beispiele für Medizinprodukte: Klasse I Klasse IIa Klasse IIb Klasse III ärztliche Instrumente Gehhilfen Rollstühle Spitalbetten Stützstrümpfe Verbandmittel wiederverwendbare chirurgische Instrumente Dentalmaterialien diagnostische Ultraschallgeräte Einmalspritzen Hörgeräte Kontaktlinsen Trachealtuben Zahnkronen Software zur Therapie/ Diagnostik Anästhesiegeräte Beatmungsgeräte Bestrahlungsgeräte Blutbeutel Defibrillatoren Dialysegeräte Kondome Kontaktlinsenreiniger Dentalimplantate Software für Intensivstationen Herzkatheter künstliche Gelenke Stents resorbierbares chirurgisches Nahtmaterial Intrauterinpessar (Spirale) Brustimplantat 23
24 Zulassungsregulation der Produktklassen nach RL 93/42/EWG Klassifizierung der Medizinprodukte gem. Anhang IX Medizinprodukte-RL Klassen I, IIa, IIb, III I, IIa EG-Konformitätserklärung gemäß Anhang VII IIb, III EG-Baumusterprüfung gemäß Anhang III IIa, IIb, III EG-Konformitätserklärung gemäß Anhang II vollständiges Qualitätssicherungssystem I I 1, IIa, IIb, III EG-Prüfung gemäß Anhang IV I 1, IIa, IIb, III EG-Konformitätserklärung gemäß Anhang V (Qualitätssicherung der Produktion) I 1, IIa, IIb EG-Konformitätserklärung gemäß Anhang VI (Qualitätssicherung der Produkte) IIa, IIb ohne Prüfung der Produktauslegung (Abschnitt 4) III mit Prüfung der Produktauslegung (Abschnitt 4) CE Beteiligung einer benannten Stelle nicht erforderlich CE + Kennnummer der benannten Stelle Beteiligung einer benannten Stelle erforderlich Umfang der Beteiligung ist abhängig vom Risikograd des Medizinproduktes 1 Produkte der Klasse I, die steril in den Verkehr gebracht werden, oder Produkte der Klasse I mit Messfunktion 24
25 RL 2007/47/EG zur Änderung der RL 90/385/EWG u. 93/42/EWG - Aufnahme von Software in die Definition MP - Verschärfung der Konformitätsbewertung in den Anhängen der RL - z.b. Benannte Stelle muss Stichprobe für jede generische Produktgruppe bei MP der Klasse IIa und IIb prüfen - Längere Aufbewahrungsfristen für Herstellerunterlagen - Änderung der Klassifizierungskriterien: - Eigenständige Software aktives MP - Konzept der ununterbrochenen Anwendung - Regel 15: Desinfektionsmittel für invasive MP Klasse IIb - Konsultationsverfahren für MP mit unterstützendem Arzneistoffanteil - Anpassung der RL 90/385/EWG an die RL 93/42/EWG 25
26 Gesetz zur Änderung medizinproduktrechtlicher Vorschriften Ziel: - Umsetzung der RL 2007/47/EG Inhalte: - Klinische Prüfung bzw. Leistungsbewertungsprüfungen: - Zentrale Genehmigung durch BfArM /PEI (statt Anzeige bei LB) und - positive Zustimmung einer nach Landesrecht gebildeten Ethik-Kommission - Einführung von - Meldepflicht bei allen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen in klinischen Studien (SAE serious adverse event) von Prüfer und Sponsor (Doppelmeldung) - entsprechenden Bewertungsverfahren im Rahmen von klinischen Prüfungen 26
27 Gesetz zur Änderung medizinproduktrechtlicher Vorschriften Klare Aufgabentrennung - Zentrale Genehmigungsbehörden (BfArM und PEI) prüfen nach wissenschaftlichen und technischen Gesichtspunkten - Technische Sicherheit - Biokompatibilität - Wissenschaftlichkeit des Prüfplans - Generelle Nutzen-/ Risikobewertung Genehmigungs- statt Anzeigepflicht - Landesrechtlich eingerichteten Ethik-Kommission prüft nach ethischen und rechtlichen Gesichtspunkten - die Zulässigkeit der klinischen Prüfung 27
28 Gesetz zur Änderung medizinproduktrechtlicher Vorschriften Zweck einer klinische Prüfung: - Erbringung des Nachweises, dass Leistungen des MP bei normalen Einsatzbedingungen den grundlegenden Anforderungen entsprechen (CAVE: Unterschied zu [klinischer] Wirksamkeit) - Zweckbestimmung muss sehr genau beschrieben werden (Funktion, Indikation, Kontraindikation) - Ermittlung unerwünschter Nebenwirkungen - Sicherheitsregelungen zur Durchführung von klinischen Prüfungen verlangen, dass Produkte alle sicherheitstechnischen Eigenschaften aufweisen 28
29 Gesetz zur Änderung medizinproduktrechtlicher Vorschriften Der Hersteller hat für jedes MP u. a. den Nachweis zu erbringen, dass: - die Anwendung des Medizinproduktes bei normalen Einsatzbedingungen den klinischen Zustand des Patienten die Sicherheit des Patienten die Sicherheit und Gesundheit des Anwenders und Dritter nicht gefährdet - die angepriesene Leistungsfähigkeit des Produktes unter normalen Bedingungen erreicht wird. Dieser Nachweis kann durch eine Zusammenstellung der derzeit verfügbaren Literatur erbracht werden. Für Hochrisikoprodukte der Klasse IIb und III sind klinische Prüfungen erforderlich. 29
30 2017: Änderungen MDD + AIMD MDR Einführung Scrutiny-Verfahren : bei Verdacht auf Defizite kann für Hochrisiko-Medizinprodukte eine Expertengruppe künftig in den Zertifizierungsprozess eingreifen Produktnummer (UDI): leichtere Identifikation und Nachverfolgung fehlerhafter Produkte Einführung der europaweiten Datenbank Eudamed Verschärfungen bei den klinischen Bewertungen und Prüfungen: Sammlung, Dokumentation und Auswertung klinischer Daten auch nach Markteinführung verpflichtend Benannte Stellen werden im Zuge der MDR erneut überprüft und ausgewählt 30
31 Ablauf: Entwicklung eines Medizinproduktes Medizinprodukt Technische Entwicklung Produktion Arzneimittel Technische Entwicklung Produktion Biokompatibilität Toxikologie Technische Leistung Anwendung an Patienten (partiell an Probanden) Pharmakokinetik Pharmakodynamik Anwendung an Probanden/ Patienten (Phase I-III) Zertifizierung Zulassung Langzeitbeobachtung Post Market Clinical Follow-up Marktsüberwachung Phase IV Schorn GH (2010): Klinische Prüfungen von Medizinprodukten: Fragen und Antworten zum geänderten MP-Recht. In: Medizinprodukte Journal 17 (3)
32 Zertifizierung bedeutet nicht automatisch Kostenübernahme durch die GKV ( Reg. Rahmenbed. II) 32
33 Erweiterung des üblichen Dreiecks bei Medizinprodukten (I) Zahler (GKV) Beitrag/Steuern Vergütung für Produkt und/oder Dienstleistung Regulierer Patient med. Leistungserbringer (z.b. Krankenhaus) Zuzahlungen Hilfsmitteldistributeur (z.b. Sanitätshaus) Hersteller 33
34 Strukturierung von Medizinprodukten unter Vergütungsgesichtspunkten Medizinprodukte Kategorie I Hilfsmittel i.d.r. Standardprodukte, die einem individuellen Patienten verschrieben und gegeben werden (z.b. Inkontinenzunterlagen, Rollstühle) Produkt, nicht Dienstleistung steht im Mittelpunkt Kategorie II Implantate & Endo- Prothesen Medizinprodukte, die einem individuellen Patienten implantiert oder angepasst werden (z.b. Gelenk- Endoprothesen, Stents, Herzschrittmacher) zumeist steht die Dienstleistung im Vordergrund Kategorie III Medizintechnik zur Arzt-Unterstützung Technische Geräte, die Ärzte bei Diagnostik und Behandlung unterstützen (Röntgen, Endoskope); Finanzierung in zwei Stufen: IIIa: Investition IIIb: Refinanzierung über Dienstleistungen 34
35 Erweiterung des üblichen Dreiecks bei Medizinprodukten (II) Zahler (GKV) Beitrag/Steuern Vergütung für Produkt und/oder Dienstleistung II III b Patient II III b med. Leistungserbringer (z.b. Krankenhaus) Zuzahlungen I (Investition) III a I II Hilfsmitteldistributeur (z.b. Sanitätshaus) I Hersteller NB: I, II, IIIa und IIIb beziehen sich auf die Kategorien in der vorherigen Abbildung 35
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