Erhöhte Transaminasen Wann ist welche Diagnostik nötig?



Ähnliche Dokumente
Ruhr-Universitä t Bochum. Modellregion West. Akute und chronische Hepatitis. Medizinische Universitätsklinik

Juckreiz, Gallenkolik, abnorme Leberwerte

Erhöhte Leberwerte: sinnvolle Abklärung. Klaus H.W.Böker Hannover. Deutscher Lebertag 2011 Hannover 1.12.

Epstein-Barr-Virus-Infektion: Möglichkeiten und Grenzen der serologischen Diagnostik von Reaktivierungen und chronischen Verläufen

Was Sie über Gelbsucht wissen sollten!

Lebererkrankungen erkennen, behandeln, verhindern - Informationen für Patienten und Angehörige von Dr. Bernd Hofmann

Differencialdiagnose von Chronische Hepatitis. Dr. Klara Werling

Leberenzymerhöhung. Guideline. Leberenzyme: Erstellt von: Simone Erni Zuletzt revidiert: Oktober 2009

Hepatitis B - eine unterschätzte Infektion? C. Berg

Ein 50 jähriger gesunder Italiener geht zum Check-up

Hepatitis E Harald H. Kessler, Dosch-Symposium, Velden, Juni 2015

Therapieoptionen Hepatitis B

Die Labordiagnose der Virushepatitis

Fall einer hereditären Hämochromatose (HH) Dr. med. Carl M. Oneta Schaffhauserstrasse Winterthur

Virale Hepatitis. Dienstag, Fortbildung Kinderärzte -Vereinigung Zentralschweiz Virale Hepatitis - Hepatitis A - B- C

Ziele der Hepatitis C-Therapie

Interpretation von serologischen Befunden

Definition des akuten Leberversagens

Variablen-Übersicht der Patientenkohorte (Erwachsene) des Kompetenznetzes HIV/AIDS

LEBERERKRANKUNGEN BEI CED. Wolfgang Plieschnegger

Erhöhte GGT Bagatelle oder Erkrankung? Rudolf Stauber

Immunprophylaxe,Diagnostik und Therapie bei Hepatitis B und C

Kompetenzfeld Virushepatitis Klinik. T. Goeser Gastroenterologie und Hepatologie

Hepatitis C: Was gibt es Neues?

Autoimmune Hepatitiden

Therapie von Lebererkrankungen. Ivo Graziadei Gastroenterologie & Hepatologie Medizinische Universität Innsbruck

Hepatitis C. Dr. med. Carl M. Oneta Schaffhauserstrasse Winterthur. Aerztefortbildung im April 2006 in Horgen

Studienblock: Interdisziplinäre Entscheidungen. Studienseminar: Die Leberwerte

Virusinfektionen bei Immunsupprimierten - Hepatitis B und C

Der Patient mit. erhöhten Leberwerten

Rationale Diagnostik bei Transaminasenerhöhung

Leberwerte Zusatzverfahren

Diagnostisches Vorgehen bei Leberraumforderungen. H. Diepolder

Update Hepatitis C-Diagnostik

Vereinseigene Informationsbroschüren

Vorlesung - Medizinische Biometrie

Hepatitis B. Dr. med. Carl M. Oneta Schaffhauserstrasse Winterthur. Aerztefortbildung im April 2006 in Horgen

Anmeldung zur Lebertransplantation Stammdaten

Dr. Mathilde Kutilek Österreichisch-Iranische Ärztegesellschaft

KURZVERSION Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Fettleberhepatitis Medikamentöse Hepatitis...

Cytomegalie & Co. Häufige Virusinfektionen in der Schwangerschaft. Deutsches Grünes Kreuz e.v.

Lebertransplantation: wann und wie wird die Entscheidung getroffen?

Diabetes mellitus : Folgeschäden

Umgang mit chronischen Infektionskrankheiten (Hepatitis/HIV-Infektion/AIDS) in der Fachklinik Briese

NASH (Nicht-alkoholische Steatohepatitis) Dr.med. Carl M. Oneta Schaffhauserstrasse Winterthur

Hauptvorlesung Innere Medizin - Gastroenterologie. Lebererkrankungen II

Tricky cases in Hepatology. Tilman Gerlach Gastroenterologie und Hepatologie UniversitätsSpital Zürich

Vorlesung Leber / Ikterus. Universitätsklinikum Düsseldorf Institut für Laboratoriumsdiagnostik / Zentrallabor

Stammzelltransplantation

Volkskrankheit Fettleber und die wichtigsten Leberwerte. Gerd Bodlaj. II. Medizinische Abteilung BHS Wien

Dr. med. M. Menzen Chefarzt der Abteilung Innere Medizin - Diabetologie. Vitamin Diabetes mellitus wie hängt das zusammen

Eisenüberladung Diagnostik und Therapie

Lebererkrankungen. Oliver Schröder Medizinische Klinik I Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Neues zur chronischen Hepatitis B

Erhöhte Leberwerte Was tun? Wien, 24. Jänner 2019 Michael Gschwantler

HBV HCV HIV Erregerscreening. Wozu? Wie? Wann?

Abklärung erhöhter Leberwerte

ifi-card Virale Hepatitis 2. Auflage August 2009

E-Poster 66. Pulmonale Raumforderung unter Infliximab-Therapie

West-Nil-Virus und Hepatitis E-Virus: durch Bluttransfusion übertragbare Viren

Sinnvolles Tumorscreening nach Nierentransplantation

Das ABC der Virushepatitis

Eine Autoimmunerkrankung kommt selten allein was tun wenn Diabetes und Co zusammentreffen. Dr.oec.troph. Astrid Tombek

Grundlagen der klinischen Diagnostik bei Infektionsanfälligkeit

Kanalisation + Kläranlage

Hepatitis B. Prof. Dr. med. Patrick Gerner Jahrestagung DGPI, Mannheim Folie 1

Leberenzymerhöhung: Ursache nach Gruppen

Unterrichtsziel. Beurteilung von Funktion und Zustand der Leber mittels Laborparametern

Hepatitis C Therapie bei Suchtpatienten. Marc Isler, Arzt Zokl1 und Checkpoint Zürich ARUD Zürich

Perikarditis - Was sagen die neuen Leitlinien?

Dr. med. Ioannis Pilavas. Ernährung bei Lebererkrankungen

Diabetische Netzhauterkrankung

Psychosen. By Kevin und Oliver

Virushepatitis und Nierentransplantation. Prof. Dr. Matthias Girndt Department of Internal Medicine II Martin-Luther-University Halle-Wittenberg

Hepatitis. Markus Heim

Übersicht Verständnisfragen

Herpes simplex Infektionen bei HIV - infizierten Patienten. Johannes R. Bogner Uni München

Was macht die Leber krank? Viren und mehr

Lebererkrankungen & Hämophilie Spektrum und Diagnostik der Leberambulanz

Diese Broschüre fasst die wichtigsten Informationen zusammen, damit Sie einen Entscheid treffen können.

Hepatitis bei Dialysepatienten. Prof. Dr. Matthias Girndt Klinik für Innere Medizin II Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Autoimmune Lebererkrankungen

Befunderhebungsfehler aus der Sicht des niedergelassenen Arztes

Früherkennung Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Früherkennung des Darmkrebs Christoph Schmidt Bonn

MRT der Leber. Dirk Blondin Ltd. OA Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Neue Therapiekonzepte in der Hepatologie

aus: Emons u.a., Brustkrebs Überlebenshilfe für junge Frauen (ISBN ) 2008 Trias Verlag

11. Radiologisch Internistisches Forum. Pankreas/Gallenwege: ERCP zur Diagnostik und zum Staging

Jüngere Menschen mit Demenz Medizinische Aspekte. in absoluten Zahlen. Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren in Deutschland: ca.

Ratgeber für Patienten. Fettleber

Vorlesung Leber / Plasmaproteine

Frühe Behandlung der unterschiedlichen Ausprägungen am Beispiel PsA

Epidemiologie 26,8 22,3 17,4 16,3 14,9 8,6. Männer. Frauen. Prostata KRK Lunge Harnblase Magen Niere. Mamma KRK Lunge Uterus Ovar Magen

Amiodaron und Schilddrüse

Erhöhte Leberwerte. Stephan Krähenbühl Klinische Pharmakologie & Toxikologie USB

Der HIV-Antikörper-Schnelltest aus Sicht des Labormediziners. Dr. Thomas Berg, Berlin

Vorsorge im Alter Was ist möglich? Oder Vorsorge für wen und wie?

Transkript:

KLINIK UND POLIKLINIK FÜR INNERE Erhöhte Transaminasen Wann ist welche Diagnostik nötig? Reiner Wiest Einteilung Lebererkrankungen: Enzyme GOT, GPT, γ-gt, AP Hepatozellulärer Schaden Cholestase Toxisch/ Infiltration GOT GPT γ-gt ( ) AP ( ) Autoimmun- Virushepatitis Metabol.Stör. Etc. Intra- Extrahepat. Cholestase Alkohol NASH Tumor Etc. 1

Diagnostik Hepatozelluläre Integrität T 1/2 Vorkommen/ Freisetzung Muster GOT (AST) 17 h Ubiquitär Zytosol (<20%) vs. mitochondrial (>80%) periportal GPT (ALT) 47 h Leber-spezifisch Zytosol (>90%) Gleichmässig GLDH 18 h Hohe MM Leber-spezifisch Mitochondrial->Indikator Zellnekrose Zentrolobulär Andere Enzyme für hepatozellulären Schaden: Isocitrat-dehydrogenase, Alkohol- Dehydrogenase, LactatdehydrogenaseŁ keine diagnostischen Vorteile Wann sind Transaminasen relevant erhöht? Normwert = Mittelwert + 2 x Standardabweichung Ł 2.5% der Normalbevölkerung erhöhte Transaminasen Ł pathologisch: Transaminasen > 2-fach NW 19.160 US-Armee-Air Force untersucht 99 (0.5%) > 2 x NW 12 % Ursache detektierbar (HBV, HCV, AIH etc.) 88 % keine Ursache erkennbar Ł Diagnostik bei wiederholt 2-fach NW Transaminasen 2

Differentialdiagnostik erhöhter Leberwerte Virushepatitis Hep. C - 1:170 Hep. B - 1:250 andere Hämochromatose 1:400 Morbus Wilson 1:30.000 Nutritiv-toxisch (Alkohol) Alkoholhepatitis (ASH) 1:75 Sprue Mukoviszidose Porphyrien Granulomatöse Erkrankungen Raumforderung Abszess, Tumor α1-antitrypsin- Mangel Vaskulär z.b. Ischämie Stauung Trauma Myopathien Überlastung Sepsis, SIRS Hämolyse Begleithepatitis Cholangitis Nicht-Alkoholische Fettleber/-hepatitis 1:5 Medikamente Gifte 1:10000 z.b. Paracetamol Viele andere Autoimmunhepatitis AIH 2-17:100.000 PBC 30:100.000 PSC 1-5:100.000 Sicherheitsdiagnostik? Parameter Hepatitis A-IgM, HBsAg, Anti-HBc Anti-HCV, - HEV Anti-HBe, -HBs HBV-DNA, HCV-RNA Quant., qualitativ HCV-Genotyp. Anti-HDV, -HIV TS%, Ferritin, Totale Fe-Bind.kap. HFE-Genmutat. ANA, AMA, p/c-anca SLA, LKM, LP Kosten Parameter α1-antitrypsin Phäno,Genotypisierung Coeruloplasmin, freies Kupfer, Urindiagnostik Transglutaminase-AK AFP, Elpho, ACE, silrez. Gesamtkosten ~2100, - Euro EBV, CMV, HHV etc. Porphyrine, OGTT, Fett CDT, Tfrez., Alkohol Ultraschall Leberbiopsie Kosten Glykogenspeicherkrankheiten 50,- 38,- 55,- 26,- 485,- 240,- 27,- 18,- 42,- 125,- 168,- 289,- 99,- 155,- 220,- 3

Sonographie bei unklaren Transaminasen Obligat! Fragestellungen: Raumforderung? (Abszess, Tumor) Morphologie mit Beurteilung: Grösse? Steatose? Zirrhosezeichen? Andere Organe: z.b. Hypersplenie? Hilfestellungen zur Diagnostik im Alltag Transaminasen-Konstellation Höhe als Absolutwert Verlauf der Transaminasen Art der Transaminasenerhöhung Risikofaktoren des Patienten Begleiterkrankungen des Patienten Klinischer Präsentation des Patienten 4

Differentialdiagnostik erhöhter Leberwerte Akut Virushepatitis Hep. C - 1:170 Hep. B - 1:250 andere Hämochromatose 1:400 Nutritiv-toxisch (Alkohol) Alkoholhepatitis (ASH) 1:75 > 10-fach NW KLASSIKER < 5 - fach NW Nicht-Alkoholische Fettleber/-hepatitis 1:4 Medikamente Gifte z.b. Paracetamol Viele andere Akut Morbus Wilson 1:30.000 Vaskulär z.b. Ischämie Stauung Akut Autoimmunhepatitis AIH 2-17:100.000 Virus-Hepatitis 5

Welche viralen Hepatitiden gibt es sind klinisch relevant? A B (D) C E Übertragung: Fäkal-oral + - - + Blut-/produkte (-) + + - Sexuell (-) + (+) - Perinatal - + + - Inkub. (Tage) 15-50 30-180 15-180 15-60 Impfung Ja Ja Nein Ja Letalität - Akut <0.1% 1-2 <0.5 1-2* Immunität lebenslang komplex differenz. lebenslang? Chronif. - <10% >70% - *: 3. Schwangerschafts- Trimenon: > 20% Klinisch wichtig! HBV/HCV Virusdiagnostik wann? - erhöhte Leberwerte u./o. klinische Zeichen Hepatitis Vorliegen Leberfibrose / - zirrhose bzw. HCC Blut-, Organspender bzw. medizinisches Personal Transfusion Blut-/Plasmaprodukte vor 1989 Homosexuelle Männer bzw. häufig wechselnder Sexualkontakt aktive u. ehemalige Drogenabhängige (auch einmalig) HIV-Patienten bzw. Dialysepatienten Patienten psychiatr. Einrichtungen/ Fürsorgeanstalten Tätowierungen, Piercing etc. 6

Natürlicher Verlauf der chronischen Hepatitis B Symptome GPT Initiale hoch-replikative Diagnostik: Phase HBsAg und Anti-HBc Anti- HBc HBeAg niedrig-replikative Phase Spontane Serokonversion (5-7%) Anti-HBe komplette Ausheilung HBsAg HBV-DNA (PCR) Anti-HBs 0,5%/Jahr 0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Monate Jahre Chronische Hepatitis B HBsAg-positive keine Leberzirrhose keine starke Fibrose + HBV-DNA > 10 4 Kop./ml + GPT > 2-fach erhöht oder Histologie >A1/F1 Kontrolle der HBV-DNA und Transaminasen alle 3-6 Monate Leberzirrhose oder starke Leberfibrose + nachweisbare HBV-DNA Therapie Therapie 7

Virologische Diagnose der chronischen Hepatitis C erhöhte Transaminasen (GPT > GOT) positiv anti-hcv-test negativ negativ negativ Qualit. HCV-RNA-PCR Wiederholung der qualit. HCV-RNA-PCR positiv positiv weiterer Verdacht Replikative HCV- Infektion Infektionsereignis? Immunsupression? Dialyse? Kein Verdacht Keine HCV- Infektion Ausgeheilte Hepatitis C Quant. HCV-RNA-PCR Genotypisierung NIH Konsensus 2002 Occulte Hepatitis? 1075 Patienten mit GPT > 1.5 NW, > 6 Monate, mind. 2 Messungen 109 Fälle unklar nach Ausschluss der Klassiker = 10,1% d.h. HBsAg negativ und Anti-HCV negativ Biopsie und virologische PCR-Analyse: NASH 15.8% Okkulte Hepatitis B Definition: HBV-DNA Chemotherapie pos. 18,8% HBsAg-negativer Patient mit HCV-RNA pos. 8,9% Nachweis HBV DNA in der Leber HGV-RNA Rituximab etc. 0.9% Serum: HBV-DNA niedrig replikativ d.h. (<200 IU/ml) Immunsuppression Cave: initial Kein Anti-HBc Kein HCV-RNA Mittelmeerraum Cave Risiko: Reaktivierung Jede Chemotherapie Jede Immunsuppression Sogar Rituximab etc. Berasain et al. Gut 2000 8

Ischämische-Hepatitis Schockleber Ł Hypoxisches Enzym-Muster Fallbeispiel: Herzbeuteltamponade x Normal 60 Stat. Aufnahme 50 40 30 20 Perikard Drainage 10 GOT GPT LDH Bilirubin Exzessive rapide Transaminasen De-Ritis-Quotient > 1 GLDH und LDH Rasche Rückbildung; < 1 Woche Bilirubin nur mässig erhöht Abfall Gerinnungsfaktoren Ł Quick-Abfall: < 50% (bei > 80% Fälle) 0 0 2 4 6 8 Tage 9

Ischämische Hepatitis - Schockleber kardial, pulmonal o. zirkulatorisches Versagen Rapider Transaminasenanstieg > 20-fach NW Ausschluss anderer Ursache keine Histologie nötig kein Schock bei ca. 45% d. Fälle Ł keine Conditio sine qua non! Schwerer Verlauf bei vorbestehender chron. Schädigung Prävalenz: > 1% in allgemein-internistischer ICU (kardial ICU ) Mittleres Patientenalter: 70 Jahre 1-Monat-/ 1-Jahres-Überleben: ca. 45% bzw. 28% Therapie: frühzeitig Perfusion wiederherstellen Autoimmunhepatitis 10

Auto-Immunhepatitis Epidemiologie: >, meist 16.-30. Lebensjahr Klinik: Müdigkeit, Amenorrhoe, Arthralgie andere Autoimmunphänomene (Kollagenosen, Rheumat.-, SD-erkrankungen Fulminantes Leberversagen ausgebrannte Zirrhose asymptomatisch, erhöhte Transaminasen Autoimmunhepatitis Vereinfachter Score a ANA/ SMA > 1:40 1 > 1:80 2 B IgG/ γ-glob. Obere Norm > 1.15 x o.nw. 1 2 Hennes EM. Et al. Hepatol. 2008 c Keine virale Nein 0 Hepatitis Ja 2 d Histologie Vereinbar 1 Typisch > 6: AIH wahrscheinlich (Sens.88%, Spez. 97%) > 7: AIH definitiv (Sens. 81%, Spez. 99%) 2 11

Toxische und medikamentöse Leberschädigungen Medikamentös-toxische Leberschädigung Prinzipiell jedes Medikament; gesichert von > 1000 Medikamenten Intrinsisch: dosisbhängig, z.b. Paracetamol (~ 40% Fälle Ł LTx) Idiosynkratisch: dosis-unabhängig, hypersensitiv vs. metabolisch Vorraussagbar Idiosynkratisch Chronisch Paracetamol (1) Methyldopa (1,3) Methyldopa (1,3) Ethanol (1,2,3,4) Aspirin (1) Isoniazid (1,3) Ergot (10) Phenytoin (1) Methotrexat (1,3) Tetrazyklin (4) Halothan (1) Azathioprin (1,2,6) Vinylchlorid (6,7) Valproinsäure (1) Sulfonamide (1,2) Phenylbutazon (1,2,5) Isoniazid (1,3) Proliferativ Sexualhormone (6,7,8,9) Vinylchlorid (6,7) 1 Hepatozelluläre Nekrose 4 Steatose 7 Angiosarkome 2 Cholestase 5 Granulome 8 FNH 3 Fibrose 6 Peliosis hepatis 9 Adenome 12

Medikamentös-toxische Leberschädigung Diagnose: Akribisches Nachfragen (auch Teesorten, pflanzl. Mittel. Vortest-Kausalität: 1 Ja-Antwort Ł Kausalität unwahrscheinlich Reaktion trat vor Therapiebeginn auf Reaktion trat > 15 Tage nach Therapieende auf Arnei-unabhängige Ursache sehr wahrscheinlich Abfall GPT > 50% erst nach dem 30.Tag nach TP-ende Erneuter Anstieg GPT nach TP-ende Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Risikofaktoren: Alter, Geschlecht ( > ), hepatische/ andere VE Zirrhose per se nicht mit erhöhter Inzidenz behaftet Hy s Law: Bilirubin > 3 NW plus GPT > 10-fach NW: 10% Mortalität d.h. diese Kriterien oder hepatische Enzephalopathie Ł stationäre Einweisung Alkohol und Transaminasenerhöhung Anamnese: Eigen- UND Fremdanamnese Menge, Art, Dauer und Häufigkeit des Alkoholkonsums Laborkonstellation: GOT/GPT meist > 2 (> 90% der Fälle) GOT > 300 IU/dl: Suche nach zusätzlichem Ko-Faktor Marker Sensitivität (%) Spezifität (%) CDT 61 92 γ-gt 85 18 MCV 70 66 Abstinenz 3 Monate dann Re-Evaluation Bell et al. Alc Clin Exp Res 1993 13

Hämochromatose M.Wilson α 1 -Antitrypsinmangel Einteilung genetische Hämochromatose Typ Chr. Protein/Gen Vererbung Vorkommen 1 6 HFE Auto-Rezess. Kelt. Vorf. 2a 2b 3 4 Etc. 1 Haemojuvelin Auto-Rezess. jugendlich Genetische Befunde bei Phänotyp HH 19 Hepcidin Genotyp Auto-Rezess. jugendlich Häufigkeit 7 C282Y/C282Y Tf-Rezeptor 2 Auto-Rezess. 85-97% Italien 3 C282/H63D Ferroprotein Auto-Domin. < 5% Italien n.n. H63D/H63D Klinisch relevant: <1% n.n. n.n C282Y/WT C282Y Homozygotie <1% Nicht kelt. H63D/WT <1% 14

Hämochromatose Klinische Präsentation: Frühsymptome: unspezifisch, ausser Arthropathie! Spätsymptome: Leberzirrhose, Diabetes, Endokrinopathie, Herz:-rhythmusstörungen, Kardiomyopathie Epidemiologie: Herkunft des Patienten C282Y Homozygote Pat.: Kaukasier 0,044 % (1:200) vs. Spanisch 0,027%, Schwarz-Afrikanisch 0,011%, Asien ---- Hämochromatose Leberzirrhose selten bei Ferritin < 1000 ng/ml Irreversibler Organschaden Eisenablagerung in vielen Organen Erhöhter Gesamteisenspeicher Erhöhtes Serumferritin Erhöhter Eisengehalt in Leber Erhöhte Transferrinsättigung Erhöhte intestinale Eisenaufnahme 0 20 40 60 80 Lebensalter (Jahre) 15

Hämochromatose - Diagnose Transferrin-Sättigung > 60% bei Männern, > 55% bei Frauen Serum-Ferritin > 300 ng/ml Männer, > 200 ng/ml Frauen C282Y nicht homozygot C282Y homozygot Leberbiopsie Falls Zirrhose möglich Ferritin > 1000ng/ml Alter > 40 Genscreening bei Fam.angeh. >18 Lj. Aderlaßtherapie M. Wilson Lebererkrankung Unklarer Ursache Neurolog./ Psychiatr.Symptome Transaminasen, Bilirubin, Quick, Albumin, BB Serum-Coeruloplasmin (CPN), 24 h Urinkupfer, Spaltlampe Auge KF-Ring negativ CPN normal 24 h Urinkupfer o.b. Leberfunktion o.b. Neurolog o.b. KF-Ring negativ CPN erniedrigt 24 h Urinkupfer > 40µg/d Oder Hämolyse KF positiv und CPN erniedrigt und 24 h Urinkupfer > 100 µg/d Suche Diff.Diagnose < 250 µg/g Untyp. Histo Biopsie Cu-Konz. > 250 µg/g Typ.Histo Genetische Testung Mutationsnachweis/Geschwister-Screen M.Wilson bestätigt 16

Alpha-1-Antitrypsinmangel Häufigste vererbte Lebererkrankung bei Neugeborenen, Kindern Mutation Alpha-1-Antitrypsin Ł Akkumulation intrazytoplasmatisch Ł intrahepatisch Zelluntergang, Inflammation, Zirrhose Defizienter Phänotyp PiSS, PiSZ oder PiZZ (schwere Form): 1:3500 Diagnose: Konzentration Serum A1-Antitrypsin Cave: Akut-Phase-Protein, aber PiZZ stets erniedrigt stets aber Phänotyp (isoelektrisches Migrationsmuster) und ggf. Genotyp (kommerziell für S und Z allel erhältlich) PiZZ: ~ 35% bei Diagnosestellung Leberzirrhose Heterozygotie und Risiko Lebererkrankung - kontrovers Asymptomatisch Kein Klassiker = Kryptogen To biopsy or not? 17

Leberbiopsie Goldstandard: Differentialdiagnostik (Transaminasen: > 6 Monate, >2xNW) Krankheitsaktivität, Entzündung (Grading) Ausmass Fibrose, Steatose (Staging) Aber: 1/50.000 der Leber: d.h. Sampling Error 10-20% Schmerzen nach LP 0,03 % schwere Komplikationen u. 0,01% Mortalität KI: Koagulopathie, Thrombozytopenie, Aszites Biopsie-Ergebnisse beim Non-Klassiker 354 Patienten mit > 2 x NW über > 6 Monate Ausschluss: C2, HBV, HCV, AIH, HH, M.Wilson, α1-at etc. Finale Diagnose NASH NAFL AIH, PSC, PBC Andere Normal Skelly et al. J.Hepatol 2001 N (%) 120 (34%) 115 (32%) 16 (4.5%) 55 (13.9%) 21 (5.9%) 6% Zirrhose 26% Fibrose 18% therapeut. Konsequenzen Nicht umsonst! 18

Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) Ausschluss von Alkohol: <10 g/d, < 20g/d NAFL (-fettleber) plus Hepatitis (Ballonierung/ Degeneratio) 25% der NASH-Patienten entwickeln Zirrhose! i.r. GPT > GOT Hoch assoziiert mit metabolischem Syndrom, v.a. Adipositas Hypertriglyzeridämie Insulinresistenz, Diabetes mellitus Risikofaktor: z.b. rasche KG-abnahme PPV < 60% Ł Biopsie nötig Aber: auch normgewichtige, v.a. junge Männer Evtl. Ursachen: Genet.Varianten TNFRez., Fe-Metabol.? Andere Non-Klassiker -Ursachen Granulomatöse Erkrankungen: Sarkoidose Ł Nodulär Regenerative Hyperplasie Ł Hilfreiche Parameter ACE CVID, Medikamente Stoffwechselerkrankungen: Sprue Glykogenspeicherkrankheiten Chronische hepatische Porphyrie Mukoviszidose Andere Virus-assoziiert (Mononukleose, CMV, HSV ) Amyloidose Progressive Muskeldystrophie Makro-GOT Ł Ł Ł Ł Ł Ł Ł Ł Transglutaminase-AK Enzymassay, Histologie Porphyrine im Urin Schweißtest Schnelltest Rektalbiopsie Aldolase etc. Speziallabor 19

Zusammenfassung Diagnostik nach klinischer Einschätzung d.h. Risikofaktoren, Begleiterkrankungen, Präsentation Transaminasenhöhe und verlauf Sonographie obligater Bestandteil Leberbiopsie weiterhin Goldstandard bei unklarer chron. signifikanter Transaminasenerhöhung muss aber individuell entschieden werden Akute Hepatitis: wenn unklar Kontaktaufnahme Zentrum 20