Markteinschätzung Actieninvest Q4 2017 Daniel Wüest, September 2017
Rahmenbedingungen Das politische Umfeld gestaltete sich im vergangenen Quartal mit der Krise um Nordkorea schwierig. Auch die fiskalpolitischen Ziele der US Administration rückten weiter in die Ferne, was dazu führte, dass die Vorschussloorbeeren wieder aus den Bewertungen verschwanden. US Aktien konnten trotzdem zulegen. Der Antrieb kam allerdings vor allem aus dem schwächelnden US Dollar. Anleger aus anderen Währungsräumen hatten das Nachsehen. Das Wachstum der US Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten markant zugelegt haben. Trotz bisher ausgebliebenen Steuersenkungen und Fiskalstimulus hat sich die amerikanische Baukonjunktur belebt und der schwache Dollar heizt die Exporte an. Die Aussichten für Europa verbesserten sich weiter: So stiegen die durchschnittlichen Schätzungen für die GDP Entwicklung 2017 über die vergangenen Monate von 1.8% auf 2.1%. Der Euro hat entsprechend eine klare Aufwertung erfahren. Aktuell scheint aber einiges vorweggenommen. Selbst wenn die EZB ihre Anleihenkäufe auf absehbare Zeit reduzieren will, tritt die Zentralbank nach wie vor als Käufer auf, was Druck auf den Euro verursacht. Die chinesische Wirtschaft zeigte sich im Vorfeld des Nationalkongresses sehr robust und hat die Märkte damit überrascht. Seit August zeigt sich allerdings die gewollte Abkühlung. Die resiliente Konjunktur Chinas hat dazu geführt, dass Industrierohstoffe eine starke Aufwertung erfahren haben. Auch die allgegenwärtige Diskussion um Elektromobilität hilft, und zwar vor allem den Nachfrageprojektionen für Industriemetalle wie Kupfer, Nickel und Kobalt. Öl konnte sich von den tiefen Notierungen lösen, nachdem die OPEC bereit ist, die Fördermengen länger tief zu halten. Während die Nordkorea Krise den Goldpreis unterstützte, belastet die Aussicht auf allmählich steigende Zinsen das Edelmetall. 2
US Märkte weiterhin auf Höchstständen. Der schwache US Dollar beeinträchtigt aber das Resultat für Investoren aus anderen Währungsräumen. Märkte in Europa weiterhin stark. 3
Q3 Renditen ausgewählter Märkte in CHF Der US Dollar konnte sich gegen den Franken stabilisieren. Während nach wie vor Allzeithochs verzeichnet werden, hat die Dynamik in den US Aktienmärkten etwas abgenommen. Rohstoffe konnten aufgrund der starken Nachfrage aus China und wegen chinesischen Umweltmassnahmen zulegen. Während der DAX in Euro nur leicht zulegen konnte, sieht die Performance in Schweizer Franken währungsbedingt eindrücklich aus. Eine wirtschaftliche Entspannung in verschiedenen Schwellenländern sowie der Rückenwind vom tiefen US Dollar hellte das Bild in den Emerging Market Aktien auf. Zudem waren steigende Rohstoffpreise eine Unterstützung. 4
Haben die Zinsen die Talsohle durchschritten? Zwar sind erst zaghafte Gegenbewegungen bei den Anleiherenditen und bei den Inflationserwartungen auszumachen. Andererseits ist die FED im Begriff, die riesige Bilanz zu verkleinern und in Europa denkt man laut darüber nach, die Anleihenkäufe zurückzufahren. Mittelfristig müssten diese Massnahme das Zinsniveau erhöhen. 10 jährige Anleihenrenditen Schweiz, Deutschland & USA 5Y5Y Inflationswaps EUR und USD 5
Die wichtigen Einkaufsmanagerindizes sind alle komfortabel über 50 Punkten während die vorlaufenden Indikatoren sogar noch mehr Gutes versprechen. Die Arbeitslosenzahlen sind entsprechend rückläufig. Die Weltkonjunktur scheint in einer guten Verfassung zu sein. OECD Leading Indicators Einkaufsmanager Indizes Arbeitslosenquoten 6
Die blaue Linie zeigt den Citi Economic Surprise Index für die USA (oben) und die Eurozone (unten). Der Makrobereich in den USA hat vor allem aufgrund der im vergangenen November geschürten Erwartungen die Analystenprognosen verpasst. Der Aktienmarkt geht offensichtlich davon aus, dass einige Ziele der Administration mit Verzögerung doch noch erreicht werden. 7
Die historische Korrelation zwischen Anleihenrenditen und der Performance von Bankaktien lässt Gutes erwarten. Steigende Inflationserwartungen und die Bestrebungen der Zentralbanken, die Bilanzen zu verkleinern (FED), respektive die Anleihenkäufe zu drosseln (EZB) dürften indirekt den Bankaktien helfen. Quelle: Credit Suisse Quelle: Credit Suisse 8
Auch nach der Erholung über die vergangenen Wochen handeln Autoaktien auf extrem günstigen Bewertungen. Skandale, Szenarien für mögliche Bussen sowie der vor der Industrie liegende Investitionsbedarf im Zusammenhang mit Elektromobilität scheinen im Preis mehr als reflektiert. 9
Während sich der US Automarkt normalisiert hat, sind die Absatzzahlen in anderen Regionen, speziell in Europa von starkem Wachstum geprägt. Der starke Anstieg des Flottenalters seit der Finanzkrise deutet darauf hin, dass der Nachholbedarf noch sehr gross ist. 10
Actieninvest Positionierung Nach der kürzlichen Korrektur an den Aktienmärkten sehen wir weiteres Potential. Die Markt-Konsolidierung scheint gesund. Solange die Wirtschaftsdaten ohne Überhitzung auf Expansion hindeuten, dürften Aktien gut unterstützt bleiben. Weitere Korrekturen werden wir für Zukäufe nutzen. Unsere Cash Reserve erlaubt uns, von künftigen Rückschlägen zu profitieren. Rohstoffaktien haben in den vergangenen Wochen die teils stürmischen Preisanstiege verdaut. Diese Korrektur dürfte angesichts der nach wie vor moderaten Bewertung und der weiterhin guten Konjunkturaussichten von temporärer Natur sein. Von Anleihen halten wir weiterhin Abstand, zumal Anleihenpreise bei steigenden Zinsen unter Druck geraten werden. Die Risiken überwiegen. 11