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Transkript:

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Intravenöse Medikamente - Antibiotika, Antimykotika, Virustatika - Immunsuppresiva - Schulung für Pflegepersonal

Grundlagen Allgemeine Infektionszeichen: Rubor (Rötung) Calor (Überwärmung) Dolor (Schmerz) Tumor (Schwellung) Spezifische Symptome (Schüttelfrost, Brennen beim Wasserlassen, Durchfälle )

SIRS / Sepsis SIRS - Systemic Inflammatory Response Syndrom (nichtinfektiöse Ursachen: Polytrauma, Verbrennung, Pankreatitis) mindestens 2 Kriterien: - Körpertemperatur > 38 C oder < 36 C - Tachycardie(HF > 90/min) - Respiratorische Insuffizienz (AF > 20/min) - Leukozytose/-penie(> 12.000 / < 4.000)

SIRS / Sepsis Sepsis systemische Reaktion auf eine Infektion Kriterien: - Nachweis einer Infektion PLUS - mindestens 2 der 4 SIRS-Kriterien

Sepsis Sepsis ist die Gesamtheit der lebensbedrohlichen klinischen Krankheitserscheinungen und pathophysiologischen Veränderungen als Reaktion auf die Aktion pathogener Keime und ihrer Produkte, die aus einem Infektionsherd in den Blutstrom eindringen, die großen biologischen Kaskadensysteme und spezielle Zellsysteme aktivieren und die Bildung und Freisetzung humoraler und zellulärer Mediatoren auslösen. moderne Definition von Schuster und Werdan(2005)

Antibiotika: Grundlagen Infektion Wichtig: Unterscheidung nosokomiale(im Krankenhausaufenthalt 48 h nach Aufnahme) erworbene vs. ambulant erworbene Infektionen => andere Keimspektren Mögliche Infektionsorte: Harnableitendes System (Harnwegsinfektion; Pyelonephritis) Atemwege: Pneumonie Nasennebenhöhleninfektion Wundinfektionen abdominelle Infektionen: Kolitis, Adnexitis etc. Meningits!!!! Zentralvenöse Katheter oder Portsysteme!!!!!!! Infektionen durch anderes körperfremdes Material; Gelenkersatz z.b.!!! etc...

Behandlung einer Infektion Grundlagen Infektionsbehandlung Kalkulierte antimikrobielle Therapie: entsprechend dem zu erwartendem Keimspektrum des Focus in der Regel breit Resistenzgerechteantimikrobielle Therapie: Behandlung eines gesicherten Keimes (Resistogramm) so schmal wie möglich Vor ABx (Antibiotikum): Gewinnung von Material für die mikrobielle Untersuchung zur Identifizierung der Keime und Resistenztestung Urin (E+R); 2 x 2 Blutkulturen (anaerob und aerob)über periphere Vene oder frisch gelegten zentralen Katheter ggf. Trachealsekret / Sputum Wundabstriche ggf. Katheterwechsel/Entfernung

Die drei D-Regel Grundlagen der Antibiotika - Therapie Die richtige Droge /Substanz Die richtige Dosis Die richtige Dauer

Grundlagen der Infektionsbehandlung: Übersicht Ansatzpunkte der verschiedenen Antibiotika http://www.google.de/imgres?q=antibiotika+wirkung&hl=de&sa=x&biw=1920&bih=967&tbm=isch&prmd=imvnsfd&tbnid=bah2jxgaglb7hm:&im grefurl=http://www.zum.de/faecher/materialien/beck/13/bs13-7.htm&docid=yjxo_e5d7l2rgm&imgurl=http://www.zum.de/faecher/materialien/beck/bilder/!fig11_1.gif&w=597&h=405&ei=hy3xt9bfcsbbsw blg6xvdw&zoom=1&iact=rc&dur=393&sig=108689572350045764812&page=1&tbnh=129&tbnw=190&start=0&ndsp=45&ved=1t:429,r:0,s:0,i:71 &tx=52&ty=73

Antibiotika Therapie: Übersicht Hemmung der Zellwandsynthese Hemmung der Proteinsynthese Wirkung auf Nucleinsäuren β-laktam-antibiotika Aminoglykoside Folsäureantagonisten Penicilline Cephalosporine Carbapeneme Monobactame Glykopeptide Fosfomycin Neomycin-Gruppe Streptomycin Kanamycin-Gentamycin- Gruppe Spectinomycin Tetracycline Makrolide Sulfonamide Diamino-benzylpyrimidine Diamino- benzylpyrimidin Sulfonamid- Kombination Fluorchinolone (Gyrasehemmer) Nitroimidazol-Derivate

β-laktam-antibiotika Penicilline Cephalosporine Carbapeneme Monobacteme Schmalspektrumpenicilline Breitspektrumpenicilline Benzylpenicillin z.b. Penicillin G; Depotpenicilline Oralpenicilline z.b. Penicillin V Isoxazolpenicilline z.b. Oxacillin, Flucloxacillin Aminopenicilline z.b. Ampicillin Acylaminopenicilline z.b. Piperacillin Penicilline + β Laktamaseinhibitor z.b. Piperacillin+ Tazobactam Parenterale Gruppe 1 Cefazolin Schmales Spektrum Parenterale Gruppe 2 Cefuroxim (Zinacef ) Cefotiam (Spicef ) Breites Spektrum Parenterale Gruppe 3a Cefotaxim (Claforan ) Ceftriaxon (Rocephin ) Sehr breites Spektrum Parenterale Gruppe 3b Ceftazidim (Fortum ) Cefepim (Maxipime ) Sehr breites Spektrum Reserve Antibiotika z.b. Meropenem Imipenem z.zt. Antibiotika mit breitestem Wirkspektrum o.g. oft in der Initialtherapie lebensbedrohlicher nosokomialer Infektionen eingesetzt Aztreonam wirksam gegen gramnegative Stäbchen bei Enterobakterien und Pseudomonaden

Penicilline - große therapeutische Breite - allg. gut verträglich - langsame o. keine Resistenzentwicklung - schlechte Gewebegängigkeit - Neurotoxische Reaktionen bis hin zu Krampfanfällen bei Hochdosistherapie bzw. bei hoher Konzentration im ZNS - Kreuzallergien (Cephalosporine besonders Penicillin G) CAVE: hohe Penicillindosenbei Epilepsie und Niereninsuffizienz (Krampfanfälle)

Cephalosporine Allergische/anaphylaktische Reaktionen (s. Penicillinallergiein 5 8% Kreuzallergien zu Cephalosporinen) Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle...) Gerinnungsstörungen/erhöhte Blutungsneigung (TPZ Kontrolle insbesondere bei Verwendung von Marcumar) Alkoholinkompatibilität (CAVE: alkoholhaltige Infusionen) Sehr selten hämolytische Anämie

Carbapeneme breites Wirkungsspektrum: häufig bei Patienten mit Sepsis, oft Reserve Nebenwirkungen: selten gastrointestinale Beschwerden, selten zentralnervöse Nebenwirkungen (u.a. Verwirrtheit); BB Veränderungen; Phlebitis bei periphere Gabe selten Kreuzallergie zu Penicillinen CAVE: bei zu schneller Applikation Kreislaufreaktion! nicht zusammen mit Ganciclovirgeben Krämpfe Charité: z.b. Meropenem(=Meronem), Zienam(=Imipenem/Cilastin)

Übersicht - Fluorochinolone (Gyrasehemmer) Gruppe Definition Beispiele I II Orale Fluorchinolone mit im wesentlichen auf Harnwegsinfektionen eingeschränkter Indikation Systemisch anwendbare Fluorchinolone mit breiter Indikation Norfloxacin Enoxacin Ofloxacin, Ciprofloxacin III IV Fluorchinolone mit verbesserter Aktivität gegen grampositive und "atypische" Erreger Fluorchinolone mit verbesserter Aktivität gegen grampositive und "atypische" Erreger sowie gegen Anaerobier Levofloxacin Moxifloxacin abgeändert von http://www.zct-berlin.de/chinolone.html 12-06-11

Ciprofloxacin / Levofloxacin UAW: Hautausschlag und Reaktionen an Injektions-sowie Infusionsstellen; besonders Levofloxacin höheres Risiko für Phototoxizität Applikation: langsame Infusion in eine große Vene reduziertdas Risiko venöser Irritationen

Makrolide Verwendung u.a. bei Penicillinresistenzen oder allergie UAW: Verlängerung der QT-Zeit (EKG Kontrollen!); GI Symptomatik v.a. bei Erythromycin; Schmerzempfindlichkeit an Injektionsstelle; nach Überdosierung: reversibler Hörverlust in der Charité: z.b. Klacid, Eryhexal