Diabetische Nephropathie: Ein Update 2014

Ähnliche Dokumente
Diabetes und Niere WS 2016/2017

Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz: Ein Überblick

Niereninsuffizienz als kardiovaskulärer Risikofaktor

Hämaturie, Proteinurie und Niereninsuffizienz...

Das metabolische Syndrom und die Niere Der metabolische Patient aus nephrologischer Sicht: spezifische Diagnostik und Therapie

Diabetische Nephropathie (DNP)

Mikro- und Makroproteinurie. Sabine Schmaldienst SMZ-Süd, Kaiser Franz Josef Spital 1. Medizinische Abteilung

DAS KARDIORENALE SYNDROM

Nierenerkrankungen Teil 2

Renale Anämie und kardiale Morbidität bei Niereninsuffizienz

Dr. Ann Michelsen Dr. Roland E. Winkler FA Innere Medizin/Nephrologie

Möglichkeiten und sinnvolle Grenzen der präoperativen Diagnostik des multimorbiden Dialysepatienten aus internistisch-kardiologischer Sicht

Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen. Prof. J. Radermacher Bochum JWK Minden, UK-RUB

NEPHROTISCHES SYNDROM

Neue medikamentöse Standards in der Therapie atherosklerotischer Gefäßerkrankungen

Ärzteforum Davos Chronische Niereninsuffizienz. Topics. Definition und Stadieneinteilung

Update Nephrologie. REUTLINGER UPDATE Innere Medizin Nils Heyne. Sektion Nieren- und Hochdruckkrankheiten Universitätsklinikum Tübingen

Kardiovaskuläre Vorerkrankung Wie schütze ich meine Typ 2 Diabetiker

Innovative und multifaktorielle Therapie des Diabetes mellitus Typ 2

Nierenversagen und Urämie WS 2016/2017

Nephrologie für Nicht- Nephrologen update PD Dr. med. Andreas Kistler Leitender Arzt Nephrologie und Dialyse Kantonsspital Frauenfeld

INDIVIDUELLE DEFINITION DER ZIELWERTE?

C Calcium-Antagonisten 60 ff Nebenwirkungen 61 Captopril 46, 50 Prevention Project 51 Carvedilol 59 Claudicatio intermittens 48

Hypertonie. Prof. Dr. David Conen MPH Innere Medizin

Die diabetische Niere

Diabetische Nephropathie

Teilnahmekontinuität und Qualitätszielerreichung

Die neuen Leitlinien zur Hypertonie. S. Achenbach Keine Interessenskonflike

Teilnahmekontinuität und Qualitätszielerreichung. Geänderte Dokumentation und Ziele seit Juli 2015

Statine bei Dialysepatienten: Gibt es

3. Prophylaxe-Seminar des KNS. Walter Zidek. Differentialindikation von Antihypertensiva. W. Zidek. Med. Klinik IV

HYPERTONIE UND DIABETISCHE NEPHROPATHIE ACEI ODER ARB. Dr.med.Benno Weissenberger

Proteinurie. von Nicolas Terliesner stellvertretend für das Nephro-Team

WISSENSWERTES ÜBER DIE DIABETISCHE NEPHROPATHIE

Herz und Niereninsuffizienz

Was ist Neu in der Kardiologie?

Behandlung der arteriellen Hypertonie - Wie lautet der Zielwert 2016?

Die diabetische Nephropathie

Herz- und Niereninsuffizienz

Medikamentöse Therapie bei Niereninsuffizienz. - hopes and hypes - Antihypertensiva. Johannes Mann

Vernetzt in die Zukunft

Pathophysiologie der chronischen Niereninsuffizienz

Die IgA Nephropathie. Produktion von mukosalem piga1 im Knochenmark

Sekundärprevention der KHK Standards und Trends

KHK bei Dialysepatienten aktuelle Aspekte / Antianginöse Therapie

Nierenfunktion nach Herztransplantation. Dr. Sven Teschner Transplantationszentrum Köln Innere Medizin IV - Nephrologie

DMP und patientenrelevante Outcomes: von Surrogatparametern zu erkrankungsspezifischen Endpunkten

ALLHAT. The Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial JAMA 2002, 288, Prof. Dr. med.

Diabetes mellitus Spätschäden früh erkennen und richtig behandeln

Wie muss ich heute eine Hypertonie behandeln?

Terminale Niereninsuffizienz

Hypertonie bei Herz & Niereninsuffizienz. Univ. Doz. Dr. René R. Wenzel Primarius der Abt. für Innere Medizin Tauernklinikum Zell am See

Die Bewertung von erhöhten Troponin- Werten bei terminaler Niereninsuffizienz

Die Ergebnisse der ONTARGET Studie

Risikofaktor Cholesterin Gute und schlechte Blutfette? Was ist dran an der Cholesterinlüge?

Chronische Niereninsuffizienz Wissen kompakt für Hausärzte

Ursachen und Management des chronischen Nierenversagens. Vorbereitungskurs Facharztprüfung, Wien 2016

Hypertonie Update Timm Westhoff Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie Charité Campus Benjamin Franklin

Der Akute Herzinfarkt. R. Urbien, Arzt in Weiterbildung, Medizinische Klinik II, Katholisches Klinikum Essen, Philippusstift

Vermeidung des Nierenfunktionsverlustes Was bleibt 2015? Ernährung? Statine?

Der Diabetes liegt mir am Herzen

1 Symptome und Krankheitsbilder des Diabetes mellitus 1

HERZINFARKTE BEI FRAUEN

Herausforderung der Diabetes-Versorgung ein Überblick zum aktuellen Versorgungsstatus innerhalb der Chronikerprogramme

Diabetisches Koma... Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus... Typ-1- versus Typ-2-Diabetes...

Der komplexe Gefäßpatient

Inhaltsverzeichnis. 1 Einleitung Geschichte der Insulintherapie... 7

Herz und Endokrinium. HELIOS Kliniken Schwerin. Praktische Konsequenzen für die Therapie des Diabetes mellitus

Teilnahmekontinuität und Erreichen der Qualitätsziele in einem Disease Management Programm

Vortrag: Sport und Bewegung aus ärztlicher Sicht

Die Niere. Aufgaben der Niere

Die Ergebnisse der ONTARGET Studie

ICD Klartext Bemerkung

Kooperation und Interdisziplinarität. RE Winkler 1997

Der Patient mit Hypercholesterinämie

Niere und Bluthochdruck Täter oder Opfer? Weimar 1.Dezember HELIOS Klinikum Krefeld

Diagnose Metabolisches Syndrom: Nicht benötigt.

Telmisartan in der antihypertensiven Therapie - Nur Blutdrucksenkung oder mehr?

CKD. Sabine Horn Abt. für innere Medizin

FKDB 2012 Steroiddiabetes gibt es Kochrezepte?

DIABETISCHE NEPHROPATHIE EMPFEHLUNGEN ZUR BETREUUNG DIABETISCHER PATIENTEN MIT NEPHROPATHIE

Prim. Univ. Prof. Dr. Renate Klauser-Braun 3. Medizinische Abteilung SMZ-Ost, Donauspital Wien

Herausforderungen und Kontroversen bei der Nierenersatztherapie

42. Nephrologisches Seminar

Kardiovaskuläre Aspekte der FGF23-Klotho Achse

Angiologische Aspekte

Notfallmässige Konsultation auf der Notfallstation

Caeiro, Sheng, 2006

Proteinurie. Michael Mayr Medizinische Poliklinik & Transplantationsimmunologie und Nephrologie

Niereninsuffizienz und die Elimination von jodhaltigem Kontrastmittel per Dialyse

PD bei Diabetes mellitus Erste Therapieoption? Wolfgang Pommer

Das Kreatinin steigt Was tun?

Eine der häufigsten internistischen Folgeerkrankungen

Aus der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II an der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg (Direktor: Prof. Dr. med. B.

Statine an HD SHARP ist da! Christoph Wanner Würzburg

Hochdruck Mikrozirkulation

Gefäßchirurgie 4.0. Best Medical Treatment. Dr. Thomas Günnewig

29/10/2014 Peter Reismann

Blutzucker- und Blutdruck- Kontrolle bei diabetes-assoziierter Nierenerkrankung (DKD)

Transkript:

Diabetische Nephropathie: Ein Update 2014 Priv. Doz. Dr. med. K.A. Brensing Gesundheitsforum Bonn - Diabetes mellitus Bonn, den 26.03.2014

Neue Stadien-Einteilung jeder (!) chronischen Nephropathie: (2004; Kidney Foundation, USA) Stadien GFR Pat. (Mill) Konsequenz (CKD) (ml/min) (USA 2004) Stad. 1 > 90 24-35 Risiko meiden Stad. 2 > 60 90 12-18 eng Verlauf Stad. 3 > 30-60 8,1 Hoch-Risiko Stad. 4 > 15-30 0,43 Plan: HD/PD Stad. 5 < 15 0,33 HD/PD, NTx

Neue Stadien-Einteilung jeder (!) chronischen Nephropathie: (2004; Kidney Foundation, USA) Stadien GFR Pat. (Mill) Konsequenz (CKD) (ml/min) (USA 2004) Stad. 1 > 90 unklar Risiko meiden Stad. 2 > 60 90 unklar eng Verlauf Stad. 3 > 30-60 8,1 Hoch-Risiko Stad. 4 > 15-30 0,43 Plan: HD/PD Stad. 5 < 15 0,33 HD/PD, NTx

N=22634 Weiner DE, et al., JASN 2004;15:1307-15

[%] Niereninsuffiziente Patienten werden nach Herzinfarkt schlechter behandelt als Nierengesunde Wright RS et al., Ann Intern Med 2002; 137: 563 100 80 n = 3106, Infarkt 1988-2000 Niereninsuffizienz Stadium: 60 40 20 0 ACE Hemmer ß-Blocker ASS Nitrate I (GFR nl) II (60-90) III (30-60) IV (15-30) V (<15) Gleichsinniges Ergebnis in 130.099 Patienten mit Infarkt 1994/95 Shlipak MG et al., Ann Intern Med 2002; 137: 555

Diabetische Nephropathie: Kasuistik (1) Anamnese: Mann; 55 Jahre Diabetes mellitus Typ 2 seit 5 Jahren Diät + orale Antidiabetika Hypertonie seit 3 Jahren Raucher: 10-20 Zig./Tag Befund: BMI: 31 (Kg/m2) RR: 145-155 / 90-95 mmhg Labor: HbA1c: 8-9 % Kreatinin: 2,3-2,5 mg/dl Proteinurie: 2,5-3,0 g/tag Diagnose: diabetische Nephropathie Stad. IV

Diabetische Nephropathie: Kasuistik (2) Prognose: >75% terminales Nierenversagen in 3-5 Jahren Mortalitätsrisiko unter Nierenersatz-Therapie: 2-3 Jahren: 30-50% 4-5 Jahren: 70-90% Achtung: Hochrisiko-Patient!!

Im Vergleich zu einer Normalbevölkerung ist die Mortalität von Dialysepatienten dramatisch erhöht USRDS

DN: - Epidemiologie (1) - I. Diabetes mellitus: Prävalenz: Deutschland: 5-8% 4-6 Millionen Diabetiker Typ 1 DM: 10-20% Typ 2 DM: 80-90% Inzidenz: ansteigend mit Alter (Typ 2) II. Diabetische Nephropathie: Prävalenz: unklar, ca. 30-35% der Diabetiker Typ 1 DM: 35-40% Inzidenz: Typ 2 DM: 20-30% ansteigend mit Dauer des Diabetes mellitus Fazit: Drittel erleidet eine diabetische Nephropathie Genetische Disposition wirksam!!

Diabetische Nephropathie: Allgemeine Pathogenese (1): Diabetische Stoffwechsellage = Hyperglykämie Risiko/Klinik Koma diabetische Nephropathie Mikroangiopathie diabetische Retinopathie + diabetische. Neuropathie Makroangiopathie KHK (AP/Infarkt) CVI (TIA/Apoplex) pavk (Schmerz/Gangrän) Infektneigung (Bakterien/Pilze) Wundheilungsstörung Haut- u. Wundinfektion Harnwege/Blase Schleimhäute

Diabetische Nephropathie: Pathogenese (2): Diabetes-Typ Hauptrisiken Klinik/Verlauf Typ 1 DM 1. Koma klarer Beginn = Insulin-Mangel junges Alter wenig Komorbidität 2.Mikroangiopathie hohe Analogie zu Retinopathie (90%) -------------------------------------------------------------------------------------------- Typ 2 DM 1.Makroangiopathie lange stumme Phase = Insulin-Resistenz - Metabol. Syndrom - Hypertonie Retinopathie (ca. 50%) - Hyperlipidämie renale Komorbidität 2. Mikroangiopathie (25-30% in Biospien)

Diabetische Nephropathie: Pathogenese (2): Diabetes-Typ Hauptrisiken Klinik/Verlauf Typ 1 DM 1. Koma klarer Beginn = Insulin-Mangel junges Alter wenig Komorbidität 2.Mikroangiopathie hohe Analogie zu Retinopathie (90%) -------------------------------------------------------------------------------------------- Typ 2 DM 1.Makroangiopathie lange stumme Phase = Insulin-Resistenz - Metabol. Syndrom - Hypertonie Retinopathie (ca. 50%) - Hyperlipidämie renale Komorbidität 2. Mikroangiopathie (25-30% in Biospien)

Diabetische Nephropathie: Zusammenfassung zur Pathogenese Diabetische Nephropathie Klinik/Verlauf 1. Mikroangiopathie meist parallel mit diabetischer Retinopathie 2. Glomerulopathie Differential-Diagnose: - Proteinurie - GFR-Verlust

Diabetische Nephropathie: - Differential-Diagnose - DD: Diabetes mellitus bekannt (oder neu) + GFR-Verlust und/oder Proteinurie Zusatz-Diagnosen (2004-2008): ANCA-pos. Vaskulitis Paraproteinämie Reflux-Nephropathie Hypothyreose Glomerulonephritis Toxisch-allergische Nephritis - Cyclophosphamid - MGUS, - Plasmozytom - Anti-Reflux-OP - TSH = 50, MAK positiv - MC-GN / membranöse GN - Biphosphonate, Proteos - NSAR + ACE-Hemmer, SSRI Cave: - Diabetes schützt nicht vor anderen Pathogenen - Atypischem Verlauf / Klinik Nephrologische Diagnostik, ggf. Nieren-Biopsie

Diabetische Nephropathie: Pathophysiologie / Pathologie (1) Änderung Glomerulopathie Klinik Hämodynamik Hyperperfusion stumm Hyperfiltration GFR erhöht Hypertrophie Struktur Mesangium Proteinurie Basalmembran - zunehmend Morbidität Hypertonie Epithelzellen Narbe Glomerulosklerose Nephron-Tod Tubulus-Atrophie GFR-Abfall Interstielle Fibrose Urämie/Tod

Diabetische Glomerulosklerose: Kimmelstiel-Wilson Basalmembran verdickt! Glomerulär + Tubulär

Diabetische Glomerulosklerose: Kimmelstiel-Wilson Klassisch bei Typ 1 DM

Diabetische Nephropathie: Pathophysiologie (1) Hyperglykämie = diabetische Stoffwechsellage starke Glykosylierung von Proteinen und Zellstrukturen (Advanced Glycation End-Products=AGE) Mikroangiopathie Funktionsstörung Narbe (u.a. im Glomerulum) Proteinurie 1. wenig Hochdruck: 2. stark Basalmembran 1. imtrarenal Sklerosierung (Glomerulum) der Nephrone 2. Systemische GFR-Abfall Hypertonie Urämie

Klinische Stadien der diabetischen NP: nach Mogensen 1983 (vereinfacht) GFR Proteinurie Hypertonie Pathologie Stadium: 1 erhöht normal normal Überfunktion Stadium: 2 erhöht normal normal Hypertrophie ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Stadium 3 normal normal normal Struktur-Schäden Krea <1.5 Mikroalbumin (Nachts: diastolisch) 30-300 mg/d Stadium 4 Krea >1.5 >300 mg/d hyperton Nephron-Narben Krea >4.0 bis 10 g/d (z.t. stark) ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Stadium 5 Krea >6.0 abnehmend stark hyperton Schrumpfnieren (=Organersatz) Urämie (>2.0 g/d) (oft Krisen)

Diabetische Nephropathie: beginnende Klinik = Stadium III Def.: Mikroalbuminurie: > 30-300 mg/tag (> 20-200 ug/min) Nur 30-40 % der Diabetiker entwickeln Mikroalbuminurie Marker der Endotheldysfunktion auch bei Hypertonie und hohem Alter für anderen Gefäßregionen (KHK, Gehirn) früher sensiber Marker, aber nicht spezifisch (Genetik!!) 3x positiver Mikral-Test ohne (über 2-3 Monaten) Stoffwechselentgleisung hypertensive Entgleisung dekomp. Herzinsuffizienz Infektion (Harn, Sepsis)

Diabetische Nephropathie: Typ 1 DM = Typ 2 DM Makroproteinurie > 300 mg/d Dialyse-Pflicht oder Kreatinin: > 6 mg/d

Klinische Stadien der diabetischen NP in Analogie zu anderen Gefäßregionen: Niere Herz Gehirn GFR: Proteinurie: NP-Stadium: 3 100% Mikroalbumin Ang. pect. TIA Funktionell ++++ ++ ++ ++ (= reversibel) +++ +++ +++ +++ ++ ++++ ++++ ++++ Krea<1.5 <0.3 g/d Instabile AP PRIND NP-Stadium: 4 Retention Makroproteinurie Struktur/Narbe Krea >1.5 0.3-1.0 g/d Infarkt Apoplex (= irreversibel) ++ ++ + Re-MI + Paresen +++ +++ + red. LVF + Epilepsie Krea >5.0 >4.0 g/d + PTCA / OP + Demenz NP-Stadium: 5 Organersatz Dialyse / PD Herz-Tx. bzw. Tod (= Lebensgefahr) Nierentransplantation

Cave: vaskuläre Nephropathie! 1. Nierenfunktionsstörung ist meist klinisch stumm, - quasi lautlos und schmerzlos!! 2. Verlauf ist initial (nur) im Labor gut erfaßbar: - Mikroalbuminurie = Angina pectoris, TIA - Kreatinin >1.5 mg/dl = Herzinfarkt, Apoplex 3. Persistierende Mikroalbuminurie ist bester Prädiktor für das Fortschreiten der Nephropathie: 80-90% Risiko für Typ1 + Typ 2 Diabetes mellitus

Diabetische Nephropathie: Typ 1 DM konventionelle vs. intensivierte Insulin-Therapie 1. Mikroalbuminurie-Rate: - 34% (p<0.04) mit intensivierter Insulin- Therapie über 10 Jahre 2. Makroproteinurie-Rate: gleich und gering (<5%)

Diabetische Nephropathie: Therapiestudien: RAAS-Hemmung (1) Studien-Patienten Endpunkte Resultate Typ 1 DM - Mikoalbuminurie Krea verdoppelt ACE-Hemmer - Krea < 1.5 mg oder >3.5 mg/dl besser als Placebo Captopril: - 40% NEJM, Lewis 1991 Typ 2 DM MikroalbuminurieAbfall (6-12 Monate) alle ACE besser Placebo!! MikroalbuminurieMakroproteinurie 3 Jahre vs. Placebo Hypertonie Lorsartan: -45% Irbesartan: -75% Makroproteinurie Dialyse/Krea>6 mg/dl Irbesartan: -25% + Krea < 3 mg/dl Tod Mortalität idem!! RENAL, IRMA, IDNT NEJM 2001

Diabetische Nephropathie: Studien zur kombinierten RAAS-Hemmung (2) Typ 2 DM: ACE-Hemmer + Sartane (AT-1 Ant.) A: Enalapril MikroalbuminurieC besser als A od. B B: Candesartan 6 Monate A = B C: Kombination CALM Studie 2001 (n=150) A: Ramipril 4-5 Jahre (56 Monate) B: Telmisartan Kardiovaskul. Morbidität ONTARGET-Studie C: Kombination (n=25.620) D: Placebo NEJM 2008; 358 Typ 2 DM: Mikroalbuminurie (>10 mg/d) und Risiko-Konstellation (z.b. Genetik, Familie)

ONTARGET Studie Primärprophylaxe bei CV Risiko-Pat. (>55 J): n=25.620 Follow-up: 4,5 Jahre Ramipril Telmisartan Ramipril (10 mg/d) (80 mg/d) +Telmisartan n=8576 n=8542 n=8502 PE: MACE 16,5% 16,7% 16,3% NS Angioödem 0,3% 0,1% p<0,001 Hypotension 1,7% 2,6% 4,8% p<0.001 Niereninsuff. 12,5% 13,4 14,5 p<0.04 egrf /Jahr -2,8-4,1-6,1 p<0,0001 Yusuf S et al. NEJM; 2008; 358: 1547-59 Mann JF et al. Lancet; 2008; 372: 547-53

ROADMAP Studie Typ 2 Diabetiker ohne Mikroproteinurie (=MA) n=4447 Follow-up: Median: 39 Mo.! Ziel RR: <130/<80 mmhg Olmesartan Placebo HR (CI) (40 mg/d; n=2160) (n=2139) (CI 95%) Target RR: 80% 71% p<0,01 PE: Onset MA: 8,2% 9,8% 0,77 (n=178) (n=210) (0,63-0,94) Time to MA +23% p=0.01 SE: double S-Kreat. 1% 1% NS CV-MACE: 3,6% 4,1% NS CV-Tod: 0,7% 0,1% p=0.01 CV-Tod (KHK n=1104) 2% 0,2% p=0,02 Haller H et al. NEJM; 2011; 364: 907-917

ROADMAP Studie Typ 2 Diabetiker ohne Mikroproteinurie (=MA) n=4447 Ziel RR: <130/<80 mmhg Fazit der Studie: 1.) Beginn diabetischen NP kann mit Olmesartan effektiv verhindert bzw. verzögert werden. 2.) S-Kreatinin Verdoppelung (2.renaler Endpunkt) ist identisch, also kein GFR Risiko unter Sartan! aber 3.) CV Todesfälle vorallem bei KHK Pat. sind signifikant höher wahrscheinlich RR Target zu tief!! Haller H et al. NEJM; 2011; 364: 907-917

Positive Effekte durch RAAS Hemmung als Mono-Therapie! Zusätzliche Ansätze 2014? einen anti-inflammatorischen Ansatz (u.a. Bardoxolon) und neue technische vaskuläre Interventionen (renale Denervation, PTA bei NAST)

BEACON Studie Typ 2 Diabetiker + NP CKD 4 (= 15-30 ml/min) n=2185 Follow-up: STOP! Median: 9 Monate! Bardoxolon Placebo HR (CI) (20 mg/d; n=1088) (n=1097) (CI 95%) PE: ESRD+CV-Tod: 69 69 NS ESRD: 43 51 NS CV-Tod: 27 19 NS Herzinsuffizienz: 96 55 1,83 (HF-Hospital od. HF-Tod) (1,32-2,55) p<0,001 de Zeeuw D. et al. NEJM; 2013; 369: 2492-2503

BEACON Studie Typ 2 Diabetiker + NP CKD 4 (= 15-30 ml/min) de Zeeuw D. et al. NEJM; 2013; 369: 2492-2503

BEACON Studie Typ 2 Diabetiker + NP CKD 4 (= 15-30 ml/min) de Zeeuw D. et al. NEJM; 2013; 369: 2492-2503

BEACON Studie Typ 2 Diabetiker + NP CKD 4 (= 15-30 ml/min) de Zeeuw D. et al. NEJM; 2013; 369: 2492-2503

CORAL Studie Drug + Stent vs. Drug Mono bei arterioskl. NAST n=947 Follow-up: 3,5 Jahre Prim.EP: Drug + Stent Drug Mono HR (95% CI) CV+renaler 161 169 0,94 Mortalität (0,76-1,17) ESRD 35,1% 38,8% Systol. RR -16,6-15,6 NS Cooper CJ et al. NEJM; 2014; 370: 13-22

CORAL Studie Stent + Drug vs. Drug Mono bei arteriosklerotischer NAST: Cooper CJ et al. NEJM; 2014; 370: 13-22

Diabetische Nephropathie: Therapie (1) - I. Normoglykämische Stoffwechsel-Führung: Gute Schulung und Insulin-Therapie anstreben Ziel: gut HbA1c < 7-8% Cave: optimal HbA1c < 6,5-7% Hypoglykämien bei fortgeschrittener NP und Alter II. Strikte Hochdruck-Senkung (wichtig, aber schwierig!): Basis: RAAS-Blockade (ACE-Hemmer und/oder AT-1 Blocker) - bei Mikroalbuminurie (>30 mg/d) auch bei Normotonie!! - bei Risiko-Konstellation?? + Diuretika - nach GFR zu dosieren + auf Proteinurie achten!!) + Ca-Antagonisten + Sympathikus-Blocker (ß-Blocker, zentraler Ansatz) + Alpha-Blocker und andere Vasodilatatoren Aktuelle RR-Ziele: gut <140 / 90 mmhg (ISH 2013) optimal <130 / 80 mmhg CAVE: bei KHK und TIA/Apoplex!!

Diabetische Nephropathie: Therapie (2) III. Meidung weiterer Nierenschäden: Medikamente: Rheuma/Schmerzmittel (NSAR), Aminogykoside etc. Röntgenkontrast: strengste Indikation, neue MRT-Angiotechniken, ggf. CO-2 Angiographie Infektionen z.b. Zähne, Füße, Harnwege + Blase (asymptomat.!) Hypovolämie z.b. Diarrhoe) IV. (Aggressive) Therapie aller kardio-vaskulären Risikofaktoren: Rauchen, Fettstoffwechsel: Bewegungsmangel LDL: <100 mg/dl; Triglyceride: <200 mg/dl Cave: ab GFR-Abfall < 50 ml/min (NP Stad. III-IV) nicht-klassische Risikofaktoren stärker relevant

Nicht-klassische Risikofaktoren bei Nephropathie mit GFR <50 ml/min: Störung: Therapie-Optionen: Phosphat und Calcium Diät, Orale Phosphatbinder (4-12 Tbl/d) Sek. Hyperparathyreodismus Vitamin D Präparate (aktives 1,25 OH Vit D) Metabolische Azidose Hyperkaliämie Orales NaCO3 (2-10 g/d) Diät, ggf. Austauscher-Harze (Hyperhomozysteinämie Vitamine: B6, B12, Folsäure) -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Renale Anämie Eisengabe (oral, später auch IV!!) Erythropoetin-Faktoren (Ziel Hb 11-12 g/dl) Ödembildung Diuretika oft als Kombination aus Thiaziden und Schleifendiuretika, (selten Aldosteron) -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Malnutrition spontane Nahrungsaufnahme sinkt schleichend Cave: keine Sulfonyl-Harnstoffe, Insulin-Bedarf sinkt

Diabetische Nephropathie: Therapie (3) NP-Stadium: IV-V V. Beachtung der nicht-klassischen Faktoren: VI. Rechtzeitige Beratung / Planung der Nierenersatz-Therapie: Soziale Aspekte: Familie und Beruf Shunt-OP, ggf. auch Katheter bei Herzinsuffizienz Hämodialyse, Peritoneal-Dialyse, Nierentransplantation VII. Frühzeitiger Beginn der Nierenersatz-Therapie: Bei GFR-Werten: <15-20 ml/min, um weitere Morbidität und Malnutrition zu vermeiden bis 3 Monate n. HD/PD Start: DM - Neueinstellung nötig!! Bisher schlechte Prognose bei Nierenersatz-Therapie: Mortalität in 2 Jahren ca. 40%, in 5 Jahren ca. 70-80%! u.a. verspätete Überweisung zum Nephrologen

Diabetische Nephropathie: Kasuistik (2) Prognose: >75% terminales Nierenversagen in 3-5 Jahren Mortalitätsrisiko unter Nierenersatz-Therapie: 2-3 Jahren: 40-50% 4-5 Jahren: 80-90% Achtung: Hochrisiko-Patient!!

Endorgan-Schäden in Deutschland durch Diabetes mellitus in 2002: alle 12 Min.: ein Apoplex alle 19 Min.: einherzinfarkt Makroangiopathie alle 19 Min.: eine Amputation ------------------------------------------------------------------------------- alle 60 Min.: alle 90 Min.: eine Dialysepflicht eine Erblindung Mikroangiopathie Liebl et al.; Exp Clin Endocrinol Diabetes 2002; 110: 13