Arbeit und Geschlecht

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Transkript:

Konferenz: Nachhaltiges Wachstum, Wien 29.1.2010 Arbeit und Geschlecht Ingrid Mairhuber

Themen Begriff: Arbeit Unbezahlte Versorgungs- und Betreuungsarbeit Bezahlte Erwerbsarbeit Veränderungsnotwendigkeiten 2

Arbeit und Geschlecht Erwerbsarbeit: marktvermittelt, bezahlt, sozial- und arbeitsrechtlich abgesichert; Standard vs. atypischer Beschäftigung; Versorgungs- und Betreuungsarbeit: individuell und gesellschaftlich hochnotwendig, jedoch meist unbezahlt oder extrem schlecht bezahlt; keine oder geringe soziale Absicherung; Ehrenamtliche Arbeit: soll zunehmend Bereiche übernehmen aus der sich die öffentliche Hand zurückzieht; Schwarzarbeit: in der Krise Zunahme und Abnahme zugleich; Zusammenfassend: unterschiedlich verteilt, etwa zwischen den Geschlechtern, ÖsterreicherInnen und MigrantInnen. 3

Versorgungs- und Betreuungsarbeit Trotz Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern, nach wie vor meist unbezahlt von Frauen geleistet; Teile werden zunehmend von MigrantInnen übernommen (=schlecht bezahlte, kaum abgesicherte Erwerbsarbeit); Österreich sehr traditionelle Rollenbilder und Arbeitsteilung! Etwa sehr traditionelle Einstellung betreffend Elternschaft: Mehrheit (Frauen und Männer!) hat noch immer Bedenken gegen Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern im Vorschulalter (40% bzw. 42%); bei Kindern im Pflichtschulalter: Mehrheit für TZ; Anhaltende geschlechtliche Arbeitsteilung (insb. Kinderbetreuung); Re- Traditionalisierung mit Geburt des 1. Kindes; Kinderbetreuungsgeld: nur ca. 3,5% Männer; Elternteilzeit (Anspruch: 70% der Männer und 54% der Frauen; Inanspruchnahme: nur 14% Männer); Auch die Pflege von Angehörigen mehrheitlich von (älteren )Frauen übernommen (etwa 80% der pflegenden Angehörigen sind Frauen; durchschnittliches Alter: 58 Jahre); 24-Stunden-Pflege : Migrantinnen. 4

Bezahlte Erwerbsarbeit Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit (41,2%) als individuelle Vereinbarkeitsstrategien von Frauen; Erwerbsquoten und AZ korrelieren mit Kinder (Anzahl und Alter); Erwerbquoten von Frauen (25 bis 40) mit Kindern (unter 12) 68,5%, ohne Kinder 83,6%; Erwerbsunterbrechungen und Arbeitszeitreduzierungen öffnen Einkommensschere und schlagen sich in sozialer Absicherung etwa Erwerbslosigkeit und Alter negativ zu Buche; Männer: Lange Vollzeitarbeit (45,4 WS), Überstunden, höhere Erwerbsquoten und weniger Unterbrechungen (Männer mit Kindern); Erwerbsquoten von Männern (25 bis 40) mit Kindern (unter 12) 92,2%, ohne Kinder 87,7%; Alte und neue Formen der Arbeitsmarkt-Segregation: horizontale und vertikale Segregation (Gläserne Decke) sowie atypische Beschäftigungen; 5

Bezahlte Erwerbsarbeit Horizontale und vertikale Segregation Bildungssystem und Arbeitsmarkt nach wie vor stark geschlechtsspezifisch segregiert (etwa Bildungswege und -inhalte); Frauen in anderen Branchen und Berufen beschäftigt (schlechter bezahlt etc.) sowie auf unterschiedlichen Hierarchieebenen kaum Veränderungen; Obwohl Frauen im Bereich der Bildung stark aufgeholt haben, können sie dies nicht in entsprechende berufliche Positionen umsetzen; Atypische Beschäftigung Teilzeitarbeit (81% Frauen); geringfügige Beschäftigungsverhältnisse steigen kontinuierlich an (fast 70% Frauen); Andere atypische Beschäftigungsverhältnisse im internationalen Vergleich noch immer auf niedrigem Niveau, aber rasanter Anstieg: befristete Beschäftigungsverhältnisse (ohne Lehrlinge) und freie Dienstverträge (etwas mehr Frauen als Männer), neue Selbständige (mehr Männer) und Leiharbeit (ca.: 80% Männer). 6

Veränderungsnotwendigkeiten Umverteilung von Arbeit Allgemeine Arbeitszeitverkürzung (und Einschränkung der Übersunden)! Teilzeitarbeit (mit möglichst hohem Stundenausmaß) als zeitlich befristete Übergangsangebote; Beseitigung der Diskriminierung von Frauen am AM und vor allem bei Einkommen; Männer müssen ihren Anteil an unbezahlter Versorgungsarbeit übernehmen ( Halbe/Halbe ); Gesellschaft, aber vor allem Wirtschaft muss begreifen, dass Erwerbsarbeit nicht unabhängig von Versorgungsarbeit gesehen/geleistet werden kann; Soziale Sicherheit Einschränkung der Flexibilisierungstendenzen alleine zugunsten der ArbeitgeberInnen; Soziale Sicherheit an zunehmend flexiblere Erwerbsbiographien anpassen und nicht Flexibilität bestrafen ( Flexicurity ); Betreuungsarbeit höher und besser bewerten; nicht Ausstieg sondern parallele Vereinbarkeit fördern; Ausbau von Sachleistungen: hochwertige und leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen, mobile, teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen; Aufwertung der Betreuungs- und Pflegeberufe (Investition in Ausbildung, Arbeitsbedingungen, Einkommen etc.); 7

DANKE FÜR IHR INTERESSE! www.forba.at 8