Therapierefraktäre arterielle Hypertonie: Ablation perirenaler sympathischer Nerven

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DAS KARDIORENALE SYNDROM

ALLHAT. The Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial JAMA 2002, 288, Prof. Dr. med.

Transkript:

Therapierefraktäre arterielle Hypertonie: Ablation perirenaler sympathischer Nerven Mathias C. Brandt Klinik III für Innere Medizin Herzzentrum der Universität zu Köln

Hintergrund

Therapierefraktäre Hypertonie Anteil an Hypertonikern Häufigkeit (%) Studie Unselektiert HOT ALLHAT INVEST Span HTN Reg N 18.790 33.357 22.576 17.219 Quelle JASH JAMA Lancet JAMA J Hypertens Jahr 2010 2002 1998 2003 2007 Cuspidi et al., J am Soc Hypertens 2010

Epidemiologie Trotz 5-jähriger antihypertensiver Therapie ist der Blutruck bei 1 von 3 Patienten nicht ausreichend unter Kontrolle.

Komplikationen Die kardiovaskuläre Letalität verdoppelt sich mit jedem Zuwachs des RR um 20 mmhg systolisch / 10 mmhg diastolisch

Therapierefraktäre Hypertonie Prävalenz von LV-Hypertrophie Häufigkeit (%) Normalbevölkerung Therapierefraktäre Hypertonie Autor Levy Salles Salles Castelpoggi N 4800 471 440 600 Quelle Ann Int Med Hypertension Hypertension Hyp. Res. Jahr 1988 2005 2006 2009 Cuspidi et al., J am Soc Hypertens 2010

Komplikationen Linksventrikuläre Masse - Prognose n=1925 Follow-up 4 Jahre Schillaci et al, Hypertension 2000

Diast. Dysfunktion - Prognose Letalität % Schillaci et al, Hypertension 2000

Diastolische HI - Therapieoptionen AT1-Blocker (Candesartan): CHARM-Preserved: Yusuf et al., Lancet 2003

Sympathicus Modulation

Art. Hypertonie und Sympathicus RR < 130/85 RR 130-139 85-89 RR 140-159 90-99 RR < 160/100 Smith et al. AJH 2004; 17:217 222

Sympathicus und Niere Vasokonstriktion Atherosclerose Renale Afferenzen Myokardhypertrophie Arrhythmie Sauerstoff-Verbrauch Herzinsuffizienz Insulin Resistenz

Sympathicus und Niere Efferente Sympathicusaktivierung Juxtaglomeruläre Zellen > Reninsekretion Tubulusepithelien > Na + -Reabsorption > Na + -Exkretion Renale Arteriolen > Vasokonstriktion DiBona, AJP2005; 289: R633-R641

Sympathicus und Niere Afferente Sympathicusaktivierung ZNS Medulla oblongata > Zentraler Sympathicus Efferenter Reflexbogen Th10 - L1 DRG Afferenter Reflexbogen Kontralaterale Niere > Efferente Sympathicusaktivität > Diurese > Na + -Reabsorption > Na + -Exkretion DiBona & Kopp Physiol Rev 1997

Renale Sympathicusfasern Ursprung ~ T10 bis L1-2 Verlauf entlang der A. renalis

Offene Sympathicusdenervation Morrissey, Lancet 1953

Methodik

Aufbau des Systems

Sympathicusmodulation - Technik

Sympathicusmodulation Baseline 1 Mo FU 12 Mo FU EKG 200 RR 150 100 50 161/107 mmhg 141/90 mmhg 127/81 mmhg MSNA 10 sec 56 bursts/min 41 bursts/min 19 bursts/min Schlaich et al. NEJM. 2009; 36(9): 932-934

Sympathicusmodulation Reduction of Plasma Renin Activity 0.3mcg/l/hr to 0.15 mcg/l/hr Increase in Total Renal Plasma Flow 719 ml/min to 1126 ml/min Reduction of Renal Norepinephrine Spillover 48% left kidney, 75% right kidney Reduction of Total Body Norepinephrine Spillover 42% Renal Norepinephrine Spillover (ng/min) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Left Kidney Right Kidney Reduction of Left Ventricular Mass by MRI at 12 months 184g to 169g (78.8g/m 2 to 73.1g/m 2 ) Sustained Reduction in Blood Pressure 161/107 mmhg at baseline 141/90 mmhg at 1 mo 127/81 mmhg at 12 mo (with 2 antihypertensive medications removed) Total Body Norepinephrine Spillover (ng/min) 800 700 600 500 400 300 200 100 0 Baseline Baseline 30 days after bilateral denervation 30 days after bilateral denervation Schlaich et al. NEJM. 2009; 36(9): 932-934

Simplicity HTN-1 Studie Blutdrucksenkung Änderung des Blutdrucks (mmhg) systolisch diastolisch Schlaich et al., ESH 2010

Simplicity HTN-2 Studie Baseline 2 week observation Anatomical Screening (MRA, CTA, duplex or angiogram) 24-hr ABPM Baseline BP measure at end of baseline period Randomized 1:1 Control Group 6M Control Patients offered treatment Uncontrolled HTN SBP 160 mmhg ( 150 mmhg diabetics) 3 meds Primary Endpoint Treatment Group 6M 12-36M Baseline Drop-Outs Registry Suboptimal Anatomy Registry ClinicalTrials.gov Identifier: NCT00888433

Simplicity HTN-2 Studie Einschlusskriterien Ruhe Blutdruck 160 mmhg trotz 3 oder mehr Antihypertensiva (incl. Diuretika) oder Gesicherte Medikamenten-Unverträglichkeit egfr 45 ml/min/1.73m 2 Ausschlusskriterien Ausschluss sekundärer Hypertonieformen Diabetes mellitus Typ I Nierenarterienstenose Z.n. Nierenarterien-PTA oder Stenting Duale Nierenarterienversorgung Krum et al. Lancet. 2009;373(9671):1275-1281

Simplicity HTN-2 Studie Blutdrucksenkung 6 Monate nach Intervention ) g H m (m s k c ru td lu B s e d g n ru e d n Ä Sympathikus- Kontrolle denervation p<0.0001 RSND vs. Kontrolle Schlaich et al., ESH 2010

Eigene Resultate

Sympathicusmodulation- Technik

Resultate Blutdrucksenkung vergleichbar mit Simplicity HTN1 und HTN2. Therapie-Erfolg bei 80% der Patienten.

Zusammenfassung Therapierefraktäre HTN ist häufig. Folgeschäden sind prognostisch bedeutsam. Die Sympathicusdenervation ist bei der therapierefraktären HTN erfolgversprechend. Postinterventionell ist eine Rückbildung von Endorganschäden nachweisbar. Langzeit-Daten und Entpunktstudien stehen noch aus.

Zusammenfassung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!