Rückblick Weltwirtschaft: moderates Wachstum Die Weltwirtschaft ist weiter auf einem stabilen Pfad, das Wachstum ist aber moderat. Die US-Wirtschaftsindikatoren haben bestätigt, dass die dortige leichte Expansion nachhaltig ist. In Europa hat sich die Abwärtsdynamik nach der negativen Entwicklung im 2011 etwas verlangsamt. Die Zahlen in den südlichen EU-Ländern werden sich aber nochmals weiter verschlechtern, bevor sie sich erholen können. Die Schweizer Wirtschaft hat sich nach einem überraschend positiven ersten Quartal auch in den vergangenen Wochen als noch recht stabil erwiesen. In China zeichnet sich aufgrund gesunkener Immobilienpreise und Ankurbelungsmassnahmen eine weiche Landung ab. Obligationenmärkte: noch keine Trendumkehr Rendite 10-J.-Anleihen 31.12.2010 31.12.2011 30.06.2012 Schweiz (CHF) 1.62% 0.66% 0.60% Deutschland (EUR) 2.97% 1.84% 1.62% England (GBP) 3.48% 1.97% 1.73% Amerika (USD) 3.37% 1.88% 1.64% Japan (JPY) 1.13% 0.99% 0.84% Geldmarktsätze (3 Monate) 31.12.2010 31.12.2011 30.06.2012 Schweizerfranken 0.17% 0.052% 0.087% Euro 0.94% 1.356% 0.653% Pfund 0.76% 1.080% 0.895% US-Dollar 0.30% 0.581% 0.461% Yen 0.19% 0.196% 0.196% 3 Monats Libor Schweizerfranken 01.07.2011 30.06.2012 Die Obligationenmärkte waren im zweiten Quartal geprägt durch die wieder schlechtere Stimmung an den internationalen Finanzplätzen. Seit dem temporären Renditeanstieg im März haben die Zinsen in den Hauptwährungen einen neuen historischen Tiefstand gefunden. Der Anlegerwunsch nach Sicherheit hat dazu geführt, dass selbst Obligationen, welche negative Realrenditen aufweisen, Käufer finden! Aufgrund der noch ungelösten Probleme der Eurozone sieht es nicht nach einer baldigen Zinswende aus. Swiss Government Bond Index (Rendite): 01.07.2011 30.06.2012 Devisenmärkte: Beruhigung Swiss Bond Domestic Government AAA-BBB (Yield) Index Nachdem die SNB seit Einführung der Mindestgrenze von 1.20 CHF/EUR diese nur grösstenteils verbal zu verteidigen hatte, musste sie seit Mitte Mai den Worten Taten folgen lassen und am Devisenmarkt intervenieren, um den Franken zu schwächen. Trotz der erneuten Zuspitzung der europäischen Staatsschuldenkrise bekräftigte die SNB anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung, die Untergrenze weiterhin auch unter widrigen Umständen mit allen Mitteln zu verteidigen. A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 1
US-Dollar und Euro zum Schweizerfranken: 01.07.11 30.06.12 SMI im Vergleich zu anderen Aktienindices (in CHF) 01.07.11 30.06.12 Aktienmärkte: Schwaches Quartal Nach einem erfreulichen ersten Quartal zeigten sich die meisten Aktienmärkte nun wieder von der schwachen Seite. Der Rückgang der Indizes ist mehrheitlich auf die immer wieder aufkeimende Unsicherheit im Euroland zurück zu führen. Die ausgewiesenen Unternehmensgewinne können kaum als Begründung dienen, sind doch nach bereits überraschend guten Ergebnissen für das 2011 die Zahlen für das erste Quartal ebenfalls mehrheitlich gut ausgefallen. Erst ganz am Ende des Monats Juni wurden sich die Anleger bewusst, wie tief die fundamentalen Bewertungen einzelner Aktienmärkte gefallen waren und traten teilweise wieder als Käufer auf. Edelmetalle & Rohstoffe: Gold: kurzfristige Korrektur Die Rohstoffe haben sich der Verkaufswelle an den Aktienmärkten im zweiten Quartal nicht entziehen können. Selbst die Edelmetalle sind nicht verschont geblieben. Befürchtungen eines globalen Dämpfers für die Wirtschaft als Folge der Eurozonenproblematik haben auch im Energiesektor Spuren hinterlassen. Die Erdölkontrakte sind deutlich unter die psychologisch wichtige Grenze von US Dollar 100 pro Fass gesunken. Gold und Silber (USD pro Unze): 01.07.11 30.06.12 Aktien-Indices in Lokalwährung 31.12.11 30.06.12 2012 in % Schweiz SMI 5936.23 6066.86 + 2.2% Schweiz SPI 5343.52 5633.27 + 5.4% USA S&P 500 1257.60 1362.16 + 8.3% USA Nasdaq Com. 2605.10 2935.05 + 12.7% Europa Euro Stoxx 50 2316.55 2264.72-2.2% England FTSE 100 5572.28 5571.15-0.0% Japan Nikkei 225 8455.35 9906.78 + 17.2% Hongkong Hang Seng 18434.39 19441.46 + 6.0% A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 2
Ausblick Weltwirtschaft: Fragiles Wachstum Die kürzlich publizierten globalen Einkaufsmanager-Indizes (Frühindikatoren) lassen noch keine erwähnenswerte Verbesserung des Weltwirtschaftswachstums erkennen. Die US Wachstumsindikatoren und die wenig erfreuliche Entwicklung am Arbeitsmarkt deuten auf ein sehr schwaches Wachstum hin. Es ist so schwach, dass die Präsidentschaftswahlen im November dadurch stark beeinflusst werden könnten. Die Aussichten in der Eurozone haben sich nach der jüngsten Entwicklung auf dem tiefen Niveau stabilisiert. Inwieweit sich das an einem der zahlreichen Gipfeltreffen der Euro-Regierungschefs beschlossene Wachstumspaket (120 Mrd.) in den nächsten Monaten positiv auf die schuldengeplagten EU- Länder auswirken wird, ist nicht vorhersehbar. In China und Indien dürfte das Wachstum (6-8%) hingegen abgeschwächt ausfallen. Die Schweizer Wirtschaft sollte trotz dem anhaltend starken Schweizerfranken aufgrund der hohen Liquidität und der tiefen Zinsen weiterhin moderat wachsen. Chicago Einkaufsmanagerindex (Wert >50 = wachsende Wirtschaft): 2000 Juni 12 Aktienmärkte: fair bewertet Obwohl die globalen Aktienmärkte nach wie vor relativ günstig erscheinen, bleiben wir dem defensiven Ansatz treu. Meldungen zur Staatsschuldenkrise werden weiterhin für Volatilität sorgen. Geduldige Anleger können Kursrückschläge zum Aufbau von Positionen nutzen. Die Geduld wird durch die unüblich hohe Dividendenrendite an vielen Aktienmärkten belohnt. Mehrere Schweizer Qualitäts-Aktien weisen fortgesetzt hohe Dividendenrenditen von 3-7% (teilweise seit Jahren steigend) auf, was verglichen mit dem Ertrag von 0.6% des 10-Jährigen Eidgenossen attraktiv ist. Titel von Qualitäts-Unternehmen (hoher und stabiler Cashflow, langjährig profitables Wachstum, solide Bilanz mit geringer Verschuldung und mit hoher Liquidität, wenig Goodwill), welche sich durch eine vorhersehbare Gewinnentwicklung und hohe Dividendenrendite auszeichnen, erfahren in unser Anlagestrategie eine deutliche Übergewichtung gegenüber Wachstumswerten. Die Bedingungen für die realen Anlageklassen - so auch für Aktien - sind nach wie vor gut. Dabei ist zu bedenken, dass die Phase der laufend besseren Geschäftsabschlüsse enden könnte. Wer der bekanntesten Börsen-Weisheit Sell in May and go away gefolgt ist, soll den empfohlenen Wiedereinstieg nicht vergessen. SPI-Index und SMI-Index 2001 30.06.12 Obligationenmärkte: Renditeloses Risiko A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 3
Die Aussichten bei den Obligationen sind für die nächste Zeit verhalten. Die Zinsen der 10-jährigen Eidgenossen lagen im 2007 noch bei über 3%; heute befindet sich die Rendite bei nur noch 0.6%. Die Auswirkungen des mittelfristig zu erwartenden Zinsanstiegs werden sich bei den Obligationen negativ auf das Kursniveau auswirken und dannzumal erst recht zu negativen Renditen führen. Kurz- und mittelfristige Laufzeiten können für Vermögensteile eingesetzt werden, welche für diesen Zeitraum kapitalgeschützt sein müssen. Vermögensteile aber, welche 7 Jahre und länger anzulegen sind und als regelmässige Einkommensquelle dienen sollen, können teilweise in Realanlagen investiert werden. Dieses Vorgehen mag zwar kurzfristig zu höheren Wertschwankungen führen, mittel- und längerfristig sinkt aber das Risiko realer Verluste aufgrund aufkeimender Inflation. Das Potenzial für weitere Zinssenkungen ist beschränkt, zumal einige Banken zur Ertragssteigerung die Margen auf den Hypotheken erhöht haben. Verschärfte Eigenmittelvorschriften werden zudem zu höheren Kreditzinsen führen. Eine Prüfung von Terminzinssätzen (nur längere Laufzeiten) für bald fällige Festhypotheken und ablaufende Libor - Hypotheken erscheint lohnenswert. Zinsen vor Schritt der EZB vom 5.7.12: Leitzinsen auf 0.75% gesenkt! Devisenmärkte: Euro belastet Hypotheken: Zinsen am unteren Ende Die weltweiten Konjunkturprognosen sind weniger düster als auch schon. Somit dürften die Währungen wieder vermehrt durch die Fundamentalfaktoren und weniger durch Anlegerängste bestimmt sein. Der eng an den Euro gebundene Schweizer Franken dürfte in den nächsten Monaten gegenüber dem US-Dollar noch weiter nachgeben. Das Pfund, die Schwedische und Norwegische Krone und auch andere Rohstoffwährungen sollten dank des nach wie vor zu harten Schweizer Frankens weiter an Terrain gewinnen. A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 4
USD / CHF 01.01.2000-30.06.2012 GBP / CHF 01.01.2000-30.06.2012 Edelmetalle / Rohstoffe: erneute Kaufgelegenheiten Obschon der Goldpreis seit Jahresbeginn kaum Fortschritte gemacht hat und ca. 17% unter dem Höchst vom September 2011 steht, erachten wir den Zeitpunkt für Anleger erneut gekommen, um Edelmetalle zu kaufen oder bestehenden Positionen aufzustocken. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis die aktuelle Liquiditätsschwemme eine anziehende Inflation auslösen wird. Zudem dürften Notenbanken vermehrt daran interessiert sein, ihre Reserven in Gold statt in Devisen zu halten. Zudem ist das Angebot knapp, die Produktion wird stets teurer und die Nachfrage steigt. Rohstoffe dürften aufgrund der verhaltenen globalen Wirtschaftsaussichten vorläufig eher Mühe mit einem Wiederanstieg der Preise bekunden. Beim Öl sind die Prognosen ähnlich, wobei zu erwähnen ist, dass politische Ereignisse immer wieder für überraschende Preisauftriebe sorgen können. Edelmetalle (in USD pro Unze): 01.01.2000 30.06.2012 AUD / CHF 01.01.2000-30.06.2012 Ölpreis (in USD und in EUR pro Barrel): 01.01.1999 30.06.2012 A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 5
Fazit nach Anlagekategorien Geldmarkt: Obligationen: Aktien: Währungen: Edelmetalle: Rohstoffe: Wandel-Obl.: Alternativanlagen: Untergewichten Kurze/mittlere Laufzeiten und/oder variabel verzinste, resp. inflationsgeschützte Obligationen, Unternehmensschuldner (Qualität!) gegenüber Staaten bevorzugen. Obligationen in Nordische Kronen (NOK und SEK), Australischem (AUD) und Neuseeländischem (NZD) Dollar als Depotbeimischung. Schweiz, Schwellenländer und Emerging Markets übergewichten. Defensive Titel mit stabilen hohen Dividenden gegenüber Wachstumswerten vorziehen. USD und Pfund leicht stärker, respektive Schweizerfranken im Sog des Euro leicht schwächer. Schwellenländer- und Rohstoff-Währungen weiterhin stärker. US-Dollar längerfristig wieder schwächer. Übergewichten, langfristiger Aufwärtstrend trotz hoher Volatilität intakt, Rückschläge sind Kauf- Chancen für physische Anlagen (auch ETFs nutzen). Gold ist die Alternativwährung schlechthin. Rückgang eröffnet gute Einstiegsmöglichkeit, insbesondere bei einzelnen Industriemetallen und Öl (ETFs und Aktien nutzen). Gute Alternative zu Aktien; Anlagefonds nutzen. Schwach oder nicht mit Aktien korrelierende Instrumente übergewichten (Mikrofinanz, Devisenstrategien, Private Equity, Immobilien-Aktien, Direktanlagen in Immobilien, etc.) Charttechnik Hauptmärkte Im letzten Quartal erwarteten wir insbesondere beim SMI einen Rückgang. Dieser ist zwischenzeitlich eingetreten und praktisch alle Hauptmärkte machten diesen Trend ebenfalls mit. Seit ein paar Wochen hellt sich die Börsenstimmung vielerorts leicht auf, obschon die Probleme der Euro- und Schuldenkrise längst noch nicht beseitigt sind. Einer positiven Entwicklung stehen derzeit ein paar deutliche Widerstände im Wege. Sie gilt es in den nächsten Wochen zu überwinden. Schaffen das die Hauptmärkte, dann könnte aus dem bisherigen Strohfeuer bis Ende Jahr doch noch ein akzeptabler Anstieg resultieren. Beste Karten dafür hätten die amerikanischen, englischen und interessanterweise die hiesigen Märkte. Weiterhin im Abseits stehen der südostasiatische Raum, alle BRIC-Staaten sowie der Euro-Raum inkl. Deutschland. Werden die Widerstände nicht überwunden, geht das Warten auf klare politische Entscheide weiter und die Börsen nehmen vorerst die neuen Quartalszahlen und die Rezessionsauswirkungen zu Gemüte. A N D E R E S F I N A N Z B E R A T U N G A G 6