Die Pathologie im Wandel - neue Technologien als Chance

Ähnliche Dokumente
Individualisierte Therapieentscheidung Aktueller Stand aus klinischer Sicht

Brustkrebs aktuell - OSP am Was ist eigentlich die Aufgabe des Pathologen in Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms?

Molekulares Profiling/Individualisierung - Konsequenzen für Standards, Studien und Therapien der Zukunft -

Klinische Angaben. Lehrserie Nr. 220

Prognostische und prädiktive Marker beim KRK

Wieso, weshalb, warum: Welche Therapieentscheidung bei der Patientin mit einem Mammakarzinom? Michael Schrauder Frauenklinik

Klinische Bedeutung von KRAS und BRAF Mutationen in der Therapie des kolorektalen Karzinoms

Therapie des Bronchialkarzinoms Welcher Patient profitiert von der Operation?

Titel. Lungenfachklinik Immenhausen. Zytologische Klassifikation des Lungenkarzinoms - Anmerkungen des klinischen Onkologen.

Leitlinie Bronchialkarzinom 2011 IOZ Passau (adaptiert an S3-Leitlinie Bronchialkarzinom 2010) UICC-Klassifikation 2009

Radiologische Staging- Untersuchungen beim Bronchialkarzinom. D. Maintz

PD Dr. med. Christian Meisel Site Leader Oncology & Head Translational Medicine Roche Pharma Research and Early Development, Penzberg

Lungenkarzinom. Christian Scholz Vivantes Klinikum Am Urban Innere Medizin Hämatologie und Onkologie Berlin, Germany

Luzerner Kantonsspital Departement Institute. Gendiagnostik das neue Wunderstethoskop?

Moderne Behandlung. des. Bronchialkarzinoms

Zytomorphologie und genetischer Befund beim Lungenkarzinom - gibt es eine Korrelation? Halle, Dr. M. Engels, Institut für Pathologie

Neues von Mucor & Co

Führt der molekulare Ansatz in der Pathologie zum Durchbruch in der personalisierten Onkologie?

Zirkulierende Tumorzellen (CTC) beim metastasierten Mammakarzinom

Verbindung von Test und Medikament soll Behandlungsstandard für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) verbessern

Personalisierte Medizin

Probenanforderungen und Zusendeadresse siehe letzte Seite

Pathologie und Prognoseparameter. AGO e.v. in der DGGG e.v. sowie in der DKG e.v. Dietmar Schmidt Institut für Pathologie A2,2; Mannheim

Optimierung der Tumorklassifikation durch klinische Krebsregister: Die pn-kategorie beim Rektumkarzinom

Biomarker beim KRK was kommt als nächstes in die Klinik?

Adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms

Epidemiologie CH 2008

Zielgerichtetes amplikonbasiertes Sequenzieren bei Chronisch Lymphatischer Leukämie

GI-ONCOLOGY INTERDISZIPLINÄRES UPDATE. Die neue TNM-Klassifikation von Tumoren. des oberen Gastrointestinaltrakts

GI Oncology 2011 Session II Magen II

2. Ich empfinde die gültigen Richtlinien zur Bewertung einer R1/Rx-Situation als o Ausreichend o Nicht ausreichend o Welche Richtlinien?

Zellbefunde bei sekundären Tumoren. Th. Beyer / Ballenstedt

Biomarker beim KRK was kommt als nächstes in die Klinik?

Prädiktive und prognostische Faktoren

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.v. Versorgungssituation beim Lungenkarzinom in Deutschland Torsten Blum, Hagen Barlag ADT

Neues aus Diagnostik und Therapie beim Lungenkrebs. Jürgen Wolf Centrum für Integrierte Onkologie Universitätsklinikum Köln

Behandlungspfade Interdisziplinäres Onkologisches Zentrum Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam. Lungenkarzinom NSCLC.

Prognosekriterien beim (metastasierten) kolorektalen Karzinom

Behandlungspfade Interdisziplinäres Onkologisches Zentrum Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam. Lungenkarzinom NSCLC.

Aus dem Institut für Pathologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Direktor: Prof. Dr. med. habil. S. Hauptmann)

Management von Hirnmetastasen beim Lungenkarzinom

PROGNOSTISCHE UND PRÄDIKTIVE FAKTOREN

Maligner Polyp des Kolons/Rektums

Die Zukunft beginnt heute der digitale Workflow für die Routinepathologie

Biomaterialbanken für Gewebeproben Aufbau und Qualitätssicherung. Institut für Pathologie Michael Hummel

Patientenseminar am Brustzentrum des Universitätsklinikums Leipzig 2019

Klinische Angaben. Lehrserie Nr. 220

Lungenkarzinome- ein Vorschlag für die zytologische Klassifikation

Lungenkarzinome- ein Vorschlag für. die zytologische Klassifikation

Neues von den. intrinsischen Subtypen

Individualisierte Medizin Onkologie

Die B3-Läsion. Veränderung mit unsicherem biologischen Potential. Prof. Dr. Michael Heine. Pathologisches Institut Bremerhaven

Basal-like / tripelnegatives Mammakarzinom

EU-Kommission erteilt Zulassung für IRESSA

Zielgerichtete personalisierte Tumortherapie was gibt es Neues in der Onkologie

Lungenkarzinome aktuelle histologische Klassifikation. J. Knolle, St. Hege, S. Hippe Institute für Pathologie Städtisches Klinikum Dessau und Leipzig

Onkologie. Individualisierte Therapie Beispiel: Brustkrebs. K. Possinger

Mammakarzinom II. Diagnostik und Therapie

Individuelle Therapieentscheidungen im Brustzentrum - zwischen Erfahrung und Laboranalyse -

Analtumor (1) D01.3 Carcinoma in situ des Analkanals und des Anus (ohne Haut)

Molekularpathologie beim CRC: Was ist Standard für Therapieplanung und Prognose? Thomas Kirchner. Pathologisches Institut der LMU München

Bronchus - Karzinom. Bronchus - Karzinom. 2. Screening. Bronchus Karzinom - Allgemein. 1. Einleitung allgemeine Informationen. 3.

Pharmazeutische Biologie SS2011. Wie zielgerichtet sind Arzneimittel heute schon?

Blockbuster Medicine

Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) Dr. Dietmar Reichert, Westerstede

Erhaltungstherapie mit Erlotinib verlängert Gesamtüberleben bei fortgeschrittenem NSCLC

CUP-Syndrom: Therapie

Jubiläumsveranstaltung 60 Jahre GMDS. Bioinformatik. Die Zukunft der Bioinformatik - in der Medizin / GMDS?

Neoadjuvante (Primäre) systemische Therapie

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.v. AGO Mammakarzinom. in Deutschland. (Tumorregister München)

Histologischer Befund des NSCLC ist für Therapiewahl richtungsweisend

Diagnostik und Therapie primärer und metastasierter Mammakarzinome

INSTITUT FÜR ROENTGENDIAGNOSTIK. Pankreas/Gallenwege/Gallenblase. Computertomographie. M. Bachthaler

Erbitux (Cetuximab) beim metastasierten kolorektalen Karzinom: Erstlinientherapie und Biomarker im Fokus

Auf dem Weg zur. upa/pai, Oncotype, S. Kahlert

Aus der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universität Würzburg Direktor: Universitäts-Professor Dr. med. H.

Pathologie Bochum Aktuelles zur Pathologie von Pankreastumoren (einschließlich NET)

Update Schilddrüsenkarzinom

Neue diagnostische Verfahren in der Pathologie

Molekularpathologische Diagnostik bei bösartiger Neubildung der Lunge

Das Mammakarzinom. Bedeutung der minimalen Tumorresterkrankung

Welche Informationen finden Sie in Ihrem Befund?

Molekulare Prädiktoren und ihre Pitfalls - sind sie schon reif für die Praxis?

Sichtweise der Schweizer Arbeitsgruppe für Klinische Krebsforschung (SAKK)

Leben mit Brustkrebs Was gibt es Neues? Was kann ich tun? Über- und Untertherapie vermeiden- Was leisten die sogenannten Gentests?

3. ERGEBNISSE. 3.1 Kontrollgruppe

In-situ. Einleitung Technik Anwendungen NGS Allgemeine Schlussfolgerungen

Einzelzellanalyse prädiktives Diagnostikum in der Onkologie der Zukunft? Was ist aus dem Blut möglich? m

Molekulare Diagnostik in der Zytologie

Prediktive Pathologie. Luca Mazzucchelli Swisshistotech Symposium Locarno 2007

Pathologie und Konsequenzen für die Klinik. Molekularpathologie. Steffen Hauptmann Institut für Pathologie der MLU Halle-

Modul 3.4 Grundlagen der Tumorerkrankungen Sommersemester 2004 Vorlesung Einführung in die Onkologie Organisation der Module

Entwicklung und Validierung genomischer Klassifizierer (GK): Prädiktion aggressiver Prostata-Ca's

Gute Überlebensqualität Trastuzumab beim metastasierten Magenkarzinom

Johannes Holtschmidt Interdisziplinäres Brustzentrum Kliniken Essen-Mitte

Bronchialkarzinom. Inzidenz, Mortalität Österreich. Bronchialkarzinom Inzidenz, Mortalität von Krebserkrankungen in Europa 2012*

Pathologie, Typisierung, Ausbreitungsstadien

Was ist Strahlentherapie?

cyberknife center hamburg

Regionales Klinisches Krebsregister Dresden

Transkript:

5. Jenaer Technologietag (JETT) Optische Technologien für Gesundheit und Sicherheit 13. Oktober 2008, Fachhochhochschule Jena Sitzung Innovative Krebsdiagnostik mit optischen Methoden der Pathologie Die Pathologie im Wandel - neue Technologien als Chance Prof. Dr. med. Iver Petersen Institut für Pathologie Universitätsklinikum Jena Friedrich-Schiller-Universität Ziegelmühlenweg 1 D-07740 Jena iver.petersen@med.uni-jena.de

Aufgaben der Pathologie in der Tumordiagnostik Erstellung einer exakten Tumorklassifikation Präoperativ an Biopsien Postoperativ am Tumorresektat Einschätzung des Risiko an der Tumorerkrankung zu versterben (Prognostische Pathologie) Unmittelbare Auswirkung auf die weitere Therapieplanung Vorherrsage zum Ansprechen einer speziellen Therapieform (Prädiktive Pathologie)

Tumorbiopsie Tumorresektat

Beispiel einer vollständigen Tumorklassifikation durch den Pathologen Biopsie: Resektat: C34.9, M8140/3, G3 C34.9, M8140/3, pt2, pn1 (2/14), pmx, G3, R0, L1, V0 C34.9 Lunge o.n.a. M8140/3 Adenokarzinom o.n.a. pt2 Tumor > 3cm und/oder mit Befall des Hauptbronchus (> 2cm distal der Karina) u./o. mit Infiltration der Pleura visceralis und/oder assoziierter Atelektase/obstruktiver Entzündung pn1 Metastase(n) in ipsilateralen peribronchialen und/oder ipsilaterlalen Hilus- oder intrapulmonaler Lymphknoten Mx klinischerseits keine Angaben zu Fernmetastasen G3 Tumor mit hohem Malignitätsgrad/schlechter Differenzierung R0 Vollständige Tumorresektion L1 Lymphgefässinvasion nachweisbar V0 keine Veneinvasion

Prognosefaktor Nodalstatus (pn) n=2000, median 66 Monate Verlaufsdaten Bild Kaplan Meyer Plot pn0 pn1 pn0: 0 LK-Met. pn1: 1-3 LK-Met. pn2: 4-9 LK-Met. (pn3: 10 LK-Met.) p<0.0001 pn2

Morphologische Klassifikation des Lungenkarzinoms SCC ADC Histobild Histobild LCLC p63 CK5 CK14 SCLC TTF1 SFTP CK7 Histobild Histobild Synpto Chromo CD56/NCAM

Expressionsprofile identifizieren die morphologischen Subgruppen LCLC Gencluster SCLC Gencluster SCC Gencluster ADC Gencluster mrna Expression mrna Expression Garber, Petersen et al. PNAS 2001

Morphologische und prognostische Unterschiede in den Adenokarzinom Gruppen ADC Gr. 2 BAC G1/2 TTF1 pos. Bild Kaplan Meyer Plot Histobild Histobild ADC Gr. 3 Solid G3 TTF1 neg. Histobild ADC Gr. 1 Tub./azinär G2 TTF1 (pos.)

Keine Korrelation des Überlebens mit KRAS Mutation Gencluster Gruppen EGFR Mutationsstatus (del./point mut./cish/fish) EGFR Immunohistochemie Motoi, Travis et al., Am J Surg Pathol 2008

Gen-Signaturen in der Prognose-Prädiktion beim Lungenkrebs 50-Gen Risko Index Chip-based RNA expression profiling Beer et al. Nature Medicine 2002 25-signal Proteom-Signatur MALDI Mass Spectrometry Yanagisawa et al. JNCI 2007 5-Gen Signatur Chen et al. NEJM 2007 RT-PCR of DUSP6, MMD, STAT1, ERBB3, LCK

Signalwege und zielgerichtete Therapie beim Lungenkarzinom Sato, Shames, Gazdar & Minna, JTO, 2007

EGFR Signalweg Hauptangriffsziel der zur Zeit klinisch verwandten targeted therapies beim Lungenkarzinom Mutationensorte 1. EGFR 2. PI3K 3. Ras 4. Raf Pao & Miller 2003 Mutationen im exon 19 und 21 von EGFR sind hoch prädiktiv für das Ansprechenden mit spezifischen EGFR Inhibitoren sorte Mutationen im Exon 20 von EGFR und KRAS sind dagegen mit einer Resistenz gegenüber dieser Zielgerichteten Therapie verbunden

Neue Techniken als Chance für die Pathologie Problem: Verbesserung der R-Klassifikation Operationsresektat Tumor Vollständiges 3-dimensionales Einscannen des Präparates verbunden mit eindeutiger Korrelation zur in situ Situation im Patienten. Zusätzlich Entwicklung einer Bestrahlungstechnik, die in das Präparat einzudringen und den Abstand zum Tumor detektieren kann

Neue Techniken als Chance für die Pathologie Problem: in situ Quantifizierung von Expressionssignalen Pathology, Research and Practice, 2007

icon-tmas für die Expressionsquantifizierung Petersen et al., Pathology, Research and Practice, 2007 Probleme: Die Protein-Expression mittels immunhistochemische Detektion von Antigenen ist nur mässig gut für eine Quantifizierung geeignet z.b. wegen der Signalverstärkungsverfahren (Standardverfahren in Lösung: Western Blot) Die RNA-Expression kann noch schlechter in situ quantifiziert werden (Standardverfahren in Lösung: Realtime-PCR oder Northern Blot)

Neue Techniken als Chance für die Pathologie Problem: Multiprobe in situ Detektion Die zukünftige Tumorklassifikation verlangt nach einer simultanen in situ Darstellung unterschiedlicher Zielmoleküle am Gewebeschnitt (z.b. zur Darstellung eines Signaltransduktionswegs oder von diagnostische Gensignaturen) Lösungsmöglichkeiten: Multicolor-Fluoreszenz Verfahren Serielle Anfärbung mehrerer Schnitte und Übereinanderlagerung mittels virtueller Mikroskopie

Von der Virtuellen Mikroskopie zur digitalen Pathologie Die Vergangenheit: Licht-Mikroskopie und ihre Hilfsmittel 17th Jahrhundert: Lichtmikroskopie 1970 s: Digitale Kameras an Mikroskopen 1990 s: Telepathology mit unbewegten Bilder 1998: Motorisierte Mikroskope, die über das Internet gesteuert werden (Wolf, Petersen et al. Nature 1998)

From Virtual Microscopy to Digital Pathology Die Gegenwart: Virtuelle Mikroskopie Digital Virtuelle Mikroskopie mit kompletten virutellen Schnitten Real-time Ansicht der virtuellen Schnitte über das Internet (300 ms) Einsatz zur Zeit in der Lehre, Telekonsultation, Fallsammlungen

From Virtual Microscopy to Digital Pathology Die Zukunft: Digital Pathologie Zunehmende, ausgedehnte Laborautomatisierung kontrollierte digitale Arbeitsabläufe, vom Gewebe zur Diagnose Große PACS Systeme und Bildkommunikation Routinepathologie über Computermonitore statt Mikroskopen Bildanalyse und weitere digitale diagnostische Werkzeuge Intelligentes Bildarchiv (Retrieval) und semantische Netzwerke Gebrauch in der Routinediagnostik

Während der Diagnostik: Unterstützung durch Bildanalyse und Referenzvergleich Texturanalyse, Segmentierung Pathologie-Informationssystem, Diagnostik am Virtuellen Mikroskop Objekterkennung und Zählen Farbklassifikation, Quantifizierung Wissensdatenbank mit verknüpften Bild- und Metadaten Wissensdatenbank mit diagnostizierten Referenzbildern und Metadaten Vor der Diagnostik: Automatische Selektion der Region of Interest