SYMPOSIUM Mensch-Tier-Gesellschaft Zusammenfassung Workshop 3: Transparenz und Information bei Einkauf von tierischen Lebensmitteln 1.) Referenten und deren Hauptaussagen: Jochen DETTMER Bundesgeschäftsführer NEULAND, Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.v. und Sprecher des Arbeitskreises Landwirtschaft des B.U.N.D Die Vielzahl der Tierschutzlabels am deutschen Markt und die Notwendigkeit eines transparenten und einheitlichen Bewertungsschemas Immer mehr Tierschutz-Labels bei tierischen Produkten am Markt als Ausdruck der gesellschaftlich steigenden Bedeutung des Tierschutzes (auch bei Lebensmitteln) Problem/Fragestellung: Mehr Transparenz durch Produkt-Labels versus Verwirrung der Konsumenten durch eine Fülle unklarer Zeichen Neuland ist seit 25 Jahren als benchmark am Markt, ein Einstiegssegment wäre nötig (um die Differenz zu konventioneller Produktion leichter zu überbrücken) [Detailierter Vortrag siehe Homepage AGES Akademie] Dr. Reinhard KÄPPEL Ehem. Leiter der Qualitätssicherung bei McDonald s Europa Heute Konsulent im gesamten Lebensmittelsektor mit Schwerpunkt Qualitätssicherung und Geschäftsführer einer deutschen Zertifizierungsstelle Anforderungen an ein transparentes Bewertungsschema für Konsumenten aus Sicht der Qualitätssicherheit Um mehr Transparenz und Übersichtlichkeit für den Konsumenten herzustellen, braucht es ein klares, europäisch einheitliches und nachvollziehbares Bewertungsschema bezüglich der unterschiedlichen Labels und Standards am Markt Neben den klassischen haltungsbezogenen Parametern (Stichwort Zentimeter -Tierschutz) müssen auch tierbezogene Parameter einbezogen werden (siehe Welfare Quality Programm u.a.) Eine Gruppe von Experten arbeitet an einem solchen einheitlichen Bewertungsschema, erste Ergebnisse werden präsentiert, weitere Details ab Herbst [Detailierter Vortrag siehe Homepage AGES Akademie]
2. Weitere Beiträge für die Roundtable Diskussion Claudia SPRINZ: Wünsche aus Sicht der Konsumenten Mediensprecherin von www.marktcheck.at, einem Online-Einkaufsratgeber, den Greenpeace seit 2004 mit 11 Partnerorganisationen aufgebaut hat, um Konsumenten über umwelt- und tierschutzrelevante Fragen sowie soziale Aspekte bei der Herstellung einzelner Lebensmitteln zu informieren Tierschutz bei Lebensmitteln (und Kosmetika) ist ein wichtiges/nachgefragtes Thema; LEH reagiert auch zunehmend mit vegetarischen Produktlinien Info-Stand tw. sehr gering: Häufige Konsumentenfragen zu Labels, v.a. auch zu bekannten Zeichen wie AMA und AMA Bio ( Wo ist da der Unterschied? ) Kritik an irreführender Werbung, die unrealistische Zustände in der Nutztierhaltung vermittelt Problem: Flut von Zeichen und Bildern versus klare/verständliche Information (= Wunsch) Dr. Horst LANG: Anforderungen des Handels Leitung Qualitätssicherung/Umwelt bei GLOBUS SB Warenhaus Holding Ausschussvorsitzender Lebensmittelrecht & Qualitätssicherung des deutschen Einzelhandels HDE, Board member GLOBALG.A.P., Vorstand KAT e.v. Anforderungen an den Handel sind deutlich gestiegen, Tierschutz wird klar nachgefragt Problematik der Uneinigkeit der NGOs betreffend Tierschutz-Standards Volle Transparenz könnte auch kartellrechtliche Schwierigkeiten bringen Mittelpreis-Segment wäre nötig (Preisdifferenz zw. konventionell und z.b. Neuland ist zu groß) Dipl.-Kfm. Mahi KLOSTERHALFEN: Wünsche aus Sicht des Tierschutzes Geschäftsführender Vorstand der Albert Schweitzer Stiftung (deutsche Tierschutz-/Tierrechtsorganisation) Leitet seit 2008 die Geschäftsstelle in Berlin und arbeitet insbesondere mit der Lebensmittelwirtschaft an der Verbesserung von Tierschutzproblemen Tierschutz wird bei Lebensmitteln ein immer stärkeres Thema Mehr Transparenz z.b. durch ein einheitliches Bewertungsschema der Tierschutzlabels wäre nötig statt der Vielzahl von Bildern und Zeichen, die eher verwirren Ergänzung von haltungsbezogenen Parameter mit tierbezogenen Parametern (wie vorgeschlagen) ist sehr wünschenswert, aber keine (gänzliche) Abschaffung des Zentimeter-Tierschutzes Erfolgsgeschichte Eierkennzeichnung/Käfigeier: Hier haben hoheitliche Lösungen gut funktioniert (erst verpflichtende Eier-Kennzeichnung und später Verbot von Käfighaltung), freiwillige Kennzeichnung bei verarbeiteten Produkten funktioniert dagegen eher nicht
Dr. Martina GLATZL: Perspektive der Produzenten im Rahmen von Qualitätsprogrammen Fachtierärztin für Geflügel, Präsidentin der Poultry Veterinary Study Group der EU und Obfrau der QGV (Österreichische Geflügelvereinigung) Transparenz ist für Produzenten in Qualitätsprogrammen besonders wichtig, um Unterschiede und daraus resultierende Mehrkosten für höhere Standards darstellen zu können Neues QGV Programm All in One wird nicht nur Zentimeter-Tierschutz, sondern erstmals auch tierbezogene Parameter berücksichtigen (EFSA Faktoren zu Animal Welfare) sowie Antibiotika- Frage und Salmonellen-Thematik Information über gesetzlich unterschiedliche Vorgaben in der Produktion (z.b. erlaubte Gefügelbesatzdichten in Ö/DE/EU) sind essentiell, sonst verlagert sich Produktion ins Ausland Diskussion: Ein wesentlicher Teil der Diskussion dreht sich um folgende Aspekte Mehr Transparenz: Ja, bitte! Mehr Label/Zeichen = mehr Verwirrung? Einheitliche Bewertung der Standards: haltungs- und tierbezogene Parameter Transparenz auch der Kosten aufgrund der Kriterien! Werbe-Bilder prägen mehr als konkrete Infos!? Arbeitsgruppen: Nach der Roundtable Diskussion wurde in vier kleineren Arbeitsgruppen der Frage nachgegangen, (1)welche Faktoren für ein mehr an Transparenz positiv, hilfreich, förderlich sind/wären, (2) welche Faktoren negativ/hinderlich sind/wären und (3) welche sonstigen interessanten Aspekte es zu mehr Transparenz zu erwähnen gibt. Die Ergebnisse wurden dann zusammengefasst und am 2. Tag des Symposiums allen Teilnehmern präsentiert.
Ergebnisse der Arbeitsgruppen: Zusammenfassung positive Faktoren: Günstig wären Branchenlösungen mit Systemdatenbanken Günstig wäre Eigenverantwortung (ganzer Branchen) statt Warten auf gesetzliche Standards Neutrale Kontrollstellen wären wichtig Indikatoren, die tatsächlich durchs Management der einzelnen Betriebe zu beeinflussen sind Europäisches Tierschutzlabel + Kontrolle Darstellung des wirklichen Tierzustandes (tierbezogene Parameter) Umfassende Bezeichnung der Haltungsbedingungen Verknüpfung Umwelt & sozial & Tierschutz (z.b. Fütterung) Kennzeichnung Herkunft (regional): geboren gemästet geschlachtet
Jeder, der transparent sein will, kann das (z.b. QR-Code) Effiziente Tools zur Betriebskontrolle sind verfügbar (Haltung und tierbezogene Parameter) Tierbezogene Parameter Aufzeigen von Verbesserungspotential für Betriebe insgesamt Es gibt schon eine Markenentwicklung, die Tierschutz im Kern hat Es gibt ein vergleichendes System für haltungs- und tierbezogenen Parameter (z.b. EU- Programme) Zusammenfassung negative/hinderliche Faktoren: Mangelnde Kompromissbereitschaft der Tierschutz-NGOs Mangelndes Verständnis Mangelnde Akzeptanz für Transparenz in der Wirtschaft (Offenlegung/Konkurrenz LEH ) Fehlende Kennzeichnung trotz Erfüllung der Kriterien Unklare Darstellung der Kriterien Irreführende Bilder in der Werbung Mangelnde Kennzeichnung nach Haltungsform Kostenwahrheit Monopole Unterschiedliche gesetzliche Mindestanforderungen innerhalb der EU Zu hohe Erwartungshaltung bei den Konsumenten ==> Fortschritte sind nicht herzeigbar, weil Konsumenten sich der tatsächlichen Situation nicht bewusst sind Einfluss der Medien in der Vermittlung von Tatbeständen (Missstände) Wahrheit der Bilder (in der Medien) Zusammenfassung interessanter Themen/Aspekte: Was ist der Zielstandard? Wie hoch/vertretbar sind die Kontrollkosten? Datenschutz? Transparenz des Preisunterschiedes (warum billig?) Vergabe des Labels nach Sternkategorien zum Vergleich der Labels Tierbezogene Aspekte Differenz zwischen Tierschutz- und anderen Nachhaltigkeitsstandards Verhältnis Importprodukte zu inländischen Anforderungen des Labels Bestimmte Kriterien sind nicht kommunizierbar (z.b. Ferkelkastration) Transparenz Initiativen wie z.b. Tag der offenen Türe bei Betrieben Tierschutz -Berichte von (Handels)Unternehmen (wie Nachhaltigkeitsberichte) Standards plus Kontrolle (beides wichtig!) Bio gibt s schon als etablierten Standard mit etablierter Kontrolle (öfters als Beispiel nützen) Wien, im Juni 2013