Vorteile des leisen Fahrens für Umwelt-, Klimaschutz und Verkehrssicherheit Lärmarme Mobilität Für Gesundheit, Umwelt und Klima Gelsenkirchen, 26.01.2016 Michael Ziesak, Bundesvorsitzender Verkehrsclub Deutschland - VCD
Inhalte (Warum ist mehr Lärmschutz notwendig?) Warum reichen technische Optimierungen nicht aus? Welche Maßnahmen sind daher auch notwendig? Welche Mehrwerte schaffen wir durch solche Maßnahmen?
Verkehrslärm und seine Auswirkungen rund 210 Mio. Menschen in Europa SVL > 55 db(a) jährlich rund 245.000 neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen rund 50.000 Tote pro Jahr (Quelle: CE Delft)
Auswirkungen des Verkehrslärms Neben der Luftverschmutzung der zweitgrößte Verursacher von Gesundheitsrisiken in D und Europa Mehr als eine Million gesunde Lebensjahre durch diese Lärmfolgen in Westeuropa p.a. verloren (WHO) Wirtschaftliche Verluste durch geringere Produktivität Wertminderung lärmbelasteter Standorte; Einzelhandel erleidet Verluste Sozialer Konfliktpunkt: Haushalte mit geringerem Einkommen wohnen deutlich häufiger an lärmbelasteten Standorten
Entwicklungen in den vergangenen Jahren + Technische Weiterentwicklungen an Neufahrzeugen (+) Verbesserungen an der Infrastruktur - Verkehrswachstum - Flächenhafter Ausbau von Verkehrsinfrastrukturen - Beschleunigung der Fahrzeuge - Verlagerungen weg vom Umweltverbund Keine wirksame Minderung der Gesamtlärmbelastung insgesamt erreicht.
Wie weiter? Prinzip Hoffnung!? Hoffnung, dass das Thema beim Wähler keine Relevanz hat Hoffnung auf andere Akteure (Bund, EU, Industrie) Hoffnung, dass technische Lösungen ausreichen Hoffnung, dass auf verkehrslenkende Maßnahmen verzichtet werden kann (Angst vor DEM Autofahrer = Wähler)
Technische Möglichkeiten zur Reduktion des Straßenverkehrslärms
Lösungsansatz: Ambitionierte Grenzwerte für Fahrzeuge? Erhebliche Lärmreduktionen bei Pkw wie Lkw wären zeitnahe machbar und möglich Der Nutzen strengerer Lärmgrenzwerte für Pkw und Lkw würde die Kosten mit einem Verhältnis 30:1 übertreffen. (TNO 2012) Gefahr: Erfolge bei der Lärmminderung am einzelnen Fahrzeug werden durch Verkehrszunahme reduziert
Ambitionierte Grenzwerte für Fahrzeuge? NICHT Gewollt! EU-Gesetzgebung gerade abgeschlossen: Grenzwerte wurden im Prozess massiv aufgeweicht Inkrafttreten der Werte für Neufahrzeuge teilweise erst 2026 (Lärmminderung nach 2035 feststellbar) Leistungsstarke Sportwagen noch lauter als bisher Keine Lärmreduktion bei leistungss. schweren Lkw Mit Lärmminderungen durch Fahrzeugtechnik ist in den kommenden Jahren nicht zu rechnen
Heilsbringer Elektromobilität? Bei Annahme von 1 Mio. E- Fahrzeugen bis 2020 zu erwartende Lärmminderung von 0,1 db(a) bei Tempo 30 (UBA 2013) Vorteile des E-Autoverkehrs zu erwarten bei Einsatz in: - Müllfahrzeuge - Busse (ÖPNV) - Mopeds/Motorräder - leichte Nutzfahrzeuge
Reifen ( Vortrag DUH) geringer Rollwiderstand reduziert Lärm UND Kraftstoffverbrauch Rollwiderstand für ca. 20 % des Kraftstoffverbrauchs verantwortlich Kraftstoffeinsparung durch Leichtlaufreifen Quelle: UBA
EU-Reifenlabel Kraftstoffeffizienz Nasshaftung Lärmverhalten seit 1.November 2012 verbindlich Was sind eigentlich 72 db? Ist das viel, oder wenig?
Lärmmindernde Fahrbahn-Beläge Quelle: UBA helfen Lärm-Brennpunkte zu entlasten können bei der Umsetzung von Lärmaktionsplänen im Rahmen der ULR helfen
Art lärmarme Splitmastixasphalte LAO 5 D (Düsseldorfer Asphalt) offenporiger Asphalt (OPA) 2-schichtig offenporiger Asphalt (ZWOPA) PERS poroelastic Rubber Surfaces Pegelminderung Einsatz 2-5 db(a) IO/AO HRG: 10-15 %; etwas teurer als normaler SMA, deutlich preiswerter als OPA 1-5 db(a) IO/AO HRG: 5-7 %; unwesentlich teurer als SMA 4-5 db(a) 7-9 db(a) AO AO, auch <60 km/h HRG: 22-28 %; i.d.r. teurer als SMA; anfällig für Verschmutzung und Kornausbrüche 6-10 Jahre haltbar; Winterdienst; 9-12 db(a) IO/AO HRG: 33-38 %; sehr elastisch
Vermeiden, Verlagern, Verstetigen, Verlangsamen Verkehrsbeschränkungen sind dort notwendig, wo andere Maßnahmen zur Lärmminderung nicht ausreichen Dazu gehören: - Innerörtliche Nachtfahrverbote für Transit -Lkws, Motorräder,... - Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen - Tempo 30 Regelgeschwindigkeit innerorts - Ggf. Geschwindigkeitsreduktionen zw. 22h und 6h - Ausbau Umweltverbund (Bus, Bahn, Fuß, Rad) -
Vermeiden! Neue Zielstellung der Verkehrspolitik notwendig: Mehr Verkehr Mehr Wachstum und Wohlstand Sicherstellung einer bezahlbaren Mobilität für ALLE Menschen bei weniger schädigenden Verkehren Reduktion verkehrserzeugender und damit lärmerzeugender (Versorgungs-) Strukturen Andere Stadt-, Raum-, Regionalplanung ( Stadt der kurzen Wege) Viele neue Ansätze notwendig, z.b. in der City-Logistik, Lieferdienste
Vermeiden! Ausschluss lauter Fahrzeuge durch Fahrverbote Was bei Eisenbahnen und Flugzeugen gilt/gelten soll, muss auch im Straßenverkehr in sensiblen Bereichen möglich sein Problem: Mautflüchtige Lkw-Orts-Durchfahrten (insbesondere nach 2018 - Mautausweitung) Problem: sportlich getunte Fahrzeuge (Pkw, Motorräder): stärkere Kontrolle lauter Fahrzeuge
Tempo 30 auch auf Hauptstraßen Lärmminderung: 2-3 db(a) Bei Vorbeifahrpegeln bis zu 7 db(a) Höhere Lärmreduktion durch Erhöhung des gleichmäßigen Verkehrsflusses möglich
Tempo 30 nicht nur für den Lärmschutz Reduktion Feinstaub: 7-28% (Berlin) (Feinstaubbelastung durch Aufwirbelungen um 50%) Reduktion Stickoxide (NO2): 10-20% (Berlin) Homogener Verkehrsfluss (Durchschnittgeschwindigkeit innerorts bei 20 km/h), allenfalls geringfügige Fahrtzeitverlängerungen Einfluss auf individuellen Fahrstil (Madrid) Verlagerungseffekte auf Fuß- und Radverkehr (Bristol, Hilden, Kingston u.h.) Klimaschutz Erhöhung Lebensqualität, insbesondere auch für Finanziell Schwächere an stark belasteten Hauptstraßen Eltern lassen ihren Kindern mehr Bewegungsfreiheit bei wahrgenommener Verkehrssicherheit Entwicklungsfördernd gesundheitsfördernd (ggü. Eltern-Taxi)
Tempo 30 für die Verkehrssicherheit Geschwindigkeitsbedingte Unfälle um 41,9% reduziert (stärkste Rückgang bei Unfällen mit Kindern, tödlichem tödlichen Ausgang oder schwer verletzten Personen (London) Jeden Tag verunglücken 570 Menschen bei Verkehrsunfällen in unseren Städten und Dörfern
Verlagerung auf den Umweltverbund Mehr Fuß- und Radverkehr UND Mehr Bus- und Bahnverkehr Mittelfristig größten Lärmminderungseffekte Deutliche Reduktion von Luftschadstoffen und Klimagasen Mehr Verkehrssicherheit und höhere Lebensqualität Abstell-/Verkehrsraum Straße Lebensraum Straße
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Lärm erzeugt Kosten Lärmerzeugung kostet: Nichts Externe Kosten allein des Straßenverkehrs bei EUR 8,7 Mrd. in Deutschland, EU-weit bei EUR 38 Mrd. Lärmverursacher kommen für die von ihnen erzeugten Kosten nicht auf. Lärmminderungsmaßnahmen (auch vor Ort) benötigen eine auskömmliche Finanzierungsquelle Ausdehnung der Lkw-Maut inkl. Lärmaufschlag Lärmcent als zweckgebundener Aufschlag auf die Mineralölsteuer