salus klinik Friedrichsdorf Selbstmitgefühl und Selbstwert bei pathologischen Glücksspielern und Alkoholabhängigen Saskia Kistner, Isabel Bengesser & Nadja Tahmassebi salus klinik Friedrichsdorf
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Was ist Selbstmitgefühl? Meditieren Achtsamkeit Mitgefühl für sich selbst und andere Mitgefühl ist eine evolutionär begründete, angeborene, prozessuale Disposition, sich selbst und anderen in leidvollen Situationen emotionale Wärme und Unterstützung entgegenbringen zu können. (Diedrich, 2016)
Selbstmitgefühl Selbstmitgefühl ist die Bereitschaft das eigene Herz für die Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit unseres Seins zu öffnen. (Kristin Neff)
3 Aspekte von Selbstmitgefühl Selbstfreundlichkeit Wir begegnen uns mit Freundlichkeit Selbstverurteilung Gemeinsames Menschsein Wir erinnern uns daran, dass Leid, Krankheit, Altwerden, Verluste, Versagen und Verletzungen zum Leben dazugehören Isolation Gelassenes Gewahrsein Wir erkennen das aktuelle Leid und die Belastung, die wir gerade erfahren an Überidentifizierung
Forschung zum Selbstmitgefühl Selbstmitgefühl hängt mit psychischer Gesundheit und Wohlbefinden zusammen (z.b. MacBeth & Gumley, 2012) Selbstmitgefühl ist bei Alkoholabhängigen niedriger ausgeprägt als in der Allgemeinbevölkerung (Brooks et al., 2012) Mitgefühlsfokussierte Interventionen verbessern die Regulation des depressiven Affekts mehr als kognitive Umstrukturierung (Diedrich et al., 2014) verbessern das allgemeine psychische Wohlbefinden und die Burnout- Prophylaxe in Gesundheitsberufen (Singer, 2015) achtsamkeitsbasierte Methoden bei Sucht (Marlatt, 2002) Selbstmitgefühl als vielversprechende Methode bei Glücksspiel (Shonin et al., 2013)
Selbstwert globaler Selbstwert kontingenter vs. nichtkontingenter Selbstwert (Deci & Ryan, 1995) bereichsspezifische Selbstwertkontingenzen (Crocker et al., 2003) external vs. internal Tendenz, sich an Kontingenzen zu orientieren hängt mit Glücksspielverhalten (Neighbors & Larimer, 2004) und Trinkmotiven zusammen (Neighbors et al., 2004)
Forschungsvorhaben Ist-Zustand Selbstmitgefühl bei Suchterkrankungen Selbstmitgefühls- Interventionen bei Suchterkrankungen Spezifische Selbstmitgefühls- Interventionen bei Rückfällen 1. Wie sind Selbstmitgefühl und Selbstwert bei stoffgebundenen und stoffungebundenen Abhängigkeiten ausgeprägt? 1. Wie hängen Selbstmitgefühl und Selbstwert zusammen?
Stichprobe Studierende n = 77 Alter = 25.6 (SD = 5.9) = 74% Alkoholabhängige n = 65 Alter = 49.6 (SD = 7.2) = 35% Pathologische Glücksspieler n = 35 Alter = 42.6 (SD = 11.3) = 11% 63%: komorbide Sucht
Messung Selbstmitgefühl Self-Compassion-Scale (SCS), deutsche Kurzform (Hupfeld & Ruffieux, 2011) 12 Items, α =.88 Ich versuche verständnisvoll und geduldig gegenüber jenen Zügen meiner Persönlichkeit zu sein, die ich nicht mag. Ich versuche meine Fehler als Teil der menschlichen Natur zu sehen. Globaler Selbstwert Rosenberg-Skala zum Selbstwertgefühl (RSES), dt. rev. Fassung (von Collani & Herzberg, 2003) 10 Items, α =.93 Alles im allem bin ich mit mir selbst zufrieden. Hin und wieder denke ich, dass ich gar nichts tauge. (-)
Messung Selbstwertkontingenzen Contingencies of Self-Worth Scales, dt. Fassung (Schwinger et al., 2015) o Anerkennung, α =.86 o Attraktivität, α =.71 o Wettbewerb, α =.88 o Berufliche Kompetenz, α =.84 o Familie, α =.80 o Tugend, α =.76
Selbstmitgefühl 5 SCS Gesamtwert 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 Studierende Alkohol Glücksspiel F(2,173) = 23.62, p <.001, η 2 =.22
Selbstwert 4 RSES Gesamtwert 3,5 3 2,5 2 1,5 1 Studierende Alkohol Glücksspiel F(2,174) = 24.82, p <.001, η 2 =.22
Selbstwertkontingenzen 5 Studierende 4,5 4 * + * Alkohol Glücksspiel 3,5 3 2,5 2 1,5 1 Anerkennung Attraktivität Wettbewerb Berufliche Kompetenz Familie Tugend Kovariate: Alter, *p <.05, + p <.10
Korrelationen Selbstwert Anerkennung Attraktivität Wettbewerb Berufl. Komp. Familie Tugend Selbstmitgefühl.79** -.39** -.31** -.43** -.30** -.14 -.14
Fazit Ist-Zustand Selbstmitgefühl bei Suchterkrankungen Selbstmitgefühls- Interventionen bei Suchterkrankungen Spezifische Selbstmitgefühls- Interventionen bei Rückfällen Selbstmitgefühl ist bei Alkoholabhängigen niedriger ausgeprägt als in der Kontrollgruppe niedriges Selbstmitgefühl bei pathologischen Glücksspielern ähnliche Ausprägung bei stoffgebundenen und stoffungebundenen Abhängigkeiten Selbstmitgefühl hängt positiv mit dem Selbstwert zusammen und negativ mit externalen Selbstwertkontingenzen Bedarf an Interventionen zum Selbstmitgefühl im Suchtbereich
Ausblick Ist-Zustand Selbstmitgefühl bei Suchterkrankungen Selbstmitgefühls- Interventionen bei Suchterkrankungen Spezifische Selbstmitgefühls- Interventionen bei Rückfällen weitere Datenerhebung, größeres N an Glücksspielern Zusammenhänge mit suchtbezogenen Variablen Verlaufsdaten Selbstgefühlsübungen auswerten und an die Zielgruppe anpassen Übungen einsetzen und evaluieren
Danke für die Aufmerksamkeit! S.Kistner@salus-friedrichsdorf.de