System von n gewöhnlichen DG 1. Ordnung hat die allgemeine Form:

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Transkript:

C7.5 Differentialgleichungen 1. Ordnung - Allgemeine Aussagen System von n gewöhnlichen DG 1. Ordnung hat die allgemeine Form: Kompaktnotation: Anfangsbedingung: Gesuchte Lösung: Gleichungen dieser Art beschreiben die Zeitentwicklung eines multi-komponenten- Systems (z.b. Koordinaten oder Impulse eines mechanischen Systems; Konzentration von chemischen Komponenten; Aktienwerte von Firmen) in Reaktion auf Mechanismen, die die Zeitentwicklung bedingen (z.b. verallgemeinerte Kräfte; chemische Reaktionen; ekonomische Entwicklungen). Kopplung der Gleichungen beschreibt die Wechselwirkungen der Komponenten miteinander. Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen einer DGL? Ist in der Physik immer gewährleistet, falls Problem physikalisch sinnvoll gestellt ist! Mathematisch gibt es für gewöhnliche DG erster Ordnung mehrere denkbare Möglichkeiten (abhängend von der Form der Gleichung, d.h. der Form von ): - es gibt gar keine Lösung, - es gibt eine und genau eine Lösung, ("eine eindeutige") - es gibt mehrere Lösungen, die die angegebene Anfangsbedingung erfüllt erfüllen - oder: es gibt zwar eine Lösung, aber nur in einer hinreichend kleinen Umgebung des Anfangswertes ("lokale Existenz") - oder: es existiert eine Lösung für alle ("globale" Lösung) Theorie der Existenz v. Lösungen einer gegebenen DG ist i.a. ein schwieriges mathematisches Problem!

Satz (Picard & Lindelöf): Falls Lipshitz-stetig in und stetig differenzierbar in ist, existiert eindeutig eine lokale Lösung des Anfangswertproblems. "Stetig differenzierbar": Ableitung ist stetig, d.h., Funktion hat "keine Zacken": "Lipshitz-stetig": Steigung zwischen zwei beliebigen Punkte auf der Kurve ist begrenzt, d.h., Funktion hat "keine Sprünge": Steigung endlich: Steigung unendlich: Bemerkungen zur physikalischen Anwendung: (i) Der Satz gewährleistet Determinismus a la Newton: Spezifikation von Anfangsort und - Geschwindigkeit [in Gl. (c.1), (c.2)] legt weitere Bewegung eindeutig fest! (ii) Allgemeiner: DG sind für sinnvolle Beschreibung physikalischer Prozesse geeignet. Warum ist Lipshitz-Stetigkeit nötig? Intuitive Begründung (für n=1) (siehe Altland-Delft, C7.4) DG: Diskrete Näherung: gilt nur, falls f(x(t)) sich nicht zu abrupt ändert im Interval usw. So lässt sich die Lösung in kleinen Schritten aufbauen!

C7.6 Trajektorien, Fluss einer Differentialgleichung Für gegebenes definiert die Lösung mit Zeitpunkt entlang Trajektorie Anfangspunkt der Trajektorie eine 'Trajektorie' der DG, mit Anfangspunkt, und Kompositionsregel Die Kombination aller Trajektorien wird der 'Fluß' der DG genannt. Fluß: Autonome DGL in zwei Dimensionen: wie findet man den 'Fluss' der DG? Betrachte DGL mit stetig differenzierbaren "Autonom": rechte Seite ist zeitunabhängig: Gesucht sind Lösungen keine explizite Zeitabhängigkeit Direkte Lösung ist oft schwierig. Trick: Überführung in 1-dimensionale DGL! Interpretiere die gesuchte Lösung als eine durch parametrisierte Bahnkurve; entlang dieser ist eine von abhängige Variable: Kettenregel Wir erhalten eine 1-dimensionale DGL für die "Bahnkurve" : Man merke sich (5) mit der Eselsbrücke:

Beispiel 1: Newton 2: (m = Masse, p = Impuls) (= Kraftfeld) Bahnkurve: DGL (b.7) für Bahnkurve: Eselsbrücke (b.7)! Trennen der Variablen: Annahme: F(x) habe die Form: (Vorzeichen per Konvention) Integrieren: Fazit: Energie-Erhaltung! Beispiel 2: Feldlinien in 2 Dimensionen sei ein Vektorfeld. Zeichne die Feldlinien! Strategie: Finde Raumkurve mit Dann ist Vektorfeld ist tangential an Raumkurve (verschiedene Anfangsbedingungen liefern verschiedene Raumkurven) In 2d: Feldlinie: DGL für Feldlinie: Eselsbrücke (b.7)!

Beispiel: DGL für Feldlinie: Trennen, Integrieren: Umgestellt: Feldlinien bilden Kreise! Konstante unabhängig von x und y Qualitatives Verhalten von Lösungen von DGL Betrachte die 'autonome' DGL: Vektorfeld: keine explizite Zeitabhängigkeit Frage: wie verhalten sich Lösungen für lange Zeiten, Antwort: es gibt drei typische Szenarien 1) Fixpunkte: Bewegung kommt zum Stillstand 2) Grenzzyklen (für Dimension ) Eine geschlossene Trajektore, zu der alle Trajektorien in ihrer Nähe hinlaufen ("stabiler GZ") von der " " " " " weglaufen ("instabiler GZ") 3) Chaos (für Dimension ) Sensitivität auf Anfangsbedingungen: infinitesimale Änderung führt zu komplett anderem Langzeitverhalten. [Beispiel: Lorenz-Attraktor] Wir diskutieren hier nur kurz Fall 1: Fixpunkte.

Beispiel (nur zur Kenntnisnahme): 'Lorenz-Attraktor' (siehe Altland-Delft, C7.5) Lorenz-Modell für Konvektionsphänomene in der Atmosphäre. Abhängigkeit von Anfangsbedingungen: sind Konstanten Lorenz-Attraktor 7.7 Fixpunkte, Linearisierung von Differentialgleichungen Betrachte die 'autonome' DGL: Sei eine Nullstelle von, also Dann ist eine offensichtliche Lösung der DGL (1): konstant = "Fixpunkt des Flusses" Beispiel: RC-Schaltkreis mit konstanter Spannung: (siehe C7.4k-n) (C7.4e.4) mit V(t)= Vo = konstant Explizite Lösung bereits bekannt: (C7.4g.5) Langzeitlimes: Wird exponentiell schnell erreicht, mit Zeitkonstante Das Langzeitverhalten ist "stabil": Änderung der Anfangsbedingung irrelevant; und Änderung der Parameter ändert Langzeitlimes nicht qualitativ (nur quantitativ).

Geometrische Lösung: Schreibe mit Nullstelle: Für Für [Pfeile deuten an, wie sich Q(t) mit zunehmender Zeit ändert.] Offensichtlich läuft immer auf zu, unabhängig von Anfangsbedingung! ist ein "stabiler Fixpunkt" des Systems Allgemeiner generischer ( = nichtpathologischer) eindimensionaler Fall: DG: Fixpunkte: stabil: instabil: halbstabil: Links von : für wächst nimmt, fliesst ab, fliesst Links von : für wächst nimmt, fliesst ab, fliesst Falls stabil: instabil: Leichtes "wackeln" an f(x) ändert nicht viel am qualitativen Langzeitverhalten. (Wie muss f(x) beschaffen sein, damit das Langzeitverhalten sensitiv auf "wackeln" ist? Theorie der "Bifurkationen".) Qualitative Folgerungen für eindimensionalen Fall: - monotone Annäherung an Fixpunkt (oder Weglaufen ins Undendliche): - keine unendlich sich wiederholenden Oszillationen, - kein Chaos

Lineare Stabilitätsanalyse (n=1): Frage: Wie verhält sich die Bewegung in der Nähe eines Fixpunkts? Entwickle DGK in Abweichung vom Fixpunkt ("Linearisieren"): Taylor-Entwicklung: (sinnvoll falls ) Lösung elementar: mit charakteristischen Zeitskala: wächst nimmt ab Fixpunkt instabil Fixpunkt stabil Stabilität von Fixpunkten in höheren Dimensionen Betrachte mit Fixpunkt Kleine Abweichung vom Fixpunkt: Eingesetzt in (1), für -Komponente: Taylor-Entwicklung: (C5.1o.3) (ES über i) "Linearisieren": Wir erhalten lineare homogene DGL mit konstanten Koeffizienten: [Vergleiche (C7.3o.1) ] betrachte als Elemente einer Matrix

Allgemeine Lösung: Summe über Eigenmoden: (C7.3p.4) Dabei sind: Eigenwerte der Matrix, mit Eigenvektoren Um generisches Verhalten zu untersuchen, sollten alle sein. nur falls für alle Eigenwerte gilt: (d.h., nur falls "negativ definit" ist) (5) ist ein allgemeines Kriterium für die Stabilität von Fixpunkten! Kleine Schwingungen um Potentialminimum Beispiele: Teilchen in Potentialminimum: Moleküle: symbolisiert Rückstellkräfte auf Grund von Coulomb-Wechselwirkung Atome im Kristalgitter

Vorgehensweise: Z.B. für Molekül: Packe alle Freiheitsgrade in einen 'Vektor': Gleichgewichtslage: (entspricht einem Fixpunkt: Auslenkung relativ zur Gleichgewichtslage: Für kleine Auslenkungen ist Kraft proportional zu den Auslenkungen: Lösbar mit Ansatz: Zusammenfassung: C7.6 Fluss einer DG Autonome DGL in zwei Dimensionen: DGL für Feldlinie eines Vektorfelds Zusammenfassung: C7.7 Fixpunkte, Linearisierung von Differentialgleichungen hat Fixpunkt bei falls Für n=1: instabile Fixpunkte: stabile Fixpunkte:

Lineare Stabilitätsanalyse (n=1): Lösung für kleine Auslenkungen: mit charakteristischen Zeitskala: Stabilität von Fixpunkten in höheren Dimensionen: Lösung für kleine Auslenkungen ist Summe über Eigenmoden von A: nur falls "A negativ definit" ist: