Kinder und Jugendliche mit komplexem Hilfebedarf in Chemnitz Eine Fallanalyse

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Transkript:

Kinder und Jugendliche mit komplexem Hilfebedarf in Chemnitz Eine Fallanalyse Masterarbeit von Luca Alina Küster Betreuung durch M.Sc. Psych. Annett Meylan 1 www.tu-chemnitz.de

Gliederung 1. Ausgangspunkt Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Phänomen des komplexen Hilfebedarfs 2. Forschungsfragen 3. Vorgehen 4. Fragen und Anmerkungen 5. Literatur 2 www.tu-chemnitz.de

1. Ausgangspunkt Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: KiGGS Studie: Ø insgesamt 21% der Kinder und Jugendlichen zeigen Symptome psychischer Auffälligkeiten Ø SDQ: häufigste Problembereiche sind Verhaltensprobleme (M= 11,9%, J=17,6%), emotionale Probleme (M=9,7%, J=8,6%) und Hyperaktivitätsprobleme (M=4,8%, J=10,8%) (Hölling et al., 2007) 3 www.tu-chemnitz.de

1. Ausgangspunkt Phänomen des komplexen Hilfebedarfs Begriffserklärung Bei Familien und jungen Menschen mit komplexem Hilfebedarf handelt es sich um Fälle, bei denen gleichzeitig Hilfe durch die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Jugendhilfe, die Schule oder berufliche Ausbildung und häufig auch durch andere Institutionen zu leisten ist. (Stadt Leipzig; Dezernat V: Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule/Jugendamt, 2009, S. 4) Ø Notwendigkeit einer Betreuung durch verschiedene Professionen Ø Prinzip des Drehtürpatienten (Brandt, 2014, S.13) 4 www.tu-chemnitz.de

1. Ausgangspunkt Phänomen des komplexen Hilfebedarfs Die Betroffenen Junge Menschen,... die über pädagogische Krisen hinaus in weiteren Bereichen Auffälligkeiten zeigen, die multiprofessionelle Hilfe erfordern deren Auffälligkeiten die Teilhabefähigkeit am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigen oder ernsthaft bedrohen deren Auffälligkeiten zur Notwendigkeit von Untersuchungen im Bereich des Sozialverhaltens, der Leistungsfähigkeit, der psychischen und psychosomatischen Störungen führen (Jugendamt Landkreis Leipzig, 2013, S. 2) 5 www.tu-chemnitz.de

1. Ausgangspunkt Phänomen des komplexen Hilfebedarfs Die Betroffenen Zunahme des Anteils der schwer belasteten und unter diagnostizierbaren psychischen Störungen leidenden Kinder und Jugendlichen (Stadt Leipzig; Dezernat V: Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule/Jugendamt, 2009) ca. 500 Heranwachsende mit komplexem Hilfebedarf im Freistaat Sachsen (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, 2007) 6 www.tu-chemnitz.de

2. Forschungsfragen Ø Gibt es bei diesen Kindern und Jugendlichen mit komplexem Hilfebedarf Gemeinsamkeiten in deren Biographien und Jugendhilfe-Karrieren? Ø Was könnten in diesem Zusammenhang mögliche Prädiktoren für diese dramatischen und kostenintensiven Fälle sein? Ø Wie kann die Situation von Kindern und Jugendlichen mit komplexem Hilfebedarf kosten- und betreuungstechnisch verbessert werden? 7 www.tu-chemnitz.de

3. Vorgehen Datengrundlage: 21 anonymisierte Sozialberichte von Kindern und Jugendlichen mit komplexem Hilfebedarf in Chemnitz sowie zusätzliche Informationen (z.b. Bildungsabschluss der Eltern) - bereitgestellt vom Amt für Jugend und Familie Chemnitz Methodik: Entwicklung eines Kategoriensystems Ø Induktive Ableitung von Ober- und Unterkategorien (vgl. Mayring, 2015) - z.b. Familie, Schullaufbahn, Bisherige Hilfemaßnahmen etc. 8 www.tu-chemnitz.de

3. Vorgehen Methodik: Datensammlung aus den Berichten Datenauswertung: Analysieren (z.b. Häufigkeiten) und Zusammenfassen der Kategorien Ø Darstellung der Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfragen Diskussion der Ergebnisse: Ø Ableitung von zielgerichteten Handlungsempfehlungen zur frühzeitigen Einsetzung von Prävention 9 www.tu-chemnitz.de

4. Fragen und Anmerkungen Welche weiteren Ideen oder Erfahrungen haben Sie im Umgang mit qualitativen Daten? Haben Sie Anmerkungen bzgl. meines Vorgehen? Wo könnten Probleme in der Untersuchung meiner Forschungsfragen auftreten? 10 www.tu-chemnitz.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 11 www.tu-chemnitz.de

5. Literatur Brandt, B. (2014). Kooperation der beteiligten Akteur/innen/e bei der Regelversorgung verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher in Berlin. (Dissertation, Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland). Abgerufen von http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:83-opus4-53050 Hölling, H., Erhart, M., Ravens-Sieberer, U., & Schlack, R. (2007). Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen: Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 50(5 6), 784 793. https://doi.org/10.1007/s00103-007-0241-7 Jugendamt Landkreis Leipzig. (2013). Vereinbarung zur Kooperation in Fällen komplexen Hilfebedarfes zwischen Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. stationärer Kinder- und Jugendmedizin im Landkreis Leipzig. Abgerufen von https://www.landkreisleipzig.de/f-download-d-file.html?id=11060 Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (12., überarbeitete Auflage). Weinheim, Basel: Beltz. Sächsisches Landesamt für Familie und Soziales. (2007). Situationsbeschreibung zu Kindern mit komplexem Hilfebedarf im Freistaat Sachsen. Abgerufen von https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11803 Stadt Leipzig; Dezernat V: Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule/Jugendamt. (2009). Komplexer Hilfebedarf - Perspektiven der Kooperation von Jugendhilfe, Psychiatrie und Schule: Abschlussbericht zum Landesmodellprojekt des Jugendamtes Leipzig und der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendamt November 2007 - September 2009. Abgerufen von https://digital.zlb.de/viewer/content?action=application&sourcepath=15374537/abschlussbkompl_hilfebedarf.pd f&format=pdf 12 www.tu-chemnitz.de