Resilienzförderung am Beispiel von Theaterprojekten und des Programms Gesundheit und Optimismus. Dagmar Zeller-Dittmer

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Transkript:

Resilienzförderung am Beispiel von Theaterprojekten und des Programms Gesundheit und Optimismus Dagmar Zeller-Dittmer

Gliederung 1. Wie komme ich zu diesem Thema? 2. Was haben Theaterprojekte mit Resilienz zu tun? 3. Was ist eigentlich das GO Programm? 4. Erste Erfahrungen mit dem GO Programm am JSG in Karlstadt

1. Wie komme ich zu diesem Thema? Zum einen: Masterarbeit in Psychologie: Die Bedeutung des Faches Theater in der Wahrnehmung von Theater spielenden Schülern und Schülerinnen hinsichtlich persönlicher, sozialer und ästhetischer Bildungserfahrungen (2014): Wozu das Theater? Zum anderen: Oberstufenkurs Psychologie am JSG seit 4 Jahren, in dem wir Resilienz theoretisch behandeln als Teil des Lehrplanes und in diesem Jahr ein evaluiertes Programm durchführen

THEATER - BILDER Die zeigen, dass man Mut braucht Aus sich herausgeht Verantwortung übernimmt Über sich hinauswächst Gemeinschaft intensiv erlebt

2009 Biedermann und die Brandstifter

2011 Shakespeares Sommernachtstraum: singende Elfen

Vorgruppe zur Oper The Colour im Mainfrankentheater (2013)

2013 Moderner Tanz im Mainfrankentheater

2015 Draußen vor der Tür: Beckmann ist verver zweifelt

2016 Schneewittchen: tanzende Zwerge

2. Was haben Theaterprojekte mit Resilienz zu tun? Beispiel Masterarbeit zu Erfahrungen von 123 Jugendlichen mit Theaterprojekten in ihrer Schulzeit anhand von Fragebögen (2012-2014)

Das antworten 123 Schüler zwischen 10 und 19 Jahren nach mind. 2 Jahren Spielerfahrung? Frage 33 (Das Besondere am Theater?) Positives Gruppenerleben (Akzeptanz und Geborgenheit) Selbstvertrauen wird gestärkt Neue Leute kennen lernen Eigenheiten anderer akzeptieren können Spaß haben in der Gruppe

Was antworten 123 Schüler zwischen 10 und 19 Jahren nach mind. 2 Jahren Spielerfahrung? Frage 33 (Das Besondere am Theater?) Kreativitätsförderung ist gegeben Erlernen neuer Kompetenzen, Selbstwirksamkeit In Rollen schlüpfen lernen, in andere einfühlen Verantwortung für die Gruppe übernehmen Kritik (Aufwand, Zeit, Anstrengung)

Resilienz Forschungsüberblick nach Heller (2015) Resilienz: Innere Stärke für Führungskräfte Theater

3. Was ist eigentlich GO? Gesundheit und Optimismus GO Trainingsprogramm für Jugendliche (Junge et al. 2002)

Inhalt von GO Es sind 8 Module zu je 90 Minuten Kennenlernen von Stress-Komponenten Denken, Fühlen, Handeln bei Stresserleben 2x Angst und Umgang damit Umgang mit Traurigkeit Selbstsicherheit Stressbewältigung Abschluss

Theoretischer Handlungsrahmen von GO Gedacht für Jugendliche von 14-18 Jahren Entstehung von psychischen Erkrankungen nach Diathese- Stress-Modell, das heißt, dass bestimmte Erkrankungen entstehen, wenn genetische Dispositionen auf ungünstige Umweltbedingungen treffen und dysfunktionale Bewältigungsstrategien vorliegen An diesen Bewältigungsstrategien setzt GO an! Günstige kognitive Bewertungen sollen erlernt werden.

Theoretischer Handlungsrahmen von GO Die Lebenszeit-Prävalenz von Angststörungen liegt bei Mädchen bei 12-22%, bei Jungen zwischen 6-14% (Wittchen 1998, Becker 2000) Die Lebenszeit-Prävalenz von Depression bei Mädchen liegt bei 13-27%, bei Jungen bei 12-13% Bei Angst spielt eine fehlerhafte Bewertung der Situation als bedrohlich eine Rolle sowie eine erlernte Hilflosigkeit Bei Depression spielen pessimistischer Attributionsstil (Bei mir geht immer alles schief!) und mangelnde soziale Fertigkeiten (Freundschaften pflegen) eine Rolle

Theoretischer Handlungsrahmen von GO Die inhaltliche Konzeption von GO befasst sich aufgrund der Häufigkeit des Vorkommens mit: Angst und Depression sowie mit dem Training sozialer Kompetenzen als auch mit Stressbewältigung, Problemlösen und Entspannung

Evaluation des Programms GO 612 Gymnasiasten von 4 Gymnasien aus Dresden nahmen teil 58% waren weiblich, im Durchschnitt waren sie 15,5 Jahre alt 21% Mädchen, 11% Jungen erfüllten bereits die Diagnosekriterien einer Angststörung 8% der Mädchen, 4% der Jungs hatten Erfahrungen mit Depression

Evaluation des Programms GO Ergebnisse: 87% beurteilen das Programm als gut oder sehr gut 52% schätzen den persönlichen Nutzen als groß oder sehr groß ein 97% empfehlen die Anwendung in Schulen

4. Erste Erfahrungen mit dem Trainingsprogramm? Nach bis dato vier von acht Sitzungen erlebe ich hohe Bereitschaft der Jugendlichen mitzumachen sich zu öffnen mit teilweise sehr persönlichen Beiträgen sich an Rollenspielen zu beteiligen

Modul 2: Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen, Reaktionen des Körpers und Handlungen (Wie gehe ich mit Stress um?)

Modul 3: Gedanken, Gefühle und Verhalten bei Stress-Erleben und Alternativen: 4-Komponenten- Modell

Beispiel für einen negativen Kreislauf einer Schülerin: 1. Situation: Vor einer Mathe-Klausur 2. Gedanken: Das wird schwer Das schaffe ich eh nicht Mathe konnte ich noch nie 3. Gefühle: Hilflosigkeit, Panik, Unsicherheit 4. Verhalten: hektisches Arbeiten, Details vergessen, etwas übersehen

Beispiel für einen positiven Kreislauf einer anderen Schülerin: 1. Situation: Vor einer Mathe-Klausur 2. Gedanken: Ich habe mich so gut wie möglich vorbereitet Ganz ruhig, ich mache eins nach dem anderen Ich werde das irgendwie schaffen 3. Gefühle: Zuversicht, Hoffnung, Selbstvertrauen 4. Verhalten: ruhiges Arbeiten, nichts Wesentliches übersehen

Beispiele erarbeiten in Gruppen anhand der Gefühle Angst, Trauer, Wut und Freude: Wie gehe ich, wie andere mit Gefühlen um?

Resilienz Forschungsüberblick nach Heller (2015) Resilienz und Führung Theater GO

Danke fürs Zuhören!