wieso eigentlich und wie? Dr. Irmtraud Schnell Reinhardswaldschule
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- Regina Bergmann
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1 Individuelle Förderung - wieso eigentlich und wie? Dr. Irmtraud Schnell Reinhardswaldschule
2 Überlegungen 1. Der Anspruch Individuelle Förderung - kritisch betrachtet. 2. Individuelle Förderung als Kernauftrag von Schule 3. Wissen über das Lernen von Kindern 4. Dem Wissen folgendes Handeln 5. Zum Beispiel Schriftspracherwerb 6. Abschließende Gedanken
3 1. DER BEGRIFF INDIVIDUELLE FÖRDERUNG KRITISCH BETRACHTET
4 Individuelle Förderung ein Allheilmittel? im Dienste des outputs? ein schwerfassbarer, wenig konturierter Begriff
5 2. INDIVIDUELLE FÖRDERUNG ALS KERNAUFTRAG VON SCHULE
6 Wichtig ist zunächst eine Stabilisierung des Ausgangsniveaus zur Weiterentwicklung der Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes. Den Schülerinnen und Schülern sollen Anforderungen gestellt werden, die es ihnen erlauben, sich weiterzuentwickeln. Förderempfehlungen werden formuliert, um konkrete Angebote und Maßnahmen der Förderung zu definieren. Die Förderempfehlung gibt beispielsweise Antworten darauf, wie der momentane Lern-Leistungs- und Entwicklungsstand des Schülers aussieht, wo sie/er besonderen, vordringlichen Förderbedarf hat, wie die Lehrperson diesen Förderbedarf entsprechen kann und was die Eltern sowie der Schüler selbst beitragen können (Gläser-Zikuda 2010,374).
7 Individuelle Förderung muss die individuellen Kompetenzen des Kindes herausfordern und weiterentwickeln helfen Individuelle Förderung muss sinnhaft sein Individuelle Förderung muss eingebettet sein in das Lernen und Leisten im Alltag der Klasse Individuelle Förderung hat individuelle Ziele Individuelle Förderung muss kommunikativ eingebettet sein (Bartnitzky 2010,310ff.).
8 Individuelle Förderung als Kernauftrag von Unterricht und Schule Individuelle Förderung als Akzeptanz und Berücksichtigung individueller Lernausgangslagen in einer herausfordernden Unterrichtsund Schulkultur
9 3. WISSEN ZUM LERNEN VON KINDERN
10 Bezugswisenschaften: Pädagogische Psychologie und Motivationspsychologie Hirnforschung Psychoanalytische Pädagogik Bildungsforschung
11 Pädagogische Psychologie Motivationspsychologie Kinder gleichen Alters weichen in ihrer Entwicklung u.u. mehrere Jahre voneinander ab, bei Schuleintritt bis zu vier Jahren. Die Passung der Aufgaben bezog Heckhausen in den 60er Jahren auf das Lernniveau, dazu gehört auch das Sprachniveau, sie kann aber durchaus auch auf die emotionale Lage eines Kindes und seine Interessen bezogen werden. Aufgaben müssen so gestellt sein, dass sie erreichbar erscheinen und einen Anspruch, eine Herausforderung darstellen.
12 Pädagogische Psychologie Motivationspsychologie Unter- und Überforderung stören gleichermaßen die Motivation zum Lernen. Das Lernen erhält sich selbst, wenn der Flow nicht unterbrochen wird. Die Bedeutung der Selbstattribuierung, also, wie das Kind Erfolg und Misserfolg begründet und die Möglichkeiten zur Veränderung einschätzt, beeinflusst die Bereitschaft zum Lernen und bildet eine wichtige Voraussetzung für weitere Erfolge bzw. Misserfolge.
13 Lernfreude erhält sich selbst, wenn Kinder weder über- noch unterfordert werden Neugier Herausforderung Positive Erwartung Erfolgreiche Bewältigung
14 Hirnforschung Nur dort, wo sich Bezugspersonen für das einzelne Kind persönlich interessieren, kommt es in diesem zu einem Gefühl, dass ihm eine Bedeutung zukommt, dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt, sich für Ziele anzustrengen. Kinder und Jugendliche haben ein biologisch begründetes Bedürfnis, Bedeutung zu erlangen. Ohne ihnen zufließende Beachtung können sie nicht nur keine Motivation aufbauen, sondern sich auch insgesamt nicht gesund entwickeln (Bauer 2007, 20).
15 Psychoanalytische Pädagogik Im besonderen Maße benötigen Kinder mit Lernbeeinträchtigungen im schulischen Lernen ein einfühlsames Verstehen ihrer inneren Situation, eine sichere emotionale Bindung und eine überdurchschnittliche Unterstützung durch Erwachsene. Sie bedürfen mehr Anleitung und Hilfe als andere Kinder, eine differenzierte, Sicherheit gewährende und didaktisch hochwertige Förderung (Ahrbeck/ Rauh 2010, 298).
16 Psychoanalytische Pädagogik schwierige Balance zwischen der Übernahme haltender Funktionen und dem Zumuten von Belastungen, die mit dem Lernen untrennbar verbunden sind (Ahrbeck/ Rauh 2010, 298).
17 Bildungsforschung hohe Stabilität zentraler Problemlagen leistungsschwache Schülerinnen und Schüler vor allem aus bildungsferneren Schichten und zugewanderten Familien gezielter zu fördern, so dass ihre Bildungskarrieren erfolgs- und nicht misserfolgsbestimmt verlaufen (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006, 77).
18 Bildungsforschung leistungsschwache Schülerinnen und Schüler...unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft systematisch und massiv zu fördern (Wissenschaftlicher Beirat 2008, 6).
19 Bildungsforschung Der zunehmenden Kluft in den Bildungsverläufen von Kindern und Jugendlichen, die bestehende Bildungsangebote erfolgreich nutzen, und jenen, bei denen sich Benachteiligungen eher kumulieren, muss entschiedener begegnet werden... Eine zentrale Herausforderung besteht daher darin, allen jungen Menschen über ein dem gesellschaftlichen Entwicklungsniveau angemessenes Bildungsniveau die soziale und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen... Die Vermittlung von Wissen und Können und die zielgerichtete pädagogische Förderung, Unterstützung und Betreuung müssen in allen Bildungsbereichen stärker aufeinander bezogen werden... (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, 13).
20 Fazit 2 1. Unterrichts- und Schulkultur respektieren die Lernausgangslage des einzelnen Kindes, seine Interessenlage, seine Sprachfähigkeit und sein Lernniveau und machen sie zur Grundlage von weiterführenden Lernangeboten Voraussetzung dafür ist die Erhebung der Lernausgangslage 2. Ungünstige Startbedingungen von Kindern werden berücksichtigt bei Erhalt der Herausforderung des Lernens
21 3. Unterrichts- und Schulkultur schaffen gleichzeitig eine Atmosphäre der Angstfreiheit und des bedingungslosen Angenommen-Seins Deshalb werden Lern- und Leistungssituationen deutlich voneinander getrennt Ein konstruktiver Umgang mit abweichenden Lösungen ermöglicht Kindern eine selbstreflexive Haltung und schafft für alle Schülerinnen und Schüler Gelegenheiten zur Metakognition 4. Unterrichts- und Schulkultur geben Halt und setzen Grenzen
22 4. DEM WISSEN FOLGENDES HANDELN
23 Didaktik und Methodik Es sind anregende Lernsituationen, die durch die gestaltete Lernumgebung möglich werden. Solche Lernumgebung und Lernsituationen sind aber die Voraussetzung und Grundlage dafür, dass Aufgaben gute Aufgaben werden können (Bartnitzky 2011, 29).
24 Didaktik und Methodik Kinder brauchen Lesestoff, der ihr Interesse trifft sie brauchen Lesezeiten und Leseplätze zum freien Lesen in der Schule sie brauchen Lesepartner bzw. Lesepaten gleichen oder höheren Alters mit denen sie sich über Gelesenes austauschen können sie können ein Lesetagebuch führen, das ihre Begegnungen mit Lesestoffen dokumentiert (vgl. Bartnitzky 2011, 29).
25 Didaktik und Methodik Effektive Methoden individueller Förderung: (1) Traditionelle Verfahren der Inneren Differenzierung (2) Methoden der Gruppenarbeit, durch die insbesondere die schwächeren Schüler profitieren (3) Methoden der individuellen Förderung durch speziell ausgebildete Lehrer oder durch Tutoren (vgl. Wellenreuther 2009, 223).
26 Förderung und Halt Möglicherweise sind die emotionalen Wirkungen (ungeteilte Zuwendung durch die Lehrperson) und die Kontrollwirkungen (maximale Konzentration, d.h. keine aufgabenfremden Aktivitäten möglich) nicht nur Neben-, sondern (latente) Hauptwirkungen (Hoppendietzel/Arnold 2008, 42).
27 Förderung und Halt Bedeutung der vorbereiteten Umgebung
28 Jahrgangsübergreifendes Lernen von Klasse 1 bis 4
29 5. ZUM BEISPIEL SCHRIFTSPRACHERWERB
30
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32 Förderung nach dem 4-Säulen Modell (nach Brügelmann/ Brinkmann 1998) Freies Schreiben eigener Texte Systematische Einführung von Schriftelementen und Leseverfahren Gemeinsames (Vor-)Lesen von Kinderliteratur Aufbau und Sicherung eines Grundwortschatzes
33 Lautleseverfahren trainieren die Leseflüssigkeit (die Dekodierfähigkeit, die Automatisierung, die Lesegeschwindigkeit und den Leseausdruck) das Leseverstehen unterscheiden sich vom Reihumlesen durch wiederholtes Lautlesen als Übungsform Einprägen von Buchstaben- und Wortkombinationen Vergrößerung des Sichtwortschatzes Beachten von Signalen des Textes und entsprechender Betonung begleitendes Lautlesen (Partnerlesen unterschiedlich kompetenter Leser mit verteilten Rollen, paralleles Lesen in Lesetandems) Lesen als besonderes ästhetisches Ereignis (Vortrag, Lesetheater, Vorlesestunde mit stimmungsvollem Arrangement)
34 Textdetektiv-Methoden üben das bewusste Aufschlüsseln eines Textes mittels bestimmter Methoden (analog zur Detektivarbeit) sind je nach Textart und inhalt geeignet, z. B. 1) Überschrift bedenken, eigene Erwartungen formulieren Ich glaube, es geht in diesem Text um... 2) Eigene Vorstellungen zur Überschrift und zum Text entwickeln Ich kann richtig vor mir sehen, wie... 3) Verbindungen zu Bekanntem herstellen Dies erinnert mich an..., Ich kann gut nachvollziehen, dass...
35 Textdetektiv-Methoden 4) Schwierige Begriffe oder Textstellen markieren und die eigenen Irritationen formulieren Ich weiß nicht genau, was... bedeutet. Unklar ist mir noch, warum... Ich war verwirrt, als... Ich habe nicht erwartet, dass... 5) Klärungswege überlegen Ich muss den Text noch mal lesen. Ich schaue mal im Internet nach. Ich frage mal... Verständnis prüfen Weiß ich wirklich, was ich gerade gelesen habe? Kann ich das Gelesene in eigenen Worten wiedergeben?
36 Textdetektiv-Methoden 6) Wichtige Stellen markieren Der wichtigste Satz in diesem Abschnitt ist... Ein Schlüsselwort in dem Gedicht ist... 7) Wichtige Aussagen bzw. Textstellen zusammenfassen Ich habe den Abschnitt so verstanden, dass... Die Geschichte handelt von einem... 8) Die Erinnerung an das Wichtige prüfen Ich tu mal so, als wollte ich das... erzählen. (vgl. Rosebrock / Nix 2010, 63)
37 6. ABSCHLIEßENDE GEDANKEN
38 Individuelle Förderung Transparente Ziele Klare Instruktion Innere bzw. natürliche Differenzierung Kooperatives Lernen Anerkennung Jahrgangsübergreifendes Lernen
39 Quadratur des Kreises Selektion Erziehung und Bildung
40 Bausteine inklusiven Unterrichts Sonntag (2010)
41 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Quelle: Stähling/Wenders 2009
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