AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser. Kapitel 8 Geldpolitische Transmission: das IS-MP-PC-Modell
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- Teresa Dresdner
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1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser Kapitel 8 Geldpolitische Transmission: das IS-MP-PC-Modell Version:
2 Probleme des IS-LM-Modells Ziel der EZB: Preisniveaustabilität (in der Formulierung eines Inflationsziels) keine primäre Outputsteuerung wie im IS-LM-Modell Instrumentarium der EZB: Steuerung der kurzfristigen Geldmarktzinsen (über Offenmarktgeschäfte) und damit der Kreditzinsen keine direkte Steuerung der Geldmenge wie im IS-LM-Modell neues Modell: IS-MP-PC-Modell AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 2
3 Grundstruktur des geldpolitischen Transmissionsprozesses Instrumente der EZB (z.b. Hauptrefinanzierungsgeschäft) Geldmarktsätze, Zinssätze für Refinanzierung der Banken Zinsen für Bankkredite an Private, Zinsen an Kapitalmärkten Gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Preisniveau, reales Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosigkeit) Operating Targets Zwischenziele Endziele Geldangebotsprozess Kapitel 7 Transmissionsprozess Kapitel 8 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 3
4 Theorien zum Transmissionsprozess Zinstheoretischer Transmissionsprozess Erwartungstheoretischer Transmissionsprozess AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 4
5 Zinstheoretischer Transmissionsprozess Ausgangspunkt Notenbank kann Zins für Bankkredite und -einlagen steuern Wie wirkt sich das auf gesamtwirtschaftliche Nachfrage aus? Einfluss auf die Investitionsgüternachfrage Einfluss auf die Ertragslage von Unternehmen und Banken über den Leverage Effekt Einfluss auf den privaten Konsum AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 5
6 Finanzmarktstruktur in Euroland, Japan und den USA (in % des BIP) in 22 Aktienmarktkapitalisierung Umlauf Schuldverschreibungen Unternehmen Umlauf Schuldverschreibungen Staat Bankeinlagen Bankkredite Euroraum 47 6,6 54,1 81,3 17,9 USA 14 22,8 42,8 44, 51,2 Japan 58 17,9 114,8 118,8 11, Quelle: EZB AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 6
7 Transmission monetärer Impulse im Euroraum 2 x 1 3 BIP 4 x 1 3 Inflation (HVPI) 5 x 1 3 Inflation (Löhne).2 Inflation (Rohstoffe) x x x M-Euribor Kreditzins priv. Konsum Investitionen AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 7
8 Transmission monetärer Impulse im Euroraum Impuls-Antwort-Folgen messen die Reaktion der gezeigten Variablen auf einen geldpolitischen Schock vor Auftreten des Schocks waren alle Variablen im Gleichgewicht (bei Null) nach unendlich vielen Perioden werden alle Variablen auch wieder im Gleichgewicht (bei Null) sein die Zeit auf der x-achse sind Quartale Inflation und Zins werden in Prozent gemessen =.3 =.3 Prozentpunkte = 3 Basispunkte (beim Zins) vom Gleichgewicht BIP und Komponenten sind Niveaugrößen (Indices) =.2 =.2 Prozent vom Gleichgewicht AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 8
9 Investitionsfunktion: Direkter Einfluss der Zinsen auf Investitionsgüternachfrage kreditfinanzierte Investition je höher Kreditzins, desto geringer der erwartete Gewinn aus der neuen Investition Investitionen hängen negativ vom Kreditzins ab AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 9
10 Investitionsfunktion: Direkter Einfluss der Zinsen auf Investitionsgüternachfrage IS-LM-Modell IS/MP/PC-Modell i π =, i = r r π, i r I(i) I(r) I Investitionsnachfrage hängt vom Realzins ab, da für die Investitionsplanung die erwarteten realen Erträge von Bedeutung sind. I AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 1
11 Indirekter Einfluss: Bilanzkanal (Balance Sheet Channel) betont die Bedeutung asmmetrischer Information bei der Fremdfinanzierung Kreditnehmer kennt Chancen/Risiken seines Projekts besser als Kreditgeber. Ausgangspunkt: Hebeleffekt (Leverage Effekt) rgkgk = rekek + rfk FK GK FK rek = rgk rfk EK EK EK FK FK rek = rgk + rgk rfk EK EK EK FK rek = rgk + ( rgk rfk ) EK Leverage AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 11
12 Indirekter Einfluss: Bilanzkanal (Balance Sheet Channel) Wirkungsweise der Geldpolitik Kreditzinsen -> Fremdkapitalrendite Fremdkapitalrendite -> Eigenkapitalrendite Eigenkapitalrendite -> Bonität Bonität -> Zugang zu neuem Kapital Zugang zu neuem Kapital -> Investitionen Wirkungsweise verstärkt sich durch hohen Verschuldungsgrad hohe kurzfristige Verschuldung AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 12
13 Bilanz der Unternehmen in Deutschland in 2 (in % der Bilanzsumme) Sachvermögen 48, Geldvermögen 51,6 ( Forderungsvermögen ) Rechnungsabgrenzungs-,4 posten Aktiva 1, (= 4265 Mrd. DM) Eigenmittel 17,2 Kurzfristige 46.6 Verbindlichkeiten Langfristige 16,5 Verbindlichkeiten Rückstellungen 19,2 Rechnungsabgrenzungs-,5 posten Passiva 1, AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 13
14 Effekte der Zinspolitik werden damit verstärkt Finanzakzelerator eine restriktive Geldpolitik verringert die EK-Rendite eines verschuldeten Unternehmens und damit seine Kreditwürdigkeit durch die Verschlechterung der Finanzierungsmöglichkeiten insbesondere in Kombination mit einer begrenzten Möglichkeit einer alternativen Mittelaufnahme (z.b. am Aktienmarkt, v.a. bei kleinen Unternehmen) kommt es zu realwirtschaftlichen Effekten unterlassene Investitionen Notwendigkeit zu Entlassungen sonstige Sparmaßnahmen AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 14
15 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage r Y D (ohne Akzelerator-Effekt) r Y D (mit Akzelerator-Effekt) Y n AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 15 Y
16 Einfluss der Zinsen auf den privaten Konsum einfache Konsumfunktion: C = C (Y verfügbar ) mit dc/dy verfügbar > erweitert (aus mikroökonomischen Überlegungen abgeleitet) Zinssatz (für Einlagen) beeinflusst Spar- und somit Konsumentscheidungen intertemporal hohe Zinsen heute (und erwartete niedrige Zinsen morgen) führen zu höherem Sparen und somit niedrigerem Konsum heute C = C (Y verfügbar, r) mit dc/dr < auch hier ist der Realzins der relevante Zins, da nur die Güter (nicht der Wert der Güter) Nutzen stiftet AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 16
17 Erwartungstheoretischer Transmissionsprozess Notenbank hat ein mittelfristiges Inflationsziel Grund: Stabilisierung der Inflationserwartungen auf diesem Niveau gemäß der Phillipskurve haben Änderungen der Inflationserwartungen einen direkten Einfluss auf die Preise und damit die Inflationsrate heute Lohn-Preis-Zusammenhang im AS-AD-Modell sind die Inflationserwartungen fest verankert, geht in die Lohnverhandlungen das Inflationsziel der Notenbank ein AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 17
18 Erwartungstheoretischer Transmissionsprozess allgemeinste Formulierung der Phillipskurve ( u ) e π = π d u t t t n Achtung: jetzt d anstatt α Einführung der Produktionslücke t Ausrichtung der Inflationserwartungen am Inflationsziel π neue Formulierung der Phillipskurve π =π +d t AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 18 t ( 1 ) ( 1 ) t n ( 1 u ) L Y Y u L u L u u = = = u u = Y Y ( ) t n t n t t n t Y 1 u n n n π e =π t wenn Y n = 1 n
19 Erwartungstheoretischer Transmissionsprozess bei fest verankerten Inflationserwartungen gehen die Privaten davon aus, dass die Inflationsrate mittelfristig immer gleich dem Inflationsziel der Notenbank ist kurzfristige Abweichungen der Produktion von ihrem natürlichen Niveau führen zu kurzfristigen Änderungen der aktuellen Inflationsrate, ohne dass dies mittelfristig Änderungen der Inflationsrate zur Folge hat da das Inflationsziel glaubwürdig ist (die Inflationserwartungen also fest verankert sind), gehen die Privaten davon aus, dass die Notenbank alles tun wird, um nach kurzfristigen Störungen wieder möglichst schnell das natürliche Produktionsniveau zu erreichen AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 19
20 Zusammenfassung im IS-MP-PC-Modell IS-Kurve Gütermarktgleichgewicht: Y = C( Y T) + I( Y, r) + G = c + c ( Y T) + b + by b r + G c + b b2 G ct 1 Y = r + 1 c b 1 c b 1 c b natürliches Niveau: Y n c + b b G ct = r n 1 n n c1 b1 c1 b1 c1 b1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 2
21 Zusammenfassung im IS-MP-PC-Modell IS-Kurve Gütermarktgleichgewicht (wenn Y =1): Y Y = n c + b b2 G ct 1 = r + 1 c1 b1 1 c1 b1 1 c1 b1 c + b b2 Gn ct 1 n rn + = 1 c1 b1 1 c1 b1 1 c1 b1 b ( ) ( r r ) ( G G ) c ( T T ) 2 n 1 n = n + = 1 c1 b1 1 c1 b1 = b r r +ε n 1 n AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 21
22 Zusammenfassung im IS-MP-PC-Modell IS-Kurve als prozentuale Abweichung vom natürlichen Niveau: Y Y n = = a br N Yn G = G und T = T 1 n n AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 22 n ( ) ε mit ε, σ ε bei geschlossener Produktionslücke (im mittelfristigen GG): ε = (Veränderung der Staatsausgaben/Steuern werden als Nachfrageschock interpretiert) für den natürlichen Realzins gilt dann: r = r = = a br r = a b n 1 n
23 Zusammenfassung im IS-MP-PC-Modell Phillips-Kurve (PC) 2 2 ( ) ε π =π + d+ε mit ε N, σ Grafische Darstellung im r / π Diagramm 2 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 23
24 Zusammenfassung im IS-MP-PC-Modell r = a br +ε a 1 1 r = + ε b b b 1 1 r n IS π PC π = π + d + ε 2 π AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 24
25 Geldpolitik im IS-MP-PC-Modell Stabilisierung durch Geldpolitik r ε 1 ε 2 π L AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 25 Ökonomie ohne Geldpolitik L (= Loss) steht für den Wohlfahrtsverlust, der durch Schwankungen der Produktion um ihr natürliches Niveau und der Inflationsrate um das Inflationsziel entsteht
26 Geldpolitik im IS-MP-PC-Modell die Notenbank versucht die Verlustfunktion zu minimieren ihr Instrument ist ein kurzfristiger Nominalzins i (sie kann perfekt die Refinanzierungskosten der Banken steuern) bei gegebenen Inflationserwartungen hat sie damit auch Kontrolle über den Realzins r Zielfunktion ist gegeben durch L ( ) 2 2 = π π +λ wobei < λ < AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 26
27 Strategie des flexiblen Inflation Targeting (IT) Optimale Geldpolitik min L = π π + λ ( ) 2 2 unter folgenden Nebenbedingungen π = π + d + ε2 = a br +ε1 Optimaler Zins opt a 1 d r = + ε + ε b b b d ( 2 +λ) 1 2 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 27
28 Strategie des flexiblen Inflation Targeting (IT) ( ) L = π π + λ π = π + d + ε 2 2 L = {( π π ) + λ } ψ{ π π d ε } 2 () 1 L = 2λ+ ψd = ( 2) L π = 2( π π ) ψ = aus ( 2 ): ψ = 2( π π ) 2λ aus () 1 : ψ = d λ konsolidierte Bedingung 1. Ordnung: ( 3) π = π d d Gl. ( 3 ) in die Phillipskurve einsetzten und nach auflösen: ( 4) = ε 2 2 d + λ a 1 d Gl. ( 4 ) in die IS-Kurve einsetzten und nach r auflösen: r = + ε + b b b d 2 ( + λ ) ε 1 2 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 28
29 Strategie des flexiblen Inflation Targeting (IT) alternative Vorgehensweise: ( ) ( ) L = π π + λ = d+ ε + λ = a br+ ε L = {( d + ε ) + λ } ψ{ a + br ε } 2 1 () 1 L = 2d( d+ ε2 ) + 2λ ψ = ( 2) L r = ψ b = ( 3) L ψ = a+ br ε1 = aus ( 2 ): ψ = in ( 1) d aus () 1 : = ε 2 2 in ( 3) d + λ a 1 d aus ( 3 ): r = + ε + b b b d 2 ( + λ ) ε 1 2 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 29
30 Flexibles IT r r = a br +ε 1 a 1 1 r = + ε1 b b b a 1 d r = + ε + ε b b b d 2 ( +λ) 1 2 IS π PC π = π + d + ε 2 π AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 3
31 Flexibles IT r r r (ε 1 = ) Nachfrageschock (ε 1 < ) π IS PC π AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 31
32 Flexibles IT r r r (ε 1 = ) Nachfrageschock (ε 1 < ) π IS 1 IS PC π π 1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 32 1
33 Flexibles IT r r r 1 r (ε 1 = ) r (ε 1 < ) Nachfrageschock (ε 1 < ) π IS 1 IS PC π π 1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 33 1
34 Flexibles IT r r r 1 r (ε 1 = ) r (ε 1 < ) Nachfrageschock (ε 1 < ) π IS 1 IS PC π π 1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 34 1
35 Flexibles IT Notenbank kann Nachfrageschock perfekt kompensieren kein Trade-off zwischen Inflation und Beschäftigung AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 35
36 Flexibles IT r Angebotsschock (ε 2 > ) r r (ε 2 = ) L ( ) 2 2 π π λ = + IS 1 ( π π ) ( L) ( ) 2 2 = ( L λ ) π PC h= L,g = L λ λ Output Junkie (Senkrechte) λ= Inflation Nutter (Waagrechte) λ=1 "flexibles" IT (Kreis) π g h AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 36
37 Flexibles IT r Angebotsschock (ε 2 > ) r r (ε 2 = ) IS π PC 1 PC π AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 37
38 Flexibles IT r Angebotsschock (ε 2 > ) r 1 r r (ε 2 >, λ = ) r (ε 2 >, λ ) IS π PC 1 PC π 1 B π A AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 38 1
39 Flexibles IT r Angebotsschock (ε 2 > ) r 1 r 2 r r (ε 2 >, λ = 1) IS π PC 1 PC π 1 2 B π A AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie
40 Flexibles IT Notenbank ist bei Angebotsschocks mit einem Tradeoff zwischen Inflations- und Outputstabilisierung konfrontiert Optimale Politik in Abhängigkeit von der Zielfunktion und somit den Präferenzen der Notenbank AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 4
41 Verknüpfung zwischen Geldangebotsmodell und Zinssteuerung im -r-diagramm In -r-diagramm muss die Notenbank einen optimalen Realzins (r) steuern In Geldangebotsmodell kann Notenbank den nominellen Kreditzins der Banken (i C ) steuern Sie errechnet daraus i C, als i C = r + π r = optimaler Realzins π = Inflationsrate, die sich bei optimalem Realzins ergibt AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 41
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