Resistenzentwicklung
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- Vincent Wagner
- vor 5 Jahren
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1 7. Tag der Hygiene, Villach, 16. Oktober 2008 Resistenzentwicklung Fakten und Vermutungen ANISS Walter KOLLER Klinische Abteilung für Krankenhaushygiene des Klinischen Instituts f. Hygiene und med. Mikrobiologie Allgemeines Krankenhaus Wien Medizinische Universität Wien Austrian Nosocomial Infection Surveillance System 1
2 Vorwort Hygiene und Infektiologie: Hygiene = Lehre von Erhaltung der Gesundheit = Prävention, =Vermeidung von Krankheit Hygiene hat das Individuum und die Gesellschaft im Auge! Infektiologie = Lehre von Erkennung und richtiger Behandlung von Infektionen Ich betrachte das Thema aus der Sicht des Hygienikers 2
3 Hintergrund Zustand von Diagnostik, Therapie und Prävention: Antibiotike (AB) werden zu oft verwendet weltweit! AB werden oft gedankenlos eingesetzt.überwiegend ohne mikrobiologische Diagnose Wenn mikrobiologischer Befund, dann ist dieser oft unvollständig und manchmal falsch Prevention bleibt häufig eine leere Phrase 3
4 Hintergrund Wen kümmert es? WHO! CDC! ASM! US governement, Bush-administration? ECDC! EU-Rat! Nat. Wissensch. Gesellschaften? Nationale und regionale Gesundheitsbehörden? BMGFJ.ABS-Project! ProHyg! Öffentlichkeit? EU und Österreichischer Antibiotika-Tag 18 Nov 2008! 4
5 Die Lage ist miserabel Exorbitant hohe Resistenzquoten in einigen Regionen der EU Österreich noch Insel der Seligen? Besonderes Infektionsrisiko bei Hochbetagten vs. Prognosen zur Entwicklung der Alterspyramide Explosive Resistenzzunahmen vs. AB-Verbrauchskurven Invasion von killer bugs ca-mrsa hypervirulente C.difficile Kosten von überlebten Infektionen mit MRSA oder ESBL Keine wirklich neuen AB in Entwicklung 5
6 S. aureus 20 MRSA EARSS AT: MRSA (%) EARSS-AT 18 17, ,3 14,19 13, , ,13 9,03 8 7, EARSS: MRSA im Ländervergleich M T R O PT G R IE UK IL IT T R HR CY B G FR ES HU BE DE P L LU LV CZ LT AT S I EE FI DK NL S E N O IS ,3 7,1 3,3 3,3 1,7 1,1 0,9 0,1 0 6
7 S. aureus EARSS-AT MSSA- und MRSA-Inzidenz pro nach Altersgruppen und Geschlecht, MRSA w MRSA m w m
8 Escherichia coli Fluoroquinolone- vs 3rd gen. Cephalosporine 8
9 Klebsiella pneumoniae Fluoroquinolone- vs 3rd gen. Cephalosporine 9
10 E. coli Jährliche ESBL-Quoten 20 EARSS AT: Escherichia coli Anteil ESBL-positiv an Gesamtisolaten mit Beurteilung , , ,1 2,2 2,3 0 0,
11 E. coli EARSS-AT Resistenzentwicklung in Österreich ,9 22,3 25, ,5 0,4 6,9 2,9 1,3 10,3 1,8 3,7 2,5 4,5 4,1 4,6 6,76,5 7,1 6, * 3rd Generation Cephalosporines Aminoglycosides Fluoroquinolones 11
12 E.coli EARSS-EU Fluorochinolon Resistenz in Europa: Aufwärtstrend in den meisten Ländern! 12
13 AB consumption ESAC Chinolon-Verschreibungen (Packungen) außerhalb Krankenhäusern, Österreich Verordnungen Chinolone über Jahre nach ATC-Gruppen CIP NOR MOX J01MA01 Ofloxacin J01MA02 Ciprofloxacin J01MA03 Pefloxacin J01MA04 Enoxacin J01MA06 Norfloxacin J01MA08 Fleroxacin J01MA11 Grepafloxacin J01MA12 Levofloxacin J01MA13 Trovafloxacin J01MA14 Moxifloxacin Cipro-Generika 13
14 BURDEN Multicenter prospective study of the Burden of Resistance and Disease in European Nations Jutta BERGER, Alexander BLACKY, Walter KOLLER Department of Hospital Hygiene Vienna General Hospital, AKH Medical University of Vienna, Austria 14
15 Ziele Erfassen der Auswirkungen von (multi)resisten Infektionserregern in Europa auf die betroffenen Patienten: individueller Krankheitswverlauf Morbidität Mortalität auf das Gesundheitssystem: Kostensteigerung durch längere Hospitalisierung Bedarf für intensivere Therapien Häufung von Patienten mit Behandlungsbedarf 15
16 Design 13 Krankenhäuser in 12 EU-Ländern Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Malta, Rumänien, Slovenien und UK koordiniert durch RIVM, Bilthoven NL einjährige prospektive multi-center Kohortenstudie standardisierte und einheitliche Datensammlung von Patienten mit Septikämie durch empfindliche oder resistente S. aureus oder E. coli gepaarte Kontrollpatienten ohne Septikämie 16
17 Ergebnisvariable Krankenhaustage nach gesicherter Septikämiediagnose Sterblichkeit im Spital Sterblichkeit 30 Tage nach gesicherter Septikämie-diagnose Lebend oder tot bei Entlassung 17
18 Fälle per August 2008: Vorl. Ergebnisse Österreich E.coli-Sepsis 75 ESBL-E.coli-Sepsis 9 S.aureus-Sepsis 44 MRSA-Sepsis 5 Sepsisfreie Kontrollen 266 Gesamt
19 Vorl. Ergebnisse Österreich Alter: Kontr. < E.coli < MSSA < ESBL-E.coli < MRSA Geschlecht: ESBL weiblich, MRSA männlich Aufenth.Dauer Mortalität: Notw. f OP: Intensivbeh.: Organersatzth.: Kontr. < E.coli < MSSA << ESBL-E.coli < MRSA Kontr. < E.coli < MSSA << ESBL-E.coli < MRSA Kontr. = E.coli = MSSA << ESBL-E.coli < MRSA Kontr. < E.coli << MSSA = ESBL-E.coli < MRSA Kontr. << E.coli = MSSA << ESBL-E.coli < MRSA 19
20 Warum sind so wenig neue AB in Entwicklung? AB passen nicht in die heutige Wirtschaft: Sind sie wirksam, braucht sie der Patient nicht lang Um Wirksamkeit zu erhalten, muss AB-Einsatz auf spezifische Situationen beschränkt bleiben Bei Übergebrauch rasch Resistenzen, AB nicht mehr marktfähig Marketing Strategien in extremem Gegensatz zu Präventions- Strategien Pharmaunternehmen konzentrieren ihre Ressourcen auf Langzeitmedikamente (HIV, Krebs und andere chronische Zustände) aus ökonomischen Beweggründen1 20
21 Was können wir jetzt tun? Diagnostik verbessern Einfluss der mikrobiol. Befunde auf Therapie steigern Ergebnisse der Resistenzepidemiologie für empirische AB Verschreibung einbinden Vernunft bei der individuellen AB Therapie (Verschreibung, Compliance d. Pat.) Alternativen zu AB fördern: kein AB wenn nicht indiziert; Antiseptica; Händehygiene; andere hygienische Maßnahmen in Gesundh.einrichtungen und privat; kein freier Verkauf von AB 21
22 BEACHTE: AB-Resistenz ist infektiös und übertragbar AB-Resistenz dringt in unsere Gesundheitseinrichtungen auch dann ein, wenn gute Hygienepolitik etabliert ist Druck aus Nachbarschaft! Um die Intelligenz der Mikroben auszutricksen, benötigen wir vielfasettige, intelligente Strategien und deren wirkliche Einhaltung 22
23 Alternativen zu Antibiotika (Beispiele*) Händehygiene, Kleidungshygiene; Reinigung Richtige Ernährung Isolierzimmer; Screening bei Aufnahme; molekulares Typisieren Personalausstattung; Melde- u. Veröffentlichungspflicht f. HAI SOPs für Arbeiten mit Expositionsrisiko Silber- oder Antisepticum-Beschichtung v. Kathetern Barrier nursing; Wahl Insertions-Stelle für iv-katheter Überdruckbeatmung anstelle endotrachealer Intub., Patient halb aufrecht lagern; künstliche Nase anstatt Atemluftbefeuchter Vermeiden langer oder kontaminationsträchtiger Operationen; Pat. am OP-Tisch wärmen; laparoscopische Abdominal-OP etc * Curtis LT: Prevention of HAI: review of non-pharmacological interventions. JHI 2008; 69:
24 Schlussfolgerungen Mängel in der Patientenbetreuung oder im hygienischen Verhalten können nicht durch Antibiotika kompensiert werden Solche Mängel mit Antibiotika zudecken ist eine kurzsichtige Strategie und teuer! Beweise für Nutzen der Hygiene so alt wie Semmelweis und ganz rezent! Verbessern der Hygiene in Gesundheitseinrichtungen entlastet die Budgets signifikant 24
25 Paaah!! Penicillin? Dass ich nicht lach! Zyvo, Zithro, Tobra... Cipro, Moxi, Dala... die können mich mal alle...! 25
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