Weiterentwicklung des Einzelhandels in Tirol
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- Lilli Lange
- vor 5 Jahren
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1 Weiterentwicklung des Einzelhandels in Tirol Entwicklungen und Trends Handlungsfelder und Perspektiven Sg. Landesstatistik und TIRIS 1 Weiterentwicklung des Einzelhandels Thesen und Auftrag Der Tiroler Einzelhandel ist von einem anhaltenden Strukturwandel und Konzentrationsprozess gekennzeichnet. Die Zukunft des Einzelhandels wird vom Konsumverhalten der TirolerInnen im Online-Handel maßgeblich beeinflusst. Angesichts dieser Herausforderungen erteilten die Tiroler Landesregierung und die Sparte Handel der Wirtschaftskammer Tirol gemeinsam den Auftrag an die KMU Forschung Austria und Partner, die zu untersuchen. Die Ergebnisse der Studie Einzelhandel Tirol 2030 basieren auf umfangreichen Daten- und Trendanalysen sowie Interviews und Workshops mit regionalen Akteuren. 1
2 Weiterentwicklung des Einzelhandels Überblick der Entwicklungs- und Trendfelder Quelle: KMU Forschung Austria Entwicklungen Die Macht des Ortes Die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte ist im Untersuchungszeitraum von 2004 bis 2014 stetig (-13 %) zurückgegangen. Diese quantitative Veränderung geht mit einem Strukturwandel einher: Während immer mehr Unternehmen mit einem einzigen Geschäftsstandort aus dem Markt ausscheiden, haben Großunternehmen ihre Filialexpansion in Tirol weiter fortgesetzt. Das Ausmaß der Verkaufsflächen ist in diesem Zeitraum insgesamt angestiegen (+8 %). Die Entwicklung zeigt, dass vor allem Einkaufs- und Fachmarktzentren stark an Fläche zugelegt haben, während die Verkaufsflächen in traditionellen Standorten abgenommen haben. Für die kommenden Jahre wird nicht nur ein weiterer Rückgang der Anzahl der Geschäfte, sondern auch ein Rückgang der Verkaufsflächen im Einzelhandel erwartet. 2
3 Entwicklungen Die KonsumentInnen In Tirol zeigt sich ein Trend zur Urbanisierung, indem auch zukünftig mit einer in- und ausländischen Wanderung in die Landeshauptstadt und in größere Orte zu rechnen ist. Der demografische Wandel in Tirol führt dazu, dass immer weniger jüngere KonsumentInnen einer steigenden Zahl an älteren KonsumentInnen gegenüberstehen werden. Diese Veränderungen führen zu einer Veränderung im Mobilitätsmix: Das Auto bleibt zwar Verkehrsmittel Nummer 1, die Alternativen dazu werden aber immer wichtiger. Räumlich gesehen ist das Kaufkraftniveau in Tirol sehr unterschiedlich verteilt. Zentrale Orte und Bezirke im Zentralraum als auch die Tourismuszentren reihen sich österreichweit unter die kaufkraftstärksten Gebiete ein. Exkurs Die KonsumentInnen im Bezirk Kitzbühel Wohnbevölkerung (Stand 2014) Die Anzahl der am Hauptwohnsitz gemeldeten Personen beträgt Die Altersstruktur weist Tirol weit den geringsten Anteil an Kindern (bis 15 Jahre) und höchsten Anteil an SeniorInnen (ab 65 Jahren) auf. Der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung (ca. 80% aus EU) beträgt 15% und nimmt damit nach Innsbruck-Stadt einen Spitzenplatz ein. Weitere Wohnsitze bzw. Zweitwohnsitze (Stand 2014) Im Bezirk Kitzbühel liegen Meldungen an Nebenwohnsitzen vor. Davon entfallen 69% auf Ausländer (ca. 97% aus EU). Die Relation von Zweitwohnsitzen zu Hauptwohnsitzen (Zweitwohnsitzquote) beträgt im Bezirk 36% und nimmt in einigen Gemeinden Werte über 50% an. Unter Annahme von 30% Anwesenheit entspricht dies nahezu Personen. Touristen (Stand 2014/15) Die Anzahl der Übernachtungen von Touristen beträgt im Tourismusjahr 2014/15 nahezu 5,9 Millionen, davon entfallen auf das Winterhalbjahr 53%. Das Äquivalent zur Wohnbevölkerung beträgt knapp über Personen. 3
4 Exkurs Bevölkerungsprognose 2014 bis 2030 in den Tiroler Bezirken nach Komponenten Quelle: ÖROK und Statistik Austria Exkurs Zweitwohnsitzqoute nach Gemeinden 8 4
5 Trends Neo-Ökologie Regional Bio - Fair Trade Durch zunehmende Urbanisierung und Globalisierung gewinnt die Region als Orientierungsmuster an Attraktivität. KonsumentInnen verbinden mit regionalen Produkten ein verbessertes Sortiment und Unterstützung für die lokale Wirtschaft. KonsumentInnen erwarten nicht nur mehr bei Obst und Gemüse die Wahrung ökologischer und zunehmend auch sozialer Kriterien, sondern auch bei Wein, Kosmetika, Reinigungsmitteln oder Kleidung. Nachhaltigkeit und Wiederverwertung Das steigende öko-soziale Bewusstsein der KonsumentInnen führt zum Trend der Second-Sale-Kultur (zweiter Verkauf). Upcycling nennt sich ein Trend, nach dem scheinbar wertlose, ausgediente Produkte in einem Veredlungsprozess aufgewertet und mit einem Hauch von Einzigartigkeit versehen werden. Gesundheit und Sport Zunehmender Wohlstand, ein gesunder und nachhaltiger Lebensstil führen dazu dass 12% der Verbrauchsausgaben privater Haushalte auf Freizeit, Sport und Hobby sowie weiter 4% auf Gesundheit entfallen, Tendenz steigend. Zu sich finden heißt das Motto, welches auch vom Einzelhandel berücksichtigt wird. Trends Digitale Zukunft Das World Wide Web wird für immer mehr Menschen zum Marktplatz. Der überwältigende Wachstumsboom des letzten Jahrzehnts im E-Commerce scheint sich zwar abzuschwächen. Das Online-Geschäft wird aber auch in den kommenden Jahren der wichtigste Treiber für den Einzelhandel sein. Nach einer Prognose wird sich der Anteil der Online-Ausgaben der TirolerInnen von 7 % im Jahre 2014 zumindest auf 14 % im Jahre 2030 verdoppeln, kann aber ebenso realistisch auf 28 % des Einzelhandelsvolumens im Jahre 2030 ansteigen. 30% 28% 20% 14% 10% 2% 7% 10% 14% 0% Entwicklung Szenario 1 (konservativ) Szenario 2 (progressiv) Quelle: KMU Forschung Austria 5
6 Megatrend Digitale Zukunft Informations- und Einkaufsmedium Internet % 100 Grafik Informationssuche nach und Einkauf von Einzelhandelswaren im Internet in Prozent der Tiroler Bevölkerung (zwischen 16 und 74 Jahren) im Jahre 2013 Grafik Informationssuchende im Internet nach Warengruppen in Prozent der Tiroler Bevölkerung (zwischen 16 und 74 Jahren) im Jahre 2013 Elektrogeräte (inkl. Handy) Bekleidung/Textilien Internet-NutzerInnen InfosucherInnen Internet-ShopperInnen Bücher/Zeitschriften Sportartikel Schuhe/Lederwaren Musik (CD/DVD/Download) Computer-Hardware Computer-Software Spielwaren Werkzeuge/DIY Möbel/Dekoration Filme (DVD/Blu-ray/Download) Kosmetik-/Parfüm Uhren/Schmuck 7 Quelle: KMU Forschung Austria Lebensmittel 4 % Megatrend Digitale Zukunft Erwartungen an Internet Händler Die Tiroler Online-ShopperInnen (16-74 Jahre) erwarten sich von guten Anbietern im Internet vor allem günstige Preise und eine große Auswahl. Zentrale Bedeutung für den Einkauf im Internet haben auch die Themen Zuverlässigkeit, Sicherheit und Seriosität. Das spiegelt sich auch in der Wichtigkeit der Zahlungsmöglichkeiten wider. Der Internet-Händler sollte die bevorzugte Zahlungsmöglichkeit (80 % der Tiroler Online-ShopperInnen bevorzugen Banküberweisung/auf Rechnung oder Kreditkarte) anbieten und sicheren Zahlungsverkehr gewährleisten. Wichtig ist auch der Auftritt des Händlers im Internet. Die Homepage/der Online-Shop sollte übersichtlich gestaltet sein und eine einfache Orientierung (bei gleichzeitig großer Produktauswahl) ermöglichen. Zudem erwarten sich die Tiroler Online-ShopperInnen ausreichende Produktinformationen. Die Lieferungen sollten versandkostenfrei für die KonsumentInnen sein, was auch die kostenfreie Rückgabe mit einschließt. Darüber hinaus legen die TirolerInnen Wert auf kurze Lieferzeiten. 6
7 Handlungsfelder und Perspektiven Quelle: KMU Forschung Austria Handlungsfelder und Perspektiven Ortsangepasste Einzelhandelsstruktur Als zentrales Zielbild für die Weiterentwicklung des Einzelhandels in Tirol gilt die ortsangepasste Einzelhandelsstruktur. Diese Strategie wird durch die aufgezeigten Konzentrationstendenzen (Entwicklungsfeld Macht des Ortes ) und die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung (Entwicklungsfeld Die KonsumentInnen) beeinflusst. Dimension 1 ist die Orientierung des stationären Einzelhandels in die Ortskerne und Stadtzentren. Es gibt in Tirol bereits Orte, in denen das soziale Leben nicht mehr in den Ortskernen stattfindet. Aber auch innerhalb von Städten wird sich in Zukunft die Konkurrenz zwischen den Standorten weiter verschärfen. Dimension 2 schließt eng an und befasst sich mit dem Thema Nahversorgung. Der ländliche Raum sollte wieder attraktiver werden, wozu der Einzelhandel mit Gütern des täglichen Bedarfs beitragen könnte. Klar ist aber auch, dass die Aufrechterhaltung Nahversorgung in kleinen Tiroler Orten eine Herausforderung darstellt. Dimension 3 für Ortsangepasste Einzelhandelsstruktur bedeutet, dass (großflächige) Einzelhandelsagglomerationen der jeweiligen Orts- bzw. Stadtgröße entsprechen sollen. 7
8 Handlungsfelder und Perspektiven Orts- und Stadtkernbelebung Ziel muss es sein, das Zentrum für den Einzelhandel und letztlich für die KonsumentInnen wieder attraktiv zu gestalten. Die Datenanalysen der letzten Dekade zeigen ein konträres Bild. Zu den attraktiven Standorten für den Einzelhandel und für die KonsumentInnen zählen vor allem Einkaufszenten und Fachmarktzentren. Aber auch innerhalb von Städten wird sich in Zukunft die Konkurrenz zwischen den Standorten weiter verschärfen. Neben dem raumordnungspolitischen Ansatz geht es in einem zweiten Schritt um die Attraktivierung des öffentlichen Raums für den Einzelhandel. Dies beginnt bei verkehrspolitischen Maßnahmen mit der Schaffung von geeigneten Infrastrukturen (z.b. der Schaffung von Parkplätzen) und geht bis zu baulichen, architektonischen Maßnahmen (auch der Ermöglichung von baulichen Veränderungen für den Einzelhandel). Ein weiterer Ansatzpunkt könnte in der überörtlichen Stärkung bzw. regionalen Verknüpfung von Orts- bzw. Stadtmarketingorganisationen bzw. Marketingmaßnahmen liegen. Handlungsfelder und Perspektiven Online-Präsenz aller Einzelhändler Eine professionelle Homepage mit einem Mindestmaß an Informationen (wie Standort, Öffnungszeiten, angebotene Sortimente, besonderes Service, Aktionen, etc.) ist mittlerweile ein Muss für den Einzelhandel. Derzeit ergibt sich das Bild, dass die Online-Ausgaben der TirolerInnen für Einzelhandelswaren zu einem Großteil nicht in den Tiroler Einzelhandel, sondern zu internationalen Internet-Anbietern fließen. Die Sichtbarkeit im Internet kann dabei über individuelle Lösungen aber vor allem für kleine Händler interessant auch über bestehende bzw. neue Plattformen erfolgen. Dies würde den Vorteil haben, dass alle Einzelhändler in Tirol im Internet sichtbar werden und auch gemeinsam vermarktet werden könnten. Ein gemeinsamer Online-Auftritt würde auch höhere Aufmerksamkeit außerhalb der Landesgrenzen erzeugen. Hier könnte das touristisch geprägte Tirol wiederum Vorreiter sein. Ganz Tirol ist online gilt dann insbesondere für den Einzelhandel und bietet sowohl für die TirolerInnen als auch für die TouristInnen gleichermaßen Vorteile. 8
9 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sg. Landesstatistik und TIRIS
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