Mikroökonomie I. Markus Puyn WS 2006/07
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- Falko Diefenbach
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1 FACHHOCHSCHULE DÜSSELDORF FACHBEREICH WIRTSCHAFT Mikroökonomie I Markus Puyn Gliederung: 1. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 6 2. Gegenstand der Mikroökonomie Theorie des Haushalts Theorie der Unternehmung Preistheorie Von der Preis- zur Wettbewerbstheorie 93 Literaturhinweise und weitere Quellen (jeweils aktuelle Auflage) Baßeler, Heinrich, Utecht: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaftslehre Woll: Allgemeine Volkswirtschaftslehre Schumann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie Gröters/v. Rüden: Mikroökonomik I, Skriptum FH Düsseldorf ebenfalls empfehlenswert: Studienwerk der Bankakademie, Volkswirtschaftslehre mikro-online im Internet:
2 Gliederung 1. Einführung in die Volkswirtschaftslehre Erkenntnisziele und Methoden der Volkswirtschaftslehre Bedürfnisse der Wirtschaftssubjekte und deren Befriedigung Wirtschaftssubjekte Bedürfnisse Güter Die Produktion von Gütern Knappheit, Trade-offs und Opportunitätskosten Die gesamtwirtschaftliche Transformationskurve Lösungsmöglichkeiten des Knappheitsproblems Rationierung Rationalisierung Arbeitsteilung (Spezialisierung) Investition Das ökonomische Prinzip Gegenstand der Mikroökonomie Einordnung und zentrale Fragestellungen Grundsätzliche Annahmen Theorie des Haushalts Einleitung Die Bestimmungsgründe der Nachfrage des Haushalts Preise Einkommen Nutzen Nachfrage in Abhängigkeit vom Preis Preiselastizitäten der Nachfrage Direkte Preiselastizität Kreuzpreiselastizität Nachfrage in Abhängigkeit von Einkommen und Präferenzen Einkommen als Bestimmungsgröße der Nachfrage Präferenzen als Bestimmungsgröße der Nachfrage Einkommenselastizität Einkommens- und Substitutionseffekt Einkommens-Konsum-, Preis-Konsum- und Engel-Kurven Änderungen des Nachfrageverhaltens Inferiore Güter GIFFEN sches Paradoxon Nutzenfunktion Das Arbeitsangebot des Haushalts Der optimale Konsumplan bei endogenem Arbeitseinkommen Die Arbeitsangebotskurve des Haushalts...57 Seite 2
3 4. Theorie der Unternehmung Grundlagen Produktionstheorie Kostentheorie Isokostengerade und Minimalkostenkombination Kostenfunktionen Gewinntheorie Die individuelle Angebotskurve auf Grundlage des Ertragsgesetzes Die Gesamtangebotskurve Preistheorie Begriff des Marktes, Gleichgewichtspreisbildung und Preisfunktionen Klassifikation der Märkte Einteilung nach der qualitativen Beschaffenheit Einteilung nach der quantitativen Besetzung Der Preisbildungsprozess auf unterschiedlichen Märkten Vollkommene Märkte Vollständige Konkurrenz Reines Monopol Vergleich der Wohlfahrt und der Preisbildung bei Monopol und Polypol Homogenes Oligopol Der Einfluss von Marktunvollkommenheiten auf die Preisbildung Monopolistische Preisdifferenzierung Oligopolistische Preisbildung auf unvollkommenen Märkten Akquisitorisches Potenzial Die doppelt geknickte Preis-Absatz-Funktion des einzelnen Oligopolisten Von der Preis- zur Wettbewerbstheorie Grundlagen eines funktionsfähigen Wettbewerbs Das Modell der vollständigen Konkurrenz - realitätsbezogene Erklärung des Wettbewerbsprozesses? Wettbewerbsgesetzgebung in Deutschland Durchsetzungsprobleme der Wettbewerbspolitik Seite 3
4 Verwendete Abkürzungen und Symbole... δ... Veränderung einer Variablen marginale Veränderung einer Variablen (für partielle Abteilung) A Arbeitszeit a, b, c, d konstante Faktoren DF Durchschnittliche Fixkosten E Einkommen, auch Erlös [E(Y)] E Grenzerlös ε Elastizität (Änderung der abhängigen Variable bei marginaler Änderung der unabhängigen Variablen) F f (x) Freizeit Funktion unbekannten Typs der Variablen x G Gewinn G Grenzgewinn g (r i ) Grenzertragsfunktion (1. Ableitung der Produktionsfunktion) I i Indifferenzkurve mit dem Nutzenniveau i K Kosten k Konstante K Grenzkosten K f Fixkosten Variable Kosten K v p i r i T TDK U (x) U (x) VDK w x i y y = g (r i ) Preis des Gutes i Menge des Produktionsfaktors i maximal als Arbeitszeit nutzbare Stunden pro Tag Totale Durchschnittskosten (Stückkosten) Nutzen Grenznutzen ( = du / dx) Variable Durchschnittskosten Lohnsatz Menge des (Konsum)Gutes i Outputeinheiten Produktionsfunktion Seite 4
5 Zu diesem Skript Dieses Skript ist vorlesungsbegleitend konzipiert. Ohne Vorlesung ist dieses Skript nur sehr eingeschränkt verwendbar. Ohne Skript ist es nicht ganz einfach, der Vorlesung zu folgen. Das Skript bietet Ihnen einen roten Faden, den Sie in jeder Vorlesung wieder aufnehmen können. Es verlangt jedoch studentische Aufmerksamkeit, denn es ist häufig gewollt lückenhaft und muss ergänzt werden. Sie finden zum einen Gliederungssymbole ohne nachfolgenden Text, den Sie ergänzen sollen Erläuterungen weiter gehende Ausführungen *) eingerückte Gliederungspunkte gehören zu einem übergeordneten Punkt! oder Sie finden unvollständige Sätze, die Sie vervollständigen sollen Daraus erkennt man, dass *) *) Soweit möglich, sind im Skript Linien als Platzhalter eingefügt worden. Wichtige Definitionen sind in farbig unterlegten Kästen abgedruckt. Dieses Skript enthält zudem alle Abbildungen (Graphiken u. ä.), die für die Vorlesung relevant sind. Die Konstruktion oder Herleitung der auf den Abbildungen dargestellten Sachverhalte erschließt sich Ihnen jedoch nur durch aufmerksames Verfolgen der Vorlesung. In dieses Skript sind zudem Übungen eingebettet, die Ihnen zeigen sollen, wie Sie das Gelernte - auch im Hinblick auf die Klausur anwenden können. Das vorliegende Skript erhebt keine Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Sollten Sie Mängel oder Fehler entdecken, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie mir mitteilen würden. Seite 5
6 1. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 1.1 Erkenntnisziele und Methoden der Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre versucht zu verstehen, wie das System, das wir Wirtschaft nennen, funktioniert, warum es in einer bestimmten Situation nicht funktioniert und auf welchen Arten von Entscheidungen dies beruht. Dazu sind Kenntnisse über die Güterproduktion, die Tauschprozesse, die Verteilung der Güter, die eingesetzten Produktionsfaktoren sowie die verwendeten Produktionstechniken und -prozesse erforderlich. Die Volkswirtschaftslehre hat dabei verschiedene Aufgaben: a) b) beschreibend - deskriptiv gibt Antwort auf die Frage erklärend - explantiv gibt Antwort auf die Frage Dabei treten verschiedene Probleme auf: Quantifizierbarkeit von Ursache und Wirkung es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren Interdependenzen Häufig ist Erklärung bestimmter Vorgänge nur mit Hilfe anderer Wissenschaften möglich. Die VWL reduziert die Wirklichkeit unter bestimmten Gesichtspunkten und schafft sich auf diese Weise ein vereinfachtes Abbild der wirtschaftlichen Realität. Übliche vereinfachende Annahmen - = Unter der Voraussetzung, dass alle übrigen Faktoren unverändert bleiben. Seite 6
7 - - - = Unter Verzicht auf die Betrachtung der längerfristigen Veränderungen. = Ohne Berücksichtigung der räumlichen Ausdehnung einer Volkswirtschaft (z.b. keine Existenz von Transportkosten). = Wettbewerbsmärkte, auf denen die Wirtschaftssubjekte keine Präferenzen haben und vollständige Transparenz besteht. c) Erstellung von d) diese berücksichtigen die Entwicklung der Einflussfaktoren auf die zu erklärende Größe geben Antwort auf die Frage Beeinflussung der Wirtschaft auf ein Ziel hin gibt Antwort auf die Frage Ökonomische Sachverhalte können auf drei verschiedene Arten beschrieben werden: Alle drei Methoden führen bei korrekter Anwendung zum gleichen Ergebnis. Seite 7
8 1.2 Bedürfnisse der Wirtschaftssubjekte und deren Befriedigung Wirtschaftssubjekte Die in einer Volkswirtschaft handelnden Akteure bezeichnet man als Wirtschaftssubjekte. Wirtschaftssubjekte werden nach ihren eigentlichen Funktionen zu drei Gruppen zusammengefasst: Kennzeichen: Wirtschaftssubjekt: Gewinnerzielungsabsicht Produzieren und Investieren Nutzenmaximierungsabsicht Sparen und Konsumieren Bereitstellung öffentlicher Güter Sorge für wirtschaftliche Stabilität und Sicherung der Zukunft Gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung Die beiden erstgenannten Wirtschaftssubjekte werden im Wesentlichen Bestandteil der nachfolgenden Betrachtungen sein! Seite 8
9 1.2.2 Bedürfnisse Bedürfnisse lassen sich definieren als (subjektive) Mangelempfindung oder als Wünsche, die sich durch Güter befriedigen lassen. Entwicklungsbedürfnisse Wertschätzungsbedürfnisse Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Grundbedürfnisse Abb. 1: Bedürfnispyramide nach MASLOW weitere Einteilungsmöglichkeiten: (sind uns bewusst) (müssen erst geweckt werden) Seite 9
10 (Befriedigung durch Private) (Befriedigung durch den Staat) Unter Bedarf versteht man Bedürfnisse für die (potenzielle) Kaufkraft sowie der konkrete Kaufwunsch vorhanden ist Güter Als Güter werden alle Mittel bezeichnet, die Bedürfnisse befriedigen können, man sagt: Güter stiften Nutzen. Nachfolgend werden die Güter systematisiert: Einteilung nach: Güter Knappheit ihrem materiellen Gehalt Verwendung Dauerhaftigkeit Seite 10
11 Freie Güter sind nicht knapp ökonomisches Kalkül nicht erforderlich werden von der Natur zur Verfügung gestellt Wirtschaftliche Güter sind knapp ökonomisches Kalkül erforderlich Der Tausch von knappen Gütern ist notwendig und muss organisiert werden. Durch das Ausmaß, in dem Entscheidungen über die Verwendung knapper Mittel durch Koordination (Märkte) oder Subordination (Hierarchie) herbeigeführt werden, können unterschiedliche Typen von Wirtschaftssystemen klassifiziert werden. Marktwirtschaft Zentralverwaltungswirtschaft Konsumgüter dienen der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung (Gebrauch oder Verbrauch) beim Endverbraucher Investitions- oder Produktionsgüter dienen der mittelbaren Bedürfnisbefriedigung; Güter die zur Produktion anderer Güter verwendet werden Verbrauchsgüter verlieren ihren wirtschaftlichen Wert bei einmaliger Verwendung, sie sind nicht dauerhaft Gebrauchsgüter verlieren ihren wirtschaftlichen Wert erst nach mehrmaliger Verwendung, sie sind dauerhaft Zusätzlich kann man noch unterscheiden nach: dem Hersteller Merkmal: - Nutzung des Gutes durch ein Wirtschaftssubjekt schließt Nutzung durch ein anderes Wirtschaftssubjekt aus Merkmal: - Wirtschaftssubjekt kann nicht von der Nutzung des Gutes ausgeschlossen werden Sonderfall: Meritorische ("meritorious" = wünschenswert)/ demeritorische Güter (nach Musgrave) sind zwar eigentlich private Güter, sie werden von den Konsumenten jedoch in einem Ausmaß konsumiert, das nicht dem Ausmaß entspricht, welches die politischen Entscheidungsträger oder andere Instanzen für wünschenswert halten. Zur Korrektur sind Eingriffe in die Konsumentenpräferenzen notwendig. Sofern ein Mehrkonsum erreicht werden Seite 11
12 sowie in: soll, wie z.b. bei Bildung, Ausbildung, Gesundheit spricht man von meritorischen Gütern. Wenn der Konsum reduziert werden soll, spricht man von demeritorischen Gütern. Güter, die sich gegenseitig ergänzen Güter, die untereinander austauschbar sind In einem marktwirtschaftlichen System werden Güter auf Märkten getauscht oder gehandelt. Dabei ist der Markt die gedankliche Vorstellung eines Ortes, an dem ein Gut (gegen Geld oder andere Güter) getauscht wird. Auf Märkten bilden sich durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Preise Die Produktion von Gütern Unter Produktion versteht man jede Erzeugung wirtschaftlicher Güter (= Waren und Dienstleistungen). Der Produktionsprozess beschreibt also die Umwandlung von Gütern Güter, die zum Zwecke der Produktion im Produktionsprozess eingesetzt werden nennt man Produktionsfaktoren man unterscheidet in der Volkswirtschaft grundsätzlich drei Produktionsfaktoren: Produktionsfaktor Arbeit ist ein ursprünglicher (originärer) PF jede auf Produktionsziele und die Erzielung von Erwerbseinkommen ausgerichtete Tätigkeit (geistig und körperlich) eines Menschen der PF Arbeit umfasst das gesamtes Arbeitskräftepotenzial einer Volkswirtschaft Bestimmungsgründe: Bevölkerungsgröße Bevölkerungsstruktur Qualität Erwerbstätige: tatsächlich eingesetzte Arbeitskräfte Erwerbsfähige: vorhandene Arbeitskräfte (Arbeitspotenzial) Seite 12
13 Produktionsfaktor Boden ist ein ursprünglicher (originärer) PF darunter fasst man zusammen: landwirtschaftlich genutzte Flächen Standort für Immobilien und Verkehrsträger Rohstoff- und Energiequelle Lebensspendendes Klima Lager für Abfallstoffe aus Produktion und Konsum deshalb spricht man heute auch vom Produktionsfaktor Umwelt Boden ist unvermehrbar, daher wird er in Produktionsfunktionen oftmals als konstant angesehen weitgehend kostenlose Nutzung (saubere Gewässer, gesunde Luft, intaktes Klima) sorgte für Ausbeutung Produktionsfaktor Kapital produzierte Produktionsfaktoren (Kapitalstock oder Realkapital) nicht Geld ist ein abgeleiteter (derivativer) Produktionsfaktor Güter, die speziell für die Verbesserung, Erleichterung und Erweiterung der Produktion eingesetzt werden technischer Fortschritt häufig als eigener Produktionsfaktor Kapitalbildung ist unumkehrbar Bildung von Produktivkapital setzt Konsumverzicht voraus Knappheit, Trade-offs und Opportunitätskosten Wirtschaftliche Güter sind knapp, d. h. gemessen an den Bedürfnissen reichen Einkommen und Vermögen niemals aus, um jegliches Bedürfnis zu befriedigen. Relative Knappheit bedeutet, dass die menschlichen Bedürfnisse stets die limitierten Produktionsmöglichkeiten überschreiten. Die Knappheit der Güter ist ein allgemeines und grundlegendes Phänomen menschlicher Existenz. Knappheit zwingt zu Wahlentscheidungen (entweder - oder) bzw. trade-off -Situationen. Der Preis ist der Knappheitsindikator eines Gutes. Freie Güter sind nicht knapp und haben demzufolge auch keinen Preis. Aus der Knappheit folgt die Notwendigkeit zum Wirtschaften Wirtschaften bedeutet, das Problem der Güterknappheit rational und sozial lösen. Durch Wirtschaften soll das Spannungsverhältnis zwischen theoretisch unbegrenzten Bedürfnissen und den praktisch begrenzten Produktionsmöglichkeiten gemildert werden. Seite 13
14 Die vier Schritte des Wirtschaftens: 1) 2) d. h. eine Rangskala des Bedarfs aufstellen 3) 4) Beispiel: Den Verzicht auf die Produktion / den Konsum (Nutzen) eines Gutes zugunsten eines anderen Gutes nennt man Alternativkosten oder Opportunitätskosten (= Wert der nächstbesten Verwendungsmöglichkeit, auf die bei der Wahlentscheidung verzichtet wird). Seite 14
15 1.2.6 Die gesamtwirtschaftliche Transformationskurve Im Folgenden wählen wir wiederum den Opportunitätskostenansatz. Und zwar nun in Bezug auf die Alternative Produktion von Konsumgütern oder Investitionsgütern Annahme: 2-Güter-Welt als gesamte Produktionsmöglichkeit der Volkswirtschaft. Konsumgut Investitionsgut Abb. 2: Die Transformations- oder Produktionsmöglichkeitenkurve Die Transformationskurve repräsentiert alle Kombinationen aus Konsum- und Investitionsgütermengen, die bei vollständiger Ausnutzung der Produktionskapazitäten alternativ hergestellt werden können. Was bedeutet Wirtschaftswachstum für die Transformationskurve? Was bedeutet ein Punkt unterhalb der Kurve? Seite 15
16 1.3 Lösungsmöglichkeiten des Knappheitsproblems Zur Lösung des oben beschriebenen Problems knapper Güter gibt es zwei Ansatzpunkte als Lösung: = Rationierung = Rationalisierung, um die Leistungs fähigkeit einer Produktionsfaktorein heit, also die Produktivität, zu erhöhen und damit die Produktionsmöglichkeiten der Volkswirtschaft langfristig zu vergrößern Rationierung durch Bezugsscheinsystem Warteschlangenbildung, Lieferzeiten begrenzte Geldeinkommen und steigende Güterpreise Rationalisierung Arbeitsteilung (Spezialisierung) Vor einigen Jahrhunderten waren die privaten Haushalte mit den Stätten der Produktion eng verbunden (Selbstversorgungswirtschaft, vor allem in der Landwirtschaft). Erst langsam entwickelte sich die Tauschwirtschaft, in der man weitgehend nicht mehr für den eigenen Bedarf, sondern für andere Wirtschaftssubjekte (auf Bestellung oder für einen anonymen Markt ) produzierte. Die Entwicklung der Tauschwirtschaft war verknüpft mit einer zunehmenden Arbeitsteilung zwischen Menschen, Betrieben und Volkswirtschaften. Arbeitsteilung ist die Zerlegung der Produktion in Teilverrichtungen, die von spezialisierten Arbeitern oder Betrieben durchgeführt werden. Spezialisierung innerhalb eines Betriebes Seite 16
17 Spezialisierung zwischen Betrieben vollzieht sich die zwischenbetriebliche Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Volkswirtschaften, so spricht man von internationaler Arbeitsteilung Finden Sie Vorteile der Arbeitsteilung: Finden Sie Nachteile der Arbeitsteilung: Die durch die Arbeitsteilung entstehenden Abhängigkeiten führten zum Übergang von der Gütertauschwirtschaft zur Geldwirtschaft. Eine Gesellschaft gegenseitig abhängiger Wirtschaftssubjekte innerhalb nationaler Grenzen bezeichnet man als Volkswirtschaft, treffender wäre der Begriff Sozialökonomie Investition Investition bedeutet Kauf von Produktivkapital und gleichzeitig Konsumverzicht. Dabei unterscheidet man: = Erhaltung des Produktivkapitalstocks = Erweiterung des Produktivkapitalstocks Investitionen sind Grundvoraussetzung für steigende Produktivität! Seite 17
18 1.4 Das ökonomische Prinzip Bei Wirtschaftlichem Handeln werden Aufwand und Ertrag zueinander in Beziehung gesetzt. Dabei sind grundsätzlich zwei Handlungsweisen denkbar: = gewünschtes Ziel soll mit geringstem Aufwand erreicht werden = mit gegebenen Mitteln soll ein möglichst großer Erfolg verwirklicht werden Beurteilung der ökonomischen Rationalität mit Hilfe von Kennziffern: = = = Ertrag in Mengeneinheiten Faktoraufwand in Mengeneinheiten Ertrag in Geldeinheiten Aufwand in Geldeinheiten Kapitalertrag (Gewinn) Kapitaleinsatz Es kann vorkommen, dass eine Alternative produktiver aber unwirtschaftlicher ist als die andere, je nach dem, wie man Aufwands- und Ertragsmengen bewertet. Finden Sie ein Beispiel! Abschließende Gedanken zur Rationalisierung: Wozu hat Rationalisierung in den letzten 150 Jahren in den Industrieländern in positiver Hinsicht geführt? Wie veränderte sich gleichzeitig der Produktionsprozess im Hinblick auf den Faktoreinsatz? Seite 18
19 Erkenntnis: Rationalisierungsstrategie wird immer problematischer, weil sie zu Fazit: geführt hat. Rationalisierung sollte das Problem der Güterknappheit lösen und hat nun zu den Problemen der Knappheit geführt. Seite 19
20 2. Gegenstand der Mikroökonomie 2.1 Einordnung und zentrale Fragestellungen Wissenschaften Formalwissenschaften Realwissenschaften Sozialwissenschaften Naturwissenschaften Geschichtswissenschaft Soziologie Wirtschaftswissenschaft Rechtswissenschaft Volkswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre Makroökonomie Mikroökonomie Abb. 3: Einordnung der Mikroökonomie Im Rahmen der Volkswirtschaftslehre beschäftigt sich die Mikroökonomie mit der Erklärung und Prognose des typischen Verhaltens der Anbieter und Nachfrager auf einzelnen Märkten. Die Mikroökonomik beschäftigt sich also mit dem Verhalten der kleinen Einheiten, z.b. mit einzelnen Wirtschaftseinheiten oder Wirtschaftssubjekten, mit den Märkten einzelner Güter, mit den Beziehungen zwischen einzelnen Wirtschaftseinheiten, mit den Beziehungen zwischen einzelnen Gütern In der Mikroökonomik werden die Möglichkeiten den Präferenzen oder Wünschen gegenübergestellt. Es wird jeweils gefragt, welche der jeweiligen Alternativen höher eingeschätzt oder in irgendeiner Weise höher bewertet wird. Die Mikroökonomik beschäftigt sich mit Optimierungsaufgaben unter Nebenbedingungen. In der Mikroökonomie geht man von rationalem Verhalten der Wirtschaftssubjekte aus, d. h. dass unter allen möglichen Alternativen die am höchsten geschätzte ausgewählt wird. Abgrenzung zur Makroökonomie: untersucht das Verhalten der Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte Prinzip der Aggregation (Sektorbildung) baut weitgehend auf den Erkenntnissen der Mikroökonomie auf und versucht, aus dem Verhalten auf den einzelnen Märkten einer Volkswirtschaft gesamtwirtschaftliche Entwicklungen wie Wachstum und Konjunktur zu erklären Seite 20
21 Wirtschaftspolitik baut ebenfalls auf den Erkenntnissen der Mikroökonomie auf, denn unterschiedliche wirtschaftspolitische Strategien und Vorschläge, wie beispielsweise die ökologische Steuerreform, können nur dann sinnvoll diskutiert werden, wenn das Anpassungsverhalten der Wirtschaftssubjekte berücksichtigt wird. Abgrenzung zur Betriebswirtschaftslehre: zentraler Untersuchungsgegenstand ist die einzelne Unternehmung und deren Umfeld in der Mikroökonomie sind Entscheidungen der Unternehmungen nur die Vorstufe für das Problem der marktwirtschaftlichen Koordination Mikroökonomie zielt letztlich auf die analytische Erklärung und ordnungspolitische Gestaltung der gesamten Volkswirtschaft Fragestellungen mit denen sich die Mikroökonomie beschäftigt könnten sein: Welchen Anteil seines Einkommens wird ein Haushalt sparen? Wovon wird diese Entscheidung wesentlich beeinflusst? Welche Menge eines Konsumgutes wird ein Haushalt kaufen? Wird der Haushalt mehr Strom verbrauchen, wenn der Strompreis sinkt? Lässt sich prognostizieren, wie stark der Stromverbrauch in einem durchschnittlichen Haushalt ansteigt, wenn der Strompreis um 10 % sinkt? Wird ein Unternehmen die Produktion drosseln, wenn die Arbeitskosten steigen? Diese Fragen beruhen auf Entscheidungen einzelner Wirtschaftssubjekte, diese Entscheidungen wiederum haben jedoch auch Folgen, die ebenfalls Gegenstand der Mikroökonomie sein können: Kann eine Subvention Unternehmen veranlassen, mehr zu produzieren? Wie reagieren Unternehmen, wenn Wettbewerber ihre Preis reduzieren? Unter welchen Umständen steigt der Umsatz, den ein Produkt erbringt, wenn der Preis dieses Produktes gesenkt wird? Wen belastet eine Steuer wie z. B. die Tabaksteuer eigentlich - die Verbraucher oder die Produzenten, oder beide? Und in welchem Ausmaß? Die Mikroökonomie soll zeigen, wie Märkte funktionieren! 2.2 Grundsätzliche Annahmen Wesentliches Merkmal der Mikroökonomie ist die Darunter versteht man die Reduzierung eines Ursachenbündels auf die wesentlichen Ursachen und die ledigliche Variation eines beeinflussenden Faktors, während alle anderen Faktoren konstant gehalten werden ( ceteris paribus ) Es werden folgende Annahmen getroffen: Raum: Es gibt keine Entfernung Zeit: Zeit spielt keine Rolle Gut: Das jeweils betrachtete Gut ist sachlich immer gleich Personen: Es gibt keine Vorlieben oder Abneigungen Information: Die Akteure kennen alle notwendigen Informationen Die einzelnen Akteure haben keinen Einfluss auf den Marktpreis. Akteure handeln vernunftbetont und rational Seite 21
22 3. Theorie des Haushalts 3.1 Einleitung Bildung eines Modells mit folgenden Annahmen: Der Haushalt plant seinen Güterkonsum und sein Arbeitsangebot für eine Periode. Alles was nach Ablauf der Periode passiert, interessiert ihn nicht. Der Haushalt verfügt zu Beginn der Periode über keinerlei Konsumgüterbestände. Verbrauch und Nachfrage nach Konsumgütern sind identisch Der Haushalt verfügt über ein exogen vorgegebenes Arbeitsvermögen, er besitzt nur eine spezifische Arbeitsqualifikation Haushalt verhält sich als d.h. er betrachtet Löhne und Preise bei der Planung seiner Güternachfrage als durch sein Verhalten nicht veränderbar 1. Modellschritt: Der Haushalt hat über die ihm zu Konsumzwecken zur Verfügung stehende Geldsumme bereits eine Entscheidung getroffen. Die Höhe der Konsumausgaben entspricht dem Einkommen. Güternachfrage bei gegebener Budgetsumme 2. Modellschritt: Simultane Bestimmung von Konsumgüternachfrage und Arbeitsangebot. 3.2 Die Bestimmungsgründe der Nachfrage des Haushalts Preise Preise für Güter und Dienstleistungen bzw. deren Kosten z. B. hängt die Nachfrage nach einem Auto ab: vom Preis vom Preis von den Preisen von den Preisen sowie von den Einkommen Die Nachfrage nach dem Auto hängt auch von dem Einkommen ab, das der Haushalt aktuell sowie von dem Einkommen, dass der Haushalt Seite 22
23 3.2.3 Nutzen Unter Nutzen versteht man ein Maß für die individuelle, subjektiv empfundene Bedürfnisbefriedigung. Die Nachfrage nach dem Auto hängt auch von den subjektiven Nutzenvorstellungen, die der Nachfrager mit dem Auto im Vergleich zu anderen Gütern verbindet, ab Die Präferenzen eines Haushaltes bzw. die Einschätzung über den Nutzen, den ein Gut stiftet nennt man Bedarfsstruktur. Die Bedarfsstruktur wird wesentlich von der Einführung neuer Produkte, von Werbung und der Altersstruktur eines Haushalts bestimmt und unterliegt somit ständigen Veränderungen Die Nachfrage eines Haushalts ist also eine Funktion (d. h. ist abhängig) von einer Vielzahl von Einflussgrößen. 3.3 Nachfrage in Abhängigkeit vom Preis Annahme: Die Nachfrage nach Butter hänge linear vom Preis ab: Butterpreis pro kg in 10,- 9,- 8,- 7,- 6,- 5,- 4,- 3,- 2,- 1,- 0,- Nachgefragte Menge in kg pro Monat Darstellung in einem Diagramm senkrechte Achse (y-achse oder Ordinate): Butterpreis waagerechte Achse (x-achse oder Abszisse): nachgefragte Menge Seite 23
24 Butterpreis p [GE/ME] Abb. 4: Die individuelle Nachfragekurve 20 Buttermenge x [ME] Darstellung als Funktion: die nachgefragte Menge (x) ist eine Funktion vom Preis x = f (p) für unser Beispiel also: Die Nachfragefunktion gibt an, welche Mengen eines betreffenden Gutes der Haushalt bei unterschiedlichen Preisen nachfragen würde, wenn das Einkommen und die Bedarfsstruktur gegeben und die Preise der übrigen Güter konstant wären. Aus den individuellen Nachfragefunktionen einer Volkswirtschaft lässt sich durch Aggregation die Gesamtnachfragefunktion ermitteln. Angenommen es existieren insgesamt zwei Käufer, dann ist: Käufer 1 + Käufer 2 = Gesamtnachfrage Die Steigung der Nachfragekurve ist im Regelfall negativ, d. h. mit steigenden Preisen sinkt die Nachfrage nach einem Gut. Dies ist der Preis (im Beispiel 10 ) bei dem - auf die Gesamtnachfrage bezogen - die Butternachfrage ganz und gar verschwinden würde. Betrachtet man den Preis, bei dem der einzelne Konsument nicht mehr bereit wäre Butter zu kaufen, dann spricht man vom persönlichen Reservationspreis Dies ist die Menge, die nachgefragt würde, wenn der Preis Null wäre. Seite 24
25 Preis p Menge x Abb. 5: Verschiebung der Nachfragekurve Gründe für eine Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts / außen können sein: die Erwartung weiter steigender Preise Preisänderungen des betrachteten Gutes haben keine Verschiebung der Nachfragekurve zur Folge, sondern führen zu veränderten Nachfragemengen, d. h. Weitere Gründe für eine Verschiebung der Nachfragekurve können die folgenden Effekte sein: Es gibt Güter, die von (einigen) Haushalten vermehrt nachgefragt werden, gerade weil ihr Preis gestiegen ist. Die Nachfrage eines Haushaltes nach einem Gut steigt, wenn der Gesamtabsatz des Gutes auf dem Markt steigt, weil das Gut in ist. Mit steigendem Gesamtabsatz sinkt die individuelle Nachfrage nach einem Gut, weil man Exklusivität wahren und mit der großen Masse nichts zu tun haben will. Seite 25
26 3.4 Preiselastizitäten der Nachfrage Elastizität ist ein Maß, mit dem die Reagibilität der abhängigen Variablen auf eine infinitesimale (= unendlich kleine) Änderung der unabhängigen Variablen ausgedrückt wird. abhängiger Variable unabhängiger Variable Direkte Preiselastizität Unter der direkten Preiselastizität der Nachfrage wird das Verhältnis der relativen (prozentualen) Änderung der nachgefragten Menge eines Gutes, bezogen auf die sie bewirkende relative (prozentuale) Änderung des Preises dieses Gutes verstanden. Elastizitätswerte vermitteln Ökonomen Informationen, wie heftig oder stark eine Größe auf eine andere reagiert. Liegt beispielsweise die Nachfrage nach Limonade bei 10 Flaschen, wenn der Preis 1,- beträgt und sinkt die Nachfrage auf 5 Flaschen, wenn der Preis auf 1,20 steigt, dann bedeutet dies eine relative Mengenänderung von - 50 % bei einer relativen Preissteigerung von 20 %. oder als Formel: x = x εp p p 5Flaschen 10Flaschen = = 0,20Euro 1 Euro 1 2,5 1 2 = 5 bzw. prozentuale Mengenänderung 50% ε p = = = 2, 5 prozentuale Pr eisänderung 20% Von einer bestimmten Elastizität kann jedoch immer nur bei einem bestimmten Ausgangspreis gesprochen werden, bei einem anderen Ausgangspreis würde sich eine andere Elastizität ergeben (Preiselastizität ist Punktelastizität). Seite 26
27 Preis p A α L α 0 γ B E Menge x Abb. 6: Elastizitäten bei linearen Nachfragefunktionen Exkurs Bei einer linearen Nachfragefunktion lassen sich die Elastizitätswerte aus der Zeichnung ermitteln. tan α = x p Gegenkathete Ankathete tan α = 0E 0A = EB BL tan γ = p x = BL 0B ε P = x p * p x ε P = EB BL EB * = BL 0B 0B ist gemäß dem 1. Strahlensatz = EL LA genau in der Mitte der Nachfragekurve gilt also ε P = - 1 Seite 27
28 Wert der Preiselastizität Nachfrage wird bezeichnet als Was bedeutet das? - 1 > ε P > - Steigt der Preis um 1 %, so wird die nachgefragte Menge um mehr als 1 % sinken starke Reaktion 0 > ε P > - 1 Steigt der Preis um 1 %, so wird die nachgefragte Menge um weniger als 1 % sinken schwache Reaktion - Grenzfall: steigt der Preis auch nur minimal an, wird die gesamte Nachfrage verschwinden sehr heftige Reaktion 0 Grenzfall: steigt der Preis auch noch so stark an, wird sich die Nachfrage nicht verändern sehr schwache Reaktion Bezüglich der Ausgaben eines Haushalts für ein Gut lässt sich folgendes festhalten: Ist die Nachfrage bei einem bestimmten Preis elastisch, so nimmt bei einer kleinen Preiserhöhung für dieses Gut die Ausgabe für dieses Gut ab. Beispiel: Ist die Nachfrage bei einem bestimmten Preis unelastisch, so nimmt bei einer kleinen Preiserhöhung für dieses Gut die Ausgabe für dieses Gut zu. Beispiel: Vergleichen Sie die Preiselastizität von Grundbedarfsgütern und Luxusgütern und erklären Sie die Unterschiede! Die Preiselastizität wird von mehreren Faktoren beeinflusst: Auf längere Sicht nimmt die Preiselastizität zu, weil sich Haushalte mittel- bis langfristig besser an Preisänderungen anpassen können, als kurzfristig. Bessere Verfügbarkeit von Je besser deren Verfügbarkeit ist, desto höher wird die direkte Preiselastizität der Nachfrage sein. Seite 28
29 Anteil des Gutes an den Ausgaben des Haushalts: Wenn das betrachtete Gut einen hohen Anteil hat, spricht das für eine größere Preiselastizität der Nachfrage. Der Grund ist, dass Preisänderungen für Güter mit einem geringen Ausgabenanteil für den Haushalt weniger spürbar sind. Werte der Preiselastizität nahe null deuten an, dass Haushalte auf ein Gut angewiesen sind. Obwohl die Preise steigen, können sie nicht auf andere Produkte ausweichen oder ihren Konsum einschränken. Man bezeichnet diesen Sachverhalt als Übung: Die Preiselastizität der Nachfrage nach Benzin betrage kurzfristig -0,4 langfristig jedoch -1,8. Die Mineralölkonzerne erhöhen aufgrund gestiegener Rohölpreise den Preis für Benzin um 10 %. Bewerten Sie diese Entscheidung! Übung: Bestimmen Sie den elastischen Bereich der folgenden Funktion: x = 100-2p. Wie ist bei dieser Funktion der Prohibitivpreis? Seite 29
30 Übung: Der Benzinpreis betrage 1,20. Die Preiselastizität betrage -0,2. Umweltverbände fordern einen Rückgang der Benzinnachfrage um 50%. Wie hoch müsste der Benzinpreis sein um dieses Ziel zu erreichen? Seite 30
31 3.4.2 Kreuzpreiselastizität Die Kreuzpreiselastizität ist das Verhältnis der relativen Änderung der nachgefragten Menge eines Gutes (i) zur relativen Preisänderung eines anderen Gutes (j). ε xi; Pj = xi xi pj pj Kreuzpreiselastizität kann drei Formen annehmen: Preis p Gut j 1 1 Menge x Gut i Abb. 7: Kreuzpreiselastizität bei substituierbaren Gütern Aussage: Bei substituierbaren Gütern Beispiel: Der Grad der Substituierbarkeit und damit das Ausmaß einer möglichen Konkurrenz wird durch die Kreuzpreiselastizität gemessen. Je größer die Kreuzpreiselastizität, desto stärker werden die Nachfrager bei Preiserhöhungen das Konkurrenzprodukt kaufen. Bei perfekten Substituten geht die Kreuzpreiselastizität gegen unendlich. Seite 31
32 Preis p Gut j 1 1 Menge x Gut i Abb. 8: Kreuzpreiselastizität bei komplementären Gütern Aussage: Bei komplementären Gütern Beispiel: Preis p Gut j 1 1 Menge x Gut i Abb. 9: Kreuzpreiselastizität bei nachfrageunabhängigen Gütern Aussage: Bei nachfrageunabhängigen Gütern ist Beispiel: Seite 32
33 Übung: Bestimmen Sie qualitativ (> 0, < 0) die Kreuzpreiselastizitäten für die Güterpaare: 1) Auto - Benzin, 2) Tennisschläger aus Holz - Tennisschläger aus Kunststoff, 3) Flugreise - Schiffsreise nach NY, 4) Streichhölzer - Theaterkarten? 3.5 Nachfrage in Abhängigkeit von Einkommen und Präferenzen Einkommen als Bestimmungsgröße der Nachfrage Bei der Entscheidung über die konkrete Nachfrage der Haushalte müssen diese das für sie optimale Güterbündel wählen. Die finanziellen Restriktionen, denen der Konsument unterworfen ist, machen die Konsumwahl zu einem ökonomischen Problem. Man spricht von der Der Haushalt verfügt für den Kauf des optimalen Güterbündels (x 1 ;x 2 ) nur über ein bestimmtes Einkommen (Budget). mathematisch: Σ p i x i E Alle Güterbündel, die der Haushalt mit seinem Budget kaufen kann, liegen auf oder unterhalb der so genannten Budgetgeraden (also im Budgetraum). x x 2 Abb. 10: Budgetgerade Die Budgetgerade zeigt an, welche Güterbündel der Haushalt bei gegebenen Preisen und gegebenem Einkommen kaufen kann. Seite 33
34 Beispiel: Sie gehen in eine Bäckerei und möchten die Güter Kuchen (Gut 1) und Brot (Gut 2) kaufen; die Menge von Gut 1 sei x 1 und die Menge von Gut 2 sei x 2 Dazu stehen Ihnen maximal 10 GE als Budget zur Verfügung Der Preis von Gut 1 beträgt 2 GE und der Preis von Gut 2 beträgt 1 GE Wenn Sie also Ihr gesamtes Budget nur für ein Gut ausgeben möchten, können maximal Wie lautet also Ihre Budgetrestriktion / Budgetbedingung? Wie lautet die Gleichung für die Budgetgerade? Beachten Sie: Die Steigung der Budgetgeraden bestimmt sich aus dem (umgekehrten, negativen) Preisverhältnis der Güter: - p 2 / p 1 Man kann auch von der Konsummöglichkeitenkurve sprechen. Wozu führt eine Preisänderung eines Gutes? Wozu führt eine Einkommensänderung (steigendes Einkommen und konstante Preise oder gleich bleibendes Einkommen und fallende Preise)? Übung: Der Preis von Gut A sei 2, der Preis von Gut B sein 3 und der Konsument habe das Einkommen 50. Welches der folgenden Güterbündel liegt nicht auf der Budgetlinie (erfüllt also nicht die Budgetrestriktion) des Konsumenten? a) A=10, B=10 b) A=4, B=14 c) A=8, B=11.33 d) A=5, B=5 Übung: Bestimmen Sie die Budgetgerade bei einem zur Verfügung stehenden Einkommen von E=200 sowie Preisen p 1 =10 und p 2 =20. Seite 34
35 3.5.2 Präferenzen als Bestimmungsgröße der Nachfrage Die Frage, welche der möglichen Güterbündelkombinationen der Haushalt wählt, ist eine Frage der Rangordnung der unterschiedlichen Konsumgüter. Der Haushalt muss also die Entscheidung treffen, welches von zwei Güterbündeln er für besser hält (präferiert) bzw. ob er zwei Güterbündel gleichwertig einschätzt. Diese Entscheidung wird unabhängig vom Einkommen und den Preisen der Güter getroffen. Die Rangordnung, die der Haushalt für unterschiedlich zusammengesetzte Güterbündel festlegt nennt man: Exkurs: Annahmen über die Präferenzordnung eines Haushaltes Vollständigkeit Transitivität Rationale Wahl Nicht-Sättigung Jedes Güterbündel kann bzgl. der Gewünschtheit mit jedem anderen verglichen werden. Für alle x 1, x 2 gilt entweder x 1 x 2 oder x 1 x 2 oder beides. Wenn der Haushalt Konsumplan x 1 als mindestens ebenso gut betrachtet wie x 2 und gleichzeitig x 2 als mindestens ebenso gut wie x 3 betrachtet, dann hält er auch x 1 für mindestens ebenso gut wie x 3 Für alle x 1, x 2, x 3 gilt: Wenn x 1 x 2 und x 2 x 3, dann auch x 1 x 3 Wird der Konsumplan x 1 aus der Budgetmenge C als optimaler Konsumplan gewählt, dann gilt für alle x 2 aus C: x 1 x 2 Der Haushalt wird von zwei Alternativen, die sich nur in der Menge bei einem Gut unterscheiden, diejenige Alternative wählen, die die größere Menge des Gutes enthält Die Präferenzordnung wird dargestellt anhand eines Systems sich nicht schneidender Indifferenzkurven. Eine Indifferenzkurve ist der geometrische Ort aller Kombinationen von Konsumgütern, die dem Haushalt den gleichen Nutzen stiften. Seite 35
36 x 1 IV III I II A S P T B x 2 Abb. 11: Indifferenzkurvensystem I - IV: Indifferenzkurven mit unterschiedlichen Versorgungs- oder Nutzenniveaus A - B: Budgetgerade S: unteroptimaler Schnittpunkt P: unteroptimaler Konsumplan T: nutzenoptimaler Tangentialpunkt (Haushaltsgleichgewicht), hier stimmen die Steigung der Indifferenzkurve und der Budgetgeraden überein Jede höhere Indifferenzkurve stellt ein höheres Nutzenniveau dar, da man annimmt, dass ein Güterbündel, dass von wenigstens einem Gut eine Einheit mehr und von dem anderen Gut nicht weniger enthält, von dem Haushalt bevorzugt wird (sog. Nichtsättigungsannahme). Indifferenzkurven liegen - streng genommen - unendlich dicht beieinander (Indifferenzkurvenschar). Die Krümmung (Steigung) der Indifferenzkurve gibt in jedem Punkt an, welche sehr kleine zusätzliche Menge von Gut 1 der Haushalt gerade als Ausgleich für den Verzicht auf eine sehr kleine Menge des Gutes 2 ansieht. - x 2 (Menge Gut 2) x 1 (Menge Gut 1) = Grenzrate der Substitution Seite 36
37 Die Grenzrate der Substitution ist dasjenige Austauschverhältnis zwischen den Gütern, bei dem sich das Versorgungsniveau aus Sicht des Haushaltes (also subjektiv) nicht ändert. Der Normalfall von Indifferenzkurven sind beschränkt substitutive Güter. Die Grenzrate der Substitution nimmt entlang der Indifferenzkurve, also mit zunehmender Menge des Gutes 2 (x 2 ), ab. Während Gut 2 also immer reichlicher vorhanden ist, wird Gut 1 immer knapper. Um auf eine weitere ME von Gut 1 zu verzichten, verlangt der Haushalt immer mehr von Gut 2. Deshalb hat die Indifferenzkurve einen konvexen Verlauf. Grenzfälle von Indifferenzkurven: Verlauf der Indifferenzkurven hängt von Beziehung zwischen den Gütern ab: Bei vollkommen substitutiven Gütern ist es gleichgültig, ob man Gut 1 oder Gut 2 besitzt. Graphisch bedeutet dies, die Indifferenzkurve ist Sind Güter absolut komplementär, verläuft die Indifferenzkurve Dies zeigt an, dass überschüssige Mengen nicht verwertet werden können. Handelt es sich bei Gut 2 um ein Ungut, verläuft die Indifferenzkurve Wenn Gut 1 ein Konsumgut und Gut 2 Arbeitszeit darstellt, dann bedeutet eine kürzere Arbeitszeit ein höheres Nutzenniveau und somit eine bevorzugte Situation. Durch Umdefinieren kann man aus Ungütern Güter machen: Die Indifferenzkurven III und IV in der obigen Abbildung sind nicht erreichbar, sie liegen außerhalb des Budgetraums. Die Indifferenzkurve I schneidet die Budgetgerade, die Schnittpunkte sind aber keine optimalen Konsumpläne, denn das gleiche Nutzenniveau könnte der Haushalt (z.b. im Punkt P) erreichen, ohne sein ganzes Einkommen auszugeben. Der optimale Konsumplan muss im Tangentialpunkt (Punkt T) von Budgetgerade und Indifferenzkurve liegen, hier stimmt die Grenzrate der Substitution mit der Steigung der Budgetgeraden (Preisverhältnis der Güter 1 und 2) überein (beides 0,5). Hier erreicht der Haushalt sein Gleichgewicht! Seite 37
38 3.5.3 Einkommenselastizität Die Einkommenselastizität ist das Verhältnis der relativen Änderung der nachgefragten Menge zur relativen Änderung des Einkommens. ε E, xi = xi xi E E ε E > 1 es handelt sich wahrscheinlich um ein ε E < 1 es handelt sich wahrscheinlich um ein Der Wert der Einkommenselastizität ist für diese Unterscheidung zwar nicht das einzige Kriterium und ist auch nicht immer trennscharf, aber er bildet ein objektives Kriterium. Die Werte der Einkommenselastizität für verschiedene Produkte bzw. Produktgruppen entscheiden über die Entwicklung der Nachfrage nach diesen Gütern und damit über die wirtschaftliche Zukunft der entsprechenden Herstellergruppen. Übung: Eine Einkommenselastizität in der Nachfrage nach Milch von 50% heißt, dass bei einer Einkommenssteigerung von 50% die nachgefragte Menge um... steigt a) 10% b) 1% c) 100% d) 25% Seite 38
39 3.5.4 Einkommens- und Substitutionseffekt Die Reaktion eines Haushaltes auf eine Preisänderung bei einem Gut kann theoretisch in zwei Effekte unterteilt werden, die in den nachfolgenden Abbildungen deutlich werden. x 1 I T Abb. 12: Einkommens- und Substitutionseffekt (1) x 2 Seite 39
40 x 1 I II T x 1 T x 2 Abb. 13: Einkommens- und Substitutionseffekt (2) Was ist passiert? Zahlenbeispiel: Betrachtungsobjekt Reaktion Gut 1 Preissenkung (2,- 1,- ) Gut 2 (Preis 3,- ) Nominaleinkommen (1000,- ) Seite 40
41 x 1 I II T x 1 T T x 2 Abb. 14: Einkommens- und Substitutionseffekt (3) Was ist passiert? Seite 41
42 x 1 I II x 1 x 1 T T T x 2 Abb. 15: Einkommens- und Substitutionseffekt (4) Was ist zu erkennen? - - Seite 42
43 Beispiel für den Substitutionseffekt: Jahr Gut Preis Nachfrage 1 Butter 1 GE 200 ME 1 Margarine 0,9 GE 150 ME 2 Butter 0,9 GE 300 ME 2 Margarine 0,9 GE 50 ME Substitutionseffekt bedeutet also: Preisveränderungen bei einem Gut (c. p. aller anderen Faktoren) führen zu Nachfrageveränderungen, weil Beispiel für den Einkommenseffekt: Jahr Gut Preis Einkommen Nachfrage 1 Butter 1 GE 50 GE 50 ME 2 Butter 0,9 GE 50 GE 55 ME Einkommenseffekt bedeutet also: Preisveränderungen bei einem Gut (c. p. aller anderen Faktoren) führen dazu, dass man sich mit dem gegebenen Einkommen mehr oder weniger von diesem Gut leisten kann, weil Wie werden der Einkommenseffekt und der Substitutionseffekt berechnet? Beispiel: Angenommen man verfügt über ein Budget von E = 200 und kann sich davon zwei Güter kaufen. Der Preis für ein Gut Z (p Z ) sei 10 und die Nachfrage bei diesem Preis sei 4 ME (x Z ). Zudem gebe es noch das Gut Y, das bei einem Preis von 20 (p Y ) mit 8 ME (x Y ) nachgefragt werde. Nun steige der Preis für das Gut Z auf 20, wodurch die Nachfrage nach Gut Z auf 2 ME zurück gehen würde. Preis und Menge von Gut Y bleiben in diesem Beispiel unverändert! Berechnung des Substitutionseffekts: 1. Preisänderung und dazugehöriges Gut herausfinden. p Z = Gesamte Nachfrage nach bestimmtem Gut vor Preisänderung ausrechnen. x Z(alt) = 4 3. Gesamte Nachfrage nach bestimmtem Gut nach Preisänderung ausrechnen. x Z(neu) = 2 4. Differenz ausrechnen -2 Diese Differenz ist die gesamte Nachfrageänderung 5. Zur Ermittlung des Substitutionseffekts muss das Einkommen konstant gehalten werden D. h. man muss ausrechnen, wie viel Geld nötig ist, um sich die gleichen Mengen wie vorher - aber bei neuen Preisen - kaufen zu können. E = p Z(neu)* x Z(alt) +p Y* x Y E = 20*4 + 20*8 = 240 Das neue Einkommen wird einfach als aktuelles "gesetzt". Der Konsument bekommt also entweder künstlich Geld hinzu oder welches entzogen, damit sein reales (auf die Güterpreise bezogenes Einkommen) unverändert ist. 6. Aktuelle Nachfrage mit aktuellem (neuem, gesetztem) Einkommen ausrechnen. (Dafür müssen Sie wissen, dass die Nachfrage nach Y [x Y = 8] das Vierfache der Nachfrage nach Z [x Z = 2] beträgt. Also gilt x Y = 4x Z ) Budgetbedingung: 240 = 20x Z + 20 * 4 x Z x Z = 2,4 2,4 ME von Z würden nachgefragt, wenn sich mein reales Einkommen nicht verändert hätte! Seite 43
44 7. Differenz zwischen aktueller Nachfrage und der Gesamtnachfrage vor der Preisänderung (x Z(alt) ) berechnen. Das Ergebnis ist der Substitutionseffekt! 2,4-4 = -1,6 = SE Berechnung des Einkommenseffektes: Die Differenz zwischen der gesamten Nachfrageänderung (siehe 4.)und dem Wert des Substitutionseffekts bilden. -2-(-1,6) = -0,4 Der Substitutionseffekt ist also immer der Preisänderung entgegen gerichtet! Der Einkommenseffekt kann hinsichtlich Ausmaß und Wirkungsrichtung unterschiedlich ausfallen. Nachfolgende Tabelle soll Ihnen eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten geben. Nach Kapitel 3.6 können Sie diese Tabelle um die jeweils zugehörige Güterkategorie ergänzen: Ausmaß / Wirkungsrichtung des Einkommenseffektes Güterkategorie Einkommenseffekt ist der Preisänderung entgegen gerichtet! Einkommenseffekt geht in die gleiche Richtung wie die Preisänderung, jedoch übersteigt sein Ausmaß den Substitutionseffekt nicht! Einkommenseffekt geht in die gleiche Richtung wie die Preisänderung und sein Ausmaß übersteigt den Substitutionseffekt! Seite 44
45 3.5.5 Einkommens-Konsum-, Preis-Konsum- und Engel-Kurven Erhöhung des In diesem Fall verschiebt sich die Budgetgerade nach außen und der Haushalt erhält ein immer neues Haushaltsgleichgewicht auf höheren Indifferenzkurven. Verbindet man diese Haushaltsoptima (geometrischer Ort aller Haushaltsgleichgewichte), so erhält man die Einkommens-Konsum-Kurve (EKK). x 1 IV I II III EKK x 2 Abb. 16: Einkommens-Konsum-Kurve Seite 45
46 Variation des Dies führt zu einer Drehung der Budgetgeraden und zu einem jeweils neuen Haushaltsoptimum. Durch verbinden dieser Punkte (geometrischer Ort aller Haushaltsgleichgewichte) erhält man die Preis-Konsum-Kurve (PKK). x 1 I II III IV V PKK Abb. 17: Preis-Konsum-Kurve x 2 Seite 46
47 Trägt man die Mengen eines Gutes von der Preis-Konsum-Kurve auf der Abszisse sowie die dazu gehörigen Preise auf der Ordinate eines p(x)-diagramms ab, so erhält wieder die Nachfragefunktion des Haushaltes für das Gut 1. x 1 p 1 PKK x 2 x 1 Abb. 18: Von der Preis-Konsum-Kurve zur Nachfragekurve Stellt man den Zusammenhang zwischen der nachgefragten Menge eines Gutes und dem Einkommen im Einkommens-Konsumgut-Diagramm dar, so erhält man die so genannte Engel-Kurve. x i x i = f i (p konst., E) Abb. 19: Engelkurven E Seite 47
48 Denken Sie zurück an die Einkommenselastizität eines Gutes. Wie können Sie diese in Beziehung zur Engel-Kurve setzen? man erkennt vier verschiedene Reaktionen bei steigendem Einkommen: Nachfrage Nachfrage Nachfrage Nachfrage 3.6 Änderungen des Nachfrageverhaltens Wird ein Gut bei einer Einkommenserhöhung (-senkung) in größerer (kleinerer) Menge nachgefragt, so spricht man von einem superioren Gut (superior = überlegen). Kennzeichnen Sie den Normalfall bei Erhöhung des Einkommens: Budgetgerade Güternachfrage Einkommenselastizität Engel-Kurve verläuft Inferiore Güter Güter, die bei einer Einkommenserhöhung (-senkung) weniger (stärker) nachgefragt werden, heißen inferiore Güter (minderwertig). Inferiore Güter sind Güter, die im Urteil des Haushaltes als minderwertig angesehen werden, ohne dass sie es objektiv sein müssen. Seite 48
49 Gelegentlich wird noch unterschieden nach: Ausgaben für ein Gut steigen mit zunehmendem Einkommen nur unterproportional Ausgaben für ein Gut gehen mit steigendem Einkommen zurück Inferiore Güter werden mit steigendem Einkommen durch höherwertige Güter substituiert. Sie besitzen also eine negative Einkommenselastizität. Beispiele: Betrachtung von Einkommens- und Substitutionseffekt bei inferioren Gütern: Bei steigendem Einkommen sinkt die Nachfrage, der Einkommens- und der Substitutionseffekt sind gegeneinander gerichtet, der Substitutionseffekt überwiegt aber, der Gesamteffekt bleibt normal GIFFEN sches Paradoxon Der englische Ökonom ROBERT GIFFEN hat gemessen, dass (insbesondere bei ärmeren Bevölkerungsschichten) mit steigendem Brotpreis die Nachfrage nach Brot zunimmt. GIFFEN-Güter werden nach einer Preissteigerung vermehrt nachgefragt. Erklärung: Preissteigerung beim GIFFEN-Gut hat Verringerung des Realeinkommens zur Folge. Dieser Realeinkommensrückgang geht so weit, dass zugunsten des GIFFEN-Gutes auf höherwertige Güter verzichtet werden muss und es deshalb beim GIFFEN-Gut zu einer höheren Nachfrage kommt. GIFFEN-Güter besitzen also eine positive Preiselastizität. Beispiel: Betrachtung von Einkommens- und Substitutionseffekt bei GIFFEN-Gütern: Bei steigendem Preis steigt die Nachfrage, der Einkommens- und der Substitutionseffekt sind gegeneinander gerichtet, der Einkommenseffekt überwiegt aber, der Gesamteffekt wird anormal. Seite 49
50 3.7 Nutzenfunktion Eine Funktion, die jedem Güterbündel einen Nutzen zuordnet, heißt Nutzenfunktion. In graphischer (dreidimensionaler) Darstellung kann die Nutzenfunktion als Nutzengebirge dargestellt werden. Die Koordinaten entsprechen dann den konsumierten Mengen x 1 und x 2 der Güter 1 und 2. Die Höhenangaben entsprechen dem Nutzenniveau. U(x 1, x 2 ) x 2 x 2 x 2 U x 1 U x 1 x 1 Abb. 20: Nutzengebirge Die nachfolgend verwendete zweidimensionale Darstellung der Nutzenfunktion stellt einen senkrechten Schnitt durch das Nutzengebirge dar. Seite 50
51 Zwei unterschiedliche Sichtweisen zu der Frage: Ist Nutzen messbar? Indifferenzkurven folgen diesem Konzept, weil die Güterbündel auf einer höheren Indifferenzkurve zwar als besser angesehen werden, eine Aussage um wie viel besser jedoch nicht möglich ist. Früher ging man davon aus, dass es möglich ist, Nutzen in Einheiten zu messen. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die Grenznutzenbetrachtung. Der Grenznutzen ist die Veränderung des Gesamtnutzens durch eine weitere konsumierte Einheit. U U max. x Abb. 21: Gesamt- und Grenznutzen Solange der Gesamtnutzen (U) steigt, ist der Grenznutzen (U ) positiv. Dort wo der Gesamtnutzen am größten ist, ist der Grenznutzen gleich 0. Seite 51
52 Der Grenznutzen entspricht dem Nutzenzuwachs bei marginaler Zunahme der Menge des Gutes x. U = d U / d x Erstes GOSSEN sches Gesetz ( Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen HERMAN HEINRICH GOSSEN): Der Nutzen, den ein Gut stiftet, nimmt im Zuge der Bedürfnisbefriedigung ab. Betrachtet man die Mengen zweier Güter (x 1, x 2 ) so bedeutet dies, dass bei Indifferenz der Nutzenverlust bei Gut 1 durch Nutzengewinn bei Gut 2 aufgefangen wird. Also gilt: du = x 1 U 1 + x 2 U 2 = 0 - x 2 U 2 = x 1 U 1 x 2 U 1 = x 1 U 2 Also kann man feststellen: Da wir auch wissen, dass im optimalen Konsumplan die Steigung der Budgetgeraden, also das Preisverhältnis der Güter 1 und 2 mit der Steigung der Indifferenzkurve (Grenzrate der Substitution) übereinstimmt, kann man auch sagen: p 2 x 1 U 2 = und das ist gleich p 1 x 2 U 1 U 1 U 2 = p 1 p 2 Zweites GOSSEN sches Gesetz ( Gesetz vom Ausgleich des gewogenen Grenznutzens ): Der Haushalt befindet sich in einer nutzenmaximalen Position, wenn sich die Grenznutzen der Güter zueinander verhalten, wie ihre Preise. Übung: Die Nutzenfunktion eines Wirtschaftssubjektes wird gegeben durch U = x 1 ²x 2 ² Welche Mengen wird das Wirtschaftssubjekt bei einem Einkommen von 50 und Preisen von jeweils 10 Einheiten nachfragen? Seite 52
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