Depression und Burnout
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- Christel Fuhrmann
- vor 7 Jahren
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1 Depression und Burnout Dr. Andjela Bäwert AKH Wien, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Burn-out : Historische Daten AT Prophet Elias Elias Müdigkeit Als Goethe Verwaltungsminister war, fühlte er sich bzgl. seiner Dichtkunst ausgetrocknet 1911: Beschreibung einer für Lehrer typischen Nervenkrankheit namens Neurasthenie im Oberpfälzer Schulanzeiger 1974: Beginn der wissenschaftlichen Burnoutdiskussion durch Freudenberger (USA) Copyright: Bündnis gegen Depression 1
2 Burnout - Definitionen Energieverschleiß und Erschöpfung aufgrund innerer & äußerer Überforderung (Familie, Arbeit, Werte, Gesellschaft) Gefühlszustand von übermäßigem Stress, der persönliche Motivation, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt Reaktion auf psychosozialen Stress - Belastung ohne Aussicht auf Entlastung STRESS definiert sich als subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, subjektiv zeitlich nahe und subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint. (nach Greif/Bamberg/Semmer) Copyright: Bündnis gegen Depression 2
3 EUSTRESS UND DISTRESS Selye, 1976 EUSTRESS: (belastende) Reize, die als angenehm, z.b. als Herausforderung oder Anregung empfunden werden DISTRESS: belastende Reize, die als Überforderung erlebt werden (tatsächlicher oder vermeintlicher Kontrollverlust, der mit Gefühlen der Bedrohung, Ausgeliefertseins, Hilflosigkeit und Abhängigkeit einhergeht) Stressverstärker Zurückhaltende Wut Verleugnete Aggressionen Vernachlässigte Bedürfnisse Schuldgefühle Niedriges Selbstwertgefühl Copyright: Bündnis gegen Depression 3
4 Aktive Stressreaktion (Situation bewältigen) ADRENALIN Konzentration Gedächtnis, Erinnerung Kreativität Stimmung aufgekratzt bis aggressiv Muskelleistung Immunabwehr Verdauung Selbstbild Lust und Libido Stress Passive Stressreaktion (Situation aushalten) CORTISOL Konzentration Gedächtnis, Erinnerung Kreativität Stimmung gedrückt, ängstlich Antrieb, Kraft Immunabwehr Verdauung Selbstbild Lust und Libido Stress und Geschlecht Frauen Internalisieren tend and befriend Männer Externalisieren fight or flight - Schutz und Pflege - Kampf - Harmonie - Konfrontation - Sozialkontakte, - Unterstützung durch andere Copyright: Bündnis gegen Depression 4
5 Aspekte des Burnout-Syndroms Emotionale Erschöpfung Depersonalisierung ( Wer bin ich eigentlich und was sind meine Wünsche ) negative Einschätzung der persönlichen Leistungskompetenz Begleit-/Folgeerscheinungen Unzufriedenheit, Resignation, Psychosomatische Beschwerden Angst, Depression Ursachen des Burnout-Syndroms 1. Hohe Belastung und Eintönigkeit bei gleichzeitig geringer Möglichkeit zur Einflussnahme auf den Arbeitsprozess 2. Geringe Anerkennung bei zugleich starker persönlicher Verausgabung 3. Fehlende soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen sowie im persönlichen Umfeld 4. Hoher Anspruch, anfänglicher Enthusiasmus, Fehlen von Erfolgsmaßstäben, geringe Bezahlung, geringe Aufstiegsmöglichkeiten, Probleme bei der Einrichtungsfinanzierung und ineffizienter Mitteleinsatz (Frauen!) Copyright: Bündnis gegen Depression 5
6 Ursachen des Burnout-Syndroms (nach Maslach u. Leiter) sich wandelnde institutionellen Bedingungen und ungenügende Abstimmung mit persönlichen und kollektiven Bedürfnissen 1. Arbeitsüberlastung (d.h. die Arbeit ist intensiver, zeitaufwändiger und komplexer), 2. Mangel an Kontrolle der Arbeitsabläufe (d.h. das Interesse an der Arbeit sinkt), 3. Unzureichende Be- und Entlohnung (d.h. die Arbeitsfreude sinkt 4. Zusammenbruch der Arbeitsgemeinschaft (d.h. Spaltung persönlicher Beziehungen, Untergraben von Teamarbeit, Konflikte zwischen Einzelkämpfern ) 5. Mangel an Fairness (d.h. Offenheit, Vertrauen und Respekt) und 6. Wertekonflikte (d.h. Verlust menschlicher/persönlicher Komponenten, Unaufrichtigkeit im Umgang mit behaupteten Werten) Mögliche körperliche Folgen von Burn-out Schlafstörungen Schmerzen Funktionelle HKL-Beschwerden Magen-Darmbeschwerden Veränderung des Kortisolstoffwechsels Veränderung immunologischer Parameter Veränderung des Menstruationszyklus Begünstigung koronarer Herzerkrankung Copyright: Bündnis gegen Depression 6
7 Warnsymptome Erhöhte Stimmungslabilität Verminderte Belastbarkeit Erhöhte Infektanfälligkeit Copyright: Bündnis gegen Depression 7
8 Die verschiedenen Ebenen der Depression Psyche Körper Verhalten Diagnosekriterien nach ICD-10 Hauptkriterien (A) Depressive Stimmung Verlust von Interesse oder Freude Verminderter Antrieb Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken, erfolgte suizidale Handlungen Schlafstörungen Appetitminderung Nebenkriterien (B) Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit Schweregrade Leicht: Mindestens 2 aus A und 2 aus B Mittel: Mindestens 2 aus A und 3 aus B Schwer: Alle aus A und mindestens 4 aus B Symptome bestehen mindestens 2 Wochen! Copyright: Bündnis gegen Depression 8
9 DAS DEPRESSIONS - CONTINUUM Schlechter Tag: Blues Dysthymische Störung: Negativismus ; chronische Form der depressiven Verstimmung, die nicht alle Kriterien der Depression erfüllt. Symptome müssen mind. 2 Jahre anhalten Anpassungs-oder Trauerreaktion Das Gefühl, etwas verloren zu haben, Weinen, Reaktion auf spezifischen Stressor ;meist zeitlich begrenzt; Bezug zur Krankenpflege: Umgang mit Sterbenden, Trauernden, Palliativpflege) Schwere depressive Störung Verlust des Interesses an der Aussenwelt; Verlust des Gefühls vom Wert der eigenen Person; Veränderungen im Verhalten aber auch biologisch: Mangel an Neurotransmittern Serotonin (Glückshormon) bzw. Noradrenalin und Veränderungen der Rezeptoren für die Hormone C. Landau et al., 1994 Arten und Verlauf von Depressionen Rezidivierende depressive Störung Phasisch, unipolar, Major Depression Freies Intervall Depressive Episode Zeit Dysthymie Neurotische Depression Depressive Verstimmung über 2 Jahre Zeit Bipolare affektive Störung Manisch Depressive Erkrankung Depressive Episode Manische Episode Zeit Copyright: Bündnis gegen Depression 9
10 Geschlechtspezifische Symptomatik Männer: Unruhe, Unzufriedenheit Gereiztheit Verminderte Stresstoleranz Erhöhte Risikobereitschaft Verminderte Impulskontrolle Wutausbrüche Frauen: Antriebsstörung Grübeln, Schlafstörung, Morgens-nicht-Aufstehen-können Sozialer Rückzug Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes Sowohl bei Frauen als auch bei Männern Selbsttherapie mit Alkohol oder anderen Suchtmitten Die zwei Seiten der gleichen Medaille Psychische Seite Körperliche Seite Persönlichkeitsfaktoren Psychosoziale Belastung Lebenserfahrungen Depression Genetische Empfindlichkeit Hirntätigkeit Körperliche Erkrankungen Psychotherapie Pharmakotherapie Copyright: Bündnis gegen Depression 10
11 Depression ist ist in in den meisten Fällen gut behandelbar! Zentrale Behandlungssäulen: Medikamentöse Behandlung (v.a. Antidepressiva: SSRIs, Trizyklika, duale Antidepressiva) Psychotherapie Psychoedukation und Einbindung Angehöriger Weitere Behandlungsverfahren (im Einzelfall sinnvoll) Lichttherapie Wirkung nur bei saisonaler Depression belegt EKT bei schwerer therapieresistenter Depression Soziotherapie z.b. bei Wiedereingliederungsmaßnahmen Sport nur bei sehr leichter Form der Depression anwendbar!!) Antidepressiva-Behandlung Behandlung der Wahl insbesondere bei schwereren Depressionen Wirkungen: Stimmungsaufhellend Antriebsfördernd oder beruhigend Z.T. wirksam gegen Ängste Wirkungseintritt erst nach mind. 2 Wochen Nebenwirkungen meist nur mittel bis leicht Keine Persönlichkeitsveränderung, keine Happy- Pillen Keine Suchtgefahr Copyright: Bündnis gegen Depression 11
12 Geschlechtsspezifische Therapie Frauen vor dem Wechsel sprechen auf SSRIs besser an als Männer Frauen vor dem Wechsel sprechen schlechter auf Trizyklika an (diese beruhen eher auf Noradrenalinstoffwechsel) Frauen nach dem Wechsel sprechen auf Trizyklika genauso gut an wie Männer Auf die neueren Dualen Antidepressiva sprechen Frauen genausogut an wie Männer Nebenwirkungen: Männer bei SSRI-Therapie: Nachlassen der Libido Errektions- bzw. Ejakulationsstörungen Deswegen häufigere Therapieabrüche Männer bei TZA-Therapie: Prostatvergrößerung Harnverhaltschmerzen Frauen bei Therapie mit Johanniskraut: Wirkverlust der Anti-Baby-Pille und somit ungewollte Schwangerschaft Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit! Copyright: Bündnis gegen Depression 12
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