Stadtentwicklungspolitik und lokale Zivilgesellschaften: aneinander vorbei oder auf gleichem Kurs?
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- Oldwig Holzmann
- vor 7 Jahren
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1 Stadtentwicklungspolitik und lokale Zivilgesellschaften: aneinander vorbei oder auf gleichem Kurs? Dr. Frank Jost vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.v., Berlin
2 Bürger sind selbst aktiv und erhalten von den Kommunen Angebote zur Beteiligung und Kooperation Bürgerengagement Bürgerorientierung Kommunen beteiligen Bürger an der Meinungsbildung, fördern Eigenaktivitäten und kooperieren
3 Staat / Kommunen Quartiersund Stadtentwicklung Kapital / Märkte Zivile Gesellschaft
4 Was? Aufgabe / Teilhabegegenstand Wie? Methode / Beteiligungsverfahren Wer? Bürger / Milieu
5 Trend 2005: Langzeitbeobachtung Ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu tun ich kann mich nicht auch noch um andere kümmern (Zustimmung in %) Basis: Personen pro Jahr ( nur D-West)
6 Trend 2005: Langzeitbeobachtung Mein Zuhause ist meine Insel (Völlige Zustimmung in %) Basis: Personen pro Jahr ( nur D-West)
7 Die Sinus-Milieus in Deutschland Soziale Lage und Grundorientierung Oberschicht / Obere Mittelschicht Mittlere Mittelschicht 1 2 Sinus A12 Konservative 5% Sinus A23 Traditionsverwurzelte 14% Sinus AB2 DDR- Nostalgische 6% Sinus B1 Etablierte 10% Sinus B2 Bürgerliche Mitte 16% Sinus B12 Postmaterielle 10% Sinus C12 Moderne Performer 9% Sinus C2 Experimentalisten 8% Untere Mittelschicht / Unterschicht 3 Sinus B3 Konsum-Materialisten 11% Sinus BC3 Hedonisten 11% Soziale Lage Grundorientierung A Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung B Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss C Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Leben in Paradoxien
8 Zehlendorf Wedding Tiergarten Schöneberg Reinickendorf Prenzlauer Berg Neukölln Mitte Marzahn Kreuzberg Etablierte Postmaterielle Moderne Performer Konservative Traditionsverwurzelte DDR-Nostalgische Bürgerliche Mitte Konsum-Materialisten Hedonisten Experimentalisten Charlottenburg 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
9 vhw Die sozialen Milieus in Berlin Milieuschwerpunkte Experimentalisten: 14%* * Bezugsgröße: Privathaushalte, Berlin Reinickendorf Pankow Weissensee Hohenschoenhausen Wedding Prenzlauer Berg Marzahn Spandau Charlottenburg Tiergarten Mitte Friedrichshain Lichtenberg Hellersdorf Kreuzberg Legende Indexwerte Wilmersdorf Schoeneberg > Zehlendorf Steglitz Tempelhof Neukoelln Treptow Koepenick >150
10 vhw Die sozialen Milieus in Berlin Milieuschwerpunkte Moderne Performer: 12%* * Bezugsgröße: Privathaushalte, Berlin Reinickendorf Pankow Weissensee Hohenschoenhausen Wedding Prenzlauer Berg Marzahn Spandau Charlottenburg Tiergarten Mitte Friedrichshain Lichtenberg Hellersdorf Kreuzberg Legende Indexwerte Wilmersdorf Schoeneberg > Zehlendorf Steglitz Tempelhof Neukoelln Treptow Koepenick >150
11 vhw Die sozialen Milieus in Berlin Milieuschwerpunkte Traditionsverwurzelte: 12%* * Bezugsgröße: Privathaushalte, Berlin Reinickendorf Pankow Weissensee Hohenschoenhausen Wedding Prenzlauer Berg Marzahn Spandau Charlottenburg Tiergarten Mitte Friedrichshain Lichtenberg Hellersdorf Kreuzberg Legende Indexwerte Wilmersdorf Schoeneberg < Zehlendorf Steglitz Tempelhof Neukoelln Treptow Koepenick >150
12 Freiburg: Milieustruktur Anteil dominantes Milieu in % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% BRD gesamt Freiburg GAGFAH gesamt ETB PMA PER KON TRA DDR BUM MAT HED EXP In Freiburg besteht eine starke Dominanz von Postmateriellen (Akademiker, auch Studierende); überrepräsentiert sind gleichfalls junge PER und EXP; statusniedrige Milieus sind hingegen unterrepräsentiert. Auch der Bürgerlich Mitte-Anteil ist in Freiburg sehr schwach ausgeprägt. Quelle: microm
13 Trend 2005: Einbettung in die Gesellschaft "Ich habe das Gefühl, von den aktuellen Veränderungen in unserer Gesellschaft ausgeschlossen zu sein" Antwort: Stimmt ganz genau / Abweichung vom Mittelwert Experimentalisten EXP Moderne Performer PER Hedonisten HED Konsum-Materialisten MAT Bürgerliche Mitte BUM Postmaterielle PMA Etablierte ETB DDR-Nostalgische DDR Traditionsverwurzelte TRA Konservative KON -6,0-4,0-2,0 0,0 2,0 4,0 6,0
14 Trend 2005: Politik und Planerfordernis "Ich finde es wichtig, dass die Politiker einen Plan haben, wie unserer Städte und Gemeinden in 20 Jahren aussehen sollen" Antwort: Stimmt ganz genau / Abweichung vom Mittelwert Experimentalisten EXP Moderne Performer PER HED MAT BUM PMA ETB DDR TRA KON Hedonisten Konsum-Materialisten Bürgerliche Mitte Postmaterielle Etablierte DDR-Nostalgische Traditionsverwurzelte Konservative -15,0-10,0-5,0 0,0 5,0 10,0 15,0
15 Trend 2005: Beteilungsinteresse nach Themenreichweite Beteiligungsinteresse an Planungen in verschiedenen Maßstabsebenen Antwort Sehr interessiert / Abweichungen vom Mittelwert 10,0 BUM 5,0 PMA BUM PMABUM ETB 0,0-5,0 MAT HED EXP MAT HEDTRA MAT MATHED -10,0 Haus Straße Ortsteil Gesamter Ort
16 Das typische Bild bei Beteiligung und Dialog Die üblichen Verdächtigen Aktuelle Demokratieprobleme Sinkende und sozial ungleiche Wahlbeteiligung, Vertrauensverlust in die Politik An Bürgerbeteiligung nehmen eher Gebildete und sozial Bessergestellte teil und beeinflussen oft das Ergebnis zu ihren Gunsten, Sprachfähigkeiten, Macht und Ausstrahlung beeinflussen das Ergebnis der Beteiligung Etablierte Postmaterielle Moderne Performer Konservative Traditionelle DDR-Nostalgische Bürgerliche Mitte Konsummaterialisten Mithilfe der Milieuforschung konnte in verschiedenen Städten mit anonymisierten Teilnehmerdaten die einseitige Milieustruktur bei früheren Bürgerbeteiligungen gezeigt werden. Hedonisten Experimentalisten vhw e. V Seite 16
17 Planungs- und Entscheidungsprozesse Beteiligung und Interesse 10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Teilnahme an Unterschriftenaktionen Teilnahme an Bürgerversammlungen Teilnahme an Bürgerbefragungen Teilnahme an Bürgergesprächen 24% 23% 15% 39% 14% 19% 19% 20% Höheres Potenzial: Verfahren mit allgemeinem, anonymen Charakter Teilnahme an Demonstrationen/ Protestversammlungen 12% 10% Mitarbeit in Bürgerinitiativen Teilnahme an moderierten Planungsverfahren Parteien vor Ort um Unterstützung bitten 6% 4% 5% 15% 10% 7% Geringeres Potenzial: Verfahren mit höherer persönlicher Beteiligung Beteiligung Interesse
18 Milieus und Dialog Der Status Quo Bürgerdialog: Status Quo Ø 29% Bürgerdialog: Potenzielle Steigerungen Ø 67% Steigerungs-Potenzial (Index 100 = Ø Steigerung) Performer 32% Expeditive 26% Konservativetablierte 39% Traditionelle 29% Liberalintellektuelle 40% Adaptivpragmatische 21% Sozialökologische 27% Bürgerliche Mitte 37% Prekäre 21% Konsum- Hedonisten 23% Experimentalisten 17% Konservativetablierte Index 68 Traditionelle Index 76 Liberalintellektuelle Index 77 Sozialökologische Index 132 Bürgerliche Mitte Index 72 Prekäre Index 120 Performer Index 131 Adaptivpragmatische Index 169 Konsum- Hedonisten Index 122 Expeditive Index 106 Experimentalisten Index 196 Schwach vertreten Stark vertreten Schwache Zuwächse Starke Zuwächse Quelle: vhw Trendstudie 2010, Basis: Fälle Frage: An welchen Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich an Planungs- und Entscheidungsprozessen in ihrer Stadt oder Gemeinde zu beteiligen, haben Sie sich bereits beteiligt? Antwort: Bürgerversammlung oder Bürgergespräch oder moderierte Planungsverfahren; Erhebungszeitraum: April Juni 2010 Quelle: vhw Trendstudie 2010, Basis: Fälle Frage: Welchen Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich an Planungs- und Entscheidungsprozessen in ihrer Stadt oder Gemeinde zu beteiligen, kennen Sie? Antwort: Bürgerversammlung oder Bürgergespräch oder moderierte Planungsverfahren; Erhebungszeitraum: April Juni 2010 Statusmilieus und Bürgerliche Mitte dominieren mit Blick auf den Status Quo im Bürgerdialog. Distanzen bestehen besonders bei den unteren und jungen modernen Milieufraktionen Starke Potenziale bestehen aber auch in eben den jungen Milieus das Interesse ist da, aber wie damit umgehen? vhw e. V Seite 18
19 Partizipation: Distanzen und Nähen Neue Sinus-Milieus Fühle mich bei Engagierten nicht willkommen Ø 28% Wichtigkeit: Lokale Bürgerbeteiligung Ø 23% Performer 21% Expeditive 26% Konservativetablierte 20% Traditionelle 27% Liberalintellektuelle 14% Adaptivpragmatische 26% Sozialökologische 6% Bürgerliche Mitte 23% Prekäre 48% Konsum- Hedonisten 54% Experimentalisten 34% Performer 21% Expeditive 28% Konservativetablierte 16% Traditionelle 20% Liberalintellektuelle 24% Adaptivpragmatische 22% Sozialökologische 33% Bürgerliche Mitte 18% Prekäre 17% Konsum- Hedonisten 39% Experimentalisten 31% Schwach vertreten Stark vertreten Schwach vertreten Stark vertreten Quelle: vhw Trendstudie 2010, Basis: Fälle Filter: Mindestens 1x angegeben, sich nicht lokal engagieren zu wollen (89%) Frage: Aus welchem Grund wollen Sie sich nicht engagieren? Antwort: Ich fühle mich bei denen, die sich engagieren, nicht willkommen Erhebungszeitraum: April Juni 2010 Quelle: vhw Trendstudie 2010, Basis: Fälle Frage: Wie ist das in der Gegend/Gemeinde, in der Sie wohnen? Item: Beteiligung der Bürger an den Entscheidungen in der Stadt/Gemeinde Antwort: Sehr wichtig (Top-Box 4er-Skala) Erhebungszeitraum: April Juni 2010 Nähe bei Statusmilieus und Performern Distanzen bei unteren und jungen modernen Milieufraktionen Jenseits des Status Quo: Hohe Affinitäten für das Thema Bürgerbeteiligung in den modernen Milieusegmenten, bis in statusschwache Bereiche hinein; zudem bei den SÖK Chart 19
20 Partizipation Im Ergebnis geht es um Partizipations-Typen Kreative Konzipierer Professioneller Zugang Abstrakter, strategischer Zugang ( neues Bildungsbürgertum) Quartiersengagement in Konkurrenz zu anderen Feldern Es geht nicht um Stadtentwicklung an sich, sondern um konkrete Themen und Interessen Engagement als Kür Stadt/Staat stellt Grundversorgung Prekäre Ganz großes Kino Emotional besetzter Zugang, Gänsehautstimmung Für Leute einsetzen, denen es schlecht geht (Selbstbild: Man schafft seinen Weg alleine und kann helfen) Mitmacher Kein Erfüllungsgehilfe für Aufgaben von Stadt/Staat sein Mainstream Home sweet home: Man engagiert sich vorerst in Nachbarschaft und Quartier. Es soll schöner werden Engagement ist Einsatz für ganz konkrete, kleinteilige Dinge Verständnis für knappe Kassen von Stadt/Staat, mitmachen um öffentliche Engpässe zu überbrücken ist legitim
21 Kommunikation der Milieus Traditionelle, Konsum-Hedonisten, Expeditive vhw e. V Seite 21
22 Kommunikation der Milieus Kommunikative Arenen der Milieus Tante Emma Laden Motorradtreff auf der Spinnerbrücke Die Welt ist ein Dorf zumindest bei Twitter und Co. vhw e. V Seite 22
23 Kommunikation der Milieus Leitmilieus vs. Kreative und Prekäre Konfliktpotenzial Prekäre fühlen sich den Leitmilieus oft unterlegen, nicht verstanden, abgelehnt und angegriffen. Der intellektuelle Duktus der Leitmilieus wird als Besserwisserei und Belehrung aufgenommen und führt zu Ablehnung von Seiten der Kreativen und Prekären. Ihre Selbstinszenierung und oft impulsive Art der Konsum-Hedonisten kann andere schnell abschrecken. Gerade die jüngeren Milieus denken den Leitmilieus und älteren zu kurzfristig. Die kommunikativen Codes von Konsum-Hedonisten und Kreativen. Herausforderung: Kommunikative Brücken schlagen zw. Prekären, Leitmilieus und Kreativen mit kommunikativen Codes umgehen. Unterlegenheit nicht in Ablehnung und Aggression gegenüber anderen umschlagen lassen. Gemeinwohlorientierung der Leitmilieus hinterfragen. vhw e. V Seite 23
24 vhw e. V Seite 24
25 vhw e. V Seite 25
26 Chart 26
27 Leitfragen: Staat und Zivilgesellschaft: Bürgerorientierung versus Bürgerengagement? Bestandsaufnahme und Potenziale: Wie tickt der Bürger? Mehr Demokratie: Förderung der üblichen Verdächtigen und Stärkung sozialer Ungleichheit? Kommunikation und Beteiligung: Wie können alle Gruppen erreicht werden?
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