Peer Beziehungen Familie als System Entwicklung der Peer Beziehungen Spiel: Einteilung nach sozialer Komplexität
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- Arthur Grosse
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1 Entwicklungspsychologie B Vorlesung Seite 1 Familie als System - Systeme sind organisiert als Ganzes, alle Teile des Systems sind voneinander abhängig. Verhalten des einzelnen kann nur im Kontext verstanden werden - Systeme operieren um die Stabilität aufrechtzuerhalten. Prinzip der Homöostase. (z.b. negative Reaktion der Mutter, wenn Tochter von Mißbrauch berichtet - Mutter will System beibehalten/retten) >> Reader Peer Beziehungen Entwicklung der Peer Beziehungen 0-6 Mon. : Kaum Interesse an Peers 6-12 Mon. : Anlächeln, anfassen, etwas zeigen 12 Mon.: einfache soziale Interaktionen, Aufmerksamkeit durch zeigen, lenken, Nachahmen einfacher Handlungen. Häufigkeit der Interaktion: weniger als 1x pro Minute (Spielzeug oder Mama ist interessanter) Abbildung 12.1 Reader seite 479 Spiel: Einteilung nach sozialer Komplexität - Kooperatives Spiel: - Am kompliziertesten, gemeinsames Spiel mit utnerschiedlichen Handlungen, kommt erst spät vor - Assoziationsspiel: - z.b. Zeichnen, gleiche Materialien, aber utnerschiedliche Projekte, ab ca. 3 - Parallelspiel: - Gleiche Materialien, spielen nebeneinander her, manchmal mit Imitation - Onlooker: - Rolle des Zuschauers, beim Spielen zuschauen, stabi, verändert sich kaum - Solitary: - aleine Spielen, nimmt mit der Zeit ab - Unoccupied: - Zeiten in denen sie unbeschäftigt sind, sehr selten Einteilung nach kognitiven Fertigkeiten Alter in Monaten - Parallel: Nebeneinander herspielen - Parallel assure: Schaun was der andere macht + Imitation - einfaches soziales Spiel: Gleiche Spielsachen, lächeln, Spielsachen tauschen - Komplementärspiel: Gleiches Ziel mit unterschiedlichen Rollen, Rollen tauschen - Kooperatives Spiel: Vater-Mutter-Kind, Arzt, Kaufmann - Komplexes soziales So-tun-als-ob-Spiel: Rollen übernehmen + Regeln was die Rollen machen müssen Durchschnitt - Interkaktionen pro Minute Interaktionen insgesamt Imitation Komplementär Gemeinsame Handlungen Imitation & Komplementär - Funktionsspiel / Übungsspiel: Handlung wird oft wiederholt - Konstruktionsspiel: Bausteine, Sandburgen - Rollenspiel: Vater-Mutter-Kind (Perspektivenübernahme, Verhandlen der Rollen erfordert hohe soziale Kompetenz) - Regelspiel: sehr komplex Howels Unterteilung
2 Entwicklungspsychologie B Vorlesung Seite 2 Peerdeprivation (aufwachsen ohne Peers) bei Rhesusaffen Die Rhesusäffchen zeigen wenig Spielverhalten, verhalten sich in Peergruppen aggressiv. Wachsen die Äffchen mit Peers aber ohne Mutter auf zeigen sie: - starkes Bindungsverhalten gegenüber Peers (klammern) - Unsicherheit in fremder Situation, weniger Erkundungsverhalten - als ausgewachsenene Tiere mehr Aggression gegenüber anderen Tieren, die nicht zur Peergroup gehören. Intervention mit Therapeuten-Äffchen : Äffchen die ein paar Monate jünger sind verwickeln isoliert aufgewachsene Äffchen in Spielsituationen Einflüsse der Peers bei Kleinkindern Toddler mit mehr Peerkontakt sind sozial kompetenter, auch gegenüber unbekannten Peers. Vandell (1979) experimentelle Studie: Experimentalgruppe besucht über 6 Wochen eine spezielle Spielgruppe, eine gematchte (gut vergleichbare) Kontrollgruppe nicht. Vor der Intervention zeigt sich kein Unterschied in der Interaktion mit den Eltern. Nach der Intervention: Kinder der Experimentalgruppe waren responsiver, mehr Interaktion mit den Eltern, als die Kinder der Kontrollgruppe Effekte des Spiels Sozial pretend Spiel: positve Effekt auf die kognitive und soziale Entwicklung Korrelationsstudien: Kinder mit mehr Rollenspiel sind beser in der Perspektivenübernahme, kreativer und beliebter, werden von Lehreren als kompetenter eingestuft. Experimentelle Studien: wenig positive Befunde, sehr unterschiedliche ERgebnisse, wahrscheinlich aufgrund der unterschiedlichen Rollenspiel Prozeduren. Fast immer nahm das rollenspielverhalten auch außerhalb der Studie zu. Kinder in Tagesbetreuung Befunde ebenfals unkonsistent. Teils selbstbewusster und sozial kompetenter als Kinder die alleine zuhause sind, teilweise aber auch nur wenig Unterschied. Kinder die viel Zeit in Tagesheimstätten verbringen sind aggressiver > Kampf ums Spielzeug. Lösung: Genaue Beobachtung der Kinder und Unterbindung positiver Verstärkung von Aggression (z.b. Spielzeug ganz wegnehmen). Wichtig: Kleine Gruppen Einfluß der Eltern Unterscheidung zwischen direkt (Wahl des Wohnortes, Spielplatz, Vorschulaktionen, Kinder einladen) und indirekt. Wenn Eltern Peer Kontakte initiieren - Elternbefragung: Kinder von Eltern die für Kontakte sorgen, haben mehr Peerkontakte, haben konsistentere Kontakte, Buben sind beliebter, bei Mädchen ist es eher umgekehrt
3 Entwicklungspsychologie B Vorlesung Seite 3 Effekte des elterlichen Monitorings Bei direkten monitoring: Kinder sind sozial weniger kompetent und bei den Peers weniger beliebt. Besser ist indirketes monitoring - die Kinder alleine spielen lassen und nur ab und zu nach dem rechten sehen. Mütter supervidieren Spiel genauer, wenn sie ihre Kinder als sozial weniger kompetent wahrnehmen. Die Einschätzung ist meist akkurat. Befund ist korrelativ - kausale Reihenfolge aber unklar. Indirkete Effekte des elterlichen einfluses Bindungstheorie: Art der Mutter-Kind Beziehung beeinflusst Peer Beziehungen. Unklar: Möglicherweise ist der Zusammenhang auf die genetische Ausstattung der Kinder zurückzuführen. Diese beeinflusst zunächst die Beziehung zur Mutter, später zu den Peers. Erziehungstil: - Kinder autoritativer Eltern sind freundlicher im Umgang mit Peers - autorität oder permissiv: Eher zurückhaltend, große Abhängigkeit von den Erwachsenen - Kinder deren Eltern wärmer sind und konsistent disziplinieren haben einen besseren Kontakt zu Peers. Kinderfreundschaften Schon Kleinkinder (1-2 Jahren) spielen mit bestimmten Kindern besonders gerne und viel > erstes Komplementärspiel. Gottman: Koordiniertes Spiel als zentrale Aktivität unter Freunden, hohe Responsivität. Kindergarten: Freunde helfen und loben sich, machen Geschenke, auch mehr neutrale Interaktionen Freunde haben auch mehr Konflikte, aber ein anderes Konflikt Management: - Konfklikte sind emotional weniger intensiv - hören eher von selbst wieder auf zu streiten - sind eher bereit nachzugeben - spielen häufiger auch nach dem Konflikt weiter Kindergartenkinder mit stabileren Freundschaften sind sozial kompetenter, zeigen mehr soziales Rollenspiel, sind beliebter in der Gruppe, positivere Einschätzung durch den Betreuer. - Bereits im Kindergarten zeigt sich eine hohe Stabilität von Freundschaften. - Verlust eines Freundes (z.b. Umzug) kann sehr belastend sein - Annäherung an eine Gruppe in der man keinen Freund hat ist viel schwieriger Historische Fallstudie : 6 jüdische Kinder, verbringen zusammen die ersten 3 Lebensjahr im KZ. Verhalten: zerstören Spielzeug, sind gleichgültig und ablehnend gegenüber Erwachsenen, starke Bindung untereinander, massiver Protest bereits bei nur kurzer Trennung, keinerlei Rivalität, gegenseitiges Helfen und Trösten. Entwicklung zu unauffälligen und sozial kompetenten Erwachsenen. Merkmale von Freundschaften in Kindheit und Adoleszenz - Ähnlichkeit der Kinder (Piaget) - Gemeinsame Aktivitäten (Sullivan) - Intimität Intimität - steigt an, Spiel Verhalten sinkt etwas, Pro Soziales Verhalten steigt etwas (Unterschiede zwischen Freunden und nicht Freunden vergrößert sich). Konflikte gibt es unter Freunden etwas mehr, sinkt ab. Mädchenfreundschaften sind intimer >> größere Angst von Freundin verraten zu werden.
4 Entwicklungspsychologie B Vorlesung Seite 4 Typische Verhaltensweisen zwischen Freunden - mehr positive Zeit, mehr Interaktion, mehr Konversation - Ausdruck von Zuneigung - mehr Erfolg bei gemeinsamen Tätigkeiten - mehr Konflikte Hartup: Kinder sollen ein Brettspiel spielen, bekommen aber unterschiedliche Regeln erklärt. Unter Freunden kommt es eher zu Konflikten, während die Kinder beim Spiel mit einem anderen Klassenkameraden eher zum Nachgeben bereit sind. Bernd et al.: Gemeinsames zeichnen (Gerät das Kooperation nötig macht). Kinder der 4. und 8. Schulklasse, Unterscheidung in Paare die gute Freunde sind und Paare die nicht befreundet sind. Die Kinder zeichnen Figuren, der bessere kriegt eine größere Belohnung. 4. Klasse: Freunde kriegen weniger zustande, der andere soll nicht besser sein, da sonst die Gleichheit gefährdet ist 8. Klasse: Umgekehrtes ERgebnis, evtl. wird untereinander das Teilen der größeren Belohung ausgemacht. Effekte von Freundschaften und Einfluß der Eltern Kinder mit Freunden: - sind weniger einsam - haben weniger depressive Gefühle - haben höheres Selbstbewusstein - sind eher populär, sozial kompetent - sind weniger wahrscheinlich Störenfriede - haben oft bessere Noten Dabei stellt sich die Frage der Kausalität. Es zeigen sich keine Effekte der Qualität der Kinderfreundschaften auf die psychische Anpassung Jugendlicher - eher umgekehrt. Status in der Peergruppe Soziometrische Methoden: Jedes Kind benennt in der Klasse 3 Klassenkollegen die es mag (positive Nominierungen) und 3 Kinder die es nicht mag (negative Nominierungen). >> Soziale Beliebtheit (Peer Akzeptanz): positive - negative >> sozialer Einfluß: positive + negative Die beiden Kompnenten werden in ein Diagramm eingetragen abgelehnte kontroversielle Populär >> Unterteilung in Gruppen: - populäre Kinder: viele positive Nennungen - abgelehnte Kinder: viele negative Nennungen - kontroversielle Kinder: von beiden viele (eher selten) - Ignorierte / neglected: Kaum Nennungen Ignorierte Beliebtheit Einfluß
5 Entwicklungspsychologie B Vorlesung Seite 5 Dimensionen der sozialen Beliebtheit Populäre Kinder: körperliche Attraktivität, bei Mädchen wichtiger. Attraktivere 5-jährige sind weniger aggressiv gegenüber Peers, interagieren positiver mit Lehrern, bessere Schulleistungen. Positiveres Verhalten, weil die Umwelt positiver reagiert. Sozialverhalten: extravertierter, freundlicher. Weniger populäre Kinder: kooperieren weniger, zeigen eher störendes Verhalten, oft intensive emotionale Reaktionen auf frustrierende und ängstigende Situationen, keine guten Strategien mit sozialen Problemen umzugehen. Sind manchmal aggressiv > stärkere Ablehnung durch Mädchen. Manche sind unpopulär, weil sie scheu sind, spielen lieber alleine, Beziehungen zu Erwachsenen sind gut, Verhalten ist angemessen. Unpopulär aggressiv: viel Peer Kontakt, schlechtes Schulverhalten und Leistungen. Multiple Probleme: niedrige soziale Akzeptanz, Aggressivität, soziale Isolation. Schlechtestes Verhaltensprofil, unsportlich, wenig Sinn für Humor. Klassifikatorische Einteilung Populär: hilfsbereit, freundlich, rücksichtsvoll, sportlich, überdurchschnittlich intelligent, sozial kompetent, halten sich an Regeln, stabile Freundschaften Rejected: Neglected: hohe physische Aggressivität, stören oft in der Schule, feindselig gegenüber Peers, Aggression oft inadäquat. Oft unaufmerksam in der Schule, schlechte Leistungen, sind oft alleine (werden gemieden) oder explizit ausgeschlossen. Beherrschen keine Strategien sich einer Gruppe anzuschliessen. Höhere Ängstlichkeit, depressive Gefühle. Schlechte Beziehung zu Erwachsenen, Freundschaften oft konfliktbehaftet. Etwa 50% dieser Gruppe sind nicht aggressiv, sondern eher zurückgezogen, passiv, sozial komisch. Manchmal submissiv (unterwerfen). Empfinden sich als einsam und machen sich Sorgen um Peer-Beziehungen. Werden von Peers als unkooperativ und unzuverlässig wahrgenommen. weniger gesellig als der Durchschnitt, spielen oft alleine. Beschreiben sich nicht als einsam, weniger depressive Gefühle. Gute soziale Kompetenz, haben weniger aber normale Freundschaften. Stören wenig, wenig Aggressivität, sind eher unabhängig. Kontrovers: Aggressiver, störender, aufbrausender als rejected, aber genauso gesellig, umgänglich wie populäre. Hohes Level der sozialen Interaktion, oft sportlich, attraktiv, witzig.
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