4. TEIL: Semantische Rollen, lexikalische Bedeutung und Text

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2 Seite 376 vakat

3 Beatrice Primus (Köln) Protorollen und Verbtyp: Kasusvariation bei psychischen Verben Psychische Verben können in einer ersten Annäherung rollensemantisch dadurch charakterisiert werden, dass sie keinen Agens und Patiens im engeren Sinn wählen (wie z.b. die Handlungsverben töten oder schreiben), sondern einen Experiencer bzw. Stimulus von Emotionen (z.b. lieben), psychischen Einstellungen (z.b. schätzen, wissen) oder Wahrnehmungen (z.b. sehen). 1 Was psychische Verben für die Erforschung des Zusammenhangs zwischen semantischen Rollen und syntaktischen Funktionen auszeichnet, ist die sprachintern wie sprachvergleichend ausgeprägte verblexemabhängige Kasusvariation. Manche psychische Verben haben das Kasusmuster der Handlungsverben in Akkusativsprachen (vgl. (1)) und Ergativsprachen (vgl. (2)) mit dem Experiencer im Nominativ (Nom) bzw. Ergativ (Erg) und dem Stimulus im Akkusativ (Akk) bzw. Absolutiv (Abs): (1) a. Deutsch (Germanisch):. Der Junge (NOM) fürchtet dieses (AKK) b. Italienisch (Romanisch): Il ragazzo (NOM) teme questo (AKK) (2) a. West Grönländisch (Eskimoisch, Fortescue 1984: 95): ilinniartitsisu-p Aggu kana-ni taku-aa Lehrer-ERG Aggu(ABS) unten-dort sah-kongr Der Lehrer sah Aggu dort unten b. Lasisch (Kaukasisch, Informant): bere-k ma komdziru Kind-ERG 1SG(ABS) sah Das Kind sah mich 1 Die Untersuchungen zur vorliegenden Arbeit fanden im Rahmen des von der DFG finanziell unterstützten Projekts B10 des SFB 282 Theorie des Lexikons statt. Ein besonderer Dank geht an die Mitarbeiterinnen des Projekts, Katarina Klein und Silvia Kutscher, für ihre kritischen Kommentare.

4 378 Beatrice Primus Andere psychische Verben weisen sehr oft in ein und derselben Sprache die inverse Kasusverteilung auf, vgl. (1a,b) mit (3a,b): (3) a. Dieses (NOM) wundert den Jungen (AKK) b. Questo (NOM) preocuppa il ragazzo (AKK) In Abhängigkeit von der Wahl des Verblexems kommen weitere Kasusmuster hinzu, wobei die Konstruktion mit dem Experiencer im Dativ und dem Stimulus im Nominativ bzw. Absolutiv aufgrund ihrer größeren Verbreitung besondere Beachtung verdient (vgl. Shibatani 1983, Blake 1994, Bossong 1998): (4) a. Al raggazzo (DAT) piace questo (NOM) b. Dem Jungen (DAT) gefällt dieses (NOM) Die Klasse von Verben, die ein maximal agentivisches (Abk. A max ) und maximal patienshaft affiziertes Argument (Abk. P max ) wählen (z.b. transitive Handlungsverben wie schlagen, schreiben oder bauen), weist im Gegensatz dazu keine lexemabhängige Inversion auf. Für eine angemessene Erklärung dieser grundlegenden Fakten über die syntaktische Kodierung semantischer Rollen bieten sich prototypentheoretische multifaktorielle Rollenkonzeptionen, wie Dowtys Protorollenansatz (1991) und Nachfolgemodelle (vgl. Primus 1995, 1999a,b), besonders an. Ein Nachteil solcher Ansätze, die mit Prototypen und universellen Präferenzen arbeiten, ist, dass sie nicht präzise genug formuliert sind, um eine genaue empirische Überprüfbarkeit bzw. Falsifizierbarkeit zu garantieren. Die Optimalitätstheorie (OT) bietet einen geeigneten, von den spezifischen empirischen Annahmen unabhängigen Formalismus für die traditionellere Prototypen- und Markiertheitstheorie. Der vorliegende Beitrag formuliert die Erkenntnisse des Protorollenansatzes strikter als bisher im OT-Formalismus (vgl. Primus 1999a,b). Der vorliegende Beitrag gliedert sich wie folgt: Der erste Abschnitt schlägt eine OT-Implementierung des Protorollenansatzes und eine theoretisch explizite rollensemantische Herleitung der Absenz von Kasusvariation bei Handlungsverben und ihrer Präsenz bei psychischen Verben vor. Der zweite Abschnitt führt weitere Kasusbeschränkungen ein und zeigt, wie sie mit rollensemantischen Beschränkungen interagieren. Über eine unterschiedliche Ordnung dieser Beschränkungen wird die rollensemantisch zugelassene Kasusvariation bei psychischen Verben sprachspezifisch eingeschränkt. Der dritte Abschnitt behandelt die Grundabfolge von Experiencer und Stimulus. Während die kasuelle Realisation dieser Rollen wie erwähnt variabel ist, zeichnet sich deren

5 Protorollen und Verbtyp 379 strukturelle Realisation durch eine invariante Präferenz für die Voranstellung des Experiencers aus. Der vierte Abschnitt fasst die Ergebnisse und die wichtigsten Modifikationen gegenüber Dowtys Ansatz zusammen. Der Beitrag ist sprachvergleichend-typologisch angelegt, konzentriert sich aber bei der Klärung von Detailfragen auf psychische Verben im Deutschen unter Einschluss diachroner Daten. 1. Protorollen und Kasusselektion in der OT Der Ansatz von Dowty (1991) kommt mit genau zwei multifaktoriellen Rollenprototypen, Proto-Agens und Proto-Patiens, aus. 2 Diese definiert Dowty durch zwei verschiedene Mengen von Folgerungen, die durch die Bedeutung eines Verblexems ausgelöst werden. Solche Folgerungen beinhalten grundlegendere Relationen zwischen einem semantischen Argument (einem in der semantischen Valenz verankerten Partizipanten) und der vom Verb bezeichneten Situation bzw. einem Teilaspekt dieser Situation, z.b. eine physische Veränderung eines anderen Partizipanten. Diese Relationen werden im Folgenden Basisrollen genannt. Die wichtigsten Basisrollen für Proto-Agens (Abk. A) listet (5) auf: (5) Proto-Agens a. x kontrolliert die vom Verb denotierte Situation s (Kontroller) b. x verursacht etwas in s (Verursacher) c. x ist physisch aktiv in s (Bewegungsträger) d. x hat einen spezifischen psychischen Zustand in s (Experiencer) e. x verfügt über etwas in s (Besitzer) Diese Liste ist mit der von Dowty weitgehend identisch. Ein erster Vorteil der multifaktoriellen Auffassung ist, dass aus empirischen Gründen Basisrollen ersetzt, weiter zerlegt oder neu eingeführt werden können (wie hier (5e)), ohne das Kasusselektionsprinzip umzuformulieren. Die wichtigsten Basisrollen, die unter Proto-Patiens (Abk. P) fallen, erscheinen in (6): (6) Proto-Patiens a. x bzw. ein Aspekt von x ist von einem anderen Partizipanten kontrolliert in s 2 Mit Dowtys Proto-Rollen verwandt (vgl. Primus 1999a, Kap. 3) sind die Makrorollen in Foley/Van Valin (1984) und Van Valin/LaPolla (1997) sowie das Transitivitätskonzept in Hopper/Thompson (1980).

6 380 Beatrice Primus b. x bzw. ein Aspekt von x ist von einem anderen Partizipanten verursacht in s c. x ist von einem anderen Partizipanten physisch manipuliert in s d. x ist von einem anderen Partizipanten psychisch erfasst in s e. x ist im Besitz eines anderen Partizipanten Im vorliegenden Modell (nicht aber bei Dowty 1991) impliziert jede Proto-Patiensrolle unilateral eine entsprechende Proto-Agensrolle und ist somit von dieser semantisch abhängig. Diese Abhängigkeit erklärt die Rollenhierarchie Proto-Agens > Proto-Patiens (vgl. Primus 1996, 1999a, 2003), die für die Grundabfolge der Argumente entscheidend ist (vgl. Abschnitt 3 weiter unten). 3 Das an Dowty angelehnte rollensemantische Kasusselektionsprinzip 4 ist: (7) Für beliebige Sprachen S, für beliebige semantische Argumente, die als syntaktische Argumente realisiert werden, und für die ranghöchsten Kasus A und B in S gilt: a. Je mehr Proto-Agensbasisrollen ein Argument akkumuliert, um so eher erhält dieses Argument den Kasus A, und b. je mehr Proto-Patiensbasisrollen ein Argument akkumuliert, um so eher erhält dieses Argument den Kasus B. Der Ergativparameter (i) Eine Konstruktion ist ergativisch genau dann, wenn der Kasus A den zweiten Rang (Ergativ) und B den ersten Rang in der Kasushierarchie von S einnimmt (Absolutiv oder Nominativ). Eine Sprache ist ergativisch genau dann, wenn sie Ergativkonstruktionen aufweist. (ii) Eine Konstruktion ist akkusativisch genau dann, wenn der Kasus A den ersten Rang (Nominativ) und B den zweiten Rang in der Kasushierarchie von S einnimmt (Akkusativ). Eine Sprache ist akkusativisch genau dann, wenn sie keine Ergativkonstruktionen aufweist. Dieses Prinzip setzt eine Kasushierarchie voraus. Da die Kasus verschiedener Sprachen einheitlich benannt werden, kann man von der allgemeinen Hierarchie in (8) ausgehen: (8) Nominativ/Absolutiv > Akkusativ/Ergativ > Dativ > anderer Kasus 1K 2K 3K 4K 3 Ein weiterer Unterschied ist, dass Dowty die Patiensliste durch den aspektuellaktionalen Begriff der sukzessiven Affiziertheit (incremental theme) bei Accomplishment-Verben (z.b. ein Haus bauen, einen Apfel essen) ergänzt. Hier werden aspektuell-aktionale Unterscheidungen als unabhängige Faktoren behandelt (vgl. auch Van Valin/LaPolla 1997). 4 Kasus wird im Folgenden wenn nicht explizit anders vermerkt als Sammelbegriff für Kasus im engeren Sinn, Adpositionen und im Lexikon zugewiesene Verbkongruenzmarker verwendet.

7 Protorollen und Verbtyp 381 Hinsichtlich ihres relativen Rangs sind Nominativ/Absolutiv einerseits und Akkusativ/Ergativ andererseits terminologische Varianten (vgl. Blake 1994: 158). Da die eingeführten Beschränkungen nur auf den relativen Rang der Kasus Bezug nehmen, kann man sie gegen das Problem einzelsprachlicher Skalen immunisieren, indem man wie in (8) und im Folgenden auf den Rang der Kasus mit Hilfe der numerischen Skala (1 > 2 > 3 usw.) zurückgreift. Das Prinzip (7) bietet sich für eine OT-Implementation besonders an: es ist hierarchiebasiert und verletzbar, wobei es unterschiedliche Grade der Verletzbarkeit in Abhängigkeit von der Zahl der Basisrollen postuliert. Dieser wesentliche Aspekt des Prinzips setzt eine rollensemantische Skala voraus, in der ein Argument mit mehr A- bzw. P-Rollen ( max ) vor einem Argument mit weniger A- bzw. P-Rollen ( min ) rangiert. Aus der Tatsache, dass es genau zwei Protorollen gibt, resultieren die beiden Optionen in (9b): (9) a. max > min b. A max > A min ; P max > P min Das Prinzip (7) setzt Elemente der rollensemantischen Skalen in (9b) mit Elementen der Kasusskala (8) in eine harmonische Ausrichtung, wodurch folgende invariante Ordnungen von Beschränkungen entstehen (vgl. Prince/Smolensky 1993: 129f. für die Phonologie): (10) Akkusativisch a. A max /1K >> A max / 1K b. P max /2K >> P max / 2K Z Y A min /1K A min / 1K P min /2K P min / 2K (11) Ergativisch a. A max /2K >> A max / 2K b. P max /1K >> P max / 1K Z Y A min /2K A min / 2K P min /1K P min / 1K (10) sind die Ordnungen für Akkusativkonstruktionen. Die horizontal notierte Ordnung in (10) a. besagt, dass das Gebot, einen maximalen Agens mit dem Nominativ (1K) zu kodieren, das Gebot dominiert, einen maximalen Agens in einem anderen Kasus ( 1K) zu realisieren. Entsprechendes legt (10) b. für einen maximalen Patiens und den Akkusativ (2K) bzw. Nicht-Akkusativ ( 2K) fest. Für minimale Agens und Patiens besteht keine feste Ordnung. Bei den horizontal notierten Ordnungen konkurrieren die Kandidaten miteinander aufgrund von Z Z Y Y

8 382 Beatrice Primus identischen rollensemantischen Angaben. Bei den vertikal notierten Ordnungen konkurrieren sie aufgrund von identischen Kasusangaben. Das Gebot, einen maximalen Agens mit dem Nominativ zu kodieren, rangiert in (10a) über dem Gebot, den Nominativ an einen minimalen Agens zu vergeben. Die Ordnung für den Nicht-Nominativ ergibt sich daraus als logisches Korollar: ein minimaler Agens im Nicht-Nominativ wird gegenüber einem maximalen Agens im Nicht-Nominativ bevorzugt. Entsprechendes gilt in (10b) für maximale und minimale Patiens und den Akkusativ bzw. Nicht-Akkusativ. Die Ordnungen für Ergativkonstruktionen in (11) sind analog zu interpretieren und werden hier nicht einzeln erläutert. Da für den Ergativparameter im Besonderen die Äquivalenzen 1K = 2K und 2K = 1K gelten, legen (10) und (11) inverse Ordnungen fest und erfassen dadurch zwei grundlegende Optionen der Kasusverteilung. Dies ist das in der OT übliche Verfahren, einen Parameter der Sprachvariation zu formalisieren. 5 Die Beschränkungen sind anhand ihrer logischen Form leicht überprüfbar. Der Schrägstrich notiert eine logische Implikation. So kürzt z.b. A max /1K die Implikation [A maxâ 1K] ab und diese ist mit dem konjunktionalen Verbot *[A max & 1K] äquivalent. 6 Die nachfolgenden Evaluationen behandeln semantische Rollen als Input und Kasus als Output. Der Ansatz ist jedoch auch mit der anderen Ableitungsrichtung kompatibel; vgl. die logische Äquivalenz zwischen [A maxâ 1K] und [ 1Kâ A max ]. Was das Kasusselektionsprinzip zulässt oder verbietet, kann nun im Rahmen der OT genauer überprüft werden. Wie eingangs festgestellt, sind Handlungsverben mit der Rollenkonstellation A max & P max viel eingeschränkter in ihrer Kasuswahl als psychische Verben. Insbesondere dulden Handlungsverben die in (12) zusammengefasste lexemabhängige Kasusvariation nicht: (12) *[Verb x: [A max -1K & P max -2K] & Verb y: [A max -2K & P max -1K]] (12) besagt, dass eine Sprache in der semantischen Klasse von Verben wie schlagen, küssen oder schreiben entweder Lexeme mit der Kasusselektion x oder Lexeme mit dem Kasusmuster y zulässt. Mit dieser Entscheidung für eines der Kasusmuster hängt die typologische Option für Akkusativ- oder Ergativkonstruktionen zusammen. Wenn eine Sprache 5 Vgl. Légendre et al. (1993) für einen ersten Vorschlag zur Formalisierung des Ergativparameters in der OT. 6 Während ROLLE/KASUS in Kapitälchen eine Beschränkung notiert, kürzt Rolle- Kasus einen Kandidaten ab, also eine potenzielle Rollen-Kasus-Zuordnung im Valenzeintrag eines Prädikats.

9 Protorollen und Verbtyp 383 ein Verb wie ich (A max -1K) schlag dich (P max -2K) zulässt, dann rangiert in dieser Sprache die koordinierte 7 Beschränkung für einen maximalen Agens im Nominativ und einen maximalen Patiens im Akkusativ am höchsten. Bei dieser Rangordnung gewinnt die Akkusativkonstruktion (vgl. Tabelle 1): Tab. 1 Input: A max & P max A max /1K & P max /2K A max /2K & P max /1K FVerb x z.b. ich (A max -1K) schlag dich (P max -2K) * Verb y z.b. mich (A max -2K) schreib das (P max -1K) *! Die Beschränkungen werden spaltenweise gemäß ihrer relativen Ordnung von links nach rechts angeordnet und überprüft. Wenn ein Kandidat K i eine Beschränkung verletzt, und es mindestens einen weiteren Kandidaten K j gibt, der diese Beschränkung nicht oder weniger oft verletzt, so wird K i aus dem Wettbewerb sofort eliminiert (Abk. *!). Derjenige Kandidat gewinnt (Abk. F), der relativ zu den anderen Kandidaten die wenigsten Verletzungen der dominantesten einschlägigen Beschränkung aufweist. Steht der Gewinner fest, so sind Verletzungen untergeordneter Beschränkungen irrelevant (s. Schattierung). Um ein Verb mit dem Kasusmuster y (z.b. mich (A max -2K) schreib das (P max -1K)) zuzulassen, muss die Ordnung in Tabelle 2 gelten: Tab. 2 Input: A max & P max A max /2K & P max /1K A max /1K & P max /2K Verb x z.b. ich (A max -1K) schlag dich (P max -2K) *! FVerb y z.b. mich (A max -2K) schreib das (P max -1K) * 7 Bei zwei Koargumenten greifen komplexe koordinierte Beschränkungen, die besonders leistungsstark sind (vgl. Primus (1999b) sowie die Koargument- Parsinghypothese von Frisch/Schlesewsky (2001).

10 384 Beatrice Primus Die Ordnung in Tab. 2 lässt Ergativkonstruktionen gewinnen. Eine Ordnung, die beide Konstruktionen x und y als Default zulässt, müsste die einschlägigen koordinierten Beschränkungen auf den gleichen Rang stellen. Dies ist aufgrund ihres festen Rangabstandes in (10)-(11) ausgeschlossen. 8 Im Gegensatz zu Handlungsverben haben psychische Verben die Rollenkonstellation A min und P min. Die Beschränkungen für diese Rollen weisen in (10) (11) keine feste Ordnung auf. Bei Gleichrangigkeit werden sowohl Verben mit der Kasusverteilung x (vgl. (1)) als auch Verben mit dem Kasusmuster y (vgl. (3)) als Default zugelassen (vgl. Tabelle 5 weiter unten). Auch Kasusmuster mit dem Experiencer im Dativ und dem Stimulus im Nominativ oder Absolutiv gibt es häufiger (vgl. (4)), oder die umgekehrte Konstellation mit dem Experiencer im Nominativ oder Ergativ (wie beim Agens transitiver Sätze) und dem Stimulus im Dativ ist z.b. im Yawuru, Dyirbal (Australisch) und Tonganischen (Polynesisch) attestiert (vgl. Dixon 1994: 121f.). Beide Argumente können im Nominativ erscheinen wie im Japanischen und Koreanischen (vgl. Shibatani 1983, Croft 1993) oder keines von beiden im Nominativ, wie im Alt- und Mittelhochdeutschen (vgl. Abschnitt 2.1 weiter unten). Die Beschränkungen in (10) (11) treffen auch weitere Vorhersagen, von denen hier nur einige einschlägige genannt werden. Die feste Ordnung A max /1K >> A min /1K in (10a) schließt aus, dass in einer Akkusativsprache alle Experiencer A min /1K systematisch befolgen und im Nominativ stehen, während alle maximalen Agens in einem anderen Kasus erscheinen und somit die ranghöhere Beschränkung A max /1K systematisch verletzen. Da rollensemantisch determinierte Kasusselektion eine genuin lexikalische, von der Verblexemsemantik gesteuerte Erscheinung ist, stellt die OT-Implementierung im Sinne Dowtys allgemein gültige Restriktionen über lexikalische Defaults auf. Das bedeutet, dass die Rangunterschiede in (10)-(11) als Default gelten und nur durch lexikalische Beschränkungen, die sich auf einzelne abzählbare Lexeme beziehen, aufgehoben werden können. 8 Die Kopräsenz von Akkusativ- und Ergativkonstruktionen in einer Sprache, d.h. A max -Nom & P max -Akk sowie A max -Erg & P max -Abs, gibt es (bis auf isolierte Ausnahmen) nicht lexemabhängig, sondern nur konstruktionsabhängig, so etwa in bestimmten aspektuell-temporalen Konstruktionen (z.b. Perfekt vs. Nicht- Perfekt) oder bei bestimmten Personenkategorien (1. vs. 2. Person); vgl. Silverstein (1976). Dies erfasst man in der OT durch Beschränkungen (vgl. Aissen 1999), die über den rollensemantischen Beschränkungen rangieren.

11 Protorollen und Verbtyp 385 Kasusselektion unterliegt weiteren universellen Beschränkungen, die mit den rollensemantischen Beschränkungen konkurrieren. Ihnen widmet sich der nächste Abschnitt. 2. Kasusselektionsbeschränkungen im Wettbewerb Auch wenn psychische Verben mit A min und P min keinen starken rollensemantischen Kasusbeschränkungen unterliegen, sind auch bei ihnen Dispräferenzen zu beobachten, die erklärungsbedürftig sind. So sind Kasusmuster mit identischen Kasus oder solche ohne Nominativ nicht nur bei Handlungsverben, sondern auch bei psychischen Verben selten. Dies lässt darauf schließen, dass die Kasusselektion weiteren Beschränkungen unterliegt. 2.1 Markiertheitsskalen und formale Ökonomie Gebote der funktionalen Expressivität, zu denen die rollensemantischen Beschränkungen zählen, konkurrieren bekanntlich mit Geboten der formalen Ökonomie, die in der OT als Markiertheitsbeschränkungen erfasst werden. Diese setzen eine Markiertheitsskala, z.b. die Kasusskala in (8), voraus. Eine Markiertheitsskala (allg. x > y) induziert eine invariante Ordnung von Beschränkungen, die sich auf die Elemente dieser Skala beziehen (C ist ein beliebiges Gebot, *C ein Verbot): (13) Wenn x > y, dann C(x) >> C(y) bzw. *C(y) >> *C(x) Diese invariante Ordnung erklärt das folgende bekannte implikationale Universale: wenn ein markiertes Element y in einer Sprache S zugelassen ist, dann ist auch das weniger markierte Element x in S zugelassen. Es ist somit ausgeschlossen, dass y (z.b. der markiertere Akkusativ) zugelassen und x (z.b. der weniger markierte Nominativ) verboten ist (vgl. das formale Rektionsprinzip in Primus (1995, 1999a,b)). Im Rahmen der OT formalisiert man diese Generalisierung am Beispiel einer akkusativischen dreigliedrigen Kasusskala durch folgende invariante Ordnung von Kasusbeschränkungen: (14) Verbotsvariante: *DAT >> *AKK >> *NOM Allgemein: *nk >> *n-1k (15) Gebotsvariante: NOM! >> AKK! >> DAT! Allgemein: n-1k! >> nk! 9 9 Die Rangordnungen (14) und (15) sind logisch äquivalent. Wenn man, wie in diesem Abschnitt, die Nominativselektion im Auge hat, verkürzt man die Evaluation, wenn man sie mit der dominantesten einschlägigen Beschränkung

12 386 Beatrice Primus Zur Illustration werden zunächst nur einstellige Verben behandelt. Die Wirkung von (15) ist besonders deutlich bei psychischen Verben mit A min -Rollensemantik. Für Handlungsverben wie lachen, arbeiten oder tanzen rangiert A max /1K in einer Akkusativsprache so hoch und der Antagonist A max / 1K so niedrig, dass schon aus semantischen Gründen nur der Nominativ in Frage kommt. Die für psychische Verben einschlägige Beschränkung A min / 1K steht tiefer und konkurriert mit den Ökonomiebeschränkungen (15). Dieser Wettbewerb erklärt synchrone wie diachrone Sprachvariation. Wenn in einer Sprache 1K! über A min / 1K steht, erscheinen die Argumente aller einstelligen Verben unabhängig von ihrer semantischen Rolle im Nominativ wie im Japanischen und Englischen (Bsp. she feels cold; she is glad) (vgl. Tabelle 3): Tab. 3 Input: A min = EXP 1K! A min / 1K Nom *! FNom * Wenn für einige Verblexeme A min / 1K über 1K! rangiert, werden oblique Experiencer wie im Isländischen und Deutschen zugelassen (Bsp. isl. Henni var kalt. dt. Ihr ist kalt. Ihr ist schwindlig. Ihr ist übel.). In diesen Sprachen kommen verblexemabhängig auch Nominativexperiencer vor, wobei dieses Muster statistisch dominiert und als Default eingestuft werden kann. Den besonderen Status der nominativlosen Konstruktion erfasst eine lexemspezifische Beschränkung (vgl. Hammond 1995). (vgl. Tabelle 4 für das Deutsche): Tab. 4 Input: A min = EXP LEX-A min / 1K (kalt, 1K! A min / 1K schwindlig, übel sein, ) F Nom * Nom *! NOM! bzw. 1K! beginnt. Wenn man die Genitiv- oder Dativselektion (vgl. Woolford 2001) überprüft, ist es ökonomischer, mit *GEN oder *DAT zu beginnen. In Tabelle 5 weiter unten werden die dominantesten Beschränkungen 1K! und *GEN kombiniert, um die Evaluation zu verkürzen.

13 Protorollen und Verbtyp 387 Die Ordnung in Tabelle 4 duldet eine Verletzung von 1K! nur bei den angegebenen Prädikaten. Für alle anderen Prädikate greift 1K! zuerst und verbietet einen obliquen Experiencer. Gegen die Einführung einzelsprachlicher lexemspezifischer Beschränkungen könnte man einwenden, dass sie zuviel unerwünschte Variation zulassen. Die Situation in Tabelle 4 ist allerdings in Einklang mit der festgelegten akkusativischen Ordnung A min / 1K >> A max / 1K. Es gibt nämlich keine lexemspezifische Beschränkung A max / 1K, die über A min / 1K rangiert. Die hier diskutierte typologische Variation kann in (16) zusammengefasst und für den diachronen Wandel der Kasusselektion im Deutschen nutzbar gemacht werden: (16) a. Deutsch, Isländisch: LEX-A min / 1K >> 1K! b. Englisch, Japanisch: 1K! >> A min / 1K Im Alt- und Mittelhochdeutschen gab es eine größere Zahl von einstelligen Verben mit obliquem Experiencer, z.b. dürsten, frieren, hungern, schaudern, schwindeln, sein+adjektiv (Mir ist übel) und andere nicht mehr attestierte Verben (vgl. Behaghel 1932: 610f., Dal 1966: 6f., Ebert 1986: 29f., Paul 1968, vol. 3: 36f.). Im Gegenwartsdeutschen ist diese Verbklasse stark zurückgegangen. Dies bedeutet, dass LEX-A min / 1K weniger Verblexeme enthält. Dieser Wandel manifestiert sich in der Einführung eines expletiven Nominativarguments (Mir ist kalt > Es ist mir kalt. Mich friert > Es friert mich) oder in einer Kasusersetzung (Mich friert > Ich friere); vgl. Seefranz-Montag (1983). Jüngere Sprecher verwenden nominativlos nur noch sein oder werden + Adjektiv (Mir ist angst/kalt/schlecht/übel/ komisch zumute). Die Wirkung des Nominativgebots zeigt sich in der Geschichte des Deutschen besonders deutlich bei zweistelligen Verben. Im Alt- und Mittelhochdeutschen gibt es zweistellige Verben ohne Nominativ, z.b. jâmern Mitleid haben, (ver)langen Verlangen spüren, riuwen (nhd. reuen) und wundern mit Akkusativexperiencer und Genitivstimulus. Mit Dativ und Genitiv ist bresten ermangeln belegt. Die Verben anen (nhd. ahnen), grûsen (nhd. grausen) und grûwen (nhd. grauen) haben beide Kasusmuster. Zweistellige nominativlose Konstruktionen wurden diachron vollständig abgebaut. 10 Dagegen sind einstellige im 18. Jahrhundert noch produktiv, vgl. Mich ruht/schwitzt/scheißert/brunzert/ 10 Im Gegenwartsdeutschen kann nur noch grauen nominativlos gebraucht werden. Vgl. Zwar graute ihr vor dem Gespräch mit ihm, aber sie hätte es doch gern hinter sich gebracht (Charlotte Link, Die Täuschung: 378).

14 388 Beatrice Primus kotzert mit der Bedeutung den Drang verspüren X zu tun (Ebert 1986: 31) und bestehen auch im Gegenwartsdeutschen (vgl. weiter oben). Der frühere und systematischere Abbau der zweistelligen Konstruktionen ohne Nominativ liegt daran, dass sie das Nominativgebot zweimal verletzen (vgl. Tabelle 5 weiter unten). Diese Entwicklung wird in groben Zügen in (17) zusammengefasst: 11 (17) a. älteres Deutsch: LEX-[A min / 1K], LEX-[A min / 1K & P min / 1K] >> 1K! b. Gegenwartsdeutsch: LEX-[A min / 1K] >> 1K! >> A min / 1K & P min / 1K c. zukünftiges Deutsch?: 1K! >> A min / 1K, A min / 1K & P min / 1K Die tentativ vorhergesagte Stufe (17c) ist erreicht, wenn alle Verben ein Nominativargument aufweisen werden. Die hier diskutierte Entwicklung kann als relative Verstärkung des Nominativgebots gegenüber den konkurrierenden rollensemantischen Beschränkungen optimalitätstheoretisch erklärt werden. 2.2 Kasusdistinktheit Das Verbot identischer Kasus ist eine weitere, recht bekannte Beschränkung, die mit den rollensemantischen und ökonomiegesteuerten Kasusbeschränkungen konkurriert: (18) Kasusdistinktheit (DIST): Der vollständige Kasusrahmen eines Regens enthält keine identischen Kasus (18) verbietet identische Kasus, auch wenn sie wie im Fall mehrerer Nominative durch Ökonomiebeschränkungen favorisiert sind. Dies erklärt, warum auch bei psychischen Verben ein doppelter Nominativ im Sprachenvergleich sehr selten vorkommt. Der genaue Rang dieser Beschränkung ist im Deutschen schwer festzustellen. Unter der Annahme, dass der Nominativ von Prädikativen (Er ist Lehrer (NOM)) durch Rektion zustande kommt (vgl. Comrie 1997), ist DIST-NOM verletzbar. Auch doppelte Akkusative findet man bei einigen wenigen ditransitiven Verben (lehren, abfragen) und bei AcI- Verben (lässt/sieht jemanden etwas tun). Als Arbeitshypothese wird hier daher angenommen, dass DIST über allen einschlägigen Beschränkungen rangiert und nur aufgrund höherrangiger lexikalischer Beschränkungen bei Kopulaverben, einigen ditransitiven Verben und AcI-Verben verletzt werden kann. 11 Vgl. Primus (2002) für eine eingehendere Analyse.

15 Protorollen und Verbtyp 389 Der nächste Abschnitt zeigt, dass die drei Typen von Beschränkungen (rollensemantisch-funktionale, formal-ökonomiegetriebene und Distinktheit) auch die möglichen Kasusmuster der zweistelligen psychischen Verben im Gegenwartsdeutschen datengerecht einschränken. 2.3 Kasusvariation bei zweistelligen psychischen Verben im Gegenwartsdeutschen Zunächst muss geklärt werden, ob auch die rangniedrigeren Kasus, Dativ und Genitiv, Präferenzen für bestimmte semantische Rollen aufweisen. Im Deutschen (vgl. Primus 1999b) und in mehreren kaukasischen Sprachen (z.b. Lasischen) wird der Dativ Argumenten mit minimalen agentivischen Eigenschaften zugewiesen. Darunter zählen der Experiencer psychischer Verben und der verba dicendi (Ich sage dir etwas), der Possessor bei Besitzverben (Mir gehört das Haus), Besitzerwechselverben (Ich gebe/nehme dir etwas) und in Pertinenzrelationen (Ich stricke dir etwas. Ich wasche dir den Kopf) sowie ein impliziter Agens. Dieser ist in einem präsupponierten oder impliziten Sachverhalt als Kontroller und aktiv Beteiligter involviert wie bei den Verben helfen oder danken, vgl. Ich helfe dir beim Putzen. Ich danke dir fürs Kommen. Diese Dativargumente beziehen sich nicht auf den maximalen Agens des vom Verb denotierten Geschehens (z.b. den Helfer oder Dankenden). Die Agensspezialisierung des Dativs scheint nicht universell zu sein. In einigen Sprachen wie Dyirbal (vgl. Blake 1977) ist der Dativ auf minimal affizierte Patiens beschränkt. Diese Befunde werden durch folgende Beschränkungsordnungen erklärt: (19) a. Gegenwartsdeutsch, Lasisch: A min /DAT >> P min /DAT b. Dyirbal: P min /DAT >> A min /DAT Die weiter unten diskutierten vereinzelten Ausnahmen zu (19a) erfasst man durch eine übergeordnete lexikalische Beschränkung LEX-P min / DAT(trauen, zugetan sein, ) >> A min /DAT >> P min /DAT. Auf älteren Stufen des Deutschen wurde der Genitiv bevorzugt einem Proto-Patiens zugewiesen (d. h. es galt P/GEN >> A/GEN). Im Gegenwartsdeutschen gibt es nur noch wenige Verblexeme, die einen Genitiv wählen, und zwar für einen minimal affizierten Patiens (Primus 1999b): Vgl. (20) (20) Gegenwartsdeutsch: LEX-P min /GEN(gedenken, achten, ) >> *GEN Nun kann der Rahmen der Kasusvariation bei den zweistelligen psychischen Verben des Gegenwartsdeutschen ermittelt werden. Die vier

16 390 Beatrice Primus Kasus des Deutschen, verteilt auf zwei semantische Rollen, die als Input fungieren, ergeben 16 mögliche Kandidaten, die in Tabelle 5 aufgelistet und evaluiert werden. Im Folgenden werden nur Kasus im engeren Sinn behandelt, weil die funktional vergleichbaren Präpositionen des Deutschen nicht ganz genau denselben Beschränkungen unterliegen (vgl. Primus 1999b). Die einschlägigen Beschränkungen sind, wie in (21) angegeben, gestuft, wobei der relative Rang, falls nicht angegeben, nicht entscheidend ist: (21) DIST >> A min / 1K <<>> A min /1K, P min /2K <<>> P min / 2K, 1K!, *GEN, A min /DAT Tab. 5 Exp Stim DIST 1K! *GEN A min /DAT A min / 1K A min /1K F1 Nom Akk (*) * F2 Akk Nom (*) * 3 Nom Dat (*) *! * F4 Dat Nom (*) * 5 Nom Gen (*) *! * 6 Gen Nom (*) *! * 7 Gen Akk *! (*) * * 8 Gen Dat *! (*) * * * 9 Akk Gen *! (*) * * 10 Dat Gen *! (*) * * 11 Akk Dat *! (*) * * 12 Dat Akk *! (*) * 13 Nom Nom *! 14 Akk Akk *! 15 Dat Dat *! 16 Gen Gen *! Das Distinktheitsgebot eliminiert die Kandidaten Die Beschränkungen A min / 1K und A min /1K sind gleichgeordnet (vgl. <<>> in (21) und die fehlende Trennlinie in Tabelle 5). Diejenigen Kandidaten bleiben im Wettbewerb, die bei mindestens einer der zwei möglichen Ordnungen gewinnen. Da diese Beschränkungen komplementäre Kasusmuster zulassen, eliminieren sie bei Gleichrangigkeit keine Kandidaten. Dies gilt auch für P min /2K <<>> P min / 2K:

17 Protorollen und Verbtyp 391 Tab. 5 Exp Stim DIST 1K! *GEN A min /DAT P min / 2K P min /2K F1 Nom Akk (*) * F2 Akk Nom (*) * 3 Nom Dat (*) *! * F4 Dat Nom (*) * 5 Nom Gen (*) *! * 6 Gen Nom (*) *! * 7 Gen Akk *! (*) * * 8 Gen Dat *! (*) * * * 9 Akk Gen *! (*) * * 10 Dat Gen *! (*) * * 11 Akk Dat *! (*) * * 12 Dat Akk *! (*) * Weil die gleichgeordneten semantischen Beschränkungen keine Kandidaten eliminieren, wird der Wettbewerb von Nominativgebot, Genitivverbot und Dativbeschränkung entschieden, und zwar unabhängig von ihrem Rang, wie in (21) durch die gestrichelten Linien in den Tableaus angegeben. Die Tableaus zeigen nur eine der möglichen Rangabfolgen. Die Kandidaten 7 12 scheiden aus, weil sie das Nominativgebot zweimal verletzen. Eine Verletzung des Nominativgebots hat jeder noch nicht eliminierte Kandidat, so dass sie für die Evaluation nicht zählt. Das Genitivverbot eliminiert sechs Kandidaten, darunter 5 und 6, die nur aufgrund dieses Verbots ausscheiden. Eine lexikalische Beschränkung LEX-P min /GEN kann die wenigen Verben wie der Toten gedenken oder ohne der Mitfahrenden zu achten lizenzieren (vgl. (20)). Die semantische Dativbeschränkung eliminiert drei Kandidaten, wobei das Muster 3 nur von dieser Beschränkung erfasst wird. Die wenigen Verben mit diesem Muster lassen sich durch eine lexikalische Beschränkung erklären (jemandem (ver)trauen, dem Wein zugetan sein, der Bergtour entgegenfiebern/entgegenbangen/entgegenstreben). 12 Die eindeutigen Gewinner bei der semantischen Vorgabe A min = Experiencer und P min = Stimulus sind 1, 2 und 4: 12 Nur die Verben mit entgegen- genießen eine gewisse Produktivität aufgrund der Analogie zum Kasusmuster der Handlungsverben mit entgegen- (entgegenlaufen, entgegeneilen), bei denen in Einklang mit A min /DAT ein impliziter Agens im Dativ erscheint.

18 392 Beatrice Primus 1) bedauern, hassen, hören, lieben, mögen, sehen, verachten, wahrnehmen, wissen, wünschen 2) Dies bedrückt/interessiert/juckt/kratzt/reizt/wundert mich 4) auffallen, behagen, gefallen, missfallen, nutzen, nahegehen, schmecken 13 Die drei Kasusmuster sind sehr produktiv und auf die Lexeme dieser Lesart gleichmäßig verteilt. Die korrekte Verteilung der Muster auf die Verblexeme lässt sich durch ein lexikalisches Ökonomieprinzip erklären, das hier aus Platzmangel nicht diskutiert werden kann (vgl. Klein/ Kutscher 2002). Hier sollen lediglich die Probleme zweier bekannterer alternativer Vorschläge zur Erfassung der Kasusvariation bei psychischen Verben aufgedeckt werden: die generelle Kausalzuschreibung an den Stimulus und die Unterscheidung zwischen strukturellen und lexikalischen Kasus. Sie führen uns zur Frage nach der Grundabfolge von Experiencer und Stimulus. 3. Die Grundabfolge von Experiencer und Stimulus In mehreren Arbeiten wird die Kasusvariation bei psychischen Verben dadurch erklärt, dass der Stimulus in allen Situationen den psychischen Zustand des Experiencers verursacht, womit dieser eine Patienseigenschaft hätte. Die Option für die oblique Kodierung des Experiencers ergäbe sich prinzipiell nicht wie im vorliegenden Ansatz aus der Minimalität seiner Agenseigenschaften, sondern aus seiner patienshaften oder hybriden Rollensemantik (vgl. u.a. Dowty 1991, Croft 1993, Wegener 1999). Die psycholinguistische Evidenz für die Stimulusverursachung, auf die sich einige der zitierten Arbeiten stützen, scheint prima facie überzeugend. In Experimenten mit Kausalzuschreibungen (z.b. Es liegt an x/y, dass x y mag) wird der Stimulus unabhängig von seiner Kasusselektion statistisch signifikant öfter als Verursacher genannt als der Experiencer (vgl. den Überblick in Rudolph/Försterling 1997 sowie rezenter Härtl 2001). Bei Interaktionsverben (z.b. helfen, loben), bei denen ein Agens 13 Verben mit obliquem A min in struktureller Subjektposition und nominativischem P min in struktureller Objektposition, zu denen auch 2) und 4) zählen, wurden in der Forschung gelegentlich als ergativisch bezeichnet (Wegener 1985, Fanselow 1992). Das ist eine typologisch sehr irreführende Bezeichnung, weil in der echten Ergativkonstruktion der zweite Kasus um so eher zugewiesen wird, je höher die Agentivität des Arguments ist. In einer Akkusativsprache wird er zugewiesen, je niedriger die Agentivität des Arguments ist. Das sind, wie (10) und (11) zeigen, konträre Kasuszuweisungsmechanismen.

19 Protorollen und Verbtyp 393 auf eine implizite Handlung eines anderen Partizipanten reagiert, gilt die statisch höhere Kausalzuschreibung dem Interaktionspartner (z.b. dem Gelobten) und nicht dem Agens (z.b. dem Lobenden). Dies ist ein überraschender, für psychische Verben zu wenig beachteter Befund, weil der Agens ein direkt beteiligter Verursacher ist: er erfüllt die spezifischen notwendigen Bedingungen für das vom Verb denotierte Geschehen, z.b. Wille, Kontrolle, Verantwortung, Fähigkeit und verbspezifische Aktivität (so kann z.b. nur die Aktivität des Agens, nicht jedoch die des Interaktionspartners als loben bezeichnet werden). Dass in den Experimenten dennoch nicht dem Agens, sondern dem Interaktionspartner die Verursachung oder Verantwortlichkeit häufiger zugesprochen wird, bestätigt Erklärungsmodelle, wonach bei Kausalzuschreibungen der außergewöhnliche, informativere kausale Faktor bevorzugt genannt wird. Da die Kontrolle und Aktivität eines Agens mit dem vom Verb denotierten Geschehen logisch-semantisch verknüpft sind, d.h. dieses Geschehen als solches bestimmen, sind diese kausalen Faktoren wenig informativ. Wenn man die Kausation von Experiencer und Stimulus genauer untersucht, findet man eine ähnliche Situation wie bei Interaktionsverben, nur dass sich die Kausation hier nicht als physische mechanische Kausation im engeren Sinne manifestiert, sondern als notwendige Bedingung für das Zustandekommen der vom Verb denotierten Situation (ähnlich wie das Vorhandensein von Sauerstoff als notwendige Bedingung für das Zustandekommen eines Feuers als kausaler Faktor berücksichtigt werden muss). Der Experiencer ist in allen Verbverwendungen ein direkt beteiligter kausaler Faktor, weil die vom Verb denotierte Situation nicht ohne den psychischen Zustand des Experiencers zustande käme und weil er eine verbspezifische mentale Repräsentation des Stimulus (vgl. Baker 1997: 127) haben bzw. herstellen muss. Der Stimulus bzw. eine seiner Eigenschaften ist zwar ebenfalls eine notwendige Bedingung für den psychischen Zustand, er muss aber diesen Zustand mit dem Experiencer nicht teilen (d.h. wenn Karl mag Petra zutrifft, dann muss Karl (und nicht Petra) einen psychischen Zustand und eine mentale Vorstellung von Petra haben, die unter den Begriff des Mögens fallen). Für die syntaktische Kodierung der Verbargumente (Kasusselektion und Grundabfolge) ist nicht der Informativitätsgrad, sondern die in Opposition dazu stehende verbspezifische Beteiligung des Verursachers entscheidend. Diese Annahme erklärt, dass bei Interaktionsverben der Agens und nicht der Interaktionspartner im Nominativ erscheint und dass der Agens dem Interaktionspartner in der Grundabfolge vorangeht.

20 394 Beatrice Primus Für die hier untersuchten Lesarten psychischer Verben folgt, dass der Experiencer als direkt beteiligter kausaler Faktor ein guter Kandidat für die Nominativselektion ist und dem Stimulus wie weiter unten näher erläutert wird in der Grundabfolge vorangeht. Die Experiencerkausation ist schwächer ausgeprägt als die durch Kontrolle oder physische Einwirkung manifeste Agenskausation. Der Stimulus kann in vielen Fällen ein kausal stärkerer Faktor sein als der Experiencer, wie z.b. im Deutschen, wenn er Kontrolle über den psychischen Zustand hat. In diesem Fall determiniert der Stimulus das Geschehen als solches. Vgl. (22a) vs. (22b,c): (22) a. Peter will Maria damit ängstigen. (Kontroller-Stimulus) b. Dieses Bild ängstigt Maria. (Stimulus, kein Kontroller) c. Maria ängstigt sich über dieses Bild. (Stimulus, kein Kontroller) Verwendungen mit Kontroller-Stimulus werden im vorliegenden Beitrag ausgeklammert, weil Kontrolle eine Agenskomponente ist, die weitere agentivische Komponenten wie Bewusstheit nach sich zieht und ein A max etabliert. Im direkten Verhältnis zur höheren Agentivität des Stimulus in solchen Verwendungen akkumuliert der Experiencer mehr Patienseigenschaften. Wenn der Stimulus als A max und der Experiencer als P max fungieren, werden sie durch die hochrangige Beschränkung A max /1K & P max /2K erfasst. Somit stellt nicht die in (22a) illustrierte Verwendung psychischer Verben eine wissenschaftliche Herausforderung dar, sondern die in (22b,c) gezeigte Lesart. In Tabelle 3 5 wurde nur diese Lesart evaluiert. Als Grundwortstellung wird im Deutschen diejenige Abfolge betrachtet, die von grammatischen Faktoren determiniert wird, zu denen die semantische Rolle der betreffenden Konstituente (vgl. (23)) und deren syntaktische Funktion bzw. Kasus (vgl. (24)) zählen: 14 (23) Rollensemantische Abfolgebeschränkung und ihre Spezialfälle: Proto-Agens c-kommandiert Proto-Patiens Im Spezialfall u.a.: Experiencer c-kommandiert Stimulus (falls dieser kein Kontroller ist) Kontroller c-kommandiert kontrolliert affiziertes Objekt (24) Morphosyntaktische Abfolgebeschränkung: Nominativargument c-kommandiert obliques Argument 14 Die Wortstellungsbeschränkungen in (23) und (24) sowie weitere Abfolgebeschränkungen (z.b. Satzgegenstand/Topik vor Prädikation) werden in Primus (1996, 1999a) auf eine allgemeinere Beschränkung zurückgeführt, die hier aus Platzgründen nicht näher vorgestellt werden kann.

21 Protorollen und Verbtyp 395 Eine Konstituente x c-kommandiert eine Konstituente y genau dann, wenn x und y einander nicht dominieren und die erste Konstituente, die x dominiert auch y dominiert. Wenn man für das Deutsche wie üblich eine zugrunde liegende satzfinale Verbstellung annimmt, so geht ein c- kommandierendes Verbargument einem c-kommandierten Argument voran. Aus diesem Grund wird im Folgenden einfachheitshalber nur die Abfolgerelation berücksichtigt. Die grammatischen Beschränkungen (23)-(24) sind gleichrangig und können verletzt werden, wenn in bestimmten Kontexten kommunikativ-pragmatische oder andere Beschränkungen greifen und eine andere Abfolge verlangen. Die Grundabfolge der Verbargumente von psychischen Verben wird somit von der rollensemantischen Lesart des Verbs und seiner Kasusselektion determiniert. Untersucht werden im Folgenden nur nichtkausative Lesarten, z.b. bei den Verben mögen, lieben, gefallen und interessieren. Aufgrund der rollensemantischen Abfolgebeschränkung (23) geht der Experiencer dem Stimulus voran und aufgrund der morphosyntaktischen Beschränkung (24) steht ein Nominativargument vor einem obliquen Argument. Bei den Verben mögen und lieben determinieren diese Beschränkungen dieselbe Abfolge, womit die Grundabfolge Experiencer im Nominativ vor Stimulus im Akkusativ ermittelt werden kann. (vgl. Tabelle 6): Tab. 6 Input: Exp-Nom & Stim-Akk EXP-VOR-STIM NOM-VOR-OBL Fweil eine Frau einen Mann liebt weil einen Mann eine Frau liebt * * Bei den Verben interressieren und gefallen determinieren die zur Diskussion stehenden Beschränkungen verschiedene Abfolgen, woraus eine freie Grundabfolge resultiert, die durch kommunikativ-pragmatische oder andere Beschränkungen festgelegt wird. (vgl. Tabelle 7): Tab. 7 Input: Exp-Dat & Stim-Nom EXP-VOR-STIM NOM-VOR-OBL weil einer Frau ein Mann gefällt * weil ein Mann einer Frau gefällt * Da keiner der illustrierten Verbtypen einen Agens im engeren Sinne wählt, kann man aus der Absenz der Agensselektion die freie Voranstellung der obliquen Experiencer nicht herleiten (vs. Lenerz 1977).

22 396 Beatrice Primus Mit der strukturellen Subjektposition des Experiencers hängt die generativ-grammatische Annahme zusammen, dass im Kasusmuster Exp-Nom & Stim-Akk strukturelle Kasuszuweisung, während bei Exp- Obl & Stim-Nom ein lexikalischer obliquer Kasus vorliegt. Bei struktureller Zuweisung ist der Kasus von einer spezifischen syntaktischen strukturellen Position ableitbar. Für den Nominativ ist die strukturelle Subjektposition vorgesehen. Diese Bedingung erfüllt nur Exp-Nom & Stim-Obl, nicht aber Exp-Obl & Stim-Nom. Der vorliegende Ansatz nimmt für das Deutsche und andere Sprachen mit einem relativ reichen Kasussystem keine strukturelle Kasusselektion im verbalen Bereich an. 15 Der Kasus eines Verbarguments wird im Deutschen von den weiter oben besprochenen Beschränkungen deteminiert, und die so etablierten Rollen-Kasus-Paare sind, wie in Tabelle 6 und 7 angegeben, Input der syntaktisch-strukturellen Abfolgebeschränkungen. Entscheidend für das im Folgenden diskutierte Verhalten der Verbargumente im Deutschen ist nicht der lexikalische oder strukturelle Status der Kasus, sondern die Frage nach der harmonischen Ausrichtung zwischen der Rollenhierarchie Proto-Agens > Proto-Patiens und der Kasushierarchie Nominativ > Oblique, die den Abfolgebeschränkungen (23) und (24) zugrunde liegen. Harmonische Ausrichtungen verlangen viele Erscheinungen, wobei hier nur drei zur Sprache kommen: die bereits erwähnte feste Grundabfolge der Verbargumente sowie die grundsätzliche Möglichkeit zur Bildung eines Imperativs und Passivs (vgl. auch Rapp 1997 zum Imperativ und Passiv). Die Konstruktion mit Exp- Nom & Stim-Akk hat eine harmonische Ausrichtung und weist das erwartete Verhalten auf: (25) weil eine Frau einen Mann liebt/?? weil einen Mann eine Frau liebt Er wird geliebt/gehasst/gemocht. Das wird gewünscht Liebe deinen Nächsten! Hasse niemanden! Die Beispiele sollen lediglich demonstrieren, dass eine harmonische Ausrichtung eine notwendige Bedingung für die Imperativ- und Passivbildung ist. Zusätzliche Beschränkungen erklären, warum nicht 15 Vgl. Frisch (2000), Frisch/Schlesewsky (2001) für neurolinguistische Evidenz im Deutschen. Gegen eine universelle syntaktisch-strukturelle Ableitung von Kasus spricht auch, dass Kasusselektion und Grundabfolge rollensemantisch unterschiedlich motiviert sind (vgl. Primus 1999a, 2003). Durch den Verzicht auf die Unterscheidung zwischen lexikalischen und strukturellen Verbargumentkasus in Sprachen wie dem Deutschen unterscheidet sich dieser Ansatz von OT-Arbeiten über Kasus, die Chomskys Kasustheorie näher stehen (vgl. Fanselow 2000, Wunderlich 2000, Woolford 2001).

23 Protorollen und Verbtyp 397 alle psychischen Verben dieser Klasse im Imperativ und Passiv akzeptabel sind (vgl. Rapp 1997). Fazit ist, dass sich Psychverben mit harmonischer Rollen-Kasus-Ausrichtung in vielen Hinsichten wie kanonische Handlungsverben verhalten, die aufgrund ihrer Rollensemantik in einer Nominativsprache wie dem Deutschen harmonisch ausgerichtet sind. Psychische Verben mit dem Kasusmuster Exp-Obl & Stim-Nom haben keine harmonische Ausrichtung zwischen Rollenhierarchie und Kasushierarchie, woraus sich die freie Grundabfolge ihrer Argumente sowie die Imperativ- und Passivblockade ableiten lassen: (26) weil einen Mann eine Frau interessiert/weil eine Frau einen Mann interessiert *Sie/*Er wird interessiert *Interessiere ihn! (27) weil einer Frau ein Mann gefällt/weil ein Mann einer Frau gefällt *Er/*Ihr wird gefallen *Gefalle ihr! Die Unterscheidung zwischen lexikalischen und strukturellen Kasus ist für die Erklärung dieser Fakten und insbesondere des Passivs, das hierfür in der generativen Grammatik eine besondere Rolle spielt, ungeeignet. Argumente mit lexikalischen Kasus können grundsätzlich im Passiv erscheinen (z.b. Mir wurde geholfen), die obliquen Experiencer in (26) und (27) nicht. Die illustrierten Erscheinungen widerlegen auch die Annahme einer generellen stärkeren Stimuluskausation. Wäre der Stimulus ausschließlicher Verursacher und somit bei allen psychischen Verben das agentivischere Argument, so wäre seine Voranstellung allgemein bevorzugt. Dann hätten die Verben in (25) eine freie und die Verben in (26) und (27) eine relativ feste Stimulus-Experiencer-Abfolge. Das Gegenteil trifft zu. In den untersuchten Lesarten geht der Experiencer dem Stimulus in der Grundabfolge grundsätzlich voran. Eine Voranstellung des Stimulus muss durch eine andere Beschränkung lizenziert werden (bei Stim-Nom z.b. durch die kasusbasierte Beschränkung zur Voranstellung eines Nominativarguments). Zusammenfassung Verbale Kasusselektion wird durch mehrere konkurrierende, im Rahmen der OT als Beschränkungen formulierte Faktoren determiniert: die Rollensemantik der Verben, Markiertheitsasymmetrien zwischen Kasus und Kasusdistinktheit. Der vorliegende Ansatz trifft für den hier

24 398 Beatrice Primus untersuchten Bereich keine scharfe Trennung zwischen Regel system (Evaluationskomponente der OT) und Lexikon. Lexemunabhängige Beschränkungen determinieren allgemein zulässige Rollen-Kasus-Paare (lexikalische Defaults) und können von lexemaufzählenden Beschränkungen dominiert werden. Diese können zugelassenen Beschränkungsordnungen entsprechen, müssen aber nicht. Hinsichtlich der Rollensemantik liefert Dowtys Ansatz die wertvolle Erkenntnis, dass die syntaktische Kodierung der Argumente von der Anzahl der Agens- oder Patienseigenschaften, die ein Argument akkumuliert, abhängt. Diese Annahme wurde im vorliegenden Ansatz durch die Involviertheitsskala max > min und durch eine daraus resultierende invariante Ordnung von rollensemantischen Beschränkungen im Rahmen der OT erfasst. Bei einem maximal involvierten Agens und/oder Patiens (A max, P max ) lassen die eingeführten Beschränkungen sprachintern wie sprachenübergreifend keine verblexemabhängige Kasusvariation zu und schränken die zulässigen Konstruktionstypen auf den akkusativischen und ergativischen ein. Im Gegensatz dazu unterliegt eine Rollenkonstellation mit minimal involvierten Partizipanten (A min, P min ), die auch psychische Verben charakterisiert, keinen ranghohen rollensemantischen Kasusbeschränkungen, womit ihre Kasusvariation rollensemantisch erklärt werden kann. Aus der Markiertheitsskala der Kasus (Nominativ > Akkusativ > Dativ im Deutschen und anderen Sprachen) kann eine invariante Ordnung von Markiertheitsbeschränkungen abgeleitet werden. Derzufolge dominiert das Nominativgebot das Gebot, einen obliquen Kasus zu wählen. Die eingeführten Beschränkungen erklären die Kasusvariation bei einstelligen und zweistelligen psychischen Verben im Gegenwartsdeutschen, aber auch im synchronen wie diachronen Sprachvergleich. Eine unterschiedliche Ordnung der semantischen Beschränkungen und Markiertheitsbeschränkungen erlaubt es, Sprachen mit nominativlosen Konstruktionen (Deutsch, Isländisch) von Sprachen wie Englisch, die nominativlose Konstruktionen nicht dulden, zu unterscheiden. Der Abbau nominativloser Konstruktionen in der Geschichte des Deutschen wurde, differenziert nach ein- und zweistelligen Verben, als relative Abschwächung rollensemantischer Beschränkungen gegenüber dem Nominativgebot erklärt. Der vorliegende Ansatz unterscheidet sich von Dowty (1991) in den folgenden Punkten: (i) Auf der für die Kasusselektion relevanten rollensemantischen Skala max > min sind Proto-Agens und Proto-Patiens gleichrangig. Dies

25 Protorollen und Verbtyp 399 erklärt u.a., dass bei Handlungsverben genau zwei Optionen der Kasusvergabe, Akkusativ- oder Ergativkonstruktionen, existieren. (ii) Die rollensemantische Involviertheitsskala max > min ist nur für Kasuskodierung im weiteren Sinn, nicht jedoch für die Grundstellung der Verbargumente relevant. Dadurch erklärt sich der invariante Kasus eines maximal involvierten Agens und die Kasusvariation eines minimal involvierten Experiencers. (iii) Für die Grundabfolge der Verbargumente ist die Rollenhierarchie Proto-Patiens > Proto-Agens ausschlaggebend. Aus ihr lässt sich die bevorzugte Voranstellung eines Proto-Agens im Allgemeinen und eines Experiencers im Besonderen in den Lesarten ableiten, in denen der Stimulus kein stärkerer kausaler Faktor ist. Fazit ist, dass der Experiencer und Stimulus in solchen Lesarten zwar eine variable Kasuskodierung, aber eine invariante Abfolgepräferenz aufweisen. Der Experiencer geht dem Stimulus in der Grundabfolge voran. Davon kann nur abgewichen werden, wenn kasusdeterminierte (oder andere) Wortstellungsbeschränkungen eine andere Abfolge verlangen. Wenn Kasus- und Rollenhierarchie harmonisch ausgerichtet sind, wie bei den Verben mit dem Experiencer im Nominativ (vgl. lieben, mögen), so haben diese Verbargumente eine relativ feste Grundabfolge und können an Erscheinungen beteiligt sein, die eine harmonische Ausrichtung verlangen (Passiv, Imperativ). Psychische Verben dieser Klasse verhalten sich somit in vielen Aspekten wie kanonische Handlungsverben, die aufgrund ihrer Rollensemantik in Nominativsprachen wie dem Deutschen harmonisch ausgerichtet sind. Bibliographie Aissen, Judith (1999), Markedness and subject choice in Optimality Theory, in: Natural Language and Linguistic Theory 17: Baker, Mark C. (1997), Thematic roles and syntactic structure, in: Elements of grammar. Handbook of generative syntax. Hrsg. Liliane Haegeman, Dordrecht (Kluwer): Behaghel, Otto (1932), Deutsche Syntax. Eine geschichtliche Darstellung, vol. 2, Heidelberg (Winter). Blake, Barry J. (1977), Case marking in Australian languages, Canberra (Australian Institute of Aboriginal Studies). Blake, Barry J. (1994), Case, Cambridge (Cambridge University Press). Bossong, Georg (1998), Le marquage de l expérient dans les langues d Europe, in: Actance et valence dans les langues de l Europe, Hrsg. Jack Feuillet, Berlin (de Gruyter):

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