Meine Kräuterfensterbank

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1 S t e p h a n i e H a u s c h i l d Meine Kräuterfensterbank F o t o s : C h r i s t i n a K r a t z e n b e r g T h o r b e c k e

2 Inhalt 4 Kräuter das ganze Jahr über auf der Fensterbank ziehen 10 Ananassalbei ( S a lv i a e l e g a n s ) 13 Basilikum ( O c i m u m b a s i l i c u m ) 17 Brunnenkresse ( R O R i p p a n a s t u r t i u m - a q u at i c u m ) 21 Duftpelargonie ( P e l a r g o n i u m ) 25 Jamaikathymian ( S o l e n O S t e m o n a m b o i n i c u s ) 29 Kapuzinerkresse ( t R O p a e o l u m ) 33 Koriander ( c O R i a n d r u m s at i v u m ) 37 Lavendel ( L a v e n d u l a ) 41 Majoran und Oregano ( O r i g a n u m ) 45 Minze ( M e n t h a ) 49 Mexikanischer Estragon ( Ta g e t e s l u c i d a ) 53 Petersilie ( P e t R O S e l i n u m ) 57 Rosmarin ( R O S m a r i n u s o f f i c i n a l i s ) 61 Safrankrokus ( c R O c u s s at i v u s ) 65 Salbei ( S a lv i a o f f i c i n a l i s ) 69 Schnittlauch ( A l l i u m s c h o e n o p r a s u m ) 71 Schnittsellerie ( A p i u m g r a v o l e n s v a r. s e c a l i n u m ) 75 Thymian ( T h y m u s v u l g a r i s ) 77 Ysop ( H y S S O p u s o f f i c i n a l i s ) 81 Zitronenmelisse ( M e l i S S a o f f i c i n a l i s ) 83 Zitronenverbene ( A l o y s i a t r i p h y l l a ) 83 Wer, Was und Wo? 88 Zum Nachlesen und Weiterblättern 3

3 Kräuter das ganze Jahr über auf der Fensterbank ziehen 4

4 Würzpflanzen das ganze Jahr über auf der Fensterbank zu halten, scheint kein Problem zu sein: Wasser, Erde, ein hübscher Topf...und los geht s. In vielen Illustrierten, Gartenzeitschriften, Einrichtungsbüchern und Katalogen gehören Abbildungen von Kräutern auf der Fensterbank zum Standardrepertoire. Küchen und Wohnräume werden auf solchen Abbildungen geradezu routinemäßig mit Kräutertöpfen dekoriert. Auch die Küchen der Fernsehköche kommen ohne großzügiges Kräutersortiment im Topf nicht aus. Passend dazu verlocken im Supermarkt und Gartencenter fast das ganze Jahr über frische grüne Pflanzen zum Mitnehmen. Warum also noch ein Buch über die Pflege von Kräutern, die man ohnehin überall bekommen kann? Vom Frühling bis in den Herbst ist die Pflege von Würz- und Teepf lanzen auf der Fensterbank, auf dem Balkon oder im Garten tatsächlich überschaubar. Wenn eine Pflanze nicht gedeihen sollte, ist Ersatz schnell beschafft oder es wird neu ausgesät. Was aber passiert mit den Pflanzen im Herbst und vor allem in der schwierigen Zeit zwischen Ende November bis Mitte Februar, wenn das Tageslicht schwach ist und viele Gewächse ihren natürlichen Lebenszyklus beenden oder eine Ruhepause einlegen? Genau um diese Fragen geht es in diesem Buch: Welche Kräuter überstehen überhaupt einen Winter? Wie sehen die geeigneten Pf legemaßnahmen aus und ganz wichtig was mache ich mit meinen Würzpflanzen, wenn abzusehen ist, dass sie es nicht mehr schaffen? All diejenigen unter uns, die keinen Garten besitzen und einmal versucht haben, ihre liebsten Tee- und Gewürzkräuter auf der Fensterbank zu überwintern, werden festgestellt haben, dass es nicht immer gelingt und dass die Gewächse dabei häufig nicht besonders gut aussehen. Tatsächlich wird in einigen Pflanzenratgebern sogar empfohlen, diese Kräuter im Herbst fortzuwerfen, weil die Winterpflege mühsam ist. Auf frische Kräuter verzichten muss man deswegen heute nicht mehr. Der Supermarkt in der Nähe bietet das ganze Jahr über Schnittlauch, Basilikum, Petersilie und anderes mehr in mit Erde gefüllten Töpfchen an. Preiswert, wie sie sind, werden sie gerne gekauft, um die Küche zu verschönern, um Tomaten mit Mozzarella zu verfeinern oder Suppen und Salate und vieles mehr. Der Hintergedanke bei diesen Topfpf lanzen ist natürlich: In der Erde bleiben die Kräuter länger frisch als geschnittene Ware, und vielleicht überstehen sie sogar ein paar Wochen oder länger. Nach meinen Beobachtungen stellen diese Pf lanzen aber früher oder später ihr Wachstum ein und welken. Unter quasi industriellen Bedingungen in höchster Eile unter künstlichem Licht und mit viel Dünger gezogen, haben diese Pflänzchen kaum Zeit, Wurzeln auszubilden. Selbst bei bester Pflege und wenn sie nicht abgeerntet wurden, sterben sie nach einiger Zeit ab. 5

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6 R o s m a r i n u s o F F i c i n a l i s Rosmarin H e r k u n f t Rosmarin ist eine typische Pflanze des Mittelmeerraums. Seit der Antike schätzten Priester, Ärzte und Köche die immergrüne, bis zu 2 Meter hohe Würz-, Zauber- und Heilpflanze mit prägnantem Duft und hübscher blauer Blüte. Bereits früh spielte er auch nördlich der Alpen eine wichtige Rolle in Medizin, Küche und Brauchtum. Jahrhundertelang trug etwa die Braut bei der Hochzeit einen Kranz aus Rosmarinzweigen. Rosmarin wird in vielen mittelalterlichen Dokumenten und Kräuterbüchern erwähnt. Seit jeher zieren Rosmarinsträucher Kloster- und Bauerngärten. P f l e g e Bereits im Mittelalter wusste man, dass Rosmarin sich im mitteleuropäischen Klima nur schwer aus Samen ziehen lässt und man ihn deshalb besser über Stecklinge vermehrt. Heute kauft man am besten in einer Gärtnerei ein junges Exemplar. Wer trotzdem säen möchte, sollte wissen, dass es häufig über einen Monat nach der Aussaat auf der Fensterbank dauert, bis sich das erste Grün zeigt. Ab Mitte Mai kann man die Töpfchen ins Freie stellen. Als echter Südeuropäer benötigt Rosmarin ein mildes, subtropisches Klima zum Gedeihen. Frost verträgt er nur bedingt, obwohl das vermutlich auch mit der Größe und dem Standort der Pflanze zusammenhängt. Doch nach den beiden strengen Wintern 2008/09 und 2009/2010 empfiehlt sich die Pflege im Topf auf jeden Fall, wenn man länger Freude an diesem im Prinzip sehr zähen und ausdauerndem Gewächs haben möchte. Im Sommer ist Rosmarin im Freien an einem sonnigen Platz am besten aufgehoben. Dort möchte er mäßig gegossen und gedüngt werden. Holt man ihn Ende Oktober oder Anfang November ins Haus, so benötigt er einen hellen und kühlen Platz. Die Fensterbank über der Heizung oder das warme Wohnzimmer sind daher keine geeigneten Orte, wo er es länger als ein paar Wochen aushält. Auch im Winter muss man darauf achten, dass der Rosmarin keine nassen Füße bekommt. Wenn seine Wünsche berücksichtigt werden, kann Rosmarin Jahrzehnte alt werden. 57

7 Große Exemplare wollen nicht mehr umgetopft werden. Deshalb sollte man für ausgewachsene Pflanzen möglichst große Töpfe oder Kübel wählen. Geerntet werden je nach Größe der Pflanzen die Triebspitzen. Der richtige nicht zu tiefe Schnitt fördert zudem einen buschigen Wuchs. Rosmarin wird in vielen verschiedenen Sorten mit blauen, violetten oder weißen Blüten angeboten. Einige Varietäten wachsen sogar hängend oder kriechend. I n d e r K ü c h e Hat der Rosmarin den Winter trotz aller Pflege nicht überlebt, kann man die Stiele abschneiden, zusammenbinden und zuende trocknen. Anschließend entweder den ganzen getrockneten Zweig in einer verschließbaren Dose aufbewahren oder die Nadeln abstreifen. Rosmarin behält sein Aroma auch im getrockneten Zustand recht lange. Rosmarin lässt sich als Tee trinken, doch hauptsächlich ist er ein unentbehrliches Gewürz für die mediterrane Küche. Er passt hervorragend zu Fleisch besonders zu Lamm, an Schmor- und Eintopfgerichte, aber auch zu Geflügel, zu Fisch und zu Kartoffeln. Das vorgestellte Rezept bildet eine wunderbare Grundlage für Fisch und Geflügelvariationen. Kartoffeln aus dem Ofen mit Rosmarin und Weißwein 6 8 Kartoffeln, geschält und in Scheiben oder Stücke geschnitten 2 4 Knoblauchzehen, grob gehackt ein paar Rosmarinzweige 1 Zweig Salbei und eventuell etwas Thymian etwas Olivenöl Salz und Pfeffer 1 8 l Weißwein Den Backofen auf 180 C vorheizen. Die Kartoffelstücke auf einem Backblech verteilen. Den Knoblauch und die Rosmarin- Salbei- und Thymianzweige dazulegen. Die Kartoffeln mit dem Olivenöl beträufeln, salzen und pfeffern und etwa 10 bis15 Minuten backen. Dann etwas Weißwein angießen. Den Vorgang wiederholen, bis die Kartoffeln nach ca. 45 Minuten gar sind. Wer mag, legt Hähnchenteile oder Fisch (z.b. Dorade) auf das Kartoffelbett und lässt alles zusammen fertig schmoren. 58

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10 C r o c u s s at i v u s SafrankrOKus H e r k u n f t Der im Oktober und November blühende Safrankrokus ist ein bemerkenswertes Gewächs. Seine Blüte erinnert an die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Im Unterschied zu ihr ist der nur etwa 5 Zentimeter große Safrankrokus aber nicht giftig. Die leuchtend rote Narbe in der Blütenmitte liefert stattdessen ein einzigartiges Gewürz, den Safran. Da jede Blüte nur drei Narbenäste ausbildet, ist verständlich, warum Safran als das teurste Gewürz der Welt gilt. Viele tausend Blüten werden für ein Kilo Safran benötigt. Zum Glück braucht man zum Kochen und Backen nur wenig, so dass sich beim Einkauf die Kosten in Grenzen halten. Aber wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, möchte auf Safran als Gewürz bestimmt nicht mehr verzichten. Schon immer wurde Safran mit morgenländischem Luxus und Reichtum in Verbindung gebracht. So war er bereits in der Antike als Gewürz begehrt, als Farbstoff und als Heilmittel. Im Mittelalter wurde er sogar in Gärten und auf Feldern Deutschlands als Nutzpf lanze kultiviert. Ursprünglich war er aber wohl im östlichen Mittelmeerraum, in Nordafrika oder dem gemäßigten Asien zuhause. Doch über die Ursprünge weiß die Forschung nicht besonders viel. Einige Wissenschaftler vermuten, dass der sterile Safrankrokus, der sich nur über Zwiebeln vermehren lässt, eine Kulturform des in Griechenland heimischen Crocus cartwrightianus ist. Kommerzieller Safrananbau wird heute etwa in Spanien, in England, Mazedonien, Marokko, Iran, Indien, aber auch in Neuseeland betrieben. P f l e g e Der Safrankrokus ist eigentlich kein Gewächs für die klassische Kräuterfensterbank. Doch seine Schönheit, der Duft und die lange, aufregende Geschichte seiner Kultur rechtfertigen den relativ großen Aufwand, den man betreiben muss. So braucht der Safrankrokus zum Gedeihen auf jeden Fall einen Platz im Freien. Die Krokuszwiebeln setzt man am besten im Juli oder August in die Erde. Im Garten blühen 61