Passivhaus- Objektdokumentation

Transkript

1 Passivhaus- Objektdokumentation Kindertagesstätte mit drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen Verantwortliche Planerin Architektin Birgit Dreier Krumbach Kirchberg 7 Weitere Informationen erhalten Sie unter: Projekt-ID: 2476 Die Kindertagesstätte Maria Hilf umfasst drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen und befindet sich in Krumbach/Schwaben in der Stettiner Str. 2. Das Gebäude liegt an einem Hang, so dass die Kindergartengruppen sich im Erdgeschoss nach Westen orientieren, hin zu einem weitläufigen Garten mit altem Baumbestand. Die Krippe befindet sich im Obergeschoss und kann dank der Hanglage ebenerdig erschlossen werden. Die Räume öffnen sich hier nach Osten zu einem eigenen, geschützten Freigelände speziell für Kinder unter drei Jahren. Besonderheiten: Vollholzbauweise mit sichtbaren Holzoberflächen im Innenbereich U-Wert Außenwand 0,109 W/(m²K) PHPP Jahres- U-Wert Bodenplatte 0,108 W/(m²K) Heizwärmebedarf 15 kwh/(m²a) U-Wert Dach U-Wert Fenster 0,095 W/(m²K) 0,769 W/(m²K) PHPP Primärenergie 62 kwh/(m²a) Wärmerückgewinnung 83,6 % Drucktest n 50 0,14 h -1 1

2 1 Kurzbeschreibung der Bauaufgabe Es handelt sich um eine mehrgruppige Kindertagesstätte, die mit ihrer Längsseite an einen Westhang gebaut wurde. So lassen sich beide Einrichtungen barrierefrei erschließen und darüber hinaus können die Krippenkinder und die älteren Kinder jeweils eigene Gartenbereiche nutzen, einmal mit West-, einmal mit Ostorientierung. Die untergeordneten Räume wie Lager, Technik, Hauswirtschaft, etc. sind hangseitig angeordnet, die Räume für Leiterin und Personal befinden sich im Norden und Küche und Essbereich öffnen sich nach Süden mit eigener Terrasse, die auch Mahlzeiten im Freien ermöglicht. 2 Ansichtsfotos Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach Westseite Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach auf der Titelseite die Gesamtansicht, hier Detailansicht der Gruppenräume und der zurückgesetzten und überdachten Terrassen. Südseite Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach mit Essbereich und Terrasse, daneben der Bewegungsraum 2

3 Ostseite Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach hier der barrierefreie Zugang zur Krippe, der Eingang befindet sich rechts, der Kinderwagen- und Geräteraum schirmt den Garten vom Eingangsbereich ab. Ostseite Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach der Krippenbereich mit seinem separaten Garten Nordseite Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach mit seinem Eingang zum Kindergarten. Das Vordach wurde zur Vermeidung von Wärmebrücken freitragend ausgebildet und steht ohne Verbindung zum Hauptgebäude für sich selbst. 3

4 Die Innenaufnahme zeigt den lichtdurchfluteten Flur in der Krippe, rechts befinden sich Küche und Essplatz, sowie die Freispielbereiche; links erschließen sich die beiden Gruppenräume. 3 Schnittzeichnung Kindertagesstätte Maria Hilf Querschnitt durch die Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach. Gut erkennbar ist die horizontale Trennung zwischen Kindergarten im Erdgeschoss und Kinderkrippe im Obergeschoss, beide Ebenen mit jeweils eigenem Garten und ebenerdiger Erschließung. Die thermische Hülle ist umlaufend wärmebrückenfrei geschlossen mit jeweils guter Wärmedämmung. Die Bodenplatte und die Hangwand sind in gleicher Qualität gedämmt, es gibt lediglich ein paar punktuelle Durchdringungen in der Dämmhülle durch die Anbindung des Streifenfundamentes an die Bodenplatte. Aus statischen Gründen konnte auf diese Rückverankerung aufgrund der starken Hanglage nicht verzichtet werden. Außerdem wurde mit einer Dämmung gearbeitet, die einen Teil des Schubes aufnehmen konnte. Jalousien gewährleisten einen effektiven Sonnenschutz. Damit auch hier keine Wärmebrücken entstehen, wurden Jalousiekästen verwendet, die im Kern ein Vakuumdämmelement enthalten. 4

5 4 Grundrisse Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach Grundrisse der Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach. Oben das Erdgeschoss, das die Räumlichkeiten des Kindergartens umfasst mit drei Gruppenräumen, die sich zum Garten hin öffnen. Dazwischen Multifunktionsräume für individuelles Arbeiten mit einem oder wenigen Kindern. Zwei überdachte, windgeschützte sonnige Terrassen bieten auch in der Übergangszeit hohe Aufenthaltsqualität. Im Süden der Essbereich mit Küche und separater Terrasse. Im Norden Eingang und Personalräume, im Osten Lager- und Technikräume. 5

6 Oben das Obergeschoss mit der Kinderkrippe. Die Gruppenräume befinden sich im Osten mit reichlich Morgensonne, Essbereich und Küche wurden im Westen platziert, die Personalräume im Nordwesten, Eingang und innere Erschließung im Nordosten. Durch das querliegende Geräte- und Kinderwagenhaus wird der Garten vom Eingangsbereich getrennt. Das holzverschalte Gebäude dient sowohl als Sicht- als auch als Windschutz. Es bietet auch einen überdachten Sitzplatz, der von allen Gruppen über eine umlaufende Holzterrasse erreicht werden kann. Das Atelier bietet den Kindern einen kreativen Raum, in dem sie sanktionsfrei malen, kneten, matschen können, sie dürfen dort Materialien mit allen Sinnen entdecken und ausprobieren. 6

7 4.1 Konstruktion inkl. Dämmung der Bodenplatte bzw. Kellerdecke mit Anschlusspunkten zu Außen- und Innenwänden Vermeidung von Wärmebrücken bei der Bodenplatte am Fußpunkt des aufgehenden Wände. Um die konstruktiv bedingte Wärmebrücke gering zu halten, wird eine vorkonfektionierte Dämmung eingebaut, die gleichzeitig als Bodenplattenrandschalung dient. Diese stirnseitige Dämmung geht nahtlos über in die Außendämmung der Außenwand, die aus CLT-Platten mit mindestens drei Lagen kreuzweise verleimter Vollholzplatten besteht. Auf dem Foto gut zu erkennen die punktuelle Anbindung des schubsichernden Fundamentes wie im Detail Mitte dargestellt, mit kleinen quadratischen Aussparungen, in denen der Stahl beim Betonieren in der Bodenplatten verankert wird. Aufbau der Bodenplatte: Boden- 250 mm Perimeterdämmung, 250 mm Stahlbeton, 60 mm Wärmedämmung, 30 mm U-Wert platte Trittschalldämmung, 65 mm Heizestrich, 15 mm Lino- bzw. Fliesenbelag 0,108 W/(m²K) 7

8 4.2 Konstruktion inklusive Dämmung der Außenwände 8

9 Der Aufbau der Außenwand. Ostseitig schließt eine 30 cm starke Betonwand das Gebäude zum Hang hin ab. Außen wird sie mit 250 mm Wärmedämmung versehen, innen bietet sie Sichtbetonqualität. Die Holzwände werden außen mit 260 mm EPS WLG 032 gedämmt und verputzt, innen bleiben die Holzoberflächen meist sichtbar, wo technisch notwendig, wurden sie mit Gipskarton beplankt. Außen- Mineralischer Außenputz; 260 mm Polystyrol-Hartschaum; 120 mm Vollholz- U-Wert wand elemente, z. T. 12,5 mm Gipskarton 0,109 W/(m²K) 4.3 Konstruktion inkl. Dämmung des Daches 9

10 Der Dachaufbau in der Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach. Das Dach sollte auf Wunsch des Bauherrn nicht als reines Flachdach, sondern als geneigtes Dach mit 3 Neigung ausgeführt werden. Die Entwässerung erfolgt über Attikaabläufe außenliegend. Es gibt keine Lichtöffnungen im Dach und nur wenige Durchdringungen. Die Dämmschicht besteht aus 200 mm PUR WLG 024. Alle Flächen wurden mit einem 3- lagigen Aufbau bituminös abgedichtet. Die Decken sind zur Verbesserung der Raumakustik abgehängt, z. T. auch als fugenlose Akustikdecken ausgebildet. Wo es keine Anforderungen an den Schallschutz gibt, wurden die Holzoberflächen sichtbar gelassen. Dach Abdichtungsbahnen, 200 mm PUR-Dämmung WLG 024, Dampfsperre, 120 mm 0,105 Vollholzdecke, z. T. Gipskarton oder Akustikdecke W/(m²K) 4.4 Fensterschnitte inkl. Einbauzeichnung Fenster allgemein: Auf Grund der Wirtschaftlichkeit wurde einem Kunststoff-Fenster mit Aluschale der Firma Schüco Alu Inside SI 82 hier der Vorzug gegeben. Das gewählte System verfügt über einen Rahmenwert U f von 0,77 W/m²K. Die Dreischeibenverglasung besitzt einen U g -Wert von 0,60 W/m²K und einen Energiedurchlassgrad mit einem g-wert von 0,49. Mit dem Einbau von Jalousiekästen mit integrierter Vakuumdämmung der Firma Joma konnten hier typische Schwachstellen in der Wärmedämmung vermieden werden. Fenstereinbau innen: Im Bild links oben ist des Fenster in eingebautem Zustand mit luftdichter Verklebung zu sehen. Fenstereinbau außen: Im Bild links unten sieht man das zur Überdämmung vorgerichtete Fenster mit bereits mon-tierter APU-Leiste als wind- und schlagregendichter Bau-werksanschluss. Fenster Dreifachverglasung mit Edelgasfüllung. Kunststofffensterrahmen mit Aluschale 0,77 W/(m²K) 10

11 5 Beschreibung der luftdichten Hülle; Dokumentation des Drucktestergebnisses Außenwand: Für die Außenwände wurden ebenso wie für das Dach CLT-Massivholzplatten verwendet, die in sich bereits luftdicht sind. Die Elementfugen wurden auch hier mit Kompressionsbänder geschlossen.im Erdgeschoss wurde zum Hang hin Betonwände eingesetzt, die ebenfalls in sich selbst bereits luftdicht sind. Dach: Für das Dach wurden CLT-Massivholzplatten verwendet, die in sich bereits luftdicht sind. Durch den mehrlagigen Aufbau der Brettsperrholzelemente werden strömungsdichte Oberflächen und damit die entsprechend notwendige Luftdichtigkeit für das Bauteil erzielt. Im Bereich der vorrangig stumpf gestoßenen Elementfugen stellen einfach montierbare und gleichzeitig elastisch verformbare Kompressionsbänder auf- grund ihres Wirkungsprinzips eine dauerhafte Luftdichtheit zwischen den Bauteilen sicher, wodurch eine strömungsdichte Gebäudehülle entsteht und Heizwärmeverluste minimiert werden Fenster: Die Fenster sind luftdicht abgeklebt, die Leibungen wurden mit Holz verkleidet, so dass die Klebebänder dadurch verdeckt wurden. Bodenplatte: Die Ortbetonbodenplatte ist in sich dicht. Durchführungen wurden mit wasserdichten Futterrohren und entsprechenden Dichtungseinsätzen ausgeführt. Die Luftdichtheitsmessung wurde nach Fertigstellung der luftdichten Hülle am durch das Büro AIROPTIMA von Herrn Meyer durchgeführt. Das Resultat war absolut überzeugend. Alle Handwer-ker hatten sauber und gut gearbeitet. Drucktestmessergebnis vom Kindertagesstätte Maria Hilf: n 50 = 0,12 h -1 6 Lüftungsplanung Kanalnetz (exemplarisch) Um die Lüftungsverluste stark zu reduzieren, wurde eine balancierte Zu/Abluft-Anlage ZEHNDER ComfoAir 550 mit einem hocheffizienten Gegenstrom-Luft-Luft-Wärmetauscher eingesetzt. Im Betrieb wurde ein effektiver Wärmebereitstellungsgrad dieses Gerätes von 83,6 % gemessen. Zulufträume sind alle Hauptaufenthaltsräume (links in rot: Zuluftkanäle): Gruppenräume, Schlafräume, Personal, Leitung, Windfang und Elternbereich. 11

12 Ablufträume (links in gelb) sind alle Sanitärbereiche, die WCs und die Küche. Die Überströmung erfolgt durch entweder durch freie Überströmung im Türspalt oder in schallgeschützten Bereichen durch akustisch wirksame Überströmelemente über den Innentüren. Das verwendete Gerät weist eine hohe Stromeffizienz auf mit einem Wert von 0,31 Wh/m³. Es wurde eine passende Steuer- und Regeleinheit eingesetzt, die den Luftaustausch CO 2 -gesteuert bedürfnisorientiert regelt. Ein Enthalpietauscher sorgt mit seiner Feuchterückgewinnung für eine zusätzliche Verbesserung der Raumluftqualität. 7 Wärmeversorgung Aus wirtschaftlichen Gründen entschied sich der Bauherr für eine zentrale Erdgas-Heizungstherme. Die Raumwärme wird durch Flächenheizung im Fussboden realisiert. Aufgrund der geringen Heizlast werden manche Räume nur mit einer Randzonenheizung erwärmt. Die Regelung erfolgt über Einzelraumthermostate. Die Trinkwassererwärmung erfolgt über einen thermischen Durchlauferhitzer im Pufferspeicher der Gastherme. 12

13 8 PHPP-Berechnung Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach 13

14 9 Baukosten Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach Die reinen Baukosten (Kostengruppen 300 bis 400) betrugen /m² brutto. Die Kosten für Kostengruppe 300 und 400, also die reinen Bauwerkskosten lagen bei brutto. 10 Baujahr Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach Die Planung begann bereits im Jahr Schon zu diesem Zeitpunkt entschied sich der Träger für ein Bauwerk im Passivhausstandard schließlich wurde im Sommer mit dem Bau begonnen, im Mai 2010 wurde er offiziell seiner Nutzung übergeben. 11 Baubeteiligte Kindertagesstätte Maria Hilf Krumbach Entwurf und Ausführung: Architekturbüro Birgit Dreier Kirchberg Krumbach Fachplanung Haustechnik: IB-Gebäudetechnik Johannes-Haag-Str Kaufbeuren Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Hartinger Consult Annabergstr Thannhausen 14