Klausur zur Vorlesung Wettbewerbspolitik und -strategie im SS 2013
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- Peter Fischer
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1 Klausur zur Vorlesung Wettbewerbspolitik und -strategie im SS 2013 Bitte sofort deutlich lesbar eintragen! Matrikelnummer: Prüfer: Prof. Dr. G. Götz Datum: Dienstag, Zeit: 16:00 bis 17:30 Uhr Hilfsmittel: nichtprogr. Taschenrechner 1. Allgemeine Hinweise: a. Überprüfen Sie Ihre Klausur auf Vollständigkeit (16 Seiten). b. Die Originalheftung der Klausur muss erhalten bleiben. c. Am Platz dürfen sich nur befinden: Studentenausweis, Schreibzeug (kein Rotstift, kein Tintenkiller, kein Tipp-Ex o.ä., kein Mäppchen), Lineal, Geodreieck, nichtprogrammierbarer Taschenrechner, Essen und Getränke d. Mobiltelefone sind auszuschalten und zwingend vom Platz zu entfernen. e. Verwenden Sie nur das Ihnen zur Verfügung gestellte Papier. Begnügen Sie sich zur Beantwortung der Fragen mit dem auf den Aufgabenblättern freigelassenen Raum. f. Verwenden Sie für Zeichnungen einen dokumentenechten Stift, d.h. keinen Bleistift. Beschriften Sie Ihre Diagramme. 2. Hinweise zur Bearbeitung: a. Bitte bearbeiten Sie alle Aufgaben. Die Gesamtbearbeitungszeit beträgt 90 Minuten. b. Jeder Punkt entspricht ca. 1 Minute Bearbeitungszeit (grober Richtwert). c. Lesen Sie jede Aufgabe vor der Bearbeitung genau durch und beachten Sie die Verteilung der Punkte auf die Aufgaben. Die Aufgaben können sich über mehrere Seiten erstrecken. d. Bei Multiple Choice Aufgaben werden richtig beantwortete Fragen mit einem Punkt bewertet. Falsch beantwortete Fragen führen zum Abzug eines Punktes. Nichtbeantwortete Fragen werden mit Null Punkten bewertet. Der Multiple Choice Aufgabenblock wird minimal mit Null Punkten bewertet. Aufgabe Punkte Viel Erfolg! 1
2 Aufgabe 1 Multiple Choice (20 P) Bitte beantworten Sie nur solche Fragen, bei deren Antwort Sie sich sicher sind. Richtig beantwortete Fragen werden mit einem Punkt bewertet. Falsch beantwortete Fragen führen zum Abzug eines Punktes. Nichtbeantwortete Fragen werden mit Null Punkten bewertet. Aufgabe 1 kann minimal mit Null Punkten bewertet werden d.h. Ergebnisse mit negativen Punktzahlen werden nicht von den Ergebnissen der übrigen Aufgaben abgezogen. WAHR FALSCH 1. Nach Artikel 101 AEUV sind vertikale Wettbewerbsbeschränkungen verboten. 2. Grundsätzliche Regelungen zur Gewährung staatlicher Beihilfen innerhalb der EU finden sich in Artikel 107 AEUV. 3. Ein Kerncharakteristikum einer staatlichen Beihilfe gemäß europäischen Rechts besteht darin, dass diese allen Unternehmen innerhalb eines Staates im gleichen Maße gewährt wird. Man spricht von der sogenannten Nicht-Selektivität. 4. Die Leitlinien der Europäischen Kommission zu nichthorizontalen Unternehmenszusammenschlüssen sehen vor, dass hinsichtlich der möglichen Abschottung (Foreclosure) von Kunden die folgenden drei Kriterien zu prüfen sind: (i) Die Fähigkeit und (ii) der Anreiz der sich zusammenschließenden Unternehmen zur Abschottung sowie (iii) deren Auswirkungen. 5. In einem Markt befindet sich nur ein Unternehmen. Der Markteintritt weiterer Unternehmen verursacht keine (versunkenen) Kosten. In diesem Fall ist es möglich, dass der Inkumbent trotz seiner Monopolstellung einen Preis verlangt, der auf dem Niveau seiner Stückkosten liegt. 6. Im Gewinnmaximum entspricht die relative Preis-Grenzkosten- Marge eines Monopolisten der inversen Preiselastizität der Nachfrage auf dem von ihm bedienten Markt. 7. Im Minimum einer u-förmigen Durchschnittskostenkurve sind die Durchschnittskosten üblicherweise doppelt so hoch wie die Grenzkosten. Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 2
3 WAHR FALSCH 8. Economies of Scale liegen dann vor, wenn die Grenzkosten der Produktion bei einer bestimmten Ausbringungsmenge über den Durchschnittskosten bei dieser Menge liegen. 9. Unter der Konzentrationsrate CR4 versteht man die Summe der quadrierten Marktanteile der vier größten Unternehmen in einer Branche. 10. In der Marktform der vollständigen Konkurrenz nimmt der Lerner Index den Wert Null an. 11. Im Rahmen des SSNIP-Tests führt man folgendes Gedankenexperiment durch: Wäre für einen hypothetischen Monopolisten eine dauerhafte Kostensenkung in der Produktion des Gutes X um 5-10% profitabel? 12. Die sogenannte Cellophane Fallacy besagt, dass sich eine Preiserhöhung für einen hypothetischen Monopolisten stets lohnt. 13. Die Zahlungsbereitschaft eines Software-Kunden kann durch den Umstand beeinflusst werden, dass weitere Kunden das gleiche Softwareprodukt erwerben. Man spricht hierbei von Netzwerkeffekten. 14. In einem Cournot-Oligopol mit konstanten Grenzkosten und ohne Kapazitätsschranken steigt der Anreiz zur Vornahme einer Prozessinnovation mit steigender Unternehmenszahl. 15. Man kann von einem U-förmigen Zusammenhang zwischen Wettbewerbsintensität und dynamischer Effizienz ausgehen. Die dynamische Effizienz ist dabei insbesondere im Monopol und in der vollständigen Konkurrenz hoch. 16. Forschungskooperationen (Research Joint Ventures) können positive Wohlfahrtseffekte aufweisen, da durch sie positive externe (spillover-)effekte internalisiert werden können. Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 3
4 WAHR FALSCH 17. Im Zusammenhang mit der Fusionskontrolle versteht man unter dem Schlagwort koordinierte Effekte, dass nach einem Unternehmenszusammenschluss weniger Unternehmen im relevanten Markt aktiv sind, die ihr Marktverhalten somit leichter koordinieren können. 18. Ein Unternehmen setzt einen Preis oberhalb der variablen Stückkosten. Hierdurch möchte das Unternehmen Gewinne erzielen, die höher sind als die Gewinne seiner Wettbewerber. Eine solche Maßnahme bezeichnet man als Predatory Pricing (Kampfpreisbildung). 19. Unter Tying versteht man den Verkauf eines Gutes unter der Bedingung, dass der Käufer ebenfalls ein anderes Gut kaufen muss. 20. Zweiteilige Tarife findet man bspw. bei Franchise-Verträgen. Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 4
5 Aufgabe 2 Kartelle (28P) Kreuzen Sie bitte die richtigen Lösungen an. Bei jeder Frage ist jeweils nur eine Antwortmöglichkeit korrekt. Die Werte sind ggf. auf zwei Nachkommastellen gerundet. Sie können Teilpunkte auf Ihre Rechenwege erhalten, sofern Ihre Ergebnisse falsch sind. Betrachten Sie einen oligopolistischen Markt mit n=5 Unternehmen. Die inverse Marktnachfragefunktion lautet P(Q)=13-0,5Q. Alle Unternehmen weisen konstante Grenzkosten in Höhe von c=1 auf. Nehmen Sie an, die Unternehmen befinden sich im Bertrand-Wettbewerb. a. Berechnen Sie die gleichgewichtigen Ausbringungsmengen qi*, den Gleichgewichtspreis P* und die entstehende Wohlfahrt W. (3P) ( ) P* = 3 ( ) qi* = 2,4 ( ) W = 72 ( ) P* = 1 ( ) qi* = 4,8 ( ) W = 288 ( ) P* = 13 ( ) qi* = 5 ( ) W = 144 Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 5
6 b. Nehmen Sie an, die Unternehmen befinden sich in einem Kartell. Berechnen Sie die gleichgewichtigen Ausbringungsmengen qi*, den Gleichgewichtspreis P* und die daraus resultierenden Gewinne jedes Unternehmens πi, sowie die entstehende Wohlfahrt W. (4P) ( ) q*i = 2,4 ( ) P* = 10 ( ) πi = 72 ( ) W = 108 ( ) q*i = 12 ( ) P* = 11,8 ( ) πi = 54 ( ) W = 86,4 ( ) q*i = 1,2 ( ) P* = 7 ( ) πi = 14,4 ( ) W = 63 c. Bestimmen Sie den Abweichungsanreiz eines Unternehmens von der Kartell-Lösung in der kurzen Frist. (3P) ( ) π = 72 ( ) π = 57,6 ( ) π = 0 Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 6
7 Nehmen Sie nun an, die Unternehmen spielen das in der Aufgabenstellung beschriebene oneshot game unendlich wiederholt. Hierbei kann jede der Spielstufen als Periode t {0,1,2, } interpretiert werden. Die Gewinne zukünftiger Perioden werden mit einem Diskontfaktor δ [0,1) diskontiert. Es gilt δ=1/(1+r), wobei r den internen Zinsfuß der Unternehmen darstellt. d. Bestimmen Sie in allgemeiner Form oder mit den Ergebnissen Ihrer vorigen Aufgabe den Barwert der Unternehmensgewinne beginnend von t = 0 für den Wettbewerbs-, den Kartell- und den Abweichungsfall. Welche Bedingung muss für den Barwert der Gewinne im Kartell sowie bei Abweichung gelten, damit ein Kartell stabilisiert werden kann? (4P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 7
8 e. Bestimmen Sie den kritischen Diskontfaktor δkrit sowie den kritischen internen Zinsfuß rkrit. für die das Kartell gerade noch stabilisiert werden kann. Nehmen Sie an, der tatsächliche Diskontfaktor der Unternehmen läge bei 0,5. Was bedeutet dies für die Stabilität der Kartellvereinbarung? Interpretieren Sie Ihre Ergebnisse ökonomisch. Gehen Sie hierbei auch auf den trade-off zwischen kurz- und langfristigen Gewinnen ein. (8P) Hinweis: Sollten Sie die vorigen Aufgaben nicht lösen können, gehen Sie von den folgenden Werten aus: Der Wettbewerbsgewinn beträgt 0, der Kartellgewinn beträgt 80 und der Abweichungsgewinn beträgt 100. Dabei handelt es sich nicht um die Lösungen der vorigen Aufgabenteile. Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 8
9 f. Nennen Sie drei Maßnahmen, die in der Praxis von Wettbewerbsbehörden eingesetzt werden können, um Kartelle zu destabilisieren. Erläutern Sie diese in maximal einem Satz. (6P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 9
10 Aufgabe 3 Wettbewerbspolitik (7P) a. Beschreiben Sie kurz, warum im Hinblick auf die allokative Effizienz ein Kartell aus gesellschaftlicher Sicht nicht wünschenswert erscheint. Auf Basis welcher rechtlichen Grundlage sind Kartelle in der Europäischen Union, in Deutschland und in den USA verboten. (4P) b. Auf Basis welcher rechtlichen Grundlage ist der Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung in der Europäischen Union, in Deutschland und in den USA verboten? (3P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 10
11 Aufgabe 4 Horizontale Unternehmenszusammenschlüsse (15P) In einem Markt sind n Unternehmen aktiv. Die Marktnachfrage lautet Q(P)=220-2P. Die Unternehmen produzieren ein homogenes Gut zu identischen, konstanten Grenzkosten in Höhe von c. In der Produktion entstehen keine Fixkosten. Die Unternehmen befinden sich im Cournot-Wettbewerb. a. Bestimmen Sie die gleichgewichtigen Ausbringungsmengen, Preise und Gewinne in Abhängigkeit von der Unternehmenszahl n. (7P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 11
12 b. Gehen Sie von n=9 und c=10 aus. Nur wenn sich m=8 Unternehmen zusammenschließen, besteht die Möglichkeit ein Forschungsprojekt durchzuführen, das die Grenzkosten der beteiligten Unternehmen auf c =0 reduziert. Die gesamten Kosten des Projekts sind fix und betragen F. Wie hoch dürfen die Kosten F maximal sein, damit sich der Zusammenschluss lohnt? (6P) Hinweis: Beachten Sie, dass das nicht am Zusammenschluss und folglich auch nicht am Forschungsprojekt beteiligte Unternehmen weiterhin zu Grenzkosten von c=10 produziert. Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 12
13 c. Würde die in b. beschriebene Fusion von einer Wettbewerbsbehörde freigegeben werden, wenn diese einen Konsumentenstandard verfolgt? Begründen Sie Ihre Antwort kurz. (2P) Aufgabe 6 Vertikale Unternehmenszusammenschlüsse (15P) Betrachten Sie einen Markt mit der folgenden vertikalen Struktur: Zwei Upstream- Unternehmen (U1 und U2) beliefern ein Downstream-Unternehmen (D), welches das Produkt unverändert an Endkunden weiterverkauft. Die Produktion in den Upstream-Unternehmen erfolgt zu konstanten Grenzkosten i.h.v. von c=100. Auf der Downstream-Stufe fallen neben dem an das Upstream-Unternehmen zu entrichtenden Großhandelspreis w keine weiteren Kosten an. Die Marktnachfragefunktion lautet Q(P)=1000-P. Die beiden Unternehmen U1 und U2 stehen im Cournot-Wettbewerb. a. Berechnen Sie den im Gleichgewicht entstehenden Großhandelspreis, den Endkundenpreis, die gehandelte Menge und die entstehenden Gewinne der Unternehmen. (7P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 13
14 b. Beschreiben Sie in diesem Zusammenhang den Begriff der doppelten Gewinnaufschläge. (1P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 14
15 c. Nehmen Sie nun an, dass das Upstream-Unternehmen U1 mit dem Downstream- Unternehmen fusioniert. Stellen Sie die Gewinnfunktion des nun entstandenen, vertikal integrierten Unternehmens auf. Gehen Sie davon aus, dass die Upstream- Abteilung des vertikal integrierten Unternehmens seine eigene Downstream-Abteilung zu einem Großhandelspreis in Höhe seiner Grenzkosten beliefert. Unter welchen Umständen würde die Downstream-Tochter des vertikal integrierten Unternehmens auch vom unabhängigen Upstream-Unternehmen U2 einkaufen? Geben Sie hierfür mathematische Bedingungen an und erläutern Sie diesen Zusammenhang kurz. (7P) Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 15
16 Notizen Klausur im SS 2013 Wettbewerbspolitik und -strategie 16
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