Infektionen bei Flüchtlingen: an was soll man denken?
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- Marcus Schreiber
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1 Traunseeklausur, 5. & 6. Mai 2017 Infektionen bei Flüchtlingen: an was soll man denken? PD Dr. med. Nicole Ritz Leiterin Sprechstunde Migrationsmedizin Oberärztin Pädiatrie, Infektiologie und Pharmakologie
2 Aktuelle Situation: global, in Europa, in Österreich Gesetzlichen Grundlage & Dolmetscher für medizinische Betreuung Infektionen: akut und schwer nicht akut aber potentiell infektiös «gesunden» UKBB, Datum, Vorname Name Seite 2
3 Definitionen: Von wem sprechen wir? Migrant: Jemand, der aus wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Gründen freiwillig ausgewandert ist. Flüchtling: Jemand, der nicht in sein Herkunftsland zurückkehren kann, weil er eine begründete Angst hat, dort verfolgt zu werden wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu eine besonderen sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Meinung. Alle Flüchtlinge sind Migranten, aber nicht alle Migranten sind Flüchtlinge. Asylsuchender: Jemand, der um den gesetzlichen Flüchtlingsstatus ersucht hat. Unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender: Flüchtlingskind und Jugendlicher ohne Begleitung einer erwachsenen Person.
4 Globale Zunahme der Flüchtlinge UNHCR global report 2016
5 Herkunft der Flüchtlinge 2015 UNICEF report, Sep 2016
6 Herkunft und Aufenthalt von Flüchtlingen UNICEF report, Sep 2016
7 Asylgesuche Österreich bis Ende März 2017 BM.I. Asylstatistik 2016, de.statistica.com
8 Asylgesuche Schweiz bis März 2017 SEM Asylstatistik 1. Quartal 2017
9 Top 15 Länder Anzahl Asylbewerber (absolut 2016) 7. Rang 14. Rang de.statistica.com
10 Top 15 Länder Anzahl Asylbewerber (per capita 2016) 3. Rang 6. Rang SEM Asylstatistik 1. Quartal 2017
11 Die Hälfte der Flüchtlinge sind < 18 Jahren UNHCR global report 2015
12 UMA Österreich BM.I. Asylstatistik 2016, de.statistica.com
13 UMA Schweiz SEM Statistik UMA 2016
14 Aktuelle Situation: global, in Europa, in Österreich Gesetzlichen Grundlage & Dolmetscher für medizinische Betreuung Infektionen: akut und schwer nicht akut aber potentiell infektiös «gesunden» UKBB, Datum, Vorname Name Seite 14
15 Rechtlich Zugang zu medizinischer Betreuung unbestritten Artikel 22 (1) Die Vertragsstaaten treffen geeignete Maßnahmen, um sicherzustellen, daß ein Kind, das die Rechtsstellung eines Flüchtlings begehrt oder nach Maßgabe der anzuwendenden Regeln und Verfahren des Völkerrechts oder des innerstaatlichen Rechts als Flüchtling angesehen wird, angemessenen Schutz und humanitäre Hilfe bei der Wahrnehmung der Rechte erhält, die in diesem Übereinkommen oder in anderen internationalen Übereinkünften über Menschenrechte oder über humanitäre Fragen, denen die genannten Staaten als Vertragsparteien angehören, festgelegt sind, und zwar unabhängig davon, ob es sich in Begleitung seiner Eltern oder einer anderen Person befindet oder nicht Artikel 24 (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit an sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit. Die Vertragsstaaten bemühen sich sicherzustellen, daß keinem Kind das Recht auf Zugang zu derartigen Gesundheitsdiensten vorenthalten wird. UN Kinderrechtskonvention 1998
16 Zugangsproblematik zu Medizinischer Versogung In grossen Europäischen Flüchtlingscamps In neu entstandenen Asyl-Aufnahmezentren In Transitsituationen (keine Asylgesuch gestellt) In entlegenen Asyl-Aufnahmezentren Zu verbesserndes staatliches Engagement Länder wie AT, D und CH verlassen sich auf NGO s Fehlender Pragmatismus
17 Sprachbarrieren führen zu: Beschwerden, Anliegen können nicht verständlich gemacht werden Anamnese kann nicht aufgenommen und Information nicht adäquat abgegeben werden Regelmässiger (akzeptierter oder tolerierter?) Sorgfaltspflichts-Verletzung Missverständnissen, Komplikationen, Tod (Failure to use an interpreter: Bird S, Aust Fam Phys 2010) Überversorgung: zu viele Impfungen/Abklärungen Unterversorgung: v.a. psychisch/psychiatrisch
18 Professionelle Übersetzer sind unerlässlich Nicht-erlaubt (ausser in Notfallsituation) Personal Universalsprache benutzen Erlaubt Präsenz-dolmetscher Video-dolmetscher Familienangehörige Telefon-dolmetscher Zeichensprache (cave: international andere Bedeutung) Keine verbale Kommunikation Übersetzungsapps (Google translator) Visuelle Kommunikationshilfen (tip doc ect)
19 Aktuelle Situation: global, in Europa, in Österreich Gesetzlichen Grundlage & Dolmetscher für medizinische Betreuung Infektionen: akut und schwer nicht akut aber potentiell infektiös «gesunden» UKBB, Datum, Vorname Name Seite 19
20 Infektionen bei akut und schwer kranken Geflüchteten Malaria Pneumonie Gastroenteritis mit schwerer Dehydratation Opportunistische Infektion bei bisher unerkannter HIV Infektion Andere Raritäten Poulakou G, Intensive care med 2016 Colomba C, Public health 2016
21 Epidemiologischen Bulletin 38/2015, RKI Germany
22 Epidemiologischen Bulletin 38/2015, RKI Germany
23 Was muss man wissen Wenige, wichtigste Fragen stellen Herkunftsland, Fluchtweg, Dauer der Flucht, seit wann im Land Vorerkrankungen (zu Hause, auf der Flucht), Operationen, verschriebene Medikamente Konakt zu Tuberkulose (chronisch Husten) Wie sieht die Haut aus?
24 Differenzialdiagnose persistierendes Fieber bei Flüchtlingen Notter J, Swiss Medical Forum 2016
25 Inkubationszeiten wichtiger Differentialdiagnosen Notter J, Swiss Medical Forum 2016
26 Fall B: 16 jähriger Jugendlicher Somalische Herkunft, kollabiert mit Fieber, Kopfschmerzen und schweren Bauchschmerzen T 41 C, Hf 105/min, BD 95/50, Sat 98%, kaum weckbar und abdominale Abwehrspannung Hb 120 mg/l, Tc 47 G/L, Lc 17 G/l, CRP 250 mg/l, PCT 17.6 ng/ml Was sollen wir mit dem Patienten tun?
27 Hämatologisches Labor sieht das U von Both, NJEM 2016
28 Läuserückfallfieber Borrelia recurrentis, von Läusen übertragen Reservoir: Mensch Inkubationszeit: 7 Tage Typische Klinik: rezidiviernedes hohes Fieber, Kopf-, Muskel-, Gelenkschmerzen, Nausea und Erbrechen Behandlung: Doxycycline > 8 jährige 100 mg ( 8 jährige 2 mg/kg) 2 x täglich für 7-10 Tage Mortalität bei unbehandelten hoch (bis 70%)
29 Doxycyclin Exkurs Ältere Tetrazykline können irreversible Zahnverfärbungen machen (23-92%) Deshalb für Kinder unter 8 Jahren generelle Warnung 4 retrospektive Studien, total 124 Kinder (Alter 4 Tage 8.3 Jahre Alter), Therapiedauer 1 17 Tage Boast A, Teething issues: can doxycycline be safely used in young children?, ADC 2016
30 Aktuelle Situation: global, in Europa, in Österreich Gesetzlichen Grundlage & Dolmetscher für medizinische Betreuung Infektionen: akut und schwer nicht akut aber potentiell infektiös «gesunden» UKBB, Datum, Vorname Name Seite 30
31 Welche ansteckenden Infektionen sind häufig RKI, April 2017
32 Woran erkranken Asylsuchende in Deutschland? RKI, Oktober 2016
33 Screening für Infektionen bei UMAs Berlin, n = 1248, 40% aus Syrien Jan 2014 Dez klinische Evaluation - Blutbild, Leber- und Nierenwerte - Serologie für HBV und Schistosomiasis - Malaria Mikroskopie und Antigen (Südost-Asien) - 3 Stuhlproben - kein TB Screening Theuring S, Eur J Epidemiol 2016
34 Resultate UMA screening Berlin Theuring S, Eur J Epidemiol 2016
35 Aktuelle Situation: global, in Europa, in Österreich Gesetzlichen Grundlage & Dolmetscher für medizinische Betreuung Infektionen: akut und schwer nicht akut aber potentiell infektiös «gesunden» UKBB, Datum, Vorname Name Seite 35
36 Empfehlungen zum Screening Fehlende Evidenz Alle basierend auf Expertenmeinungen Grois N, Paediatr. Paedolog. Austria 2016 Pfeil J, MoKi 2015; Ritz N, MoKI 2015 Bernhard S, Paediatrica 2016 Sinnvoll versus machbar Fehlende Harmonisierung Europäischer minimal Standard work in Progress
37 Empfohlene Untersuchungen AT Dr. med. N. Ritz, , UKBB Grois N, Paediatr Paedolog 2016
38 Empfohlene Untersuchungen CH Berhard S et al und Gehri M et al, Paediatrica 2016; Dr. med. N. Ritz, , UKBB
39 Zusammenfassung 50% der Flüchtlinge sind Kinder Sprache als zentrale und wichtiges Thema Wenige und richtige Fragen stellen Resourcen kennen UKBB, Datum, Vorname Name Seite 39
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