I N F O R M A T I O N
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- Bertold Waldfogel
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger am 29. Mai 2009 zum Thema "Grüner Bericht 2008 Aktuelle Lage der Land- und Forstwirtschaft in Oberösterreich" Weitere Gesprächsteilnehmer: HR Mag. Hubert Huber, Leiter der Abteilung Land- und Forstwirtschaft, Land OÖ HR Dipl.-Ing. Alois Gruber, Abteilung Land- und Forstwirtschaft, Land OÖ Dipl.-Ing. Georg Angerer, Abteilung Land- und Forstwirtschaft, Land OÖ
2 LR Dr. Josef Stockinger Seite 2 Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft Dramatische Einkommensschwankungen in einzelnen Produktionsbereichen Das Jahr 2008 war nach dem Höhenflug bei den Agrarpreisen 2007 ein Jahr der Ernüchterung. Was sich bei den Getreideund Maispreisen bereits im Sommer abzeichnete, folgte im Milchbereich im letzten Quartal 2008: Die gute Preissituation drehte sich ins Gegenteil um. Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise spricht eine klare Sprache. Landwirtschaftliche Erzeugerpreise (netto, in Euro/kg) ausgewählte Produkte /07 in % Weichweizen 0,082 0,105 0,189 0,136-28,0 Futtergerste 0,081 0,087 0,148 0,131-11,7 Körnermais 0,089 0,124 0,210 0,095-54,6 Ölraps 0,177 0,222 0,332 0,345 3,9 Sojabohne 0,196 0,184 0,227 0,326 43,1 Zuckerrübe 0,040 0,037 0,031 0,029-6,2 Speisekartoffel 0,070 0,171 0,187 0,106-43,4 Wiesenheu (100 kg) 9,697 9,466 12,042 12,461 1,0 Milch 0,288 0,300 0,337 0,389 15,5 Jungstiere 2,96 3,07 2,97 3,19 7,4 Mastschweine 1,40 1,46 1,33 1,53 15,0 Ferkel 2,15 2,21 1,71 1,96 14,6 Masthühner 0,805 0,805 0,817 0,897 9,8 Eier (100 Stück) 11,17 10,34 11,55 12,60 9,1 Quelle: Statistik Austria Als Folge der ansteigenden Maispreise des Jahres 2007 hat der Maisanbau 2008 in Oberösterreich mit Hektar einen Höchststand erreicht, wobei der Körnermais mit 2/3 der Fläche als wesentliche Futtergrundlage in den Veredelungswirtschaft die größte Steigerung erfuhr. Die Preise sind aber 2008 um 54 Prozent gesunken.
3 LR Dr. Josef Stockinger Seite 3 Landwirtschaftliches Einkommen 2008: Minus 4,1 Prozent Eine betriebliche Detailauswertung aus den Buchführungsergebnissen liegt erst im Herbst vor. Auf Basis der von der Statistik Austria durchgeführten Gesamtrechnung können aber bereits verlässliche Angaben über die Entwicklung der Bauerneinkommen im Jahr 2008 gemacht werden. Nach zwei sehr guten Jahren ist das bäuerliche Einkommen in Österreich 2008 um 4,1 Prozent gesunken. Entwicklung des landwirtschaftlichen Einkommens je bäuerlicher Arbeitskraft
4 LR Dr. Josef Stockinger Seite 4 Einkommensvergleich LW (AK-U) Industrie Arbeitnehmer Einkommen umgerechnet auf 12 Monatsgehälter Industrie: Durchschnitt aus Arbeitern und Angestellten Arbeitnehmer: Pro-Kopf Einkommen je Arbeiternehmer Quelle: WIFO Produktionswert der Landwirtschaft in Oberösterreich Der Wert der in Oberösterreich erzeugten landwirtschaftlichen Güter stieg um 6 Prozent. Verantwortlich für diesen Anstieg ist die tierische Produktion, die sich 2008 wertmäßig deutlich erhöhte (13,2 Prozent). Die pflanzliche Produktion verzeichnet aufgrund der stark gesunkenen Erlöse bei den maßgeblichen Marktfrüchten einen Rückgang des Produktionswertes von 5,1 Prozent.
5 LR Dr. Josef Stockinger Seite 5 Produktionswert der Landwirtschaft in Oberösterreich (in Mio. Euro) /07 in % Pflanzliche Erzeugung 404,1 550,8 522,5-5,1 Getreide 107,4 202,7 157, 5-22,3 Ölsaaten und Ölfrüchte 15,1 23,5 25,0 6,5 Eiweißpflanzen 2,1 2,1 1, 4-33,7 Zuckerrüben 12,3 13,1 11,9-8,8 Futterpflanzen 151,2 167,4 197, 9 18,2 Frischgemüse 27,7 30,7 28,4-7,3 Pflanzen und Blumen 29,8 29,0 28,8-0,7 Kartoffel 6,3 7,4 5, 0-32,1 Obst 50,9 73,6 64,6-12,3 Wein 0,1 0,1 0, 1-12,6 Tierische Erzeugung 851,2 855,1 967,8 13,2 Tiere 524,0 511,8 569, 1 11,2 Rinder 238,9 242,2 256, 1 5,7 Schweine 253,2 233,3 273, 1 17,1 Schafe und Ziegen 3,8 3,2 4,3 35,3 Geflügel 23,7 27,0 30,3 12,3 Tierische Erzeugnisse 327,2 343,4 398,6 16,1 Milch 292,8 302,9 359, 0 18,5 Eier 23,0 28,1 29,4 4,8 Erzeugung landwirtschaftlicher Güter 1.255, , ,3 6,0 Quelle: STATISTIK AUSTRIA: Landwirtschaftliche Gesamtrechnung; AWI: Berechnung Subventionen und Gütersteuern. Stand: Jänner 2009 Es wird immer schwieriger, generelle Aussagen über Einkommensentwicklungen zu treffen. Der genaue Blick ist notwendig, um der jeweiligen Situation der Betriebe in den verschiedenen Produktionssparten gerecht zu werden war ein exzellentes Jahr für die Getreidebauern gab es hier dramatische Preiseinbrüche gab es für die Veredelung im Gegensatz zu den Getreidebauern ein schwaches Jahr, allerdings haben sich die Preise 2008 leicht erholt. Daher ist eine differenzierte Betrachtung der Produktionssparten wichtig.
6 LR Dr. Josef Stockinger Seite 6 Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft in OÖ nach Betriebsform, in Euro je nak Oberösterreich Futterbau Marktfrucht Veredelung Bergbauern Quelle: LK OÖ, BMLFUW Grüner Bericht Steigende Produktionskosten drücken zusätzlich auf Einkommen Mitursache für die gesunkene Einkommensentwicklung 2008 sind die Produktionskosten, insbesondere durch die stark gestiegenen Treibstoffpreise, die drastische Verteuerung von Düngermitteln sowie die hohen Futterkosten speziell in der ersten Jahreshälfte Wie die Indexentwicklung zeigt, steigen die Gesamtausgaben der Betriebe stärker als die Betriebseinnahmen inklusive der öffentlichen Gelder.
7 LR Dr. Josef Stockinger Seite 7 Indexentwicklung Agrarindex Verbraucherpreisindex VPI , ,5 120,2 126,8 115,9 113,6 122,9 112,0 110,0 115,6 118,3 113,0 102,1 103,2 104,1 104,8 107,2 108,4 109,8 107,8 105,8 109,0 101,9 104,1 103,3 101,5 101,3 104,7 99,2 98,7 99,4 97,0 95,1 94,9 94,9 91,6 85,5 92,2 124, Betriebseinnahmen mit öffentlichen Geldern Gesamtausgaben VPI 1995 Quelle: LBG Wirtschaftstreuhand, Statistik Austria, eig. Berechnungen Daher sind die Finanzmittel der öffentlichen Hand, insbesondere des EU-Budgets im Agrarbereich ein wichtiger Einkommensbestandteil und müssen in Zukunft erhalten werden, denn ein Sinken der öffentlichen Transferzahlungen brächte eine deutliche Ausdünnung des ländlichen Raumes mit sich. Entwicklung der Agrarstruktur seit dem EU-Beitritt Die Entwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zeigt, dass es im Jahr 1995 noch Betriebe und nun Betriebe in Oberösterreich gibt. Interessant ist, dass die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe im Wesentlichen in den vergangenen Jahren konstant geblieben ist. Abgenommen haben in erster Linie reine Nebenerwerbsbetriebe bis 5 Hektar, wobei die Flächen verpachtet werden.
8 LR Dr. Josef Stockinger Seite 8 Der Pachtanteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche von ha in Oberösterreich beträgt mittlerweile fast 29 Prozent, was ein Zeichen der Veränderung der Betriebsstrukturen sowie der Bewirtschaftungsform ist und den Strukturwandel widerspiegelt. Land- und forstwirtschaftliche Betriebe in OÖ Betriebe Haupterwerb Nebenerwerb jur.person/persgem Quelle: Statistik Austria, Agrarstrukturerhebung, ab 1999 neue Betriebsdefinition, 1995 nach neuer Betriebsdefinition gerechnet landwirtschaftliche Produktionsbetriebe und weitere rund Forst- und Waldbesitzer/innen In Oberösterreich gibt es über Betriebe, von denen rund forstwirtschaftlich genutzt bzw. reiner Waldbesitz sind. Exakt Betriebe gaben einen Mehrfachantrag auf EU- Förderungen ab und sind daher der landwirtschaftlichen Produktion zuzuordnen.
9 LR Dr. Josef Stockinger Seite 9 Flächenausstattung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich Über land- und forstwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften in Oberösterreich ha Gesamtfläche. Die bewirtschaftete Gesamtfläche nahm von 1999 bis 2007 um rund ha zu. Die durchschnittliche Fläche je Betrieb stieg in diesem Zeitraum von 25,8 ha auf 31,2 ha. Diese bewirtschaftete Gesamtfläche gliedert sich in 8,2 ha Acker, 7 ha Grünland, 12,4 ha Wald und 3,6 ha sonstige Flächen (inklusive unproduktive Fläche). Anzahl der Milchbetriebe in OÖ Quelle: AMA Die Anzahl der Milchbetriebe hat sich seit dem EU-Beitritt halbiert. Viele Bäuerinnen und Bauern sind in andere Produktionsbereiche wie zum Beispiel Mutterkuhhaltung gewechselt oder haben sich auf eine Produktionssparte (z.b. Schweineproduktion) spezialisiert.
10 LR Dr. Josef Stockinger Seite 10 Ernste Zukunftssorgen am Bauernhof Nach einer internationalen Euphorie in den Jahren 2007/08 ist die Landwirtschaft knallhart auf den Boden der Realität zurück geworfen worden. Die Bäuerinnen und Bauern sind damit auch ein Opfer der internationalen Spekulation in landwirtschaftliche Rohstoffe. Zunächst wurden die Preise international massiv in die Höhe getrieben. Was folgte, ist ein Absturz und ein Marktungleich-gewicht. Die weltweite Wirtschaftskrise führt noch dazu zu einem Konsumrückgang. Aus der angekündigten Knappheit ist eine Überschusssituation mit enormem Preisdruck entstanden. Die herbei geredete Überhitzung der Märkte hat schweren Schaden angerichtet. Es braucht jetzt eine rasche Stabilisierung der Märkte, allen voran bei der Milch Entscheidungen, die aufgrund einer Euphorie in den Wachstumsmärkten in China und Übersee getroffen wurden, müssen korrigiert werden. Die EU muss mithelfen, dass der Milchsee durch die rasche Wiedereinführung von Exporterstattungen abfließen kann. Es braucht eine flexible Mengensteuerung und die Teilnahme der Betriebe. Allerdings funktioniert ein solches Modell nur europaweit. Österreichische Alleingänge würden zu Lasten unserer Milchbäuerinnen und Milchbauern gehen und sind daher abzulehnen. Sorge um kommende Getreideernte Weil die alte Ernte noch nicht überall verkauft ist und viele Lagersilos noch voll sind, braucht es hier ein klares Signal in Richtung Energie als Ventil für Marktschwankungen.
11 LR Dr. Josef Stockinger Seite 11 Die Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel, Dünger und Pflanzenschutzmittel sind in den Zeiten der euphorischen Markteinschätzung deutlich in die Höhe geschnellt, ohne sich jetzt wieder an die neuen Marktrealitäten anzupassen. Oberösterreichs Agrar-Landesrat Josef Stockinger sieht das EU-Agrarsystem enorm gefordert: "Es braucht jetzt rasche und entschlossene Markträumungsmaßnahmen. Instrumente, die man in der Euphorie der Wachstumsmärkte leichtfertig abgeschafft hat, müssen zur Bewältigung der Krise wieder eingeführt werden. Die EU-Agrarpolitik braucht jetzt Pragmatismus und schnelle Reaktion." Als Sofortmaßnahme ist das Vorziehen der Auszahlungstermine für die Ausgleichszahlungen zu begrüßen. Bewusst Einkaufen und heimisch Essen ist ein Jobmotor Jeder sechste Arbeitsplatz in Oberösterreich hängt von Essen und Trinken ab. Landesrat Stockinger wiederholt daher seinen Appell an die Konsument/innen: "Jeder Österreicher kann über den bewussten Lebensmitteleinkauf von frischen, heimischen Produkten ein persönliches Konjunktur-Paket starten und damit Arbeitsplätze am Bauernhof und in der Lebensmittelwirtschaft nachhaltig sichern." Sonderberichte Besonders hinzuweisen ist auf die zwei Sonderberichte, in denen die Entwicklungen und Perspektiven in der oö. Bergbauernwirtschaft und der Klimawandel, seine Folgen für die oö. Landwirtschaft und mögliche Anpassungsstrategien dargestellt sind.
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