Für einen breiten Qualitätspakt in der Reform der Lehrerbildung
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- Jakob Sauer
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1 Deutscher Bundestag Drucksache 17/ Wahlperiode Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Swen Schulz (Spandau), Willi Brase, Ulla Burchardt, Dr. Hans-Peter Bartels, Klaus Barthel, Petra Ernstberger, Michael Gerdes, Iris Gleicke, Klaus Hagemann, Christel Humme, Oliver Kaczmarek, Daniela Kolbe (Leipzig), Ute Kumpf, Thomas Oppermann, Florian Pronold, René Röspel, Marianne Schieder (Schwandorf), Andrea Wicklein, Dagmar Ziegler, Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Fraktion der SPD Für einen breiten Qualitätspakt in der Reform der Lehrerbildung Der Bundestag wolle beschließen: I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: JedeserfolgreicheBildungssystemgründetaufgutenSchulenmitnachhaltiger Bildungsqualität,mitsozialerDurchlässigkeitundmitInklusionundPartizipation.GuteSchulehängtwiederumstarkvomfachlichen,didaktischenund pädagogischenwissenundkönnensowievondermotivationundprofessionalität der Lehrerinnen und Lehrer ab. DerLehrerbildungkommtdeshalbeineSchlüsselfunktionimgesamtenBildungs-undAusbildungssystemzu.Diesistvielfachdurchwissenschaftliche Studienbelegt,wiezumBeispieldieErgebnisseausdemSchwerpunktprogrammderDeutschenForschungsgemeinschafte.V. Bildungsqualitätvon Schule zeigen.parallelzudenerhebungenderpisa-studie (Internationale SchulleistungsstudiederOECD)wurdeninDeutschlandseitdemJahr2000umfassendBildungsfaktorenanSchulenundimUnterrichtidentifiziert,welchedie Qualität von Bildungsprozessen und -ergebnissen prägen. AufderanderenSeitezeigtdiekürzlich (April2012)veröffentlichteStudiedes INSTITUTSFÜRDEMOSKOPIEALLENSBACH GesellschaftzumStudiumderöffentlichenMeinungmbH Lehre(r)inZeitenderBildungspanik auf,dasssichvielelehrerundlehrerinnendurchihrstudiumunzureichendauf ihrearbeitvorbereitetfühlenundvorimmerneueundwachsendeherausforderungengestelltwerden,vorallemimumgangmitihrenschülerinnenbzw. Schülern und den Eltern. GleichzeitigwandeltsichdasAnforderungsprofilandieLehrkräftekontinuierlich.ZudenerhöhtenErwartungenandieLeistungsfähigkeitdesBildungssystemsundspeziellderSchulbildungnachdem PISA-Schock (Bildungsstandardsetc.)wieauchnachdemtechnologischenWandelundderDigitalisierung, dieinderschulemitblickaufdieschülerundihrelernumweltberücksichtigt werdenmussunddiegleichzeitigneueunterrichtsmethodenermöglicht,kommengesellschaftlicheveränderungenmitwachsendermigrationundsozialer Differenzierung.
2 Drucksache 17/ Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode DienötigenReformenderLehrerbildungmüssensichdeshalbdasZielsetzen, sowohldiestrukturenderstudiengängealsauchdiestudieninhalteflächendeckendweiterzuentwickeln.imvordergrundstehthiereineverbesserungder LehreaufBasisaktuellerErkenntnisseausdenBildungswissenschaften,den FachdidaktikensowieausdenFachwissenschaften.DasStudiumsolltedieStudierendendazubefähigen,dieUnterrichtsmethodenunddaseigeneHandelnim Schulumfeldzureflektierenundzuverbessern.DieBerufsfeldbezogenheitdes StudiumssollerweitertwerdendurchfrühzeitigePraxiserfahrungenundauch einebessereverschränkungderverschiedenenphasenderlehrerbildung.dabei mussauchdiebetreuungderstudierendendurchkontinuierlicheunterstützung undberatunginallenphasenderausbildungverbessertwerden.bereitsimstudiummussdiebedeutungkontinuierlicherfort-undweiterbildungvermittelt werden.dieseanforderungenmüssenaucheinerqualitätsoffensivefüreine bessere Lehrerbildung zugrunde liegen. DieLehrerbildunggehörtindieZuständigkeitderBundesländer.Siewirdan ca.120hochschulenindeutschlandangeboten.aneinigenvonihnensindin denletztenjahren ZentrenderLehrerbildung entstanden.dieverbesserung derlehrerbildungisteinesdersiebenhandlungsfelder,dienachdem PISA- Schock desjahres2001indeutschlandinderständigenkonferenzderkultusministerderländerinderbundesrepublikdeutschland (KMK)undzwischen Bund und Ländern vereinbart worden sind. SohatdieKMK2004zurwechselseitigenAnerkennungvonBachelor-und MasterstudiengängenimLehramtgemeinsameStandardszurWeiterentwicklungderLehrerausbildungentwickelt.InderDefinitiondieserStandardsheißt es,dasslehrerinnenundlehrerfachleutefürlehrenundlernensind,eine ErziehungsaufgabeinderSchulewahrnehmen,sichanderSchulentwicklung beteiligenundihrekompetenzenständigweiterentwickelnmüssen.zurbesserenvergleichbarkeitgibtesseitlängeremdievonderkmkfestgelegtenstrukturenvonsechslehramtstypen,diediemobilitätzwischendenländernerleichternsollen.ebensowurdenvonderkmkseit2008ländergemeinsame inhaltlicheanforderungenfürdiefachwissenschaftenunddiefachdidaktiken inderlehrerbildungfestgelegtsowierichtungsweisendebeschlüssezurinklusiven Bildung als Grundlage einer Reform der Lehrerausbildung gefasst. TrotzdemgibtesnachwievorinderGestaltungderLehrerbildunggroßeUnterschiedeindeneinzelnenLändern.WährendeinigeLänderaufBachelorund Masterumgestellthaben,beharrenandereaufdemtraditionellenStaatsexamen. WoBachelorundMastereingeführtwerden,geschiehtdiesnachunterschiedlichenModellen.Hinzukommt,dassdieZahlderSchulartennachderGrundschuleindeneinzelnenLänderneherzu-alsabnimmt.Sievariiertinden16LändernvonzweibiszufünfverschiedenenSchularten.DieserföderaleFlickenteppichführtimmernochzuMobilitätshemmnissensowohlunterdenLehramtsstudierendenalsauchunterdenLehrkräften.Problematischistaußerdem,dass Studierende,diedenBachelorabschlussimLehramtgemachthabenundkeine ZulassungzumMasterstudiumbekommen,ProblemeimHinblickaufihreweitere Berufsperspektive haben. Zuberücksichtigenistweiterhin,dassindennächstenJahreneinLehrermangel fürnahezuallefächerundschulstufenzuerwartenist,davielelehrerinnenund LehreraltersbedingtausdemSchuldienstausscheiden.12ProzentderLehrkräftesindheuteälterals60Jahrealt,36Prozentzwischen50und60,25Prozentzwischen40und50,nur21Prozentzwischen30und40Jahrenund6Prozentunter30Jahrealt.AuchausdiesemGrundmussdasLehramtsstudiumin ZukunftattraktivergestaltetwerdenundmehrgesellschaftlicheAufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren.
3 Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 3 Drucksache 17/11322 EndedesJahres2011hatdieBundesregierungeine Exzellenzinitiativefürdie Lehrerbildung angekündigt,mitderbundundländerfünfjahrelangundmit deroptioneinerverlängerungaufweiterefünfjahrezwischenzehnund16zukunftskonzepteals Leuchttürme derlehrerausbildungfördernsollten.ziele der Exzellenzinitiative solltenseindiebesserevergleichbarkeitderlehrerausbildungindenländern,dieprofilierungundoptimierungderstrukturender LehrerausbildungandenHochschulen,bessereVerzahnungderAusbildungsphaseninderLehrerausbildung,QualitätsverbesserungdesPraxisbezugs,StärkungderFachdidaktik,bessereundgezielteBeratungderStudierendenundeine besserevorbereitungaufheterogeneklassen (z.b.inklusionvonkindernmit Behinderung). Am20.April2012beschlossenBundundLänderinderGemeinsamenWissenschaftskonferenz (GWK),statteinerExzellenzinitiativeeine Qualitätsoffensive inderlehrerbildung aufzulegen.dasmit500mio.euro (BundundLänder)geplanteProgrammsoll2013startenundzehnJahrelaufen.DurchdieOffensive sollenzurverbesserungderqualitätundzurmodernisierungderlehrerausbildunginnovativekonzepteanhochschulenalsbest-practice-modellemit Vorbildcharaktergefördertwerden,diedannindeneinzelnenLändernBreitenwirkungentfaltensollen.DerStudiengangsolleinenhöherenStellenwert bekommenundattraktiverwerden.vorschlägezurkonkretenausgestaltungder InitiativesolleineBund-Länder-Staatssekretärs-Arbeitsgruppeerarbeiten,über die die GWK dann im November 2012 entscheiden soll. II. Der Deutsche Bundestag begrüßt 1.dasVorhabenderBundesregierungundderBundesländer,einProgrammfür mehrqualitätinderlehrerausbildungaufzulegen,umbesondersinnovative Konzepte in der Lehrerausbildung zu stimulieren und zu unterstützen; 2.diebisherigenInitiativenderKMK,übergemeinsameinhaltlicheAnforderungenundStandardseinebessereAnerkennungvonLehramtsabschlüssen zwischendeneinzelnenländernzuerreichensowiedielehrerbildungallgemein qualitativ aufzuwerten und zu modernisieren; 3.dieBemühungenvielerHochschulen,moderneAnsätzezurEignungsfeststellung,zumehrPraxisbezugundzumbesserenUmgangmitHeterogenitätim Unterricht in die Studiengänge zu implementieren; 4.dieBeschlüssederKMKzurinklusivenBildungvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginSchulenimGrundsatz,weistabergleichsamauf denvondenverbändenbehindertermenschenzurechtformuliertenweiterentwicklungsbedarf der KMK-Empfehlungen hin. III. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, 1.gemeinsammitdenLänderneinenQualitätswettbewerbfüreineVerbesserungderLehrerbildungaufdenWegzubringen,derineinemwettbewerblichenVerfahrenaufderGrundlagewissenschaftsbasierterKriterieninnovativeZukunftskonzeptederLehrerbildungunterstütztunddazubeitragen soll, die Lehrerbildung an allen Hochschulen zu modernisieren; 2.gemeinsammitdenLänderndiesenQualitätswettbewerbsozugestalten,dass sichdiehochschulealsganzesbzw.hochschulverbündemitgemeinsamen ZukunftskonzeptenfürdieLehrerbildungbewerbenkönnenunddasssichsowohlHochschulenmiteinersehrguteninnovativenLehrerausbildungbewerbenkönnen,wieauchsolcheHochschuleneineChanceaufFörderunghaben, dieeinzelnoderimverbundüberguteentwicklungspotentialeverfügenund mit der Lehrerbildung künftig eine stärkere Profilierung anstreben;
4 Drucksache 17/ Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 3.gemeinsammitdenLänderndenQualitätswettbewerbsoauszugestalten, dasshochschuleninallen16länderngefördertwerden,umdentransfer dererfahrungenderbesondersinnovativenhochschulenunmittelbarinalle Bundesländerzubefördern.ZugleichisteineländerübergreifendeBegleitungderWettbewerbsphasezuorganisieren,diedenAustauschderamWettbewerbbeteiligtenHochschulenüberdieGrenzederBundesländerhinaus sicherstelltundsozueineraufnahmederreformimpulseanallenhochschulen mit Lehrerbildung in Deutschland beiträgt; 4.insbesonderemitdenLändernsolcheZukunftskonzeptezufördern,die AusbildungaufdemneuestenStandderForschungindenFächern,FachdidaktikenundBildungswissenschaftenpraktizieren.ErforderlichsindvorrangigneueKonzepte,diehöherePraxisanteilebeinhalten,deminklusiven BildungsansatzRechnungtragen,dasUnterrichtenmitHeterogenitätin multiprofessionellenteamsverbessernunddielehrkräfteauchaufdas Schulangebot von Ganztagsschulen vorbereiten; 5.durchdenQualitätswettbewerbalsTeildesQualitätspaktesLehrerbildung einegrößerevergleichbarkeitderlehramtsstudiengängeundder-abschlüsseandeutschenhochschulenzuerreichenunddahernursolche Hochschulenzufördern,derenStudienpläneaufdieKMK-Standardsund ländergemeinsameninhaltlichenanforderungenfürdiefachwissenschaften und Fachdidaktiken in der Lehrerbildung der KMK bezogen sind; 6.daraufhinzuwirken,dassdieBundesländerinihrerjeweiligenVerantwortungfürdieHochschulendenausgewähltenBest-Practice-Modellendurch geeigneteeigenemaßnahmenbreitenwirkungermöglichenunddiezukunftskonzepte über den Förderzeitraum hinaus institutionell absichern; 7.gemeinsammitdenLänderninsbesonderesolcheZukunftskonzeptezufördern,dievonihrenpädagogischenAnsätzenhereineschulstufenbezogene undsomitschulartenübergreifendelehrerausbildungverfolgen,auchum mehrflexibilitätimlehrereinsatzunddieumsetzungdeszielesderinklusion und Integration zu fördern; 8.dabeiinBetrachtzuziehen,dassfürdieGrundschulenaufgrunddesAlters derschülerinnenundschülersowiefürdieberuflichenschulenaufgrund desspezifischenbildungszielesgesondertekompetenzenunddarumausbildungen nötig sind; 9.beiderAuswahlderzuförderndenKonzeptedaraufzuachten,dasseseine engekooperationmiteinerodermehrerenschulengibt,damitdiegrundlagen für eine praxisnahe Ausbildung gesichert werden; 10.gemeinsammitdenLänderneinenAusbauderStudienplätzefürLehramtsstudierendevoranzutreiben.DiejenigenStudierenden,diedieLehramtsausbildunginFormeinesBachelor-/Masterstudiengangsabsolvieren,sollen dabeinacheinembachelorabschlusseinenrechtsanspruchaufeinenmasterstudienplatzerhalten,umdasstudiumerfolgreichbeendenzukönnen. ZielisteingrundständigesStudium,dasalleLehramtsstudierendenzum Master oder Staatsexamen führt; 11.daraufhinzuwirken,nachdemgrundständigenBacheloreineAnschlussfähigkeitzuanderenpädagogischenBerufen (z.b.indererwachsenenbildung,imbildungsmanagementetc.)zuentwickeln,damitlehramtsstudierende,dieanihrereignungfürdenschuldienstzweifelnbzw.diesichzu anderenausbildungs-undarbeitsfeldernhinorientierenwollen,eineberufliche Alternative haben;
5 Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 5 Drucksache 17/ dieBereitschaftzumlebensbegleitendenLerneninderLehrerausbildungzu fördern,damitlehrkräfteimgesamtenverlaufihresberufslebensinder Lagesind,ihreUnterrichtsmethodenanhandneuerwissenschaftlicherErkenntnisseundgesellschaftlicherVeränderungenzuerweiternundzuverändern; 13.diePräventionundBekämpfungdesAnalphabetismusinderLehrerbildung inhaltlich zu verankern; 14.dieberufs-undunterrichtsbezogeneForschungandenHochschulenzuverstärken,damitwissenschaftlicheErkenntnisseüberdiekontinuierlicheRückkopplungmitderschulischenPraxisdirektindieLehreraus-und-weiterbildung sowie in die Schulpraxis einfließen können; 15.mitdenLändernzusammendaraufhinzuwirken,dasssichDeutschland regelmäßiganderoecd-lehrerstudie (TALIS)beteiligt,umregelmäßig gesicherteerkenntnisseüberdiesesberufsfeldiminternationalenvergleich zu bekommen und diese in die Lehrerbildung mit einfließen zu lassen; 16.gemeinsammitdenLänderndurchgeeigneteMaßnahmenallenpädagogischenBerufeninderGesellschaftmehrAnerkennungundAnsehenihrer Arbeitzuverschaffen.NichtnurLehrerinnenundLehrerübeneineverantwortungsvolleTätigkeitaus,sondernauchalleanderenFachkräfte,diein pädagogischenberufentätigsind,kommenebensogesellschaftlichwichtigen und hoch verantwortungsvollen Aufgaben nach. Berlin, den 6. November 2012 Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion
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8 Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83 91, Berlin, Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbh, Postfach , Köln, Telefon (02 21) , Fax (02 21) , ISSN
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