Krafttraining im Kindes und Jugendalter (5, S. 1-23) Entwicklungsabschnitte
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- Felix Rothbauer
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1 Krafttraining im Kindes und Jugendalter (5, S. 1-23) Das Krafttraining im Kindes- und Jugendalter im Allgemeinen und für den Leistungssport wird immer noch kontrovers diskutiert. Deutschland hat noch erhebliche Defizite in Studien und Forschungen. Aus historischer Sicht wurde das Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen vor Vollendung der Geschlechtsreife als nicht empfehlenswert erachtet. Ab etwa 1990 wendete sich das Bild zugunsten des Kraftrainings auch für Kinder und Jugendliche durch zahlreiche Studien und Forschungen, die positive Effekte nachwiesen. Kindund/oder jugendgerechtes Krafttraining nutzt dabei alle erdenklichen Formen des Widerstandstrainings, dessen Inhalte je nach Zielstellung (z.b. Leistungssport vs. Gesundheitssport und Prävention) und Adressengruppe (Schüler vs. Nachwuchsleistungssportler) auszuwählen und zu gestalten sind. Dies bedeutet gleichsam, dass grundlegend ein hinreichend differenziertes und spezifisch ausgewähltes Krafttraining zur Anwendung gelangen sollte, um die intendierte Wirkrichtung ziel- und adressatenbezogen gewährleisten zu können. Übungen an Krafttrainingsmaschinen und mit Zusatzgewichten können sehr individuell dosiert und in der Gewichtsabstufung eingestellt werden, was weit weniger belastend wirkt als generelle Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Als Beispiel kann der Weitsprung genannt werden, welcher mit dem eigenen Körpergewicht (4-10 fach) eine außerordentlich hohe Belastung für den Organismus (aktiver und passiver Bewegungsapparat) speziell auf die Weichteilstrukturen wie Menisken, Knorpel und Bandscheiben darstellt Entwicklungsabschnitte... Seite 35 von 81
2 Verletzungsgefahren Konsequenzen für die Trainingspraxis weniger belastbare Fertigkeitsbasis, lust- Knochen (niedrige /freudbetonte und kurzweilige Elastizität und Inhalte; Technikgrundlagen, geringe kein spezielles Fitnesstraining Biegebelastbarkeit); im Kraftbereich. Vorschulalter Alter in Entwicklungsspezifische Jahren Besonderheiten 3 bis 6/7 hochgradiger Bewegungs- und Spieldrang, ausgeprägte Neugierde, sehr gute affektive Lernbereitschaft, jedoch geringe Konzentrationsfähigkeit Entwicklungsabschnitt Frühes Schulkindalter 6/7 bis 10 sehr gute motorische Lern- und Leistungsfähigkeit, begeistertes Sportinteresse, ungestümes Bewegungsverhalten, gutes Lernalter für Basistechniken, kritiklose Kenntnis- und Fertigkeitsaneignung weniger belastbare Technikgrundschulung; eine Knochen (niedrige spezielle Kindergymnastik ist Elastizität und empfehlenswert, kaum geringe spezielles gerätegestütztes Biegebelastbarkeit); Krafttraining Spätes Schulkindalter Mädchen Jungen Schlüsselphase für das spätere Bewegungskönnen, hochgradige Körperbeherrschung, sehr günstiges Last-Kraft-Verhältnis des Körpers, höchste Ausprägung der Beweglichkeit weniger belastbare Knochen (niedrige Elastizität und geringe Biegebelastbarkeit); variables und zielgerichtetes Üben sportlicher Techniken; feinmotorischer Technikerwerb; eingeschränktes Krafttraining, Aufnahme spezielles Ausdauertraining Erste puperale Phase (Pubeszenz) Zweite puperale Phase (Adoleszenz) Mädchen 11/12-13/14 Jungen 12/13-14/15 Mädchen 13/14-17/18 Jungen 14/15-18/19 Verschlechterung des Last-Kraft- Verhältnisses duch die Wachstumsschübe und verminderte Belastbarkeit des passiven Bewegungsapparats; entwicklungsbedingte Zunahme der Muskelmasse und -kraft, erhöhte Trainierbarkeit der konditionellen Fähigkeiten, nachlassendes Sportinteresse, psychische Labilität Trainierbarkeit der koordinativen und konditionellen Fähigkeiten, Abschluss des Knochenwachstums, höchste Bereitschaft des neuronalen Systems, Bewegungsprogramme zu speichern und zu automatisieren Epiphysenfuge Epiphysenfuge Training konditioneller Fähigkeiten, gerätegestütztes Krafttraining mit der Auflage der Technikbeherrschung und bedarfsgerechter Geräte, aerobes Ausdauertraining Kraft- und Ausdauertraining sollten immer noch mehr umfangs- als intensitätsbetont sein 18/20-30/35 sportmotorisches Höchstleistungsalter Frühes Erwachsenenalter Kapsel-Bandapparat uneingeschränkte Trainierbarkeit Krafttrainingseffekte auf den passiven Bewegungsapparat sowie auf das Wachstum bei Heranwachsenden (5, S )... Seite 36 von 81
3 Der Bewegungsapparat besteht aus Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenkknorpel. Alle Gewebearten sind im Laufe des Lebens einer Veränderung ihrer Festigkeit unterworfen, wobei der bedeutendste Unterschied zwischen Kind und Erwachsenem im Vorhandensein des Wachstumsknorpels besteht. Der kindliche Knochen weist im Vergleich zum Erwachsenen einen niedrigeren Elastizitätsmodul sowie eine geringere Biegebelastbarkeit auf. Hieraus ergibt sich, dass sich der unreife Knochen durch Belastung stärker verbiegt und mehr Energie absorbiert, bevor er bricht. Damit ist er plastischer und weniger elastisch als ein reifer Knochen, sodass eine geringere Krafteinwirkung zur Fraktur führen kann. Der Knochen ist im Kindes- und Jugendalter im Vergleich zum Erwachsenen weniger belastbar, wohingegen Muskel, Sehnen und Bänder kräftig und elastisch sind (Schmitt, 2007 S. 570). Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass ein körperliches Training zu ausgeprägten Anpassungserscheinungen im Bereich des Binde- und Knochengewebes führt. Es scheint aber eher die Art der Belastungseinwirkung als die Dauer der Belastung ausschlaggebend zu sein (Kemmler et al., 2003; Zernicke & Loitz, 1992). Stone kommt zu der Aussage, dass es unter dem Einfluss eines körperlichen Trainings -speziell eines Krafttrainings- zu einer Veränderung der Eigenschaften von Sehnen und Bändern kommen kann. Insbesondere sollen die Sehnen größer, kräftiger und verletzungsresistenter werden. Bezüglich der Anpassung des Knochengewebes im Allgemeinen und der des Röhrenknochens im Speziellen wird von Fleck und Kraemer (1997, S. 203) die Auffassung vertreten, dass die Entwicklung durch Krafttraining verbessert werden kann, indem die entwickelnde Muskelkraft, die Belastungsrate sowie die diesbezügliche Stauchung als entsprechende Entwicklungsreize bzw. Stimuli für Knochenbildung und/oder -umbildung dienen (Kemmler at al., 2003). Empirisch nach-... Seite 37 von 81
4 gewiesen werden konnte, dass durch äußere Belastungsreize, wie sie bei spezifischen Sportarten (z.b. Turnen, Laufen, Tennis, Eishockey, Gewichtheben etc.) auftreten, die Knochen und deren Masse in den entsprechenden Strukturen (z.b. Deckflächen der Wirbelkörper, Röhrenknochen etc.) erhöht werden (vgl. Brüggemann & Krahl, 12000; Burrows, 2007; Cohen at al., ). Burrows (2007, S. 305) stellt heraus, dass gerade während der Kindheit eine gute Möglichkeit besteht, einen Einfluss auf die Knochenanpassung auszuüben. In einem Reviewbeitrag von Ondrak und Morgan (2007, S. 597 f) werden explizit Trainings- und Krafttrainingsstudien aufgeführt, die über einen Interventionszeitraum von 7-9 Monaten (z.b. 30 min Krafttraining an 3 Tagen/Wo) bei 7-12-jährigen Kindern einen signifikant erhöhten Knochenmineralgehalt und eine signifikant erhöhte Knochendichte an der Lendenwirbelsäule und dem Oberschenkel feststellen konnten. Auch mit Hilfe eines entsprechenden frühzeitigen Krafttrainings scheint so über eine Erhöhung von maximalem Knochenmineralgehalt und -dichte ein Beitrag zur Osteoporoseprophylaxe möglich Fazit und Ausblick zum Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen (5, S. 19) Ein genau geplantes und überwachtes Krafttrainingsprogramm ist einerseits sicher, kann zu entsprechenden Kraftverbesserungen führen, kann helfen, die allgemeine und sportartspezifische motorische Leistungsfähigkeit zu verbessern, kann im Sinne einer Verletzungsprophylaxe sowie im Rahmen der Wiederherstellung nach Verletzungen positiv wirksam sein, kann andererseits das psychosoziale Wohlbefinden steigern und kann die allgemeine Gesundheit von Kindern verbessern.... Seite 38 von 81
5 Zusammenfassend kann grundsätzlich festgehalten werden, dass insbesondere mögliche Gefahren in der Entwicklung sowie negative körperliche Folgen aufgrund eines regelmäßig durchgeführten Krafttrainings nicht zu erwarten sind (Kraemer & Fleck, 2005). Dementsprechend kann eine zum Teil immer noch vorhandene kritische Sichtweise zum Kinderkrafttraining zurückgewiesen werden. "Kindheit" stellt aus Sicht der Autoren keine Kontraindikation für ein gewichtsbasiertes Krafttraining dar. Gleichzeitig ist eine Vielzahl von positiven Effekten zu nennen, die sich sowohl auf physiologische, morphologische als auch psychosoziale Bereiche erstreckt Konsequenzen für die Trainingspraxis (6, S. 538) Zur Vermeidung muskulärer Dysbalancen fordern Tauchel/Müller (1986, 124), dass: besonders im Kindes- und Jugendalter auf ein vielseitiges Training unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung optimaler arthromuskulärer Beziehungen geachtet und die gleichmäßige Ausbildung von Stabilität (Muskelkräftigung) und Mobilität (Muskeldehnung) gefordert werden muss. Wobei in den ersten Trainingsjahren eine allseitige Kräftigung der Muskulatur besonders mit Haltefunktionen anzustreben ist. In den Fällen, in denen aufgrund der Sportartspezifik das Prinzip der Allseitigkeit im Training nicht immer durchgängig realisiert werden kann, sind Kompensationstraining und gezielte Übungsbehandlungen durchzuführen. In Abhängigkeit von der Spezifik der Sportart ist es notwendig, die relativ unterentwickelte Muskulatur zu bestimmen (In der Regel sind das die Gegenspieler bzw. Antagonisten der Hauptarbeitsmuskulatur), und gezielt zu kräftigen. Darüber hinaus sind die zur Verkürzung neigenden Hauptmuskelgruppen zu diagnostizieren und mit einem entsprechenden Dehnungsprogramm zu beeinflussen. Hilfreich gerade beim Krafttraining bzw. auch speziellem Krafttraining für einseitige Sportarten (Tischtennis) ist ein Cross-Training. Von Cross-Training... Seite 39 von 81
6 spricht man, wenn zu einer Hauptsportart andere Hauptsportarten als Ergänzung bzw. Ausgleich hinzugenommen werden, um einseitigen, defizitären Entwicklungen oder sportartspezifischen muskulären Dysbalancen vorzubeugen (vgl. auch Moran/McGlynn 1997, 4) Schnelligkeit Mit Schnelligkeit bezeichnet man die Fähigkeit, unter ermüdungsfreien Bedingungen in maximal kurzer Zeit motorisch zu reagieren und/oder zu agieren. (Hohmann/Lames/Letzelter, 2003)... Seite 40 von 81
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