Rechtsformen gemeinschaftlichen Wohnens. Organisation, Gründung und Haftung



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Transkript:

Rechtsformen gemeinschaftlichen Wohnens Organisation, Gründung und Haftung 1

Das tatsächlich von den Projektmitgliedern verfolgte Ziel Wohnen stellt sich rechtlich betrachtet dar als ein Innehaben von Besitz an zu Wohnzwecken gewidmeten Räumen. Die rechtliche Grundlage dieser Besitzposition beruht auf einem/r a) Vertragsverhältnis (z.b. vertragliches Nutzungsrecht, Beteiligung) b) dinglichen Berechtigung (z.b. Eigentum, dingliches Nutzungsrecht). Ø Die maßgebliche Eingangsfrage lautet daher Eigentum oder Wohnrecht! 2

Unter einer Baugemeinschaft (oder auch Baugruppe) versteht man den Zusammenschluss von Personen mit dem Ziel ein Wohnen im selbstgenutzten Eigentum zu verwirklichen. Dieses Ziel wird durch eine gemeinsame Auswahl, Anschaffung und Bebauung eines Grundstücks sowie eine spätere Aufteilung des Grundstücks unter den Mitgliedern erreicht. Mit der Aufteilung des Grundstücks im Grundbuch entsteht rechtlich eine gesonderte Wohnungseigentümergemeinschaft, deren Mitglieder anfänglich mit den Mitglieder der Baugemeinschaft identisch sind. Der Leitgedanke der final geschaffenen Wohnungseigentümergemeinschaft deckt sich mit der Eigentumsgarantie jedes einzelnen Mitglieds, so dass ein Eindringen Dritter in diese Gemeinschaft kaum verhindert werden kann. 3

Unter einem (Gemeinschafts-) Wohnprojekt versteht man ebenfalls einen Zusammenschluss von Personen mit dem gemeinsamen Ziel einer zukünftigen Eigennutzung des Grundstücks zu Wohnzwecken, allerdings ohne einen gleichzeitig zukünftigen Erwerb individuellen Eigentums betreffend das Grundstück. Grundstückseigentümer ist und bleibt vielmehr der Projektverband, welcher den einzelnen Mitgliedern die Wohnnutzung dauerhaft auf vertraglicher oder dinglicher Grundlage vermittelt. Regelmäßig verbindet die Mitglieder eines Wohnprojekts mehr als ein bloßer Wille zur individuellen Schaffung von Wohnraum (vgl. Baugemeinschaft), mithin ein gemeinschaftsstiftender Gedanke (z. B. Binnensolidarität, Umweltbewusstsein, Mehrgenerationen). 4

Ein erheblicher Unterschied zwischen Baugemeinschaft und Wohnprojekt besteht auch darin, dass der finale Verband a) bei einer Baugemeinschaft als Gemeinschaft der Wohnungseigentümer nicht insolvenzfähig ( 11 Abs. 3 WEG) ist, b) während die potentiellen Verbandsformen eines Wohnprojektes regelmäßig insolvenzfähig ( 11 InsO) sind. Die Einzelinsolvenz eines Mitglieds beeinträchtigt hingegen weder die übrigen Wohnungseigentümer, noch die übrigen Nutzungsrechte, da auch bei einem Wohnprojekt der Insolvenzverwalter lediglich die Mitgliedschaft im Verband beenden kann. 5

Die Mitglieder einer Baugemeinschaft leisten die anteiligen Projektkosten betreffend ihre Wohnung durch Einlagen in das Gesellschaftsvermögen. Eine Finanzierung erfolgt aufgrund des avisierten Einzeleigentums regelmäßig individuell durch die Mitglieder als Darlehensnehmer unter Beleihung des gemeinschaftlichen Grundbesitzes. Soweit sich die Mitglieder einer Baugemeinschaft zur Gründung/ Beitritt zum Verband zwecks Anlagezwecken einer individuellen Fremdfinanzierung bedienen, kann ein sog. verbundenes Geschäft vorliegen ( 358 Abs. 3 BGB). Im Falle eines Widerrufs der Finanzierung scheidet die betreffende Person daher auch aus dem Verband aus; allerdings unter Berücksichtigung der sog. Grundsätze der fehlerhaften Gesellschaft unter Fortbestand des Verbands. Eine Finanzierung könnte auch von der Baugemeinschaft selbst aufgenommen werden, wobei die Vorschriften der Verbraucherkreditrichtlinie ( 491 ff. BGB) auf eine Baugemeinschaft als GbR Anwendung finden können [Verbraucherstatus]. 6

Bei Wohnprojekten erfolgt die Finanzierung regelmäßig über den Verband als Darlehensnehmer unter Beleihung des verbandseigenen Grundbesitzes gegenüber der Bank. Die Kosten der Finanzierung werden wirtschaftlicher unter den Mitgliedern des Projektverbands anteilig solidarisiert (Prinzip der Kostendeckung). Neben einer Finanzierung durch den Verband muss/kann der Verband je nach Rechtsform auch Eigenkapital mittels Einlagen von den Mitglieder erheben. 7

Die Baugemeinschaft und das Wohnprojekt bedürfen jeweils für die Anschaffung, Verwaltung sowie Beplanung und Bebauung des Grundstücks einer a) rechtlich selbständigen und b) in der internen Entscheidungsfindung flexiblen Verbandstruktur. Für diese Zwecke eignen sich grundsätzlich Personen- wie auch Kapitalgesellschaften (nicht aber Gemeinschaften ) gleichermaßen, wobei eine Kapitalgesellschaft die Haftungsbefreiung (gegen höhere Gründungs- und laufende Kosten, strenge Organvielfalt, aufwendigere Übertragbarkeit der Beteiligung) und Personengesellschaft eine größere Flexibilität und Geschlossenheit (gegen eine persönliche Haftung) gewähren. 8

Für die Auswahl der geeigneten Rechtsform ist auch die unterschiedliche Zielrichtung der Baugemeinschaft und des Wohnprojekts zu berücksichtigen: a) Eigentumsschaffung (Baugemeinschaft) und aus dieser Eigentumsschaffung zu Händen der einzelnen Mitglieder folgt das Erfordernis einer einfachen Übertragbarkeit des Grundstücks vom Verband auf dessen Mitglieder. a) Wohnraumschaffung (Wohnprojekt). Die Wohnraumschaffung lässt den Verband fortbestehen und erfordert anstelle einer Übertragbarkeit des Grundstücks konkrete Regelungen für die dauerhafte Nutzungsmöglichkeit durch die Mitglieder. 9

Für eine Baugemeinschaft eignet sich regelmäßig die Personengesellschaft, welche abseits einer Registerdokumentation als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zur Verfügung steht. Die Gründung, Bei- und Austritte sowie die interne Willensbildung sind bei der GbR formfrei (soweit diese nicht bereits auf den Erwerb eines bestimmten Grundstücks gerichtet ist und/oder die Aufteilung des Grundstücks unter den Gesellschaftern zu bestimmten Teilen feststeht. Im Grundbuch wird die Baugemeinschaft als Eigentümer des Grundstücks unter Hinweis auf ihre Mitglieder eingetragen, so dass bei jeder Veränderung des Mitgliederbestands der GbR eine notarielle beglaubigte Berichtigung des Grundbuchs erforderlich ist Eine Aufspaltung in Grundstücksverwaltungsgesellschaft und Baugemeinschaft (sowie ggf. Planungsgemeinschaft ) bietet rechtlich keine Vorteile, erhöht erfahrungsgemäß aber die Fehleranfälligkeit in der Abwicklung! Bei der GbR besteht unbeschränkte Haftung aller Mitglieder (mit wenigen Ausnahmen). 10

Die charakteristische Übertragung des Grundbesitzes der Baugemeinschaft auf die einzelnen Mitglieder unter gleichzeitiger Aufteilung im Grundbuch ist grunderwerbssteuerbar. Für Personengesellschaften kann nach dem GrEStG eine Steuerfreiheit bestehen, soweit die grundbuchliche Aufteilung entsprechend der Gesellschaftsbeteiligung erfolgt. Bei Kapitalgesellschaften (wie u.a. Idealverein oder Genossenschaft) stellt eine Übertragung des Grundstücks auf die Gesellschafter stets eine steuerpflichtige Übertragung dar, so dass sich diese Rechtsform bereits aus diesem Grunde nicht für die Zwecke einer Baugemeinschaft eignet. 11

Für Wohnprojekte eignen sich grdsl. Personen- wie auch Kapitalgesellschaften, da diese jeweils den Grundbesitz unabhängig vom Bestand ihrer Mitglieder halten und diesen Nutzungsrechte an diesem einräumen können. Eine Haftungsbefreiung der Mitglieder für die Verbindlichkeiten des Verbands ist aufgrund des dauerhaften Fortbestands des Verbands sinnvoll, so dass eine Kapitalgesellschaft als Rechtsform zu bevorzugen ist. Eine GmbH ist selbst bzw. als Gesellschafter einer KG aufgrund einer laufenden kostenintensiven Registerverantwortung sowie kaufmännischer Transparenz (Buchführung/ Bilanzierung) regelmäßig weniger geeignet. Gleiches gilt für eine [Gesellschaft & Co.] KG. Allerdings sind auch sonstige Besonderheiten zu berücksichtigen, z.b. Denkmalschutz und AfA oder Inanspruchnahme bestehender Strukturen (Mietshäuser-Syndikat). 12

Der eingetragene Idealverein (als rechtsfähige Nichtkapitalgesellschaft ) erfordert eine dauerhaft aktiv zu verfolgende ideelle Zwecksetzung. Eine Drittvermietung von einzelnen Einheiten [Nebenzweckprivileg] ist zulässig - nicht aber eine Vermietung an die Mitglieder als Hauptzweck (für wirtschaftliche/genossenschaftliche Vereine besteht ein Genehmigungsvorbehalt); grdsl. ungeachtet von Gewinnerzielungsabsicht oder Gemeinnützigkeit. Die Genossenschaft ist vom gesetzlichen Verbandszweck her [Typenzwang] konkret auf eine dauerhafte Förderung ihrer Mitglieder angelegt ( 1 Abs. 1 GenG), vermeidet eine persönliche Haftung der Mitglieder, erfordert kraft Gesetzes kein Mindestkapital und kann steuerlich vorteilhaft sein. Allerdings unterliegt die Genossenschaft als Zwangsmitglied in einem sog. Prüfungsverband einer laufenden Prüfungsaufsicht und bedarf eine formgerechten Eintragung im Genossenschaftsregister bei Gründung und Satzungsänderungen (nicht bei Mitgliederwechseln). 13

Die konkrete Nutzungsüberlassung von Raumeinheiten durch den Verband an seine Mitglieder kann erfolgen wie folgt : a) Schuldrechtlicher Vertrag mit ( Dauernutzungsrecht ), Der Dauernutzungsvertrag mit dem Verband ist trotz Berücksichtigung des korporativen Sonderverhältnisses der Mitgliedschaft grdsl. ein Wohnraummietvertrag (vgl. BGH VIII ZR 22/03 zur Genossenschaft), weshalb Mietrecht anzuwenden ist (Übertragungs- und Vollstreckungsschutz gem. 566 BGB, 57 ZVG; Verwertungskündigungsrisiko Ersteher oder Beleihungshindernis?). b) Dingliches Nutzungsrecht (Dauerwohnrecht), Zur dauerhaften Sicherung des Nutzungsrechts eignet sich das übertragbare und vererbliche Dauerwohnrecht ( 31 WEG; zugleich mit gewissen Vollstreckungsschutz; aber Rangkonkurrenz!). c) Überlassung kraft Gesellschaftsvertrag (selten). 14

Der Verband besteht anfänglich aus dem vertrauten Kreis der Gründer, allerdings kann ein zukünftiges Eindringen Dritter (als Wohnungsnutzer) in den Verband nicht effektiv verhindert werden: Ja - Wohnungseigentümergemeinschaft Eigentumsgarantie (Beschränkungen gem. 12 WEG, Vorkaufsrechte o.ä. sind nicht hinreichend) Nein Wohnprojekt Je nach Rechtsform sind Zustimmungsvorbehalte für Mitgliederwechsel zulässig und eine Erbfolge betreffend die Mitgliedschaft regelbar. 15

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Rechtsanwalt Holger Schütz, LL.M. Fachanwalt für Mietrecht und WEG holger.schuetz@schwenke-schuetz.de 16