Leitfaden zur Handhabung von produktionsorientierten Risiken und Implementierung eines Risikomanagementsystems Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Wildemann TCW Transfer-Centrum für Produktions-Logistik und Technologiemanagement GmbH & Co. KG Leopoldstr. 145, 80804 München Tel. 089/36 05 23 0; Fax. 089/36 10 23 20; e-mail: Mail@tcw.de Internet: http://www.tcw.de
Horst Wildemann Leitfaden zur Handhabung von produktionsorientierten Risiken und Implementierung eines Risikomanagementsystems Copyright by TCW Transfer-Centrum GmbH & Co. KG 8. Auflage 2012 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Horst Wildemann Leitfaden zur Handhabung von produktionsorientierten Risiken und Implementierung eines Risikomanagementsystems ISBN 978-3-937236-24-7 TCW Transfer-Centrum GmbH & Co. KG Leopoldstr. 145 80804 München Tel. 089-36 05 23-0 Fax 089-36 10 23-20 mail@tcw.de www.tcw.de www.management-literatur.com Alle Rechte, auch die der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form, auch nicht zum Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden.
Präambel (I) Die zunehmende Komplexität in den Produktionsprozessen, die Beschleunigung von Technologielebenszyklen, sich ständig verändernde Umweltbedingungen, kürzere Produktlebenszyklen sowie die gestiegenen Anforderungen an die Produktqualität stellen die Produktion von heute vor neue Herausforderungen. Die damit einhergehende Gefahr der Betriebsunterbrechung erfordert eine risikoorientierte Betrachtung der Produktion. Zusätzlich nehmen konjunkturelle Auf- und Abschwünge zu und schlagen ungepuffert auf die Produktionsunternehmen durch. Die in einem globalen Wettbewerb stetig ansteigende technische Komplexität wird marktseitig zusätzlich durch die zunehmende Individualisierung der Kundenanforderungen, verbunden mit einer Defragmentierung der Märkte, noch gesteigert. Diese Entwicklungstendenzen führen dazu, dass immer komplexere Produkte in zunehmender Varianz und in kürzerer Zeit entwickelt, produziert und an eine stetig steigende Anzahl von Kunden vertrieben werden. Lernund Erfahrungskurveneffekte können nicht mehr in ausreichendem Maße realisiert werden. Unter dem Begriff Risiko wird die drohende Gefahr von Verlusten verstanden. In der Produktion unterscheidet das Risikomanagement drei Risikoarten hinsichtlich des Faktoreinsatzes, des Produktionsprozesses und des entstehenden Outputs. Vier einander aufbauende Teilprozesse bilden den Risikomanagementprozess. Die Forderung nach einem effektiven Risikomanagement wird auch durch den Gesetzgeber bekräftigt. Das bereits am 1. Mai 1998 in Kraft getretene Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) fordert die Einrichtung eines Risikomanagementsystems. Verstärkt wird der gesetzliche Druck auf die Unternehmen zum systematischen Umgang mit potenziellen Risiken durch die Veränderungen im Aktiengesetz (AktG), Handelsgesetzbuch (HGB), Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) und Produktsicherheitsgesetz (PSG). Auch die in 2002 vorgenommene Anhebung der gesetzlichen Gewährleistungsdauer von sechs Monaten auf zwei Jahre verstärkt die Notwendigkeit eines Risikomanagements im leistungswirtschaftlichen Bereich, insbesondere der Produktion.
Präambel (II) Aus den Erfahrung aus Industrieprojekten ist festzustellen, dass bei der Umsetzung von Risikomanagementsystemen in der betrieblichen Praxis häufig eine einseitige Fokussierung der finanzwirtschaftlichen Risiken erfolgt. Vielfach wird der Eindruck erweckt, Risikomanagement beträfe nur den Finanzbereich des Unternehmens. Ein umfassendes Risikomanagementsystem muss jedoch auch die tiefer liegenden leistungswirtschaftlichen Bereiche und Prozesse betrachten, die die Ursache für die im Finanzbereich ausgewiesenen Cash Flows darstellen. Ein Risikomanagement, das auch die leistungswirtschaftlichen Risiken berücksichtigt, hat den Vorteil, dass Risiken bereits bei der Leistungserstellung identifiziert und gehandhabt werden können. Um den mit der unternehmerischen Tätigkeit untrennbar verbundenen Gefahren zu begegnen, bedarf es einer proaktiven Handlungsweise auf leistungswirtschaftlicher Ebene. Trotz der entscheidenden praktischen Relevanz liegen bisher jedoch nur ansatzweise Lösungen für das Management leistungswirtschaftlicher Produktionsrisiken vor. Risiken in der Produktion lassen sich anhand der Produktionsfunktion: Input, Throughput und Output kategorisieren. Produktionsrisiken sind potenzielle Störungen im Herstellungsprozess, die zu Abweichungen zuvor definierter Produktionsziele führen können und somit Verluste herbeiführen können. Produktionsrisiken unterteilen sich in die drei Kategorien: Produktionsfaktorenrisiken, Produktionsprozessrisiken und Produktrisiken.
Präambel (III) Als Besonderheit ist das Betriebsunterbrechungsrisiko festzuhalten. Es kann aus dem Eintritt eines einzelnen großen oder aus einer Verknüpfung mehrerer für die Stabilität des Prozesses ungünstigen Ereignisse resultieren. Das Unterbrechungsrisiko besteht für alle produzierenden Betriebe und kann existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Es hat bei geringer Lagerhaltungsquote sowohl eine direkte Wirkung auf den Umsatz des Unternehmens als auch einen indirekten Einfluss auf Grund eines beschädigten Images durch Ausfall der Produktionsanlagen. Die Ausgestaltung der Risikomanagements in der Produktion hat deshalb einen besonderen Fokus auf die Identifikation und Analyse des Betriebsunterbrechungsrisikos zu legen. Sind die Elemente einer drohenden Produktionsunterbrechung erkannt, liegt es in der Verantwortung der Risikomanager geeignete Notfallstrategien zur Handhabung abzuleiten. Die dazu notwendigen Handhabungsstrategien sehen ein schnelles und effektives Entstörmanagement und einen beschleunigten Wiederanlauf der Produktionsanlagen vor. Für eine effektive und effiziente Handhabung vorherrschender Produktionsrisiken ist im Betrieb ein geeigneter Methoden- und Instrumenteneinsatz sicherzustellen. Diese unterstützen den Risikomanagementprozess bei der kollektiven Erhebung relevanter Daten sowie der Untersuchung spezieller Ursache-/Wirkungszusammenhänge. Ebenso sind die ermittelten Risiken einer hinreichenden Bewertung nach drohender Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit zu unterziehen. Genau an dieser Stelle setzt der vorliegende Leitfaden an und gibt dem Leser die notwendige Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Instrumente und Methoden und dem Aufbau eines systematischen Vorgehens bei der Einführung eines Risikomanagementsystems in der Produktion.
Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 Trends in der Produktion Risiken in der Produktion Risikomanagementprozess Leitlinien für die Gestaltung des Risikomanagements Gestaltungsfelder im Methodenbausteine Vorgehensweise zur Implementierung Fallstudien Seite 1 22 44 56 70 97 294 299 9 Literaturverzeichnis 326
Die Methoden des Risikomanagements Methoden Leitlinien Frühe Risikoerkennung Selbstverantwortliches Handeln in der Organisation Prozesseffizienz im Risikomanagement Sicherung der Kapazitätsauslastung Erreichung des anvisierten Qualitätsniveaus Minimierung der Absicherungsaufwendungen Gestaltungsfelder Risikoüberwachung Risikoidentifikation Risikoanalyse und -bewertung Risikohandhabung Frühwarnsystem Auditierung Benchmarking Checklisten Risikoworkshops Methoden Lagerstrukturanalysen Ishikawa-Diagramme/ Fehlerbaumanalyse Simulation Produktionsprozessanalyse Monte Carlo Simulation Material- und Informationsflussgestaltung FMEA Six Sigma Lieferantenmanagement Instandhaltung Komplexitätsmanagement Qualitätsmanagement Personalmanagement Finanzierung Organisation bzw. Berichterstattung... unterstützen die einzelnen Prozessschritte.